Die großen Western Staffel 5. Diverse Autoren

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Die großen Western Staffel 5 - Diverse Autoren Die großen Western

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      Eine Einzelheit jedoch fesselte John Gallaghers besondere Aufmerksamkeit: Als er einen Moment auf den Gurt des Hidalgos schaute, bemerkte er die gelben Messingpatronen und die Geschoßkuppen, die unten ein Stück aus den Schlaufen hervorragten. Normalerweise wies dieses Geschoßblei eine stumpfgraue Färbung auf und zeigte keinerlei Reflexe. Bei den Kugeln Mendozas jedoch fiel ein Glitzern auf. Jedes einzelne Geschoß war mit einem Messer oder einer Feile tief und kreuzweise eingekerbt. Es gab demnach kaum einen Zweifel, daß auch die Patronen in der Waffe auf dieselbe Weise bearbeitet worden waren. Das aber war die gemeinste Art, eine Kugel zu präparieren. Denn während ein normales Geschoß bei einem Treffer im allgemeinen seine Form bewahrte und einen glatten Schußkanal hinterließ, sofern es nicht gerade einen Knochen traf und sich daran abplattete, hatten gekerbte Bleikugeln die Eigenheit, beim Aufschlag vorn auseinanderzureißen und dadurch schwere Verletzungen hervorzurufen, so daß es für den Verwundeten kaum eine Überlebungschance gab. Nur ein Mann, dessen tödlicher Haß keine Grenzen und keine Hemmungen mehr kannte, konnte auf die Idee kommen, solche Geschosse zu verwenden.

      Durch diese Kugeln wurde Ramon de Mendozas glattes und höfliches Lächeln Lügen gestraft. Sie enthüllten mehr als alles andere den Charakter dieses Mannes.

      Die Mexikanerin, die in der Cantina bediente, zündete bereits die Lampen an und verschwand dann rasch wieder in die Küche. Mendoza lehnte sich gegen die primitive Theke und stellte mit lässigen Handbewegungen seine Begleiter vor. Es handelte sich um Pablo Robles, den stummen Majedero, und einen weiteren Mann namens Calvaro, der barfüßig war und außer seiner Hose und einem zerlumpten Hemd nur einen ausgefransten Strohsombrero trug. Die bronzene Hautfarbe, die ausgeprägten Backenknochen und der breite, grausame Mund ließen Calvaro wie einen Indianer oder Yaqui erscheinen, doch war er vermutlich ein Mestize. Er bewegte sich mit einer lautlosen Geschmeidigkeit und sprach mit einer kehligen, gutturalen Stimme. Man hätte ihn für einen Peon halten können, wenn nicht die beiden Revolver gewesen wären, die er in Schlingenhalftern an den sehnigen Schenkeln befestigt hatte. Für Mendoza schien er eine Art Leibwächter zu verkörpern, denn er hielt sich stets im Hintergrund und fixierte jeden einzelnen der Männer mit seinen jettschwarzen, glänzenden Knopfaugen.

      »Nun«, beendete der Hidalgo gleichsam den offiziellen Teil, »ich denke, wir können zur Sache kommen. Unseren letzten Nachrichten zufolge hält sich seine Excellencia Don Antonio Villegas im Palacio Pinacate auf. Leider hat er sich bei seiner Reise von Hermosillo von einer starken Eskorte begleiten lassen, so daß die Wache des Palacio aus rund zwanzig Mann bestehen wird. Damit haben wir von Anfang an rechnen müssen. Da unsere Vorbereitungen abgeschlossen sind, besteht also kein Grund, länger zu warten. Wir werden noch heute nacht zuschlagen.«

      Kid, der sich erhoben hatte und näher herangetreten war, stieß einen Seufzer aus. »Wir haben nichts dagegen, Mister«, sagte er gedehnt, »aber da wir schon einmal von den Vorbereitungen reden, würde mich interessieren, wann wir unser Geld bekommen. Zweitausend Dollar pro Mann, so war es doch abgemacht, oder?«

      »Gewiß, Amigo«, erwiderte er kühl. »Allerdings werde ich Ihnen Ihr Honorar in mexikanischen Goldpesos auszahlen. Ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus?«

      Sein fragender Tonfall veranlaßte Kid zu einer wegwerfenden Handbewegung.

      »Keineswegs, Mister. Nur ist die Antwort noch nicht vollständig.«

      Die Mundwinkel des Kreolen zogen sich herab, und über seiner Nasenwurzel bildeten sich zwei steile Falten. Darüber hinaus schien seine ganze Haltung anzudeuten, daß er sich durch diese Einwände des sommersprossigen Burschen belästigt fühlte.

      »Sie werden Ihr Geld bekommen, sobald wir dies Unternehmen hinter uns haben, Chico.«

      Das Gesicht Kids verhärtete sich und schien dabei schmaler und fanatischer zu werden.

      »Nennen Sie mich gefälligst nicht ›Kleiner‹, Mendoza!« stieß er scharf hervor. »Ich werde meine Arbeit übernehmen wie jeder andere. Da dürfte Ihnen mein Alter doch gleichgültig sein.« Er ließ Mendoza gar nicht erst zu einer Entgegnung kommen und fuhr im selben Atemzug fort: »Immerhin haben wir es mit einem ziemlich starken Gegner zu tun, nicht wahr? Da ist es nicht ausgeschlossen, daß Sie getroffen werden. Und was ist dann mit unserem Geld?«

      »In diesem Falle«, sagte Mendoza mit erzwungener Beherrschung, »wird Ihnen Jesse Szabo oder Calvaro Ihr Geld auszahlen. Genügt Ihnen das?«

      »Dieser zerlumpte...«, setzte Kid zu einer höhnischen Frage an.

      »Si, Señor«, fiel ihm Calvaro mit einem starren Lächeln ins Wort. »Und an Ihrer Stelle würde ich die Worte des Patrons nicht anzweifeln.«

      Kid schluckte. Da griff Obadja Sterling ein uns sagte: »Du hältst jetzt den Mund, Junge. Da ist nämlich noch etwas anderes, Señor Mendoza. Nicht nur Sie, sondern auch der eine oder andere könnte bei dieser Sache erwischt werden. Und wir haben untereinander eine Abmachung, daß diejenigen, die mit heiler Haut davonkommen, auch die Anteile der anderen kassieren. Was halten Sie davon?«

      »Ich habe nichts dagegen«, antwortete er mit der lässigen Überlegenheit eines Mannes von Welt. »Oder hatten Sie geglaubt, daß ich versuchen würde, den Lohn der Gefallenen zu sparen?«

      »Wir glauben gar nichts, Señor«, gab Obadja Sterling krächzend zurück. »Oder nur das, was wir sehen. Und das ist eine Methode, die sich noch immer bewährt hat. Ich denke, Sie können uns das nicht verübeln.«

      Mendozas dünnes Lächeln schien diese Ansicht zu bestätigen. Er strich sich über sein Lippenbärtchen und wandte sich nun wieder der ganzen Mannschaft zu.

      »Nachdem diese Probleme gelöst sind, können wir vielleicht auf das eigentliche Thema kommen, Señores. Sie sollten sich darüber im klaren sein, daß die Leibwache von Antonio Villegas aus ausgesuchten Männern besteht. Zwar hat er sie in Uniform gesteckt, weil er sie noch immer als eine Art Privatarmee betrachtet, aber in Wirklichkeit handelt es sich um ehemalige Guerilleros aus seinen revolutionären Banden, und jeder von ihnen ist als ausgekochter Pistolero zu betrachten. Halten Sie sich das vor Augen, wenn es hart auf hart geht, und geben Sie kein Pardon. Wenn dieses Unternehmen scheitern sollte und wir seiner Exellencia in die Hände fallen, dann dürften auch wir aller Sorgen um die Zukunft enthoben sein. Sie wissen, was ich meine.«

      Er ließ nach dieser dramatischen Einleitung eine bedeutungsschwere Pause eintreten und gab Jimenez einen Wink. Der Mexikaner ging hinter die Theke und reichte Mendoza ein Stück Holzkohle. Don Ramon trat an die hellgetünchte Adobewand und entwarf mit wenigen Strichen eine grobe Skizze.

      »Der Palacio Pinacate liegt einige Meilen südöstlich der Garnisonsstadt Caborca und gleicht in seiner ganzen Anlage einer großen Hazienda«, erläuterte er dazu. »Wir werden von Süden her durch das Buschland kommen, so daß wir keine Entdeckung zu befürchten haben. Auf dieser Seite befinden sich auch die Wirtschaftsgebäude, die Stallungen und die Quartiere für die Wache und die Bediensteten. Bei Nacht sind ständig zwei Doppelstreifen unterwegs, die sich in entgegengesetzter Richtung bewegen. Calvaro kennt die Streifenwege genau und wird uns an Ort und Stelle nähere Einzelheiten verraten. Außerdem aber befinden sich mindestens zwei Posten im eigentlichen Palacio und einer in der Nähe des Portals.«

      »Demnach ist also der Rest der Wache, ungefähr ein Dutzend Burschen, in den Quartieren?« erkundigte sich Kirk Gallagher.

      Der Kreole nickte.

      »Es wird für uns lebenswichtig sein, diese Bandoleros gar nicht erst zur Entfaltung kommen zu lassen, damit sie uns nicht in den Rücken fallen. Ich denke, daß sechs Männer genügen würden, um die Türen und Fenster des Quartiers unter Feuer zu nehmen und die Burschen festzunageln. Am besten verteilen wir gleich

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