Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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»Sich so zu erregen.«

      Er wischte ihr behutsam die Tränen vom Gesicht, drückte sie tiefer in den Sessel hinein und schob ihr ein Kissen in den Nacken. Mit tiefer Unruhe beobachtete er, wie sie immer wieder zusammenschauerte. Las nur zu deutlich tiefe Qual aus dem marmorweißen Antlitz.

      Er faßte nach der verkrampften Hand in ihrem Schoß, und als sie sie ihm widerstandlos ließ, griff er auch nach der andern. Er sprach kein Wort, wollte ihr erst Zeit lassen, sich zu beruhigen. Eine unsinnige Angst schnürte ihm Herz und Kehle zusammen. Ihm war zumute wie ein Verbrecher, der sein Urteil erwartet. Was würde er in den nächsten Minuten zu hören bekommen? Denn er wollte jetzt Klarheit schaffen um jeden Preis! Mochte eine restlose Aussprache das Ende seiner Hoffnungen bringen, er hielt dieses zermürbende Hangen und Bangen nicht länger aus.

      Jetzt schlug Gerswint die Augen auf und sah ihn mit einem Blick an, der ihn erschütterte.

      »Swen, ich benehme mich wie ein ungezogenes Kind«, verspottete sie sich selbst und wandte ihren Kopf unter seinem rätselhaften Blick zur Seite; sie versuchte ihre Hände aus den seinen zu ziehen; doch er hielt sie eisern fest.

      »Gerswint, heute entschlüpfst du mir nicht!« sagte er mit schwerem Ernst. »Heute will ich endlich Klarheit zwischen uns schaffen. Denn soeben ist mir mit erschütternder Deutlichkeit klargeworden, daß nicht nur ich an dieser Ehe langsam aber sicher zugrunde gehe, sondern daß es dir auch so geht. Deine straffe Selbstbeherrschung hat mich bisher so täuschen können, daß ich dich für eine gefühlsarme Natur gehalten habe. Daß du das aber nicht bist, das habe ich in dieser Stunde erkennen müssen.

      Gerswint«, bat er warm und eindringlich, »sieh bitte in mir den Menschen, der es von allen auf der Welt am besten mit dir meint. Laß mich einen Blick in dein Herz, in dein Gefühlsleben tun, damit ich doch weiß, woran ich bin. Und sollten mich deine Offenbarungen auch noch so vernichtend treffen, ich werde mich so oder so mit ihnen abfinden.«

      Da ging ein unsäglich bitteres Lächeln über ihr bleiches Gesicht.

      »Gut, Swen«, sagte sie entschlossen und richtete sich aus ihrer haltlosen Stellung auf. »Ich soll dir mein Herz erschließen? Das ist doch so einfach, Swen. Es ist mir trotz aller erbitterten Fehde, in der ich mit meinem Herzen lag, nicht gelungen, es zu besiegen. Ich bin nun kampfesmüde geworden. Lache mich aus, nenne mich einen Schwächling, aber ich – ich…«

      Weiter kam sie nicht; denn Swen riß sie in seine Arme und preßte seine Lippen auf ihren zuckenden Mund. Lachte wie ein übermütiger Junge in ihre entsetzten Augen hinein.

      »Gerswint, liebe kleine Frau, du brauchst nichts mehr zu sagen. Ich will ja nichts weiter, als daß du mich liebhast – nur einen Teil so lieb, wie ich dich liebe.«

      »Ja, aber Ilse?«

      »Werde ich stets ein liebevolles Gedenken bewahren«, fiel er ihr ernst ins Wort. »Aber mein Herz, mein ungestümes heißes Herz, das hat sich schon längst von ihr gelöst. Eigentlich schon in dem Augenblick, da ich dich zum erstenmal in meinen Armen hielt. Und als du dann die Schranke zwischen uns errichtetest, da litt ich, litt bis zum Wahnsinn.«

      »Oh, mein Gott, Swen, da habe ich mich ja schwer versündigt«, bekannte sie voll tiefer Scham und ließ den Kopf an seine Schulter sinken.

      »Das hast du auch, du grausame, kleine Person! Aber wie ich hoffe, wirst du das nun doppelt gutmachen.«

      »Und wie gern, Swen. Ich wußte zuletzt nicht mehr aus noch ein. Wie sehr ist es mir da zustatten gekommen, daß meine Mutter mich seit frühester Kindheit an die Kunst der Selbstbeherrschung gelehrt.«

      »Mir wäre weniger Selbstbeherrschung lieber gewesen«, bekannte er trocken. »Dann hättest du dich nicht so zusammennehmen können, und ich hätte dich früher durchschaut. Nun ist doch aber alles restlos geklärt, Liebste?«

      Sie preßte ihren Kopf an seine Brust, und er zog sie fest an sich.

      »Gerswint, du mein Herzliebstes«, sagte er mit verhaltener Stimme. »Jetzt erst soll unser Leben schön werden; denn es wird von heißer Liebe durchflutet sein. Jetzt haben wir es nicht mehr nötig, unsere Herzen zu befehden, sondern können die Liebe darin walten lassen.

      Und jetzt erst kann ich Onkel Leopold für sein Erbe von ganzem Herzen dankbar sein und voll Verehrung und Liebe seiner gedenken.«

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

      Vor sich hin brummend, stieg der Mann die langen Treppen des großen Mietshauses empor. Du lieber Himmel, wo bekamen die Menschen, die hier im vierten Stock wohnten, bloß die Puste her, um diese unbequemen, ausgetretenen Stiegen tagtäglich erklimmen zu können! Die mußten ja Lungen wie die Rennpferde und Herzen wie die Büffel haben.

      Endlich war das schwere Werk geschafft, und der Mann stand erst einmal still, um zu verschnaufen. Indes ließ er seine Augen, die blauleuchtend unter buschigen, weißen Brauen lagen, über die vier Türen schweifen, die diese Etage aufwies – zwei geradeaus, eine rechts, eine links. Namen waren daran vermerkt, fast ein Dutzend an der Zahl. Größtenteils waren es Visitenkarten, bescheiden mit Reißzwecken an das braune Holz geheftet. Und auf solch einer Karte stand auch der Name, den er suchte.

      »Na, denn man zu!« brummte er verdrießlich, drückte den Finger auf den Klingelknopf und zuckte zusammen bei dem durchdringenden Ton, der die Stille zerriß.

      Unbehaglich starrte er auf die braune Tür, die sich bald darauf öffnete. Vor ihm stand eine hagere, grobknochige Person mit einem verkniffenen Mund. Neugierig musterten ihn die Augen hinter scharfen Brillengläsern.

      »Sie wünschen?« fragte eine unangenehm krächzende Stimme kurzangebunden. Und ebenso erfolgte die Antwort:

      »Fräulein Berledes zu sprechen.«

      »In welcher Angelegenheit?«

      »Das geht Sie nichts an, verehrte Dame!«

      »Mein Herr, ich muß doch sehr bitten…!«

      »Und ich auch«, unterbrach er sie schroff. »Ich bin es nämlich nicht gewohnt, meine Angelegenheiten auf neugierige Nasen zu binden. Ist Fräulein Berledes nun anwesend oder nicht?«

      Dieser Ton schüchterte die impertinente Laura Pfefferkorn denn doch ein. Es klang beinahe höflich, als sie jetzt sagte:

      »Das Fräulein ist eben aus dem Krankenhaus gekommen und daher sehr elend. Ich weiß nicht, ob ich Sie vorlassen darf, mein Herr.«

      »Bei mir als Vormund der jungen Dame können Sie es ruhig tun.«

      Nun war Laura Pfefferkorn doch überrascht. In ihren Augen brannte die Neugierde, die sie jedoch wohlweislich unterdrückte, weil sie nun ihrerseits der Ansicht war, daß mit diesem Herrenmenschen nicht gut Kirschen essen wäre. Sie bat ihn, näherzutreten und öffnete dann eine Tür, steckte den Kopf durch den Spalt und krächzte:

      »Fräulein, ein Herr möchte Sie sprechen. Er gibt an, Ihr Vormund zu sein. Kann das stimmen?«

      »Und wie das stimmt!« schob der Männ sie energisch zur Seite und betrat einen dürftig möblierten Raum, in dem ein junges Mädchen angekleidet auf dem Bett lag, nun hastig aufsprang und vor dem Eindringling stand. Doch ehe sie etwas sagen konnte, sprach er bereits, während er der vor Neugierde fast platzenden Laura Pfefferkorn die Tür vor der spitzen Nase zuschlug:

      »Ich

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