Die großen Western Staffel 5. Diverse Autoren

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Die großen Western Staffel 5 - Diverse Autoren Die großen Western

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      Offenbar hatte er geglaubt, wenigstens in der Behendigkeit dem Schwarzen überlegen zu sein. Das allerdings erwies sich als Irrtum. Mit einem langen Schritt war Jethro bei ihm und packte sein Handgelenk, noch ehe er die Waffe hochschwingen konnte. Al Canary brüllte auf, als ihm von einer unwiderstehlichen Kraft der Arm verdreht wurde. Sein Revolver klatschte auf den staubigen Boden. Er wollte sich mit der freien Linken zur Wehr setzen, doch Jethro hatte ihn schon herumgewirbelt, ergriff ihn hinten am Gurt und hob ihn einfach in die Höhe.

      Als Canary war keineswegs ein Leichtgewicht und alles andere als ein Schwächling, doch dieser explosiven Gewalt hatte er nichts entgegenzusetzen. Er zapptelte und schrie immer noch, als er plötzlich waagerecht durch die Luft segelte, genau auf die Burschen der Pokerrunde zu, die sich fluchend in Sicherheit brachten.

      Bei den Spielern befand sich auch Al Canarys Bruder Jeff, und es sprach für seinen ausgeprägten Familiensinn, daß er sofort eingreifen wollte, als er seinen rothaarigen Burder in Bedrängnis sah. Hinderlich war dabei nur der Umstand, daß ihm Al gerade kreischend und mit ausgebreiteten Armen entgegengeflogen kam und krachend die Kiste unter sich begrub, die bis dahin den Spieltisch ersetzt hatte.

      Beim hastigen Ausweichen war Jeff Canary mit dem Rücken gegen die Schuppenwand gekracht. Gleich ihm schien sich auch der sommersprossige Kid durch diese Art des Umganges mit einem ausgewachsenen Mann bedroht zu fühlen und schnappte nach seinem Schießeisen. Aber sie beide brachten die Colts nicht mehr aus den Halftern. Mit einer blitzschnellen Wendung hatte Jethro bereits seine abgesägte Schrotflinte vom Bock des Wagens gerissen, schwang sie herum und spannte knackend die beiden Hähne.

      »Versucht es nur!« stieß er rauh hervor. »Versucht’s dann werden wenigstens alle anderen erleben, wie schnell es geht, einen größenwahnsinnigen Burschen in Geierfraß zu verwandeln. Ich habe immer groben Buckshot im Lauf, müßt ihr wissen.«

      Quiekend warf sich der Reverend zur Seite, um möglichst weit aus der Schußrichtung der beiden Schrotläufe zu kommen, und auch der letzte Mitspieler, One-Eyed-Cole, zog den Kopf ein. Kid wurde plötzlich blaß und spreizte rasch beide Hände vom Körper ab, um seinen Sinneswandel und die jähe Friedfertigkeit seiner Absichten deutlich zu machen. Auch Jeff Canary ließ die erst halb gezogene Waffe wieder ins Halfter zurückrutschen und schluckte, während sich sein mißhandelter Bruder ächzend von den Trümmern der zerbrochenen Kiste aufrappelte und krächzte: »Warum, zum Teufel, sagt einem denn niemand, wie gefährlich dieser wildgewordene Neger ist?«

      Zachary, der ebenfalls schon abgestiegen war, hielt eines der Wagenpferde beim Zaumzeug und grinste auf wahrhaft diabolische, entnervende Weise.

      »Bis jetzt hat ja noch keiner danach gefragt.« Er kicherte blechern.

      »Und deshalb geschieht es ihnen recht«, vernahm man aus dem Hintergrund der Remise das grollende Organ Sterlings. Der bärtige Bursche hockte dort auf seinem Sattel, schnitzte in philosophischer Gelassenheit an einem Stück Holz herum und fuhr fort: »Es ist ihre eigene Schuld, wenn sie sich einbilden, sie könnten auf jedem Farbigen herumtrampeln.«

      »Stimmt«, sagte Calem Fisher, der als einziger noch mit seiner Mahlzeit beschäftigt war und stehend seine Bohnen mit Rauchfleisch in sich hineinlöffelte. »Ich jedenfalls habe nach dieser Kostprobe gar nichts dagegen, daß diese beiden Hombres uns bei dem Ausflug begleiten. Sie scheinen beide ziemlich hart zu sein.«

      Grinsend erhob sich Kirk Gallagher von seiner Kiste und wechselte einen Blick mit dem vierschrötigen Duff Yarnell, der an der Schuppenwand lehnte.

      »Ich hätte es euch vorher erklären können«, murmelte er spöttisch, »aber ich fand es so viel interessanter. Ihr nicht?«

      Jethro entspannte die Hähne seiner Doppelflinte und senkte die Mündung.

      »Ich pfeife auf eure freundliche Anerkennung«, sagte er schroff. »Zachary und mir genügt es, wenn wir in Ruhe gelassen werden. Alles andere ist uns egal.«

      Kopfschüttelnd und noch immer etwas benommen kam Al Canary nun näher und bückte sich nach seinem verlorenen Colt. »Schon gut, schon gut, Mann«, brummte er beschwichtigend. »Ich wußte ja nicht, daß sich unter schwarzer Haut eine so empfindsame Seele verbergen kann.«

      »Dann weißt du’s eben jetzt«, entgegnete Zachary mit beißender Ironie. »Und du wirst dir eine Menge Ärger ersparen, wenn du dich in Zukunft danach richtest, Mister.«

      *

      In der Dämmerung kamen die Vorbereitungen für den Aufbruch in Gang. John Gallagher kümmerte sich um die Packpferde mit den Wasserschläuchen und suchte sich einen Überblick zu verschaffen, welche Vorräte an Proviant die einzelnen Männer mit sich führten, um auch in diesem Punkt nichts dem Zufall zu überlassen. Aber diese Mannschaft bestand ausschließlich aus erfahrenen Wölfen, die keine Anleitung brauchten, um sich auf ein solches Unternehmen richtig vorzubereiten. Sie wußten, daß ihnen ein harter Ritt durch die Wüste des Sonora-Plateaus bevorstand und hatten die entsprechenden Vorkehrungen getroffen.

      Duff Yarnell hatte bereits einen lehmgelben Wallach gesattelt, band ihn beim Corral an und holte dann auch die hochbeinige Rappstute. Seit mehreren Minuten schon beschäftigte sich John Gallagher hier hinten, doch erst bei dieser Feststellung fiel ihm auf, daß er während der ganzen Zeit seinen Bruder nicht gesehen hatte. So schroff, daß es sogar den anderen auffiel, wandte er sich um und ging auf das Haus zu.

      Der flache Bau war im spanischen Stil errichtet und hatte hinten einen kleinen Innenhof, einen sogenannten Patio. John Gallagher bemühte sich, seine Schritte zu dämpfen, als er ihn von der Rückseite her betrat. Die Tür zum Wohnraum war geöffnet, so, als ob kurz zuvor schon ein anderer diesen Weg genommen hätte. Einen Augenblick später hörte John Gallagher die sonore Stimme seines Bruders und das leise Lachen seiner Frau. In besinnungslosem Zorn stürmte er vorwärts.

      Fay saß auf der gepolsterten Bank in der Nähe des Fensters und hatte die schwarze Spitzenmantilla umgelegt, die er ihr vor anderthalb Jahren nach einem Geschäftsabschluß aus Tucson mitgebracht hatte. Der Schein der Lampe zeichnete das bizarre Muster der Spitze als Schattenriß auf ihre Wange. Offenbar war sie sich vollauf bewußt, wie sehr dieses zarte Gespinst ihre Schönheit noch hervorhob. Die Art, wie sie sich dabei ein wenig herausfordernd zurücklehnte, enthüllte vollends ihre Koketterie.

      Kirk Gallagher stand dicht vor ihr und stützte sich mit dem ausgestreckten Arm gegen die Wand, so daß er sich scheinbar absichtslos ein wenig über sie beugen mußte. Auch er war offensichtlich von der Unterhaltung vollauf in Anspruch genommen und hatte jenes halb spöttische, halb verwegene Lächeln aufgesetzt, das für ihn so charakteristisch war.

      »Gefahr?« sagte er gerade. »Das ist das Salz des Lebens, Chiquita. Ich wußte schon immer, daß irgendwann ganz von selbst die große Chance kommen würde. Jetzt ist sie da, und wenn wir sie nutzen, dann könnte sich damit eine Menge ändern.«

      »Auch zwischen uns?« murmelte seine Schwägerin mit einem verschleierten Blick. »Wolltest du das sagen?«

      Das Lächeln Kirk Gallaghers verstärkte sich.

      Er erwiderte mit gespannten Lippen: »Wer weiß? Wir haben uns einmal sehr gut verstanden, Fay.«

      Bis zu diesem Augenblick hatte sein Bruder John mit angehaltenem Atem an der Tür verharrt, so daß er von den beiden nicht bemerkt wurde. Jetzt plötzlich zerbrach seine Beherrschung, und der Zorn gewann wieder die Oberhand. Mit ein paar langen Schritten ging er auf Kirk zu, und ehe jener noch richtig herumfahren konnte, schmetterte er ihm die Faust gegen die Kinnwinkel, so daß er weit zurückgeschleudert wurde.

      Die Frau

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