Die Regeln meines Herrn | Erotischer SM-Roman. Starla Bryce

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Die Regeln meines Herrn | Erotischer SM-Roman - Starla Bryce BDSM-Romane

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stand mitten im Flur herum, ein schiefer Turm aus Altpapier. Ria verfrachtete ihn in zwei Touren ins Schlafzimmer. Doch der wichtigste Bereich blieb das Wohnzimmer. Hier würden sie mit Kaltwein sitzen. Jetzt fiel Ria mehr denn je auf, wie wenig die Möbel und Dekoartikel zusammenpassten. Sie selbst hatte diesen charmanten Mischmasch immer gemocht. Individualität statt Katalog-Design. Aber Kaltwein? Er schätzte höchstwahrscheinlich das Elegante und Teure. Ria war nicht wohl bei dem Gedanken, dass Kaltwein gleich in ihrem Wohnzimmer sitzen würde – auf dem Sofa, bei dem die Flecken beinahe schon ein eigenständiges Muster bildeten.

      Ehe Ria jedoch diese Baustelle in Angriff nahm, erinnerte sie sich daran, wo sie eigentlich hatte hingehen wollen: ins Schlafzimmer.

      »Du willst wirklich jetzt noch was anderes anziehen? Mach dir keinen Stress, Mäuschen! Wir gehen doch fast schon wieder schlafen.«

      Ria hatte große Lust, Florin mit einem lauten Uargh! an die Gurgel zu springen. Er konnte doch nicht allen Ernstes wollen, dass sie Kaltwein in ihrem Schlafanzug gegenübertrat? Ihm, der Ria die Nässe zwischen die Schenkel trieb. Sie wollte gut aussehen. Mehr als das! Sie wollte, musste ihm begehrenswert erscheinen.

      Im Schlafzimmer riss Ria die Schranktüren auf. Die Eile drängte sie, schnell eine Wahl zu treffen. Doch fühlte Ria sich nicht imstande, ihre Hände über die Kleidungsstücke gleiten zu lassen. Statuenhaft stand sie vor dem Schrank, unfähig, sich zu rühren. Sie brauchte etwas mit WOW-Effekt. Kleidung, die sie optisch ins beste Licht rückte. Andererseits durfte es auch nicht zu übertrieben sein. Sie musste so cool wie möglich wirken. So, als hätte sie sein Besuch keinesfalls aus dem Konzept gebracht. Damit schied das meerblaue Paillettenkleid von Silvester vor drei Jahren aus.

      »Dir ist es heute echt wichtig, gut auszusehen, was?« Florin lehnte sich in den Türrahmen. Wieso war er gerade heute so anhänglich?

      Ria schaute ihren Verlobten an. »Es ist mir wichtig, dass du der Einzige bist, der mich im Schlafzeug sieht!«

      »Entspann dich! Ist doch nur ein nettes kleines Treffen.«

      »Lass mich einfach eben machen, okay? Du kannst ja schnell mal schauen, ob wir Getränke da haben.«

      Florin trank gewöhnlich Leitungswasser. Es war günstiger und so brauchte Florin keine Angst wegen der Weichmacher in den Plastikflaschen zu haben. Ria war mit schwarzem Tee und Kräutertees zufrieden. Selten stand bei ihnen ein Sechserträger Limo, Cola oder anderes süßes Zeug herum.

      Florin entfernte sich vom Türrahmen.

      Aus ihrer Starre erwacht, schob Ria in einem Anfall von Hektik die Drahtbügel zur Seite – einen nach dem anderen, um sich einen Überblick über ihre Kleidung zu verschaffen. Da gab es die orange-weiße Tunika. Aber der Stoff war für die warmen Temperaturen eindeutig zu dick!

      Ria entschied sich für den hellblauen Jumpsuit mit Spaghettiträgern und rosa Kolibri-Muster.

      Wenn Kaltwein pünktlich war, blieben Ria noch etwa fünfzehn Minuten, um die Wohnung auf Vordermann zu bringen. Ria bereute es jetzt, so ein Putzmuffel zu sein. Was, zum Henker, war hier das Schlimmste? Der Boden, der mit Staubmäusen belagert war? Die Küche mit dem Haufen schmutzigen Geschirrs? Ria beschloss, dass die Spinnweben an der Decke wohl am schnellsten zu entfernen waren, damit es etwas weniger nach Hexenwohnung aussah. Die Spinnen hatten die Decken und Ecken der Räume innerhalb von mindestens zwölf Monaten kunstvoll dekoriert. So sahen sie es bestimmt. Für Kaltwein wären sie ein Zeichen dafür, dass Ria eine faule, schlampige Hausfrau sein musste. Ganz egal, dass sie einen Vollzeitjob hatte – es waren doch immer noch die Frauen, denen man eine unaufgeräumte Wohnung übel nahm. Ria nahm sich die alte Staubbiene, die ihr Vater ihr zu einem ihrer Geburtstage geschenkt hatte – für Ludwig Ettgers Verhältnisse ein sehr persönliches Geschenk. Bad, Schlafzimmer und Küche ließ Ria getrost aus und widmete sich den Bereichen, die Kaltwein auf jeden Fall zu Gesicht bekommen würde.

      »Die Staubbiene ist noch da? Ich dachte, die wäre längst verschollen!« Florin lachte. »Nein, Spaß, mein Mäuschen. Aber ich frage mich immer noch: wozu der Aufwand? Wenn du unbedingt die Wohnung putzen willst, können wir das doch morgen machen. Wir haben nichts weiter vor. Aber abends? Das muss doch nicht sein.«

      Ria konnte sich vorstellen, dass es komisch aussah, wie sie sich geschminkt und im Jumpsuit in die Luft streckte, um mit der Staubbiene die hohen Decken zu erreichen. »Willst du mich jetzt beobachten oder mir helfen?«

      Florin nahm seine Denkerpose ein und blickte nach oben. »Ich glaube, ich nehme die erste Option und beobachte dich. Dieser Anblick ist so rar!«

      »Haha! Du solltest mir wirklich helfen! Oder willst du einen schlechten Eindruck bei deinem Freund machen?«

      Florins Lachen war nicht aus seinem Gesicht zu kriegen. »Darüber mach dir mal keine Sorgen! Aber ich helfe dir gleich. Muss nur noch kurz auf Klo.«

      Ria hätte toben können. Schlimm genug, dass Florin seinen Kumpel in diese unordentliche Wohnung bestellt hatte. Aber jetzt half er ihr noch nicht mal beim Saubermachen! Florins Toilettensitzungen dehnten sich nicht selten bis auf eine halbe Stunde aus. Ria wollte gar nicht wissen, ob er währenddessen Rezepte in seinen Kochzeitschriften studierte oder auf seinem Handy Kochvideos ansah.

      »Verdammte Axt! Weg jetzt!« Die Spinnweben an der Ecke zum Balkon wollten nicht abgehen, egal, wie sehr Ria sich mit dem Fluchen ins Zeug legte. Doch statt sich der Staubbiene zu ergeben und sich einfangen zu lassen, rieselte der Spinnwebenflatschen auf Rias Kopf hinab. Ria strich sich schnell über die Haare.

      Es klingelte.

      Was? Das konnte doch nicht … War er wirklich schon da? War die Zeit so schnell vergangen oder war er früher als erwartet eingetroffen? Stand er unten an der Eingangstür oder war er bereits die Stufen zum ersten Stockwerk hinaufgelaufen? Je nachdem, ob Ben, der pubertierende Skater-Junge von oben wieder mal die Tür nicht geschlossen hatte.

      »Gehst du? Ich habe hier gerade noch was Wichtiges zu erledigen!«, kam aus dem Badezimmer.

      Ria warf die Staubbiene ins Schlafzimmer, wo Kaltwein sie nicht sehen würde. Bevor sie zur Tür ging, versicherte sie sich, dass sie alle Zimmertüren geschlossen hatte.

      Wieso konnte Florin nicht die Tür öffnen und Ria somit einen Funken Peinlichkeit ersparen? Musste seinem Darm ausgerechnet jetzt einfallen, dass er entleert werden wollte?

      Es klingelte erneut. Ria wollte sich ein Loch in den Fußboden bohren und schleunigst von hier verschwinden.

      »Gehst du jetzt?«, rief es aus dem Bad.

      »JA!« Ria schluckte ihr Unbehagen hinunter. So war zumindest der Plan. Sie würde ihn gleich wiedersehen. Cyril Kaltwein. Der sie nachts im Bett wach liegen ließ und ihre Pussy mit immer neuem Schwanzgleitsaft ausstattete. Sie wollte nicht an ihn denken. Aber jetzt würde er jeden Moment ihre Wohnung betreten und sein Duft würde möglicherweise den Geruch nach indischem Essen übertönen und sich in die Möbel reinbrennen, wie er sich bereits in Rias Nase gebrannt hatte.

      Mit langsamen Schritten ging Ria zur Tür. Würde seine Anwesenheit sie heute wieder so willenlos werden lassen? Im Billard-Café hätte Ria sich ihm am liebsten komplett hingegeben. Ein letzter Blick in den Spiegel an der Garderobe versicherte Ria, dass ihr Erscheinungsbild okay war. Sie drehte den Schlüssel im Schloss um. Florin schloss abends immer ab, weil es ihm ein Gefühl von Sicherheit gab.

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