Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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hatten, anzuziehen. Dabei mußte sie noch die unzähligen Fragen beantworten, die Ilsetraut, die schon im Festkleide neben ihr stand, mit bewundernswerter Ausdauer stellte. Sie galten natürlich alle dem Brüderchen, das ihr Entzücken von Tag zu Tag immer mehr erregte.

      Die Tauffeierlichkeit in der Kapelle war ergreifend schön. Man konnte keinen Blick wenden von der wunderschönen Mutter, die ihr Kind so stolz und frei hielt, während sie einen Arm um das Töchterlein geschlungen hatte, das sich zärtlich an sie schmiegte.

      Bolko und Roger waren Pate und entledigten sich ihres Amtes mit viel Würde und Stolz. Wieloff hatte sich in der Ehe so verändert, daß er kaum wiederzuerkennen war. Der düstere Ernst war von ihm gewichen, und es gab Stunden, da er sogar lustig sein konnte. Bolko war vollends wie ein ausgelassener Junge.

      »Du siehst aus, als wenn du jeden Tag das große Los gewännest«, neckte ihn der Baron später, als man sich nach dem Festessen in den prächtigen Räumen tummelte, mit leichtem Spott. Der Schwager lachte ihn vergnügt an.

      »Tue ich auch. Mit einer Frau wie Ellen ist das gewiß kein Kunststück. Übrigens, du, unterm Weihnachtsbaum wird in Hirschhufen Taufe gefeiert. Bei uns findet alles unterm Weihnachtsbaum statt.«

      »Großartig, du mußt immer etwas Besonderes haben! Und wie ist es mit Roger?« fragte er ihn, der lächelnd dabei stand.

      »Der wird sich selbstverständlich nicht lumpen lassen«, antwortete Bolko für ihn. »Der feiert Taufe am Frühlingsanfang. Stimmt’s, Schwagerherz?«

      »Auffallend, Bolko.«

      Swen lachte und ging weiter seinen Gastgeberpflichten nach, die heute gewiß nicht leicht waren, zumal ihm miserabel zumute war.

      Sein finsterer Blick ging zu Gerswint hin, die in einer Gruppe ältlicher Damen stand und lebhaft mit ihnen plauderte.

      Wie unwiderstehlich sie dieses frische, unbekümmerte Lachen machte! Überhaupt hatte die Mutterschaft sie noch frischer und köstlicher gemacht.

      Auch weicher schien sie geworden zu sein, milder und zugänglicher. Allerdings nicht zu ihm. Er wurde strenger denn je mit Blick und Wort in Schach gehalten, damit er ja nicht die ihm gesetzte Schranke überschritte. Sie war keineswegs unfreundlich zu ihm, manchmal sogar liebenswürdig. Aber darauf brauchte er sich beileibe nichts einzubilden.

      Pflicht, Pflicht und nochmals Pflicht!

      Sein Gesicht verfinsterte sich immer mehr, und es waren gar rebellische Gedanken, die sich hinter seiner Stirn jagten.

      Jetzt machte er endgültig Ernst; er wollte wissen, woran er war. Entweder ließ sich seine verpfuschte Ehe in die gewünschte Bahn bringen, oder er ging auf und davon.

      Mit Ungeduld sehnte er das Ende des Festes herbei und war froh, als er sich in seine Zimmer zurückziehen konnte. Dort vertauschte er den Frack mit dem Hausrock und begab sich unverzüglich in die Räume seiner Gattin. Ein Ausdruck entschlossener Härte lag ihm um Augen und Mund, wie eingemeißelt, und seine Gestalt war gestrafft, als gelte es einen erbitterten Kampf auszutragen.

      In ihrem Zimmer war Gerswint nicht; er hörte jedoch ihre Stimme aus dem Kinderzimmer. Kurz entschlossen ging er dorthin und blieb in der Tür stehen.

      Also so konnte seine Frau sein, so heiter und vergnügt. Konnte so strahlende Augen haben und so köstlich froh lachen! Und wie betörend sie aussah! Wie sie mit dem kleinen Knaben, den die Pflegerin umbettete, scherzte und koste.

      Er stand regungslos da, und das Herz wurde ihm immer schwerer. Ein tiefer Seufzer klang auf und ließ Gerswint erschrocken herumfahren. Sofort verschwand das strahlende Lächeln von ihrem Gesicht, da sie den Gatten in der Tür stehen sah. Sie drückte rasch einen Kuß auf die kleine Kinderhand und ging Swen entgegen, der jetzt langsam ins Zimmer trat.

      »Suchst du mich, Swen?«

      »Ja.«

      Das klang hart und schroff, und Gerswint sah voll banger Sorge in sein finsteres Gesicht, das sich auch nicht aufhellte, als er zu seinem Jungen trat. Er verweilte, bis das Kind in seinem Bettchen lag, und verließ dann mit einem kurzen Gruß das Gemach. Gerswint sprach noch hastig einige Worte mit der Pflegerin und folgte dann dem Gatten, der in ihrem Wohnzimmer den Schritt verhielt.

      »Möchtest du noch mit mir plaudern?« fragte sie, nicht wissend, was sie von seiner eisigen Haltung zu erwarten hatte.

      »Ja. Das heißt nur, wenn du es nicht als Pflicht auffaßt.«

      Sie errötete bis zur Stirn hinauf und wies ihm stumm einen Sessel zu, während sie ihm gegenüber Platz nahm. Sie war so unbeholfen und verlegen, wie er sie noch nie gesehen hatte, und errötete und erblaßte in raschem Wechsel unter seinem unentwegten Blick.

      »Swen, ich weiß nicht…«, begann sie endlich ratlos. Da lachte er kurz auf: »Nein, du weißt nicht, selbstverständlich nicht. Ich sitze eigentlich hier, um dir endlich für den Jungen zu danken, weiß aber nicht, wie ich meine Worte wählen soll, ohne von dir mit der Bemerkung, daß du nur deine Pflicht erfüllt hättest, zurückgewiesen zu werden.«

      »Ist es aber nicht so, Swen? Ich gebe mir doch alle Mühe, meine Pflichten zu erfüllen und mich nicht zu beklagen wie – du. Ich bin…«

      »Das Vorbild einer Herrin und Mutter«, warf er hart ein. »Nur das einer Gattin bist du nicht. Und das ist es, worüber ich mich beklagen muß.«

      »Swen, ich bitte dich, wohin soll das führen, wenn du mit deinem Leben unzufrieden bist?« stellte sie ihm eindringlich vor. »Es nützt dir doch alles nichts, und wenn du noch so sehr an deinen Ehefesseln zerrst. Du kannst ja doch nicht loskommen.«

      »So. Und das sagst du mir so ganz ruhig ins Gesicht? Und wenn ich doch loskomme, was dann?«

      »Dann kann ich dich natürlich nicht halten«, entgegnete sie müde. »Es muß jeder sein Tun selbst verantworten. Glaube nur nicht, daß mir das Leben so leicht fällt. Ich sage mir aber, daß alles Murren und Aufbegehren mir doch nichts nützen würde und sehe daher zu, mir mein Los so erträglich wie möglich zu gestalten.«

      »Ach, sieh mal einer an! Ich hätte nicht geglaubt, daß du eine so große Lebenskünstlerin bist«, spottete er. »Natürlich, wer so wenig temperamentvoll ist wie du, der kann alles von der hohen Warte der Ruhe und Gelassenheit aus betrachten.«

      »Swen, du mußt nicht über Menschen urteilen, die du so wenig kennst wie mich«, sagte sie wohl immer noch ruhig, aber an den ruckartigen Bewegungen, mit denen sie die Hände in dem Schoß verkrampfte, sah er, daß sie lange nicht so ruhig war, wie sie scheinen wollte.

      »Du kannst ja gar nicht wissen, ob es nicht auch für mich Stunden gibt, in denen ich trotz aller Vernunft, die ich mir immer wieder predige, an den Ehefesseln so sehr zerre, daß sie nicht nur ins Fleisch, sondern auch ins Herz schneiden. Glaube doch nicht, daß es leicht für mich zu ertragen ist, an einen Mann gefesselt zu sein, der noch immer mit jeder Faser seines Herzens an seiner ersten Frau hängt. Der an ihrem Bild Trost und Halt sucht, wenn die Fesseln seiner Pflichtehe ihn gar zu sehr drücken. Ich – ich habe doch schließlich auch ein Herz und das Recht auf Glück und auf…«

      Ihre Stimme brach. Mit einer unendlich verzweiflungsvollen Gebärde drückte sie ihr Gesicht in die Polster des Sessels. Ein so hemmungsloses Schluch­zen erschütterte ihren Körper, daß Swen zu Tode erschrocken aufsprang und die weinende Frau umfaßte. Er merkte, wie sie unter seiner Berührung zusammenzuckte, umschloß sie jedoch nur noch

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