Die großen Western Staffel 5. Diverse Autoren

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Die großen Western Staffel 5 - Diverse Autoren Die großen Western

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neben sich. Er wagt es, blitzschnell nach Moore zu sehen. Joe rührt sich zu seinem Erstaunen. Der untersetzte stämmige Joe Moore sagt irgendetwas. Dann zieht er sich hoch und kniet.

      »Mein Kopf – kann nicht sehen blind – blind …«

      »Joe! Joe, ich bin hier!«, schreit Kendall ihm zu. »Joe, wir sind ihnen entwischt, hörst du? Nicht aufstehen. Bleib unten, Alter.«

      Moore fährt sich jetzt mit dem Rockärmel über das von Blut übergossene Gesicht. Augenblicke später rast der Wagen über den Hang und mitten in das weite, sanft gewellte Tal hinein. Hier tobt der Sturm so hart, dass die Pferde kaum den Wagen ziehen können. Schwer stemmen sie sich in den Sielen und fallen in Schritt.

      Kendall begreift kaum, dass sie aus dem klippenreichen Grund der Schlucht herausgekommen sind. Er hört Moore fluchen und sieht ihn hochkommen.

      »Ich sehe etwas«, keucht Joe Moore. Er hat sein Halstuch um den Kopf gewunden und den Hut fest darüber gepresst. »Jim – wo – wo sind wir?«

      »Im offenen Tal«, erwidert Kendall. Er muss brüllen, um sich verständigen zu können. »Joe, sieh nach Blyton, wenn du kannst. Es muss ihn erwischt haben. Er meldet sich nicht mehr. Was macht dein Kopf?«

      »Schmerzen – verrückte Schmerzen«, lallt Moore. Seine Zähigkeit ist so groß, dass er nach hinten kriechen kann. Dort beugt er sich über Blyton. Als er zurückkehrt, klingt seine Stimme wie geborsten: »Er ist tot, Jim.«

      »Großer Gott«, stößt Kendall durch die Zähne. »Geh wieder nach hinten, sieh dich um. Ich muss versuchen, auf das Humboldt Plateau zu kommen. Wenn ich es schaffe, könnten wir den Burschen entwischen, Joe.«

      Joe Moore ist eisenhart, aber er kann die rasenden Schmerzen kaum ertragen. Sie gehen von seinem Kopf aus und pflanzen sich über den Nacken fort. In seinem Rückgrat enden sie schließlich. Dem alten Joe ist so schlecht wie nie zuvor in seinem Leben. Er sieht ab und zu auf nächste Entfernung das Endbrett verschwimmen. Manchmal scheint sich alles um ihn zu drehen. Keuchend sucht er nach seiner Brandyflasche. Nach einigen Schlucken wird ihm etwas besser. Er hört Jim schreien und kriecht zum Bock zurück. Über ihm knattert und peitscht die Plane gegen die Rundbögen, als wolle sie der Sturm zerfetzen.

      »Was ist, Jim?«

      »Joe, kannst du gut sehen?«

      »Ja, besser jetzt. Wenn nur die verfluchten Schmerzen nicht wären. Mir platzt der Schädel, Jim. Hinter uns ist nichts.«

      »Noch nicht«, antwortet Kendall düster, »es wird aber nicht lange dauern, dann kommen sie uns nach. Auf den Steinen im Tal haben sie unsere Wagenspur nicht sehen können. Sie werden eine Weile suchen müssen, vielleicht zehn Minuten, bis sie wissen, wohin wir gefahren sind. Die Wagenfährte weht auch bei diesem Sturm erst nach drei Stunden vollständig zu. Joe, unsere einzige Chance ist das Plateau, dort ist nichts als nackter Fels. Schaffst du es, ein paar Kisten über Bord zu werfen? Der Wagen muss leichter werden. Die Pferde haben zu schwer zu ziehen. Außerdem scheint der linke Gaul etwas abbekommen zu haben.«

      »Kisten, runterwerfen? Kann ich sicher.«

      »Gut, aber nur die mit den geraden Nummern, Joe, nur die. Keine mit einer ungeraden Nummer, verstanden?«

      »Warum, Jim?«

      »Weil in denen wirklich nur Maschinenteile sind. Also los, fang an.«

      Obwohl er einen Streifschuss am Kopf erwischt und rasende Schmerzen hat, kann Moore immer noch gut genug denken. »Und was ist in den anderen Kisten? Verdammt, die haben uns doch nie nur wegen der Maschinenteile überfallen?«, keucht der Alte heiser. »Damit können die Halunken doch nichts anfangen, Jim, was ist in den Kisten mit den ungeraden Nummern?«

      »Silberdollars, reines Silber im Wert von sechzigtausend Dollar, Alter!«

      »Allmächtiger«, hört Kendall seinen alten Partner und Freund stöhnen. »Darum also. Und du hast mir nichts gesagt.«

      Er versuchte den Kopf zu schütteln, gibt es aber sofort wieder auf. Stöhnend kriecht er nach hinten.

      »Silberdollars, sechzigtausend Dollar«, ächzt der Alte über den Kisten. »Oh, verdammt, dafür kommen die Halunken uns auch in die Hölle nach und bringen uns um.«

      Erst in diesen Minuten wird ihm klar, dass kein Bandit der Welt auf so viel Geld verzichten wird. Wenn die Burschen auch die Silberdollars wegen ihrer Prägung nicht in den Handel bringen können, sie brauchen sie nur einzuschmelzen und das Silber in Barren zu verkaufen.

      Keuchend zieht der alte Joe Moore den toten Blyton zur Seite. Dann wuchtet er die erste Kiste mit einer geraden Nummer über den Kastenrand.

      *

      Vor zehn Minuten hat der Alte die letzte der Kisten über Bord gefeuert. Jetzt stecken sie schon in einer Felsrinne und kommen im nächsten Augenblick auf das Plateau. Hier oben fegt der Wind mit so unheimlicher Gewalt heran, dass die Plane mit einem Knall zerreißt.

      Moore kauert nun hinten. Soviel er sich an dieses Plateau erinnert, müsste es etwa sechs Meilen lang und vier Meilen breit sein.

      »Wohin, Jim?«

      »Siehst du etwas?«, schreit Jim Kendall zurück. »Kommen sie schon, Joe?«

      »No, keine Spur von ihnen. Sicht nach hinten etwa hundert Schritt. Jim, wo willst du hin?«

      »Komm nach vorn, setz dich hin, Joe.«

      Joe Moore krabbelt neben den Sitz.

      Auch Jim Kendall hat sich so weit gebückt, dass der Sturm ihn nicht mit voller Kraft packen kann.

      »Pass auf«, sagt er heiser. »Ich kann nur hoffen, dass die Schurken das Plateau nicht so gut kennen wie wir beide. Hier oben sehen sie uns nicht, und sie werden sich hüten, sich zu trennen. Bei der schlechten Sicht verlieren sie sich gegenseitig zu schnell aus den Augen.«

      Moore nickt schwach. Er kennt Jims Ruhe, diese kalte Überlegenheit, wenn Jim sich erst einmal etwas vorgenommen hat. So leicht gibt Kendall nicht auf.

      »Wir müssen irgendwo hinunter, am besten in Richtung Süden, und dann versuchen, quer durch die Wüste zu fahren. Die einzige Chance ist die Wüstenstation von Brady im Westen. Erreichen wir sie, hält der Sturm noch an, bekommen diese Strolche das Silber nie. Vielleicht kommen sie auf dieselbe Idee, aber sie werden annehmen, dass wir den direkten Weg nehmen.

      Joe, vor uns liegt die Nacht, es sieht nicht mal so schlecht aus. Wir verlassen das Plateau über den südlichen Geröllhang. Dann biegen wir scharf nach Süden ab. Ich fürchte nur, das linke Gespannpferd macht es nicht mehr lange. Halte die Leinen einen Moment, ich muss hinunter und nachsehen, was mit dem Pferd ist.«

      Durch die Wüste, denkt Joe entsetzt, mitten durch die Wüste. Und mit nur einem Pferd.

      Er hält die Leinen. Kendall springt ab, muss sich aber an den Strängen der Sielen halten und kann sich nur Schritt für Schritt neben das linke ermattete Gespannpferd ziehen. Kurz darauf sieht er, dass das Pferd eine tiefe, heftig blutende Wunde an der linken Bauchseite hat. Eine Kugel hat einen daumentiefen und sechs Zoll langen Riss hinterlassen.

      Das Zerren und Brennen an Kendalls linken Rippen wird auch immer heftiger.

      »Joe,

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