Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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nur, Tante Elisa«, winkte er kurz ab. »Ich muß dich sprechen. Dann befreie ich dich sofort wieder von meinem Anblick.«

      »Du weißt doch, daß ich für dich nicht zu sprechen bin!«

      »Und doch wirst du es heute tun müssen, Tante Elisa«, sagte er nun hart und scharf, so daß sie zusammenzuckte. »Ich komme nämlich heute als Ednas und Elkes Vormund.«

      »So will ich dir sagen, daß meine Kinder keinen Vormund brauchen, da ich mir noch zutraue, sie allein erziehen zu können«, erklärte sie sehr von oben herab.

      »Wozu werden unmündige Kinder denn unter Vormundschaft gestellt, wenn die Mutter allein als Erzieherin genügte?«

      »So, willst du sagen, daß meine Kinder schlecht erzogen sind?«

      »Davon will ich nicht sprechen, obgleich das Benehmen der Töchter nicht gerade wohlerzogen zu nennen ist. Ich will dich vielmehr darauf aufmerksam machen, daß Elke krank ist, daher bei diesem ungesunden Wetter unmöglich die Schule besuchen kann.«

      »Das mußt du nun schon wirklich meiner Beurteilung überlassen, ob Elke die Schule besuchen kann oder nicht.«

      »Ich sehe schon ein, Tante Elisa, daß ich dir ebensowenig mit Vernunftsgründen kommen kann wie deinen Töchtern«, bemerkte er eisig. »Ich will auch nicht lange um die notwendige Sache herumreden, sondern dir kurz und bündig anheimstellen, heute noch einen Arzt herkommen und Elke untersuchen zu lassen. Damit habe ich meiner Pflicht als Vormund genügt, die weitere Verantwortung trägst du.

      Außerdem würde ich dir raten, Edna von der Schule beurlauben zu lassen, wenigstens, so­lange das arge Wetter anhält. Sie sieht blaß und überarbeitet aus.

      Das wäre alles, was ich dir zu sagen hatte. An dir wird es nun liegen, helfend einzugreifen, wenn es überhaupt noch Zeit ist.«

      Damit verbeugte er sich kurz und ging. Die Zurückbleibenden lachten spöttisch hinter ihm drein.

      Was er sich eigentlich dachte. Ob er annähme, daß das Geld bei ihnen auf den Tannenbäumen wüchse!

      Und dann – überhaupt – eines Hustens wegen so viel Aufhebens zu machen. Aber irgendwie mußte er sich mit seiner Vormundwürde doch wichtig tun.

      So steckte Frau Elisa Elke dann ins Bett. Nach einer Woche schien der Husten verschwunden zu sein, und das Kind mußte nach wie vor bei Wind und Wetter die Schule besuchen.

      Bis Elke dann zwei Wochen später mit Schüttelfrost und fliegenden Pulsen nach Hause kam.

      Da packte die Mutter nun doch die Angst. Und was sie trotz Swens Rat unterlassen hatte, das tat sie jetzt: Sie ließ auf schnellstem Wege den Arzt holen, selbstverständlich nicht Sanitätsrat Melch. Der Gerufene stellte mit sehr ernstem Gesicht eine Lungenentzündung fest und erklärte, daß die Krankheit schon lange in dem zarten Kinderkörper gesteckt haben müßte. Ob die Mutter denn nichts bemerkt hätte?

      Da senkte Frau Elisa den Kopf und schwieg.

      Es begannen nun Tage, die allen im Waldhause das Herz erzittern ließen. Krankheit kannte man in der Familie kaum vom Hörensagen und war nun, da man einen so bitter­ernsten Fall vor Augen hatte, um so entsetzter. Jetzt erst fühlte man, wie zärtlich man eigentlich die kleine Elke liebte, da man täglich und stündlich um ihr Leben bangte.

      Gar zu hart packte plötzlich das Schicksal die Menschen an, die es bisher vor wirklichem Leid bewahrt hatte, stieß sie hinein in Angst und Not, ließ sie erkennen, daß es Schlimmeres im Leben gibt als das, worum sie verbittert gemurrt und geklagt, daß ein geliebtes Wesen einem Menschen mehr bedeuten kann als Reichtum und ein glänzendes Leben.

      Frau Elisas Haar wurde in diesen trostlosen Tagen schneeweiß, und die beiden Mädchen und Bolko standen dem Schmerz, der so plötzlich in ihr Leben getreten war, fassungslos gegenüber. Namentlich an dem Tage, an dem der Arzt erklärte, daß er die Todkranke aufgeben müßte. Und man brauchte das arme, bis zum Skelett abgemagerte Körperchen nur anzusehen, dann wußte man, daß der Arzt die Wahrheit sprach.

      Ob denn wirklich keine Rettung mehr möglich sei, fragte die gepeinigte Mutter mit erloschener Stimme. Der Arzt meinte, daß hier vielleicht nur noch eine Kapazität oder ein Wunder der Natur etwas ausrichten könnten; er jedoch sei mit seiner Kunst zu Ende.

      Frau Elisa war der Verzweiflung nahe. Wenn Elke starb, dann hatte sie nicht nur den Schmerz um den Verlust ihres Kindes zu tragen; sie mußte sich auch die Hauptschuld an seinem Tode beimessen. Sie hatte den Husten zu leicht genommen, der schon der Anfang zu dieser vernichtenden Krank­heit gewesen war. Sie hatte sich auch von Swen nicht warnen lassen.

      »Wer ist eigentlich der Vormund des Kindes?« fragte der Arzt plötzlich in ihre trostlosen Gedanken hinein. Und als er hörte, daß das Vormundschaftsgericht den Baron von Hellersen mit diesem Amt betraut hatte, war er sehr erstaunt, daß dieser nicht von der schweren Krankheit seines Mündels in Kenntnis gesetzt worden war.

      »Das muß sofort nachgeholt werden!« entschied er, und in seiner Stimme lag etwas, das keinen Widerspruch duldete. »Der Herr Baron ist doch wirklich reich genug, um den hier in Frage kommenden Professor herkommen zu lassen. Und wenn auch der nicht helfen kann, so hat man das beruhigende Gefühl, alles getan zu haben, was in Menschenkräften steht. Ich werde mich sofort mit dem Baron in Verbindung setzen.«

      Ohne die Einwilligung Frau Elisas abzuwarten, entfernte er sich aus dem Krankenzimmer, um auf schnellstem Wege den Schloßherrn aufzusuchen.

      Und Frau Elisa hielt ihn nicht zurück. Sie war viel zu zermürbt, um sich jetzt noch gegen etwas, was ihrem Kinde Hilfe bringen könnte, aufzulehnen, und selbst wenn diese Hilfe von Swen kommen sollte.

      Schon nach kurzer Zeit kam der Arzt wieder – und vier Augenpaare sahen ihm in banger Frage entgegen.

      »Alles ist in die Wege geleitet«, berichtete er, ordentlich aufgeräumt. »Der Baron will den berühmten Professor mit einem Flugzeug herkommen lassen. Wenn alles klappt, kann er bereits heute hier sein.«

      Dann wartete man, wartete. Und dieses entsetzliche Warten zermürbte fast noch mehr als all die bange Angst vorher. Wenn der Professor nur käme und Elke nicht inzwischen stürbe.

      Endlich war der so sehnsüchtig erwartete Mann da, in dessen Begleitung sich eine Schwester befand. Der Baron hatte die Fremden zum Waldhaus geführt und begrüßte nun dessen Bewohner mit einer frostigen Verbeugung.

      Er hielt sich schweigend im Hintergrund. Nur als auch der Professor behauptete, daß die Krankheit schon lange in des Kindes Körper gesteckt haben müßte, da sah der Baron Frau Elisa an. Es war ein einziger Blick, der jedoch die allzeit beherrschte Frau so sehr aus der Fassung brachte, daß sie in hilfloses Weinen ausbrach.

      Nach der Untersuchung der Todkranken war das Gesicht des Professors undurchdringlich. Er machte den Angehörigen keine Hoffnung, nahm sie ihnen aber auch nicht. Er bemühte sich mit Hilfe des Arztes und der Schwester ganz außerordentlich um die Kranke; es geschah nun alles, was in Menschenkräften stand.

      Zwei Tage folgten – zwei lange, bange Tage, die Mutter und Geschwister des kranken Kindes zwischen bitterster Verzweiflung und zagender Hoffnung hin und her schwanken ließen.

      Dann erklärte der Professor das Kind für gerettet.

      Diese Nachricht nahm man wohl als Befreiung aus tiefster Angst auf, allein so recht von Herzen sich darüber freuen, das vermochte

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