DSA 128: Der Pfad des Wolfes. Alex Spohr

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DSA 128: Der Pfad des Wolfes - Alex Spohr Das Schwarze Auge

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und nach legte sie Fellumhang und Rock ab, ließ ihr Schwert zurück und stieg ins Wasser.

      Es war nicht nur ihr Aussehen, das Druan so faszinierte. Sie hatte etwas in sich, etwas Kämpferisches, etwas Leidenschaftliches, und das schlug Druan in ihren Bann. Da sie ihn wohl noch nicht bemerkt hatte, sprach er sie vom Ufer aus an. »Ist das Wasser kalt?«

      Savia zuckte zusammen, nicht weil sie sich vor Druans Blicken schämte, sondern weil sie ihn bisher tatsächlich noch nicht bemerkt hatte.

      »Der Sohn von Anargh, dem alten Schafhirten. Was schleichst du dich so an mich ran?«, rief sie ihm trotzig entgegen, während sie an einer tieferen Stelle im Fluss Wasser trat.

      »Ich will baden, so wie du auch.«

      »Worauf wartest du dann?«, rief sie ihm spöttisch zu und grinste.

      Druan begann, sich ebenfalls seiner Kleidung zu entledigen und betrachtete dabei sein Thar’an Mór, das Hautbild um seinen Bauchnabel herum. Die Schlange auf dem Sonnenrund war das erste Bild, das einem Gjalskerländer nach seiner Geburt zustand. Nach seiner erfolgreichen Krallessa war er nun bereit für ein weiteres Thar’an Mór: die Wurzeln des Lebensbaumes, die sich ausgehend vom Sonnenrund zu seinem Becken und zu seiner Brust ziehen würden.

      Savia, die nun näher kam und nur noch bis zur Hüfte im Wasser stand, hatte ihre Krallessa bereits letztes Jahr hinter sich gebracht. Ihren Körper zierten bereits die Wurzeln des Lebensbaumes – ein wunderschönes Hautbild.

      Auch an ihrem rechten Arm war ein Bild zu sehen, die Darstellung eines gewaltigen Wolfes. An dieser Stelle stand das Thar’an Mór für persönliche Heldentaten. Savia hatte eine gefährliche Bestie, einen weißen Wolf, getötet, der zahlreiche Schafe gerissen und auch die Hirten bedroht hatte. Druan hatte das Tier damals leidgetan, aber es hatte keine andere Wahl gegeben, der Wolf hatte sich nicht vertreiben lassen und schien tollwütig gewesen zu sein.

      Ihren linken Arm zierte jedoch noch kein Bild, denn der war für persönliche und familiäre Ereignisse reserviert, zum Beispiel die Geburt der eigenen Kinder oder auch einen Herzensbund.

      Er kannte Savia von Kindesbeinen an, auch wenn er die letzten Jahre mehr in der Wildnis als im Haerad verbracht hatte. Er glaubte, dass Savia die gleichen Gefühle hegte, doch anscheinend waren sie noch nicht bereit füreinander. Was hatte er ihr auch zu bieten? Er war ein Durro-Dûn, kein einfacher Jäger oder Krieger. Sein Leben würde anders verlaufen als das der anderen Mortakher. Er glaubte nicht, dass sie mit ihm glücklich werden konnte. Und doch hoffte er. Er mochte ihre Art und wie sie sich bewegte. Sie war zierlich im Vergleich zu den Kriegerinnen, doch das gefiel Druan. Frauen, die nur aus Muskeln bestanden, reizten ihn wenig. Savia war athletisch und schnell wie der Wind. Sie hatte ein hübsches Gesicht, vielleicht eine etwas zu breite Nase, aber auch das gefiel den meisten Männern.

      »Wird das heute noch was?«, rief sie ihm ungeduldig zu und schwamm wieder zu den tieferen Stellen des Flusses. Druan stieg ins Wasser und watete, bis es tief genug war, um sich hineinzuwerfen und zu schwimmen.

      Sie tollten durchs Wasser und spielten gemeinsam wie in früheren Zeiten. Ursprünglich hatte er gar nicht so lange im Wasser verweilen wollen, doch er konnte sich Savia nicht entziehen. Erst als sie sich wieder ans Ufer begab und sich ankleidete, folgte er ihr nachdenklich.

      »Wirst du am Palenkel teilnehmen?«, fragte sie ihn.

      »Nein. Ich fühle mich dieses Jahr noch nicht bereit dazu. Ich werde mir stattdessen heute noch ein neues Hautbild stechen lassen. Nun ja, zumindest wird Islogh damit anfangen müssen. Was ist mit dir?«

      »Ja, ich werde daran teilnehmen. Es wird schwer werden, aber sofern Natûru-Gon und Wolkenkopf auf meiner Seite sind, werde ich gewinnen.«

      »Ein stolzes Vorhaben. Aber Bartakh wird gewinnen.«

      »So viel zu deiner Unterstützung«, antwortete sie und machte einen Schmollmund.

      »Du bist eine gute Kriegerin und wirst weit kommen, dessen bin ich sicher. Aber Bartakh ist der beste Krieger des ganzen Haerad. Er ist bereits ein Gon. Ich kenne niemanden, der sich mit ihm messen kann. Du hast es selbst erlebt. Du warst es, die mir erzählt hat, wie er die beiden Leibwächter des Orkhäuptlings und den Häuptling selbst getötet hat. Und vorher noch drei weitere Orks. Wolkenkopf ist mit ihm und auch sein Odûn.«

      »Wir werden sehen. Noch hat Bartakh nicht gewonnen.«

      Savia wirkte beleidigt, sie ging ohne ein weiteres Wort davon. Druan biss sich auf die Lippen. Er war schon immer ein Mensch gewesen, der das sagte, was er dachte. Er wünschte Savia den Sieg, doch Bartakh war wahrhaftig von Wolkenkopf gesegnet. Er selbst traute es sich nicht zu, gegen ihn zu bestehen, und er war im Gegensatz zu Savia ein Durro-Dûn. Selbst Gaschnig würde wohl verlieren.

      Es gab nur eine Disziplin, in der Bartakh verlieren würde. Denn auch, wenn er im Nahkampf nicht zu bezwingen war, so war er doch recht kurzsichtig und hatte deswegen große Schwierigkeiten, mit einem Wurfspeer oder einem Pfeil ein Ziel zu treffen. Da könnte ihn tatsächlich jemand besiegen, vielleicht Islogh, der es verstand, mit solchen Waffen umzugehen. Doch Bartakh hatte das Gon’da-Gon-Palenkel in Niellyn gewonnen. Nein, er würde nicht verlieren.

      Druan kehrte wieder ins Haerad zurück, denn er musste zu seinem Yalding gehen und Marzagh von der gelungen Krallessa in Kenntnis setzen. Zudem wollte er Islogh aufsuchen, denn der Durro-Skregna-Dûn, der Diener des Feuermolches, war ein geschickter Zeichner und würde Druans Hautbild stechen. Man musste es Islogh nur manchmal sehr geduldig erklären, was man von ihm wollte, denn er hörte nicht sonderlich gut.

      Mittlerweile war auch der Rest des Haerad wach und ging dem Tagwerk nach. Eine Gruppe von Jägern machte sich gerade auf den Weg, als Druan ankam. Während einige Männer und Frauen vor ihren Hütten saßen und Körbe herstellten, stand der Schmied an seiner Esse und arbeitete an einer neuen Klinge. Gerade als er sie zum Abkühlen in einen Bottich Wasser tauchte und das Zischen des erkaltenden Stahls zu hören war, huschten einige freche Kinder durch die Schmiede und spielten Fangen.

      Druan konnte sich kaum daran erinnern, wie es ganz früher gewesen war. Er wusste noch, dass auch er gespielt hatte, mit Savia, Caltha und anderen Kindern, doch sein Leben hatte erst wirklich begonnen, als der alte Daragh erkannte, dass in ihm ein Durro-Dûn schlummerte. Da war er fortgeschickt worden, hatte nicht mehr innerhalb des Palisadenwalls gelebt, sondern in einer kleinen Hütte im Wald, die Daragh ab und an nutzte, wenn er längere Zeit in der Wildnis unterwegs war, um Kräuter und Wurzeln zu sammeln, oder er mit den Geistern und den Göttern allein sein wollte.

      Irgendwie vermisste Druan seine Kindheit. Ihm war erst jetzt bewusst geworden, dass er nun als Mann galt. Seinen Vater und seine Mutter hatte er oft in der Berghütte besucht. Sie hatten ein einfaches und bescheidenes Leben geführt, waren beide keine Krieger gewesen. Doch starb sein Vater vor ein paar Jahren, als er einem Schaf hinterhergeeilt und abgestürzt war. Der Rest der kleinen Familie, seine Cousinen und sein Onkel, lebten hinter dem Palisadenwall, doch hatte er kaum eine Beziehung zu ihnen.

      Er hatte die Zeit der Blüte mit der erfolgreichen Krallessa hinter sich gelassen und war nun in der Zeit der Reife. Das bedeutete, dass er ein echter Krieger war, ein Mann, ein Erwachsener. Dennoch wusste er nicht, was ihm die Zukunft bringen würde. Sein ganzes Leben lang waren die Initiation und das Treffen mit dem Großen Wolf das wichtigste Ereignis in seinem Leben gewesen, darauf hatte er sich mit Daraghs Hilfe vorbereitet. Nun hatte er die Nacht der Krallessa hinter sich.

      Ich kann nicht auf Dauer hierbleiben. Und dennoch weiß ich nicht, wohin. Warum hast du, o Großer Madadh, mir nicht gesagt, was zu tun ist? Wohin soll ich gehen? Du hast kaum mit mir gesprochen.

      Trotz

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