Die großen Western Staffel 5. Diverse Autoren

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Die großen Western Staffel 5 - Diverse Autoren Die großen Western

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kriecht dann zu Joe zurück und hält ihm die Brandyflasche an die Lippen. Joe schluckt, würgt und lallt dann: »Feuer – mein Kopf … Lauter Feuer im Kopf. Wasser – gebt mir Wasser!«

      »Wir haben keins«, antwortet Kendall. Auch ihm bereitet das Sprechen bereits Mühe. »Joe, wo willst du hin? Joe, halt.«

      Joe kommt plötzlich, als hätte er wieder Kraft, auf die Beine. Im nächsten Augenblick torkelt er, den Wind im Rücken, davon.

      »Joe, halt, warte.«

      Es gelingt Kendall, aufzustehen. Die leere Brandyflasche bleibt auf den kleinen Steinen liegen. Mit dem Zaumzeug des Pferdes in der Hand keucht Kendall hinter Joe her. Als er ihn erreicht und zu Boden reißt, beginnt Moore wild um sich zu schlagen. Doch hinter seinen Stößen steckt keine Kraft mehr.

      »Geh weg, Bandit – ich bringe euch um. Geht weg, ihr Schurken«, brüllt Joe wie irr los. »Schieß doch, Jim – schieß! Da sind sie … Lauter Feuer … Oaaah, mein Kopf – mein Kopf!«

      Seine Bewegungen werden schwächer.

      Dennoch stößt er nach Kendall und erkennt ihn nicht mehr. Der Sturz über Kopf und Schultern auf die Steine muss seine Wunde wieder aufgerissen haben. Blut sickert unter dem verschobenen Verband hindurch über Moores Stirn.

      »Mein Gott, Joe, ich dachte nicht, dass ich dich jemals binden müsste«, keucht Kendall abgerissen, als er sich über ihn wirft. »Tut mir leid, Alter!«

      Er hat Mühe, dem Tobenden mit den Lederriemen des Zaumzeugs die Hände auf den Rücken zu binden. Dann rollt Kendall sie vom Pferd, das auf der Seite liegt und nur noch mit den Hufen zuckt.

      Nachdem er sich die Decke umgehängt hat, versucht er Moore auf die Beine zu ziehen. Immer wieder brabbelt Moore von Indianern und Gewehren. Es gelingt Kendall, Moore zum Stehen zu bewegen. Kaum jedoch steht Moore, als er wieder davontaumeln will.

      »Joe, du Narr!«, keucht Kendall verzweifelt. »Bleib hier! Wo willst du denn hin, Alter? Hier entlang, komm weiter!«

      Es bleibt ihm nichts übrig, als Moore wie ein Maultier an den Riemen des Zaumzeugs zu führen. Aus halb irren, flackernden Augen stiert Joe ihn an.

      »Was – willst du? Geh fort, Bandit!«

      »Ich bin kein Bandit, Joe! Ich bin es – Jim, hörst du?«

      Die Worte verfehlen, Joe Moore ins Ohr geschrien, ihre Wirkung nicht. Etwas wie Niedergeschlagenheit breitet sich über Moores Gesicht aus. Dann taucht in seinen Augen ein Funke des Erkennens auf. Seine Wunde blutet nun nicht mehr. Kendall hat den Verband heruntergezogen und danach vergeblich nach Joes Hut gesucht. Der Hut ist verschwunden, davongewirbelt vom Sturm.

      »Jim? Jim – was ist – mit meinem Kopf?«

      »Du bist verwundet, Alter. Es ist nichts als ein Kratzer. Wir müssen laufen, Joe.«

      »Laufen? Ist gut – laufen«, stammelt Moore wirr. »Nach Fort Churchill laufen?«

      »Ich weiß nicht, ob wir nach Fort Churchill kommen, Alter. Keine Ahnung, wo wir hier sind, aber es gibt Steine hier – also müssten Hügel oder Berge in der Nähe sein. Ich schätze, wir könnten nicht weit von den Cinnabar Hills sein. Wir müssen Schutz vor dem Sturm suchen, verstehst du?«

      »Ja – Schutz ist gut. Mein armer Kopf, Jim … Gib mir Wasser – bin durstig.«

      Das kommt wimmernd über Joes Lippen und klingt so klagend, dass Jim Kendall sich auf die Lippen beißt. Solange er Moore kennt, hat der niemals über irgendetwas geklagt. Das Gegenteil ist stets der Fall gewesen. Wo andere nicht mehr konnten, ist Joe noch auf den Beinen geblieben.

      »Wir haben bald Wasser, Joe. Komm jetzt!«

      Er zieht ihn mit und stützt ihn, obgleich es ihm selbst so schlecht geht, dass seine Knie zittern. Die heranpeitschenden Sandwolken hüllen sie ein. Die Sicht beträgt kaum zwanzig Schritt. Dennoch spürt Kendall irgendwann, als sie vielleicht eine halbe Stunde davongewankt sind und er Moore ein dutzendmal wieder auf die Beine gezerrt hat, dass sie eine Steigung hochtaumeln. Geröll ist unter ihren Stiefeln.

      Moore rutscht aus. Er schlägt hin und reißt Kendall mit. Beide bleiben auf dem Geröll liegen, bis Kendalls Kraft ausreicht, um Joe wieder hochzuzerren.

      »Weiter, Joe, weiter. Dies ist ein Hügel, Alter. Hinter ihm können wir rasten.«

      »Wasser, Jim.«

      »Ja, du bekommst Wasser, Alter. Gleich haben wir Wasser, aber du musst gehen. Geh zum Wasser.«

      Das Wort Wasser lässt Joe Moore tatsächlich weiterstolpern. Plötzlich neigt sich das Gelände. Ein Steilhang, den Kendall nicht durch die Sandwolken sehen konnte, ist da. Im nächsten Augenblick fallen sie beide hin. Es gelingt Jim noch, Moore an sich zu reißen und ihn festzuhalen. Sie rutschen beide den Steilhang auf dem Rücken hinab. Schattenhaft tauchen die Umrisse von Steinen und einiger Kakteen auf. Mit letzter Kraft, während seine linke Seite der Schmerz durchtobt, schleift Jim Moore auf die Felsen zu. »Joe, hier ist es besser, hörst du? Wir bleiben hier.«

      »Kopf, mein Kopf. Was wollt ihr von mir? Fort mit euch, Gesindel, verfluchtes Gesindel … Fort.«

      Kendall bleibt nichts anderes übrig, als Joe an sich zu binden. Ihn schiebend und zerrend, schafft er Joe hinter Felsen. Dort lässt er ihn liegen, nachdem er ihn losgebunden hat. Auch Kendall ist nun so erschöpft, dass er sich nur noch kriechend zu den Kakteen vorarbeiten kann. Mit dem Messer schneidet er einige Stücke heraus. So kehrt er zu Joe zurück und drückt ihm das Kakteenfleisch an die Lippen.

      Gierig beginnt Moore zu saugen. Dann verlangt er wimmernd nach mehr Wasser. Doch Kendall zittert vor Schwäche am ganzen Körper. Er schafft es nicht mehr, zu den Kakteen zu kriechen. In seiner Seite tobt der Schmerz. Er hat das Gefühl, Fieber zu bekommen. Er beruhigt Moore und bindet sich wieder den Zaumzeugriemen um das Handgelenk. Danach zieht er die Decke über sich und Moore. So bleibt er liegen.

      Irgendwann spürt er, dass Moore eingeschlafen ist. Müdigkeit meldet sich in ihm. Und während der Schmerz nun durch sein Stillliegen zu einem dumpfen Brennen wird, fallen Kendall die Augen zu.

      Das Letzte, was er denkt, ist, dass der Sturm nicht enden will. Dann tragen ihn seine wirren Träume fort.

      *

      Grelles Sonnenlicht prallt über ihn und zwingt ihn, die Augen zu schließen. Als er sie nach einer halben Minute wieder öffnet, sieht er das Tal unter sich. Jenseits des Tales erhebt sich ein steiler Hügel mit zwei schroff abfallenden Flanken. Die Sonne scheint das rostrote Gestein an. Irgendwie wirkt der stahlblaue Himmel über den Hügelkuppen kalt und gnadenlos.

      »Joe, Joe.«

      Es ist vergeblich. Joe Moores Gesicht ist feuerrot. Moore öffnet nur einmal die Lider spaltbreit. Er bringt keinen Ton heraus. Seine Hand, von Kendall angehoben, ist heiß und fällt schlaff auf den Sand zurück.

      »Joe, steh auf, wir müssen weiter, Komm, Joe.«

      Mühsam öffnet Kendall Moores Jacke und Hemd. Moores Herz pocht hart, aber sehr schnell, das hört Kendall wenig später. Bis auf die Verwundung und eine schwere Gehirnerschütterung scheint dem Alten nichts zu fehlen. Er befindet sich jedoch in einem Zustand völliger Apathie, nicht fähig, die Dinge der Umgebung wahrzunehmen.

      So

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