Heimatkinder Staffel 3 – Heimatroman. Kathrin Singer

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Heimatkinder Staffel 3 – Heimatroman - Kathrin Singer Heimatkinder Staffel

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wäre es doch vernünftiger und besser, sich zu fügen, sann sie.

      Ein entferntes Knacken ließ Julia zusammenzucken. Sie starrte über die Lichtung und erkannte eine hochgewachsene, breitschultrige Erscheinung. Im ersten Moment dachte sie, der Förster sei gekommen, früher als angedroht. Ihr Herz begann einen rasenden Wirbel zu trommeln. Ihr wurde regelrecht schwarz vor Augen. Doch durch den dunklen Nebel erkannte sie, dass es ein Fremder war, der über die Lichtung schlenderte.

      Welch ein Mann!

      Das Lächeln in seinen Augen verriet deutlich, dass er die ganze Welt und das Leben nicht allzu ernst nahm.

      Er war sonnenverbrannt und wettergegerbt und bewegte sich mit der Geschmeidigkeit und lässigen Eleganz eines Tigers in freier Wildbahn.

      Seine männliche Ausstrahlung spürte Julia bereits, als er noch viele Schritte von ihr entfernt einen Moment verharrte.

      Er schwieg und sah ihr in die Augen. Sein Blick aber sagte mehr als tausend Worte. Sein Blick sprach von zärtlicher Bewunderung, draufgängerisch und zugleich respektvoll. Sie waren weit und breit allein, doch Julia spürte keine Furcht. In diesem Fremden sah sie nur den ritterlichen Beschützer, einen Mann, der keine Hinterhältigkeiten kannte, dessen ganzes Wesen so offen war wie sein Blick.

      Es waren wohl nur Sekunden, da sie sich wortlos gegenüberstanden, doch Julia hatte das Gefühl, als vergingen lange, schicksalsschwere Minuten.

      Das Lächeln des Unbekannten vertiefte sich noch. »Hallo, die Waldfee.« In seiner Stimme war die raue Zärtlichkeit halbwilder Schlittenhunde oder ungezähmter Panther. Langsam kam er näher geschlendert.

      »Hallo.« Julia wich nicht zurück. Sie hatte sich umgedreht und lehnte mit dem Rücken an der Birke.

      Einen Schritt vor ihr blieb er abermals stehen. »Mein Bruder ist ein Esel.«

      »Ihr Bruder?«

      »Förster Hartmann. Mein Name ist Björn Hartmann.« Er verneigte sich galant.

      »Sie sind der Onkel von Heidi und Carsten?«

      Er zögerte kaum merklich, bevor er antwortete: »Ja, das bin ich. Die Kinder haben mir von Ihnen erzählt, ziemlich begeistert, wie lieb und nett Tante Julia ist. Aber das Wichtigste können Kinderaugen nicht sehen.«

      »Und das wäre?«

      »Dass Tante Julia ein bezaubernd schönes Mädchen ist!« Björn strahlte sie an.

      »Übernehmen Sie sich nicht.« Julia sträubte die Stacheln. Männern gegenüber, die mit Komplimenten um sich warfen und dazu noch möglichst dick auftrugen, war sie im höchsten Maße misstrauisch. Doch Björn Hartmann meinte es offenbar ehrlich. Er wollte sie nicht mit schönen Worten trunken machen. Er trug sein Herz lediglich auf der Zunge.

      »Wieso meinen Sie, Ihr Bruder sei ein Esel, Herr Hartmann?«, fragte Julia.

      »Wie kann er nur auf die Idee kommen, eine leibhaftige Fee aus seinem schönen Wald vertreiben zu wollen? Das ist mir unbegreiflich. Wenn ich hier der Förster wäre …« Björn ließ die letzten Worte vielsagend in der Luft hängen.

      »Förster Hartmann hat offenbar seine Prinzipien.«

      »Sie sagen es. Ja, er ist ein sturer Prinzipienreiter. Ich sehe ja ein, dass er zuweilen den Kinderschreck spielen muss, um im Wald Ordnung zu halten. Aber man muss doch Ausnahmen machen können, oder?«

      »Beamte denken da anders.«

      »Wie – Sie nehmen meinen Bruder auch noch in Schutz?«, fragte Björn verwundert.

      Julia lächelte zaghaft. »Ich weiß nicht. Vielleicht hat er recht.«

      »Recht hin – Recht her. Ich gebe Ihnen den guten Rat, Frau Julia: Bleiben Sie standhaft. Lassen Sie sich nicht von meinem Bruder vertreiben.«

      »Ihr Bruder ist stärker als ich.«

      »Er wird sich doch nicht an Ihnen vergreifen«, meinte Björn kopfschüttelnd.

      »Er hat etwas Ähnliches angedeutet«, gab Julia zurück. »Ob er es in die Tat umsetzt – wie soll ich das wissen?«

      Björn lachte. »Matthias doch nicht. Keine Bange. Darauf können Sie es ruhig ankommen lassen. Bleiben Sie, halten Sie aus, und sei es nur, um meinem Bruder eine Lektion zu erteilen.«

      »Das verstehe ich nicht ganz.« Sie musterte Björn etwas irritiert.

      »Matthias ist so schrecklich stur. Er nimmt das Leben viel zu schwer. Finden Sie nicht auch, dass Menschen, die einmal fünf gerade sein lassen können, viel sympathischer sind als verknöcherte Paragrafenfuchser und Pedanten?«

      »Ohne Frage.«

      »Na also. Geben Sie meinem Bruder kontra. Bringen Sie ihn dazu, auch einmal über seinen Schatten zu springen. Übrigens, was meinen Sie, wie sich die Kinder freuen werden, wenn Sie noch ein Weilchen in der Nähe blieben.«

      »Heidi und Carsten haben sicherlich hier das Paradies, aber andererseits leben sie sehr zurückgezogen, nicht wahr?«, sagte Julia nachdenklich.

      »Ja – aber wenn ich als Junge eine so liebe und nette Tante kennen gelernt hätte, was meinen Sie, wie froh ich gewesen wäre!«

      Björn Hartmann begleitete diese Worte mit einem Blick, der Julias Pulse schneller schlagen ließ.

      »Ich komme Heidi und Carsten so lieb und nett vor, weil Ihr Bruder offenbar recht streng zu den Kindern ist. Aus Prinzip – das ist genau das Wort, mit dem er sich verteidigte, als ich für die beiden Partei ergriff.«

      »Möglich, dass Matthias ein bisschen streng ist«, gab Björn zu, »aber die Kinder haben es bei ihm nicht schlecht und sicher nichts auszustehen.«

      »Das habe ich auch nicht behauptet. Ich mag Heidi und Carsten ebenfalls … Also gut, ich bleibe. Falls Ihr Bruder mich mit Gewalt vertreiben will, kann ich ja immer noch Sie zu Hilfe rufen. Sie werden mir doch beistehen?«

      Björn kratzte sich mit einem verlegenen Lächeln hinter dem Ohr. »Leider muss ich heute Abend schon wieder weg. Geschäfte, verstehen Sie?«

      »Schade!«, entschlüpfte es Julia.

      »Haben Sie schade gesagt?« In seinen stahlblauen Augen blitzte es auf. »Wie lange haben Sie denn noch Urlaub, Frau Julia? Wie lange wollten Sie bleiben?«

      »Eine Woche noch.«

      »In einer Woche kann ich wieder hier sein, wenn ich mich ein bisschen beeile. Werde ich Sie dann wirklich noch hier finden? Soll ich meinem Bruder die Leviten lesen, damit er Sie nicht behelligt?«

      »Nein, auf gar keinen Fall. Mischen Sie sich bitte nicht ein. Das schaffe ich schon allein. Darauf möchte ich es ankommen lasen.«

      »Recht so. Zeigen Sie Matthias die Zähne!«

      »Irgendwie komme ich mir gemein vor, denn Ihr Bruder ist natürlich im Recht.«

      »Fangen Sie doch nicht wieder von vorn an. Mir scheint, Sie haben Angst?«

      »Angst?

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