Die großen Western Staffel 5. Diverse Autoren
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Es bedurfte keiner besonderen Aufforderung, damit die hartgesottene Mannschaft gleich nach dem krachenden Donnerschlag wieder zu schießen begann.
Als wenige Augenblicke später die Schüsse verstummten, regte sich in der halbzerstörten Remise nichts mehr. Um so deutlicher hörte man das Gebrüll Obadja Sterlings, der anscheinend mit dem Rest der Crew in das Quartier am Rand des Hotels eingedrungen war und dort den letzten Widerstand niederkämpfte. Ein paarmal krachten noch dumpf die Colts, dann wurde es auch dort still. Nur an der Rückfront des Palacio wurde noch immer gekämpft.
Die letzten Pulverschwaden zogen träge über den Hof, und an dem langgestreckten Quartier der Palastwache tauchten drei Schatten auf. Es waren nur noch Obadja Sterling, One-Eyed-Cole und Ale Canary mit seiner schiefsitzenden Armeekappe. Einen Augenblick später klang dann schon die brüllende Stimme Obadja Sterlings herüber.
»Wir haben’s geschafft! Wir haben diese hinterhältige Bande wahrhaftig erledigt! Und jetzt kommen wir den anderen Greasern in diesem verdammten Palacio auf den Hals!«
Die brennende Zigarre fest zwischen die Zähne geklemmt, rannte John Gallagher unterhalb der Terrasse zur Rückfront des Gebäudes hinüber, wo Ramon de Mendoza und seine Mexikaner offenbar festlagen und gegen das Feuer der Verteidiger nicht mehr von der Stelle kamen. Das Gewehr hatte Gallagher seinem Bruder überlassen, so daß er die Satteltaschen mit den Pulverladungen besser festhalten konnte. Noch während er geduckt zu dem Hidalgo hinüberhetzte, spürte er plötzlich ein Zerren an seinem Ärmel und einen brennenden Schmerz an seinem Oberarm. Eine Kugel hatte ihn gestreift, konnte ihn aber nicht nennenswert verletzt haben, da sein Arm voll beweglich blieb und der Schmerz schon nach Sekunden wieder verebbte.
Er legte das letzte Stück bis zu den beiden Männern kriechend zurück.
Es handelte sich um den Hidalgo und Majadero. Ein starres, kalkiges Lächeln der Verzweiflung spielte um Mendozas Lippen. Er hatte seinen prächtigen Sombrero verloren, und an seiner Wange zeigte sich eine blutige Schramme.
»Verloren!« stieß er abgerissen hervor. »Ich glaube, wir haben dieses Spiel verloren, noch ehe wir richtig beginnen konnten, Señor. Gegen dieses Feuer kommen wir nicht an. Sie haben den Palacio in eine Festung verwandelt. Es war Jesse Szabo, nicht wahr?« setzte er zusammenhanglos hinzu.
John Gallagher nickte grimmig und riß die Zigarre aus dem Mund.
»Und das ist Ihre Schuld, Mendoza«, knurrte er finster. »Sie haben sich aufs hohe Roß gesetzt und jede Möglichkeit des Verrats weit von sich gewiesen. Szabo hingegen scheint sehr wohl überlegt zu haben, daß er mit einem Verrat an Villegas mehr verdienen konnte, als Sie ihm jemals gezahlt hätten. Szabo ist bereits tot.«
Von der Rückseite des Palacio wurde wieder geschossen. Zwei Kugeln schlugen über ihnen gegen die Mauerkrone und ließen große Stücke von Verputz herabklatschen. Zugleich aber krachte es auch von rechts herüber. Es gab dort ein kleineres Gebäude, eine Art Kavaliershaus, das offenbar die Toreinfahrt des Palacio beherrschte und nicht genau zu erkennen war, weil sich an seinen Mauern irgendwelche dunklen Gewächse emporrankten. Dort mußte sich ein weiterer Teil der Palastwache verschanzt haben.
Die Zusammenhänge ließen sich daraus ziemlich klar rekonstruieren. Offenbar war seine Exellencia von Jesse Szabo unterrichtet worden, daß mit einem nächtlichen Überfall zu rechnen war. Doch die Informationen gingen nicht so weit, daß sich daraus auch die Richtung des Angriffs ergeben hätte. Antonio Villegas mußte demnach alle Möglichkeiten in Betracht ziehen und seine Wachen so verteilen, daß sie jeder Lage gewachsen waren. Dabei schien er sehr wohl überlegt zu haben, daß die Wahrscheinlichkeit für einen Angriff vom Aroyo her sprach. Der Schwerpunkt der Verteidigung lag natürlich im Palacio selbst. Daneben jedoch war die Remise jenseits des Hofes in eine Bastion verwandelt worden, und dasselbe galt vermutlich für das Kavaliershaus neben dem Tor. Zwar ergab sich dadurch eine Verzettelung der Kräfte, doch andererseits konnte Don Antonio Villegas sicher sein, daß die Angreifer in ein vernichtendes Kreuzfeuer gerieten, von welcher Seite auch immer sie kamen. Eine der äußeren Bastionen war nun vernichtet. Und die andere würde keine entscheidende Rolle mehr spielen, wenn man den Palacio vom anderen Flügel her zu stürmen versuchte. Nach der Lage des befestigten Torhauses war es sogar fraglich, ob die Männer dort überhaupt die Vorderseite des Palacio bestreichen konnten. In jedem Falle jedoch waren die Verteidiger des großen Prunkbaues nicht zahlreich genug, um sich auf allen Seiten gleichzeitig wirksam zur Wehr zu setzen, wenn sie nicht durch die Außenposten unterstützt wurden.
Innerhalb weniger Augenblicke hatte John Gallagher diese Zusammenhänge erkannt, daraus die einzig mögliche Folgerung gezogen. Im Grunde sprach nichts dagegen, auch jetzt noch nach ihrem ursprünglichen Plan vorzugehen. Auf dieser Seite war ein direkter Angriff zum Scheitern verurteilt, und zudem war die Entfernung vom Rand der Terrasse bis zur Rückfront des Palacio zu groß, um auch hier mit Pulverladungen zu arbeiten. Immerhin, sie hatten den ersten Verteidigungsring aufgebrochen, verfügten nun über Bewegungsfreiheit auf dem Hof und am westlichen Flügel des Palacio. In kurzen Worten unterrichtete Gallagher den Kreolen von seiner Absicht. Mendoza schien wieder Hoffnung zu schöpfen. Die Verluste seiner Gruppe schienen sich in engen Grenzen gehalten zu haben. Im Vergleich zu der hartgesottenen Mannschaft waren die Mexikaner bisher glimpflich davongekommen.
Auf demselben Weg, den er gekommen war, kehrte Gallagher auch wieder zurück. Er fand seine Crew im Schutze der Arkaden und hastete gleich weiter den dunklen Bogengang entlang bis zur nächsten Ecke. Von hier aus konnte man die Vorderfront des Palacio überblicken.
»Ein hübsches Häuschen hat dieser Don Antonio Villegas sich eingerichtet«, fauchte Clayton Gunn ironisch, als er neben Gallagher auftauchte. »Für manche Burschen scheint sich die Revolution doch gelohnt zu haben.«
»Yeah«, zischte Obadja Sterling. »So ein bescheidener Garten war auch immer mein Traum.«
Was er hier als bescheidenen Garten bezeichnete, war in Wirklichkeit eine prächtige Parkfläche, die sich vom Palacio über das leicht abfallende Gelände bis zu einer dunklen Baumreihe erstreckte.
Eine breite Auffahrt, von kunstvollen Balustraden eingefaßt, führte zu dem prächtigen Portal, das seinerseits von wappengeschmückten Säulen flankiert wurde. Selbst die unterste Reihe der Fenster lag so hoch, daß schon aus diesem Grunde ein Eindringen schwierig gewesen wäre. Zudem aber waren sie mit stilvoll gearbeiteten Gittern aus schwerem Schmiedeeisen versehen. Sobald John Gallagher das erkannt hatte, sah er auch ein, daß Ramon de Mendoza recht gehabt hätte, es blieb wirklich nur der Weg durch das schwere Portal
»Diesmal könne Sie’s mir überlasen, Gallagher«, knurrte Clayton Gunn, als er sah, wie John Gallagher eine der Satteltaschen entleerte. »Geben Sie die Dinger nur her!«
Er hatte seinen Hut abgenommen, ausgebeult und verstaute darin insgesamt sieben der prallgefüllten Kartuschbeutel.
»Jetzt noch die Zigarre«, sagte er mit einem wilden Grinsen. »Halten Sie mir nur die Greaser vom Hals, dann haben wir gleich freie Bahn.«
Nach diesen Worten zog er demonstrativ die Oberlippe in die Höhe, so daß ihm John Gallagher die Zigarre zwischen die Zähne schieben konnte. Im nächsten Moment hetzte er dann schon in langen Sprüngen los.
Die halbe Strecke bis zur Auffahrt legte er unangefochten zurück. Dann aber mußte er weiter nach links abbiegen und sich dabei von der Wand des Palacio entfernen. Da peitschten auch schon zwei Schüsse.
»Los!« keuchte Sid Hagney. »Jetzt geben wir’s ihnen!«
Er und Obadja Sterling stürmten bereits vorwärts, und unmittelbar hinter ihnen folgte die hünenhafte