Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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      Der Professor reiste, sobald die Gefahr vorüber war, sofort wieder ab, ließ jedoch die tüchtige Schwester zurück, die fürs erste bei der Kranken bleiben sollte. Der Baron kam jeden Tag nach dem Waldhause, um sich nach dem Befinden seines Mündels zu erkundigen. Er blieb nie länger als einige Minuten und war von einer so eisigen Unnahbarkeit, daß er allen Scheu einflößte. Und als sich Frau Elisa mit einer ihr sonst fremden Zaghaftigkeit für seine tatkräftige Hilfe bedankte, da erwiderte er nicht gerade unfreundlich, aber sehr kühl, daß er nur die Pflicht seinem Mündel gegenüber erfüllt hätte.

      *

      »Mama, du mußt es doch begreifen können, daß ich mit zwanzig Jahren nicht länger zur Schule gehen mag!« bat Edna verzweifelt.

      Sie war soeben mit der Nachricht nach Hause gekommen, daß sie die Abgangsprüfung nicht bestanden hätte, was die Mutter noch immer nicht fassen konnte.

      »Nein, das kann ich durchaus nicht begreifen«, zürnte Frau Elisa. »Das Alter spielt hierbei gar keine Rolle. Es kommt nur darauf an, daß du die Prüfung machst.«

      »Wenn ich nur die Notwendigkeit dazu einsehen würde, Mama. Studieren kann und mag ich auch nicht, und um hier müßig herumzusitzen, dazu brauche ich doch wirklich keine Prüfung.

      Außerdem macht mir das Lernen keine Freude mehr. Ich bin wohl überhaupt zu dumm, um das alles zu begreifen.«

      Sie schwieg verlegen, denn soeben betrat der Baron das Zimmer und hatte die letzten Worte gehört. Frau Elisa begrüßte ihn mit höflicher Zurückhaltung und bot ihm einen Sitz an, den er heute ausnahmsweise annahm.

      Seit dem unvergeßlichen Tage, da der Baron den Professor ins Haus gebracht hatte, ­herrsch­te eine Art Waffenstillstand zwischen den Verwandten. Man war wohl keineswegs liebenswürdig, eher frostig zueinander, aber man befehdete sich auch nicht mehr, wie man es vor Elkes Krankheit getan.

      »Ich komme von Elke«, begann der Baron mit seiner dunk­len, befehlsgewohnten Stimme. »Es geht der Kleinen erfreulich gut; jetzt haben wir sie endlich so richtig übern Berg. Ich habe heute übrigens mit dem Professor fernmündlich gesprochen, weil ich mir weitere Vorschriften zu Elkes Behandlung holen wollte. Ich gedachte sie in ein milderes Klima zu schicken; allein der Professor hält gerade unsere Waldluft für Medizin. Die Schwester müßte allerdings wieder in seine Klinik zurückkehren, da er sie dort nötig hat. Und da Elke schon so erfreulich gut vorangekommen ist, wird sie ja die Pflegerin entbehren können.«

      »Mir ist es sehr lieb, wenn die Schwester geht«, bekannte Frau Elisa mit einer Unsicherheit, die bei ihrer sonst so überlegenen Art sonderbar anmutete. »Ich weiß nämlich nicht mehr, wie ich die Mehrunkosten bestreiten soll und dir die verauslagte Summe zurückerstatten soll.«

      »Tante Elisa, du quälst dich mit Dingen herum, die ganz unnötig sind«, sagte der Baron sehr ernst. »Es wäre ja noch schöner, wenn ich für mein Mündel nicht einmal so viel übrig haben sollte, daß so kleine Auslagen beglichen werden könnten.«

      »Es ist aber ein bedrückendes Gefühl, einem Menschen etwas schuldig zu sein«, beharrte sie. »Daher möchte ich dir doch die Auslagen, wenn auch nur allmählich und in kleinen Summen, zurückzahlen. Ich kann mich immer noch nicht daran gewöhnen, Almosen entgegenzunehmen.«

      »Wenn du es so bezeichnen willst, Tante Elisa, dann ist es freilich besser, wenn du mir das Geld zurückzahlst«, entgegnete er frostig. »Ich werde dir die Belege zukommen lassen.«

      »Ich bitte darum«, versetzte sie aufatmend.

      »Übrigens wollte ich mit dir über Edna sprechen«, wechselte sie dann rasch das Gespräch. »Sonst könntest du mir wieder Vorwürfe machen, daß ich über deinen Kopf hinweg Bestimmungen getroffen habe.

      Edna hat ihre Abgangsprüfung nicht bestanden und weigert sich nun, die Anstalt weiter zu besuchen. Ich bin jedoch dafür, daß sie es tut. Wie denkst du darüber?« fragte sie, und man merkte es ihr an, wie große Überwindung sie diese Frage kostete.

      »Da müßte ich erst Näheres wissen, ehe ich mich dazu äußern kann, Tante Elisa. Wie alt ist Edna?«

      »Zwanzig Jahre ist sie vor einigen Tagen geworden.«

      »Will sie studieren?«

      »Wovon denn? Etwa von den zweihundertfünfzig Mark, die mir monatlich zur Verfügung stehen?«

      »Also dann soll sie die Prüfung sozusagen zu ihrem Ver­gnügen machen?«

      »Wenn du es so nennen willst, ja.«

      »Um dann hier herumzusitzen wie Gerswint und Bolko?«

      »Es steht dir wohl nicht gut an, Kritik über meine beiden ältesten Kinder zu üben, die gottlob deiner Vormundschaft nicht unterstehen«, sagte sie abweisend. »Hier geht es allein um Edna. Ich möchte kurz und bündig deine Meinung hören, damit du mir später keinen Strich durch meine Bestimmungen machen kannst.«

      »Also gut, Tante Elisa, höre meine Meinung kurz und bündig: Ich bin dafür, zuerst einmal Edna selber zu fragen, wie sie über ihre Zukunft denkt. Also, bitte, Edna, äußere dich!«

      Das Mädchen, das sehr blaß und niedergedrückt neben dem Vormund saß, sah mit müdem Lächeln zu ihm auf.

      »Meine Meinung ist ja so un­wichtig, Swen; die Mama zwingt mich ja doch mit ihrem Willen.«

      »Na, erlaube mal, mein Kind!« fuhr die Mutter entrüstet auf. »Das klingt ja wie eine bittere Anklage. Als wenn eine Mutter nicht immer das Beste für ihr Kind wollte.«

      »Bitte, Tante Elisa, so kommen wir nicht weiter«, sagte der Baron energisch. »Und du, Edna, unterlasse alle Nebenbemerkungen. Erkläre kurz, wie du dir dein Leben einrichten möchtest.«

      »Alles andere, als hier sitzen und mich halb zu Tode langweilen.«

      »Also mit einem Wort gesagt: arbeiten?«

      »Wenn sich die Arbeit mit meinen Fähigkeiten vereinbaren läßt, ja. Ich mag nicht länger hier herumhocken und stündlich die Trostlosigkeit im Hause mit ansehen müssen!« rief sie mit einer Leidenschaftlichkeit, die bei dem sonst so gelassenen Mädchen überraschte. »Wenn ich zu Hause bin, bedrückt mich das alles hier namenlos.«

      Sie war so erregt, daß sie am ganzen Körper nur so zitterte. Swen fing die bebenden Hände ein und drückte sie warm und beruhigend.

      Da senkte sie den Kopf und weinte heiß auf.

      »Edna, was soll das! Schämst du dich denn nicht, dich so gehen zu lassen?« fuhr die Mutter sie hart an. Der Mädchenkopf ruckte hoch; die Hände versuchten verzweifelt, sich aus denen des Vetters zu befreien.

      »Swen, so laß mich doch!« flehte sie mit einem angstvollen Blick zu der zürnenden Mutter hin. »Es hat ja alles keinen Zweck, ich werde weiter zur Schule gehen.«

      »Und dich mit Dingen herumplagen, die dir zuwider sind? Ausgeschlossen! Jetzt spreche ich zu dir als Vormund, der dazu da ist, die Interessen seines Mündels zu vertreten. Daher sprich zu mir, wie dir’s ums Herz ist.«

      »Nein, nein, so laß mich doch!« flehte sie immer dringlicher und senkte den Kopf, weil die drohenden Blicke der Mutter ihr unerträglich waren.

      »Du siehst, die Mama ist

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