Die großen Western Staffel 5. Diverse Autoren

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Die großen Western Staffel 5 - Diverse Autoren Die großen Western

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ließ. Dann starrte er seinen Bruder an.

      Der piratengesichtige Bursche hatte sich wieder gefangen und stand nun in geduckter Haltung mitten im Raum. Seine Hände hingen in der Nähe der Halfter und die Finger spreizten und schlossen sich wie im Krampf. Ein wenig Blut tropfte ihm von der Lippe.

      »Jeden anderen Mann hätte ich dafür umgebracht, John«, sagte Kirk heiser. »Wenn ich es in diesem Fall nicht tue, dann geschieht das nicht aus reiner Bruderliebe, sondern weil wir dich noch brauchen, du verdammter Idiot!«

      John Gallaghers Gesicht war bleich vor Zorn. Langsam und schwerfällig rieb er sich die Knöchel, als er mit belegter Stimme erwiderte: »Ich habe mir über Fays Zuneigung noch nie Illusionen gemacht. Im Grunde wollte sie wahrscheinlich damals nur aus diesem heruntergekommenen Tingeltangel heraus und hätte am liebsten dich genommen. Aber weil sie zugleich ein bißchen Sicherheit suchte, die sie bei dir niemals gefunden hätte, kam sie dann doch zu mir. Ich gebe zu, es ist trotz aller Schinderei nicht besonders viel, was ich ihr habe bieten können. Aber heute ist sie Mrs. John Gallagher, und ich werde dir alle Knochen im Leib brechen, wenn du noch einmal versuchst, euer Verhältnis von früher aufzufrischen. Hast du das verstanden, Mister?«

      Jetzt endlich zog Kirk Gallagher ein Taschentuch hervor und wischte sich die Lippe ab. Seine verkniffenen Blicke streiften erst die Frau, ehe er bissig entgegnete: »Mir brauchst du nicht klarzumachen, daß du dir auf deine Ehrbarkeit und dein Pharisäertum eine Menge einbildest, du Narr. Aber damit wirst du nichts erreichen. Man braucht Fay nur anzusehen, um zu erkennen, daß sie bei dir nichts von dem bekommen hat, was sie sich wirklich wünschte. Eines Tages wirst du die Quittung dafür bekommen.«

      John Gallagher ballte die Hände, und seine Kinnmuskeln verkrampften sich. »Merke dir eins, Kirk«, stieß er rauh hervor, »niemand nimmt mir etwas weg, das mir gehört, weder du noch irgendein anderer.«

      Kirk begann schon wieder zu grinsen.

      »Vielleicht, Bruder«, murmelte er zynisch. »Wir werden es erleben, wenn wir die Sache in Mexiko hinter uns gebracht haben. An deiner Stelle würde ich wahrhaftig nicht ganz so sicher sein.«

      »Hinaus!« John Gallagher zeigte zur Tür, als er schroff und abgerissen diesen Befehl gab. »Und in Zukunft wirst du dieses Haus...«

      Er brach unvermittelt ab, weil auch er die Gestalt bemerkte. Jethro füllte beinahe die ganze Türfüllung aus. Er hatte den Hut abgenommen und vermied es, Kirk Gallagher oder die Frau anzuschauen. Seine versteinerte Miene ließ nicht den geringsten Rückschluß zu, ob er die Auseinandersetzung mitbekommen hatte.

      »Es ist alles fertig zum Aufbruch, Boß«, meldete er ausdruckslos.

      »Gut«, sagte John Gallagher mit einem harten Räuspern, das seine Kehle nicht ganz klären konnte, »wir kommen gleich.«

      *

      Mit verschlossenem, maskenhaft starrem Gesicht stand Fay Gallagher vor der Tür, als die hartgesottene Revolvermannschaft davonritt. Die Dunkelheit war inzwischen hereingebrochen, so daß sich ihre schlanke Gestalt wie ein Schattenriß gegen den Lichtschein aus dem Haus abhob. Sie sagte kein Wort, ihr Erscheinen draußen war die einzige Geste, zu der sie sich in ihrer maßlosen Erbitterung bereit fand. Ein Dutzend Männer und drei Packpferde mit Wasserschläuchen verschwanden in der Nacht. Erst als der Hufschlag verklungen war, wandte sich die Frau um und kehrte ins Haus zurück. Dem zurückbleibenden Ranchhelfer Manuel schenkte sie keinen Blick.

      Die Grenze zwischen den Staaten und der Republik Mexiko verlief nur ungefähr drei Meilen südlich von Yucca Canyon. Es gab keinerlei Bewachung außer den Patrouillen von Rurales, die auf der mexikanischen Seite sehr selten und in unregelmäßigen Zeitabständen den Grenzstreifen abritten. Zudem kannten sich John Gallagher und seine Leute hier aus. Trotz des offenen Geländes bereitete es also keine Schwierigkeiten, nach Mexiko zu gelangen.

      Rund siebzig Meilen waren bis zu den Tina Springs über die Ausläufer der Sierra und das karge, wasserlose Wüstenplateau von Sonora zurückzulegen. Sie brachten sie in zwei nächtlichen Etappen hinter sich und erreichten im Morgengrauen des zweiten Tages die Wasserstelle. Hier tränkten sie die Pferde und legten eine Stunde Rast ein. Dann übernahmen Jethro und Zachary im Schein der aufgehenden Sonne die Führung nach Camp Penasco, das sie bei der Ablieferung der Pferde kennengelernt hatten.

      *

      Jesse Szabo war Amerikaner, ein mittelgroßer, unscheinbarer Mann mit einem rosigen Babygesicht, einem unverkennbaren Bauchansatz und prallen Wurstfingern, die er unbedachterweise auch noch dadurch zur Schau stellte, daß er ständig mit seinem Daumen an den Nasenlöchern herumzupolken pflegte. Man hätte ihn als vollkommen harmlos ansehen können, wenn nicht seine dunklen, dicht beieinanderstehenden und unsteten Augen gewesen wären. Sie stempelten ihn zum typischen Intriganten und Spitzel, auch wenn er sich Mühe gab, ein leutseliges und übertrieben freundliches Wesen an den Tag zu legen. Ein argloses Gemüt mochte darin vielleicht Piffigkeit und eine gewisse Bauernschläue erblicken, tatsächlich aber war Jesse Szabos Charakter von einer kaum zu überbietenden Verschlagenheit. Gerade sie befähigte ihn, die Aufgaben zu erfüllen, die ihm von Don Ramon de Mendoza y Salazar zugewiesen wurden.

      Zusammen mit einem schnurrbärtigen Mexikaner stand er vor der kleinen Cantina von Campo Penasco, als die Reiterkavalkade auf dem holprigen, von Radfurchen gezeichneten Weg aus dem Bergeinschnitt kam. Jesse

      Szabo schützte mit der Hand seine Augen gegen die noch tiefstehende Sonne, nickte dann und sagte mit gequetschter Falsettstimme: »Sie sind es. Gallagher scheint also eine Meute von Halsabschneidern zusammengebracht zu haben, wie ich vorausgesehen habe. Sag den anderen Bescheid, Jimenez!«

      Wortlos wandte der Mexikaner sich um und verschwand in der Cantina, die das größte Gebäude der winzigen Ortschaft darstellte. Die Übersetzung des Namens Campo Penasco bedeutete soviel wie ›Feld der großen Felsen‹, und tatsächlich war dieses einsame, karge Hochtal in den Ausläufern der Sierra Madre an vielen Stellen von gelbbraunen oder grauen, verwitterten Felsformationen durchsetzt. Dazwischen gab es ebene Flächen, die früher einmal bestellt worden waren, inzwischen aber verödeten. Nur in der Nähe der Hütten und entlang einem dünnen Rinnsal gab es noch ein paar bebaute Felder.

      Ganz Campo Penasco bestand aus einem halben Dutzend Adobehütten und ärmlichen Gehöften. Die während mehrere Jahre anhaltende Dürre hatte den Ackerbau zum Erliegen gebracht und die meisten Bewohner veranlaßt, von hier fortzuziehen. Nur eine der Fincas wurde noch bewirtschaftet. Der Besitzer dieses Gehöftes führte zugleich die Cantina, deren Ertrag in Ermangelung von Gästen dürftig genug sein mochte.

      Einige verstreut wachsende Saguaros betonten noch die Verlassenheit dieser Gegend, die in der Nähe der Sonora-Wüste spürbar wurde. Gleichwohl bewegten sich in dem von Lehmwällen und einer Kaktushecke umgebenen Corral hinter dem Haus mehrere Pferde und ein Esel. Durch die verdorrten Maisfelder streunten zwei magere Kühe, und ein Dutzend Hühner scharrten auf dem staubigen Hof nach Futter. Allerdings ließen sich in ganz Campo Penasco keine Menschen mehr blicken, nachdem Jimenez in der Cantina verschwunden war. Nur Jesse

      Szabo harrte im Schatten des Vordaches aus, bis die Mannschaft herangekommen war.

      Die Reiter ließen die Pferde im Schritt gehen und hielten schließlich in einer weit auseinandergezogenen Kette vor der Cantina an. Zusammen mit seinen beiden Leuten, Zachary und Jethro, bildete John Gallagher die Spitze. Dahinter folgten sein Bruder Kirk und Yarnell, denen sich noch der magere Calem Fisher zugesellt hatte.

      »Sie kommen wie bestellt, Gallagher«, begrüßte sie Jesse Szabo, wobei er mit einem schnellen, taxierenden Blick die ganze staubige und stoppelbärtige Mannschaft umfaßte. »Gerade gestern erhielten wir die Nachricht, daß sich seine Exellencia

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