Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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es ihm immer wieder vorhielt. Sie nahm eben ihre Pflichten sehr genau. Er war ein Narr, wenn er hoffte, daß sie auch einmal etwas tun könnte, das einem anderen Gefühl entsprang als dem der Pflicht – oder der Dankbarkeit.

      Wofür war sie ihm denn eigentlich dankbar? Daß er sie mit Rücksicht behandelte, wie es nun wiederum seine Pflicht war? Sie zu umsorgen, wie es ihm ums Herz war, das durfte er ja nicht wagen, ohne von ihr zurückgewiesen zu werden.

      »Du machst ein Gesicht, als ob du mich nächstens fressen wolltest«, neckte Gerswint ihn. »Und nun komm, laß uns nach unten gehen. Ich habe ganz einfach keine Ruhe, hier zu sitzen, während unsere Gäste sich vielleicht langweilen.«

      Sie erhob sich mit einer ihr sonst fremden Hast.

      Er ließ sie gewähren und ging mit ihr nach den unteren Räumen, wo sie jedoch nur das Ehepaar Hungold und die Mama vorfanden. Elke war zu Bett gegangen, aber wo waren Edna und Wieloff?

      Gerswint wollte über deren Abwesenheit gerade ihr Befremden aussprechen, als die Tür förmlich aufgerissen wurde, Edna ins Zimmer stürzte und an der Seite der Mutter niedersank.

      »Mama, liebe, liebe Mama, Roger und ich…«, stammelte sie und zitterte dabei am ganzen Körper. »Sei gut, Mama, sag ja! Oder ich müßte dich wieder kränken; denn von Roger lasse ich nicht. Eher bringe ich mich um.«

      Nach diesen eindringlichen, zu Herzen gehenden Worten war es im Zimmer so still, daß einer des andern Atemzüge hörte. Aller Augen hingen an der Männergestalt, die in der Nähe der Tür hochaufgerichtet stand. Das Gesicht todblaß, um den Kopf die Binde, durch die das Blut gesickert war, doch in den Augen ein glückliches Leuchten.

      Frau Elisa sah den Mann lange an, dann neigte sie das Haupt wie gottergeben.

      »Ich bin ja nun schon langsam daran gewöhnt, von meinen Kindern vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden«, sprach sie endlich, und es klang sehr bitter. »So bleibt mir ja nichts anderes übrig, als ja zu sagen.«

      Daß alles so glatt gehen würde, das hätte Edna nicht erwartet. Und doch konnte sie sich nicht von ganzem Herzen dar­über freuen; etwas in der Haltung der Mutter bedrückte sie.

      »Mama, er ist der beste Mann der Welt«, beteuerte sie eifrig. »Lerne ihn nur näher kennen, und du wirst mir recht geben müssen.

      Laß ihn doch nicht so stehen, Mama. Sage ihm doch ein gutes Wort!« bat sie leise, als die Mutter noch immer stumm und steif dasaß. »Kannst du dir denn gar nicht denken, wie du mich quälst?«

      Da raffte Frau Elisa sich auf und streckte dem Mann, der noch immer regungslos an seinem Platz verharrte, die Hand entgegen.

      »Sie haben eine gute Fürsprecherin, Herr Wieloff«, sagte sie mit leichtem Lächeln. »Sie müssen schon entschuldigen, daß ich ein wenig fassungslos bin.«

      »Das kann ich verstehen, gnädige Frau«, erwiderte Wieloff, indem er sich tief über die feine Frauenhand beugte. »Ich wünschte, ich könnte den heißen Dank, den ich jetzt für Sie im Herzen trage, einmal beweisen.«

      »Dazu werden sie schon noch Gelegenheit haben, Herr Wieloff.«

      Die anderen kamen hinzu, gratulierten voll Herzlichkeit und wollten Näheres über den Unfall wissen. Wieloff erklärte ihn kurz, wobei Edna kleinlaut eingestand, daß sie ja den Arzt hatte benachrichtigen wollen.

      »Also, da spielen sich in unserer nächsten Nähe die aufregendsten Dinge ab, die uns ganz schnöde vorenthalten werden«, beklagte sich Papa Hungold. »Sie sind ein ganz Scheinheiliger, Freund Wieloff. Läßt uns der Mensch seelenruhig in dem Glauben, daß er unlöslich in Fräulein Bottichs Netzen zappelt, und wirft in Wirklichkeit seine eigenen Netze nach der allerliebsten Edna aus. Ich habe Sie mehr als einmal in Gedanken einen armen Verblendeten genannt, was ich Ihnen jetzt von ganzem Herzen abbitte. Da hat also der Baron recht behalten, daß eine Hochzeit immer eine Verlobung nach sich zieht.«

      *

      Das alte Jahr verging; das neue kam und brachte viel Eis und Schnee mit sich. Waldwinkel lag wie in weiße Watte gebettet da und bot einen verträumten Anblick.

      So gingen die Wochen dahin. Und an einem wunderschönen Sonnentage im Juli wurde der kleine Erbherr auf Waldwinkel geboren. Ein prächtiges Kerlchen, auf das hauptsächlich Sanitätsrat Melch sehr stolz war.

      Der Baron, der heute ganz besonders blaß und verhärmt aussah, schaute stumm auf seinen Sohn, von dem der Arzt behauptete, es sei das schönste und gesündeste Kind der Welt.

      »Und ein Hellersen bis ins kleinste. Den hätte unser Freund Leopold sehen müssen; ihm wäre das Herz aufgegangen vor Freude und Wonne – und vor Stolz und Glück.«

      Swen tat die Freude des alten Herrn irgendwie weh, und er schritt langsam nach dem Nebenzimmer, wo die junge Mutter zu Tode erschöpft in ihren Kissen ruhte. Das feine Antlitz war wie Marmor so kalt und weiß, und so regungslos lag sie da, als wäre kein Leben in ihr.

      Jäh verhielt Swen den Schritt. Eine unsinnige Angst sprang ihn an. Vergessen waren die Wochen vorher, alles ging unter in der Angst um die Frau, die er in Gefahr glaubte.

      Mit wenigen Schritten stand er vor dem Bett und faßte behutsam nach der Hand, die so leicht und durchsichtig wie ein Blumenblatt in der seinen lag.

      Da schlug sie die Augen auf und sah ihn an. Unergründlich und rätselhaft war ihr Blick.

      Und dann ihre Stimme – so müde, so zerquält, so unendlich bitter: »Der Erbe ist geboren. Ich glaube, nun habe ich meine Pflicht restlos erfüllt.«

      Er zuckte zusammen wie unter einem Hieb. Und die vielen herzlichen und reumütigen Worte, die er auf den Lippen gehabt, blieben unausgesprochen. Er zog ihre Hand nur leicht an die Lippen, murmelte einen Dank und ging dann rasch hinaus. Fiel in seinem Arbeitszimmer buchstäblich in einen Sessel, wühlte mit beiden Händen im Haar und stöhnte wie ein Tier.

      »Mein Gott, das ertrage ich nicht! Ich ertrage es einfach nicht länger! Ich werde entweder wahnsinnig – oder ich bringe mich um! Etwas anderes ist kaum noch möglich.«

      Wenn nur endlich erst das Herz Ruhe geben wollte! Dieses bohrende, nagende, ätzende Gefühl mußte den Menschen ja mit der Zeit wahnsinnig machen.

      Es war, als höre er wieder einmal die brüchige Stimme des Onkels: »Du bist ein echter Hellersen, und die sind nie von der Liebe verschont geblieben. Sie müssen durch Himmel und Hölle.«

      Sein verzweifelter Blick suchte das Bild des Heimgegangenen.

      »Durch den Himmel bin ich nicht gegangen, Onkel Leopold«, murmelte er mit zuc­ken­den Lippen. »Aber durch die Hölle werde ich geschleift. Jetzt weiß ich, wie du gelitten haben mußt und kann deinen Haß und deine Menschenscheu verstehen.«

      *

      Das alte ehrwürdige Waldwinkler Schloß prangte in festlichem Schmuck; denn der Erbe wurde heute getauft.

      Es hatten sich fast ebenso viele Menschen eingefunden wie zur Hochzeit. Überall ­herrsch­te frohe Erwartung und emsiges Treiben.

      Frau Elisa hatte die Festgestaltung wieder zuverlässig in ihre Hände genommen, und daher klappte alles ganz ausgezeichnet. Sie war sehr stolz auf den erstgeborenen Enkel und erzählte jedem mit Genugtuung, daß er ein echter Hellersen sei.

      Die

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