Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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Augenblick überlegte sie noch, kämpfte auch noch mit dem Trotz, aber dann war die Neugierde doch größer.

      »Weißt du was, Papi, am besten ist es, wir schauen mal nach«, schlug sie vor und schob ihr Patschchen in die Hand des lachenden Vaters.

      »Halt, halt, so leicht ist es denn doch nicht. Zuerst möchte ich eine Hand zum Willkomm, dann einen Kuß.«

      Das war nun wieder etwas, wozu sie sich trotz allem noch nicht entschließen konnte. Es hatte das Kind zu sehr gekränkt, daß der Vater es so lange allein gelassen.

      Aber das geheimnisvolle Mitbringsel im Koffer – das war es, was immer stärker zog.

      Einen kurzen Kampf noch mit dem vertrotzten Herzchen, ein nicht endenwollender, ­schier herzzerbrechender Seufzer, und der Papi wurde gar herzlich umarmt und geküßt. Dann eilte man nach dem Zimmer, wo der Koffer immer noch gepackt dastand.

      Einige Minuten mußte Ilsetraut noch vor Ungeduld zappeln, aber dann hielt sie ein Puppenkind im Arm ganz genauso, wie sie es sich immer so brennend gewünscht hatte. Sie strahlte vor Freude, und der Papi wurde vor Dankbarkeit fast erdrückt.

      Dann erst setzte sie sich auf den Fußboden und beschaute das neueste Puppenkind recht gründlich von allen Seiten.

      Der Vater stand dabei und lachte.

      »Na, du kleiner Wildfang, drehe deinem neuesten Opfer nur nicht gleich am ersten Tage den Hals um!« rief er lachend, während er das Töchterlein samt der Puppe auf den Arm hob. »Ich trage dich nach deinem Zimmer hinüber; ich habe mit Barbe zu sprechen. Wenn du allein hierbleibst, machst du mir zuviel Dummheiten«, erwog er aus allerlei bösen Erfahrungen heraus.

      Ilsetraut ließ sich auch willig hinwegtragen, sie war viel zu beschäftigt, um etwas dagegen einzuwenden.

      Und während sie in ihrem Zimmer mit der Puppe spielte, erfuhr Barbe, was sich in den letzten Tagen ereignet hatte. Die Alte, die ihren Herrn Baron förmlich vergötterte, lachte und weinte in einem Atemzug vor Freude über diese glänzende Schicksalswende.

      »Aber was wird Herr Hungold dazu sagen?« war ihr erster Gedanke. »Er wird den Herrn Baron doch sicherlich nicht loslassen wollen.«

      »Hör mal, Barbe, nun werde ich zuerst einmal zu Herrn Hungold gehen, um ihn von meiner Erbschaft in Kenntnis zu setzen. Von ihm wird es abhängen, wann wir von hier wegkommen. Wenn er es nämlich wünscht, muß ich die vorgeschriebene Zeit noch in seinen Diensten bleiben. Sollte er mich jedoch gleich freigeben, dann siedeln wir sobald wie möglich nach Waldwinkel über.«

      Er ging also in das Herrenhaus hinüber, wo er seinen Herrn in nicht gerade rosiger Laune fand.

      »Kommen Sie überhaupt mal wieder?« empfing Herr Hungold den Baron in seiner unwirschen Art, die dieser jedoch nie ernst nahm, da er wußte, wie wenig schlimm sie gemeint war.

      »Fünf Tage zum Begräbnis eines alten Onkels, ist das nicht ein bißchen lange, mein lieber Hellersen?«

      »Haben Sie mein Telegramm nicht erhalten, Herr Hungold?« fragte Swen dagegen.

      »Natürlich habe ich das. Aber nun nehmen Sie mal Platz und erzählen Sie!«

      Das war nun wieder der alte, gemütliche Papa Hungold. Der Baron kam seinem Wunsch nach, während sein Chef ihm die Zigarrenkiste zuschob.

      »Bedienen Sie sich bitte, Hellersen! Und dann beichten Sie mal! Was ist mit Ihrem Onkel? Hat er Ihnen wenigstens einen netten Batzen vermacht?«

      »Das will ich meinen«, lächelte Swen. »Seine ganze Herrschaft und noch etwas dazu.«

      »Das wird wohl nicht gerade viel gewesen sein, was?«

      »Wie man’s nimmt.« Dem Baron fing die Sache an, Spaß zu machen. »Wenn eine Herrschaft wie Waldwinkel – und manches andere noch dazu – nicht viel ist, das ist dann eben Ansichtssache.«

      »Was, Waldwinkel?« fragte Herr Hungold, als hörte er nicht recht. »Etwa dieses Waldwinkel, das diesem – diesem Sonderling gehörte?«

      »Eben das, Herr Hungold. Wissen Sie denn nicht, daß ich von seiner Beisetzung komme?«

      »Nein, eigentlich nicht. Ich wußte nur, daß ein Onkel von Ihnen gestorben ist. Daß es gleich so ein Krösus wie der Waldwinkler Hellersen sein würde, daran habe ich wirklich nicht gedacht. Aber waren nicht die Verwandten, die früher auf Hirschhufen saßen, als Erben ausersehen?«

      »Das haben sie irrtümlich angenommen, Herr Hungold. Tatsache jedoch ist, daß mein Onkel mich schon lange als seinen Erben bestimmt hatte.«

      »Also hat der kluge Onkel noch kurz vor Toresschluß eingesehen, daß es doch besser ist, Ihnen statt den Verschwendern seinen Prachtbesitz anzuvertrauen. Werden saure Gesichter geschnitten haben, die andern, wie?

      Na, jedenfalls gratuliere ich Ihnen zu diesem Riesendusel, wenn ich mich von Herzen auch nicht darüber mitfreuen kann. Denn jetzt muß ich Sie ja ziehen lassen.«

      »Das allerdings ja, Herr Hungold. Aber es wird ja nicht schwer ein Ersatz für mich zu finden sein.«

      »Ersatz – höre immer Ersatz«, brummelte der alte Herr vor sich hin. Er sah den Baron an, und in seinen guten Augen stand etwas wie wehe Trauer. »Ersatz für Sie dürfte schwer zu finden sein, mein Lieber. Können Sie mir wenigstens den sogenannten Ersatz für Sie vorschlagen?«

      »Ich dachte an Herrn Brall. Er ist tüchtig und zuverlässig.«

      »Also dann ziehen Sie in Gottes Namen, mein lieber Baron«, sagte der alte Herr dann sehr herzlich. »Und wenn Ihre reiche Erbschaft Ihnen nicht in den Kopf gestiegen ist, so daß Sie uns, die wir ja nun alle arme Schlucker gegen Sie sind, noch für voll ansehen, so werden wir uns freuen, wenn Sie uns besuchen wollten. Wann wollen Sie in Ihre neue Heimat ziehen?«

      »Das hängt ganz von Ihnen ab, Herr Hungold. Wenn Sie mich sofort entlassen…«

      »Entlassen? Wenn ich so was schon höre!« knurrte der alte Herr unwirsch. »Dieser Mensch, der uns alle hier ringsum in die Tasche stecken kann, spricht von ›entlassen‹. Ihnen scheint wirklich noch nicht bewußt zu sein, was für eine Persönlichkeit Sie jetzt sind?«

      »Kann schon sein, Herr Hungold«, gab Swen lachend zurück. »Ich weiß nur, daß ich mit der Erbschaft auch eine Riesenverantwortung übernom­men habe. Mit dem sorglosen Leben, das ich hier geführt habe, wird es nun wohl vorbei sein. Ich habe mich bei Ihnen wirklich wohl gefühlt, Herr Hungold«, schloß er herzlich.

      »Wenigstens ein Trost. Also, dann reisen Sie mit Vergnügen, Baron. Der Brall kann ja jeden Tag an Ihre Stelle geschoben werden. Und einen zweiten Inspektor finde ich mit Handkuß.«

      »Vielen Dank, Herr Hungold – für alles.« Hellersen verneigte sich. »Wenn Sie und Ihre werten Angehörigen mich mal in Waldwinkel besuchen wollten, würde ich mich sehr freuen. Wollen Sie mich bitte den Damen empfehlen!« bat Hellersen und erhob sich. »Und Ihnen, Herr Hungold, möchte ich nochmals danken.«

      »Da ist nichts zu danken«, wehrte er unwirsch ab. »Wir sehen uns ja wohl noch, bevor Sie Lorren verlassen? Packen Sie nur schon heute Ihre Sachen zusammen! Wenn Sie schon von hier fortgehen, dann schnell und schmerzlos.«

      Die Herren

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