Die großen Western Staffel 5. Diverse Autoren
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noch an der Wand zurück, weil er die Satteltaschen wieder schultern mußte.
Er schaute in die grellen Mündungsfeuer der Männer, die nun zu den Fenstern hinaufschossen und sich bereits über die halbe Vorderfront des Palacios verteilten. Sid Hagney war am eifrigsten bei der Sache und feuerte in vollem Lauf, während er ebenfalls zu der Ausfahrt hinüberhetzte. Doch plötzlich stockte er mitten in der Bewegung, als ob er gegen eine Wand geprallt wäre, und drehte sich halb um. Dann brach Sid Hagney bereits auf den Steinplatten bei der Auffahrt zusammen. Noch im Niedersinken wurde er zum zweitenmal getroffen.
Mit verkrampfter Miene starrte John Gallagher auf Clayton Gunn, der inzwischen beim Portal angelangt war und sich dort beschäftigte. Mit einemmal sprang der untersetzte Bandit dann auf, rannte davon und brüllte etwas Unverständliches, als er sich hinter die Balustrade der Auffahrt warf. Auch die anderen Burschen, die sich schon in der Nähe befanden, suchten hastig Deckung.
Ein paar endlose Sekunden verstrichen, dann ließ ein Donnerschlag den Boden erzittern. Die Detonation war um ein Vielfaches stärker als jene in der Remise. Grellweißer Lichtschein zuckte auf wie ein Blitz, und die Druckwelle ließ die Scheiben an der Vorderfront bersten. Das Portal samt den Säulen verschwand in einer weißen Qualmwolke.
John Gallagher hielt die Satteltaschen fest und stolperte vorwärts. Dann sah er die Wirkung der Explosion. Ein Flügel des Portals hing nur noch schief in den Angeln, der andere war zerschmettert und nach innen hinweg und durch den beißenden Pulverqualm stürmten Clayton Gunn und Obadja Sterling in den Palacio hinein.
Die nächsten Minuten waren wie ein einziger Alptraum. Nur vom Aufblitzen der Mündungsfeuer wurde die prunkvolle Halle des Palacio erhellt. Selbst hier hatte die Druckwelle noch verheerend gewirkt. Mitten im Raum lagen die Trümmer des großen Kronleuchters.
Vom Taumel dieses Angriffs wurde John Gallagher mitgerissen. Am Fuße einer breiten, geschwungenen Treppe glaubte er seinen Bruder und Duff Yarnell zu entdecken. Sein Gesamteindruck setzte sich nur aus einer rasenden Folge einzelner Bilder zusammen, die sich ihm nur für Sekundenbruchteile enthüllten, wenn neue Mündungsflammen den großen Raum mit seinen Türen, Ecken und Winkeln aus der Dunkelheit rissen. Eben noch feuerten zwei Uniformierte oben von der Treppe, dann lagen sie plötzlich verkrümmt auf den Stufen. Neue Männer tauchten in einem breiten Durchgang unterhalb der Treppe auf. Gallagher sah verzerrte Gesichter und glitzernde Epauletten, als sie das Feuer eröffneten. Er selbst schoß nur instinktiv auf die Mexikaner unter der Treppe. Den Uniformen nach mußten sich einige Offiziere oder Personen von Rang darunter befinden. Zweifellos handelte es sich um dieselben Männer, die noch bis vor wenigen Augenblicken die Rückfront des Palacio gegen Mendoza und seine Burschen verteidigt hatten.
In seiner charakteristischen, zusammengeduckten Haltung stand Clayton Gunn hinter einem schlanken Pfeiler und feuerte aus beiden Colts. In gleicher Weise schoß Kirk Gallagher vom Fuße der Treppe her. Obadja Sterling lag hinter den Trümmern des Kronleuchters, und Duff Yarnell kauerte ein Stück entfernt hinter einem Möbelstück. Und sie alle richteten ihr Feuer nun auf die Gruppe der Verteidiger in dem breiten Durchgang unter der Treppe.
Die Entscheidung brachte das Eingreifen Ramon de Mendoza mit seinen Mexikanern. Zweifellos hatten sie nur auf den Donner der Explosion gewartet, um auch ihrerseits zum Sturm auf die Rückseite des Palacio anzusetzen, da nun plötzlich keine Verteidiger mehr zu sehen waren. Auf welche Weise sie es geschafft hatten, in das Gebäude einzudringen, war in diesem Zusammenhang ohne Bedeutung. Jedenfalls krachten plötzlich auch hinter dem Rücken der Uniformierten Revolverschüsse.
Ein Mann schrie gellend auf, und ein anderer suchte vor der so unvermutet hinter ihm auftauchenden Bedrohung in verzweifelten Sätzen eine Tür zu erreichen. Im Aufblitzen der Schüsse erkannte John Gallagher ein bleiches Gesicht, das von einem schwarzen, sorgfältig gestutzten Kinnbart eingerahmt wurde. Der Mann turg eine Art Diplomatenfrack mit hohem Kragen und üppiger Goldstickerei, deren Glitzern ihm jetzt zum Verhängnis wurde. Denn eine andere Gestalt jagte ihm in wahren Panthersätzen nach und hatte ihn schon fast erreicht, als er mit der Schulter gegen die Tür rannte und sich herumwarf.
Der Verfolger war Ramon de Mendoza. John Gallagher hegte keinen Zweifel, daß es sich bei dem anderen Mann um Don Antonio Villegas handelte. Innerhalb von Sekunden fand das blutige Drama dann seinen Abschluß. Villegas war mit zwei funkelnden Pistolen bewaffnet und suchte sich seines Verfolgers zu entledigen. Doch er hatte sich zu spät herumgeworfen. Mendoza feuerte auf weniger als vier Schritte Entfernung. Villegas sackte zusammen und fiel in die Türnische. Er brachte nicht einmal mehr die Kraft auf, selbst abzudrücken. Mendoza schoß weiter, bis endlich der Hahn seiner Waffe nur noch auf taube Kartuschen schlug.
In der nachfolgenden Stille hörte man nur das Stöhnen eines Verwundeten unterhalb der Treppe.
Endlich ließ die nervenzerfetzte Anspannung der Männer nach.
»Licht!« klang die gequetschte Stimme Clayton Gunns durch die Dunkelheit. »Verdammt, will denn nicht endlich jemand Licht machen?«
Wenige Augenblicke später flammte ein Zündholz auf. Es war Obadja Sterling, der es angerissen hatte. Der Schimmer beschränkte sich auf einen kleinen Umkreis, aber er brach sich glitzernd in den Facetten des zertrümmerten Kronleuchters. Der bärtige Revolvermann bückte sich und hatte plötzlich eine Kerze in der Hand, von denen noch eine ganze Menge zwischen den Scherben herumlag.
Argwöhnisch und mit schußbereiten Waffen sahen sich die Hartgesottenen um. Doch es gab keinen Gegner mehr, den man hätte bekämpfen müssen. Clayton Gunn kam hinter seiner Säule hervor, stieß einen seiner Colts ins Futteral und hob ebenfalls eine Kerze auf. Er entzündete sie an der anderen, die Obadja Sterling hielt, und befestigte sie mit ein paar Tropfen Wachs auf dem Ende des marmornen Treppengeländers.
»Also noch einer«, knurrte er rauh, als er mit einem langen Schritt über einen Toten hinwegtrat. Es war One-Eyed-Cole. Er lag auf dem Rücken.
Wie sich wenig später herausstellte, fehlte auch aus Mendozas Gruppe ein Mann, der stumme Majadero. Die ursprünglich über zwanzigköpfige Desperado-Mannschaft war auf weniger als die Hälfte zusammengeschmolzen. Aber sie hatten gesiegt, und nichts trennte sie mehr von dem Gewölbe unter dem Palacio, in dem sich nach Mendozas Informationen der von Villegas zusammengeraubte Schatz befinden mußte.
Noch mehr Kerzen wurden angezündet. Ramon de Mendoza stand vor einem überlebenden Mann der Palastwache und hielt ihm eine der Patronen aus seinem Gürtel vor das Gesicht, ehe er fortfuhr, seinen Revolver nachzuladen. Er redete dabei auf den Uniformierten ein und sprach Spanisch, aber der drohende, zynische Klang seiner Stimme machte allen anderen klar, was er von seinem Opfer verlangte.
Das Gesicht des Mannes war grau vor Furcht und verzerrte sich im Schein der Kerze, die von Calvaro gehalten wurde, als Mendoza seine Waffe auf ihn richtete und den Hahn spannte. Mit zitternder Hand deutete der Leibwächter von Antonio Villegas auf eine Tür im hintersten Winkel unter der Treppe. Mendoza zog ihn an der Schulter herum und stieß ihn mit der Revolvermündung voran. Aber ehe sie die Tür erreichten, wandte er sich noch einmal um und sagte: »Es stecken immer noch ein paar von diesen Kanaillen im Torhaus, und auch oben könnten sich noch welche befinden. Ein paar Mann müsen also hierbleiben, um uns den Rücken zu decken.«
»Ich«, sagte John Gallagher und erschrak über den fremden, mutlosen Klang seiner eigenen Stimme. »Ich bleibe mit Jethro hier.«