Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 122

Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

Скачать книгу

style="font-size:15px;">      Wolfgang Lehmbacher hockte wie ein Häufchen Elend auf seinem Stuhl und starrte vor sich hin. Wie ein Schwerverbrecher kam er sich vor. Fehlte nur noch, daß man ihm Handschellen anlegte!

      Dieser Krammler – wenn er den in die Finger bekam! Reingelegt hatte der ihn, und jetzt mußte er dem Gericht klarmachen, daß er unschuldig in die Sache hineingeraten war.

      Wenn er wenigstens Katharina anrufen könnte. Aber sie hatten ihm ja alles abgenommen, auch sein Handy.

      Wolfgang wußte nicht, wie lange er schon alleine in dem kleinen Büro saß. Der Beamte, der ihm den Kaffee holen wollte, war noch nicht wieder zurück.

      Plötzlich kam ihm eine Idee…

      Wenn er nun fliehen würde – dann konnte er Krammler stellen und ihn dazu zwingen, seine Unschuld zu bezeugen!

      Noch ehe er diese Idee weiter ausspinnen konnte, hatte er sie auch schon in die Tat umgesetzt. Mit einem Sprung war er an der Tür und lauschte. Auf dem Flur der Baracke waren Stimmen zu vernehmen, die aus den anderen Räumen kamen. Er probierte die Klinke und wurde enttäuscht. Der Beamte hatte von außen abgeschlossen.

      Wolfgang sah sich um. Das Fenster in dem Büro war nicht vergittert. Bestimmt war es besser, dort hinaus zu springen, und zu fliehen, als abzuwarten, was weiter mit ihm geschah. Wenn er erst einmal in einem Gefangenentransporter saß, war die Chance, zu fliehen, gleich Null.

      Mit einer schnellen Handbewegung hatte er den Fenstergriff umgelegt und die beiden Flügel aufgestoßen. Es war niemand zu sehen, als Wolfgang nach draußen schaute. Diese Barackenseite lag halbwegs im Dunkel der anbrechenden Nacht. Der Eingang auf der Vorderseite dagegen, wurde von gleißenden Schweinwerfern in ein helles Licht getaucht.

      Wolfgang Lehmbacher rannte, so schnell er konnte, ohne Senkel in den Schuhen. Einige Meter vor sich, sah er zwei, drei Lastwagen stehen, von denen soeben einer langsam anfuhr. Es war ein Laster mit Plane. Wolfgang gelang es, sich im letzten Augenblick hinaufzuschwingen. Während der Wagen an Fahrt gewann, nestelte der Flüchtende mit fliegenden Fingern die Schnüre los, mit denen die Plane gehalten wurde.

      Als der Wagen die Autobahn erreichte und noch schneller wurde, schlüpfte Wolfgang Lehmbacher mit letzter Kraft hinein und ließ sich auf den Boden des Anhängers fallen.

      Es war ihm ganz egal, wohin der Wagen fuhr, Hauptsache, er brachte ihn so weit wie möglich von hier fort!

      *

      Robert Demant betrachtete zufrieden sein Werk. Das Bild entsprach exakt seinen Vorstellungen, eine Fotografie von Kathie Lehmbacher hätte nicht treffender sein können.

      Ein, zwei Tage wollte er es noch trocknen lassen, bevor es Katharina zu sehen bekommen sollte. Ein paar Monate würde es dauern, bis es dann ganz getrocknet war und fixiert werden konnte.

      Doch bis dahin wollte Robert die Frau seiner Träume längst geheiratet haben… Er war selbst überrascht gewesen, als dieser Gedanke ihm kam. Bisher hatte er nie daran gedacht, in den Hafen der Ehe einzulaufen. Nun war er sogar bereit, seinen Wohnsitz von München nach St. Johann zu verlegen, sollte Kathie nicht bereit sein, von hier fortzuziehen.

      Von all diesen Plänen wußte das Madel noch nichts. Mit Rücksicht auf ihre Arbeitszeiten hatte Robert Kathie nicht schon wieder um einen Ausflug bitten wollen und statt dessen vorgeschlagen, bis zu ihren nächsten freien Tagen zu warten. So kam es, daß der Maler immer häufiger alleine in der näheren Umgebung spazieren ging. Und jedesmal gefiel ihm der kleine Ort besser. Es mußte doch möglich sein, hier irgendwo ein Haus zu finden, in dem man auch ein Atelier einrichten konnte. Denn malen wollte er. Seit er hier war, hatte Robert so viele Ideen entwickelt und sah so viele Motive vor seinem geistigen Auge, daß er fast schon ungeduldig wurde. Er zwang sich regelrecht zum Nichtstun, weil er nichts überstürzen wollte. Zunächst wurde es höchste Zeit, Kathie zu gestehen, wie es um ihn stand. Robert glaubte zu wissen, daß es dem Madel nicht anders ging. Ihre Blicke und Gesten ließen keinen anderen Schluß zu, und beinahe wäre es ja schon zum ersten Kuß gekommen…

      Der Maler warf einen Blick auf die Uhr. Schon war es wieder Abend geworden. Er zog sich zum Essen um und ging hinunter in das Restaurant, wo er von Katharina Lehmbacher mit einem freudigen Lächeln begrüßt wurde.

      Nach dem Essen setzte er sich in die Wirtsstube hinüber, die besonders von den Einheimischen gerne besucht wurde. An einem der Tische saß Dr. Wiesinger beim Abendschoppen.

      Der junge Arzt lud den Kunstmaler mit einer Handbewegung ein, an seinem Tisch Platz zu nehmen. Es war eine herzlich gemeinte Geste, die Robert da entgegengebracht wurde. Obwohl er nur Urlauber war, hatte er das Gefühl, in die Dorfgemeinschaft aufgenommen zu sein.

      Mediziner und Künstler waren bald in eine angeregte Unterhaltung vertieft, die sich um beider Berufe drehte. Dabei vergaßen sie beinahe die Zeit. Gerade Toni Wiesinger hatte viel zu erzählen. Als Zugereister hatte er nicht immer einen leichten Stand in St. Johann. Die Einheimischen trauerten ihrem guten, alten Doktor nach, und dem jungen trauten sie noch net so recht zu, ein richtiger Arzt zu sein. Da ihm das Alter fehlte, meinten sie, fehle ihm auch die Erfahrung. Einzig Pfarrer Trenker stand dem Arzt immer wieder hilfreich zur Seite und versuchte, auf seine Schäflein einzuwirken, sich auf das Können des Doktors zu verlassen. Dennoch gab es Momente, in denen Toni Wiesinger der Meinung war, die Dörfler hätten sich gegen ihn verschworen.

      Hinzu kam der Ärger, den Toni immer wieder mal mit dem alten Brandhuber-Loisl hatte. Der Alte, der von sich behauptete, ein Wunderheiler zu sein, stellte irgendwelche obskuren Tees, Salben und Mixturen her, wofür er in bestimmten Nächten Kräuter und Wildblumen sammelte und verarbeitete. Diese »Medikamente« verkaufte er dann für viel Geld an seine gutgläubigen Mitmenschen. Dabei konnte es unter Umständen lebensgefährlich sein, sich auf die Heilwirkung zu verlassen.

      Sepp Reisinger trat an ihren Tisch, und die beiden sahen erstaunt auf. Der Wirt hatte ein Tablett mit drei Schnapsstamperl darauf.

      »So, meine Herren, das ist der letzte, der geht aufs Haus«, sagte er und stellte das Tablett ab.

      »Du lieber Himmel, ist’s schon so spät?«

      »Ja«, nickte Sepp. »Kurz vor Mitternacht.«

      Dennoch setzte er sich für einen letzten Augenblick mit an den Tisch.

      »Ich hab’ gar net bemerkt, wie die Zeit dahin ist«, schüttelte Dr. Wiesinger den Kopf.

      »Stimmt«, gab Robert Demant ihm recht. »Mir geht’s ebenso.«

      Er lachte den Wirt an.

      »Es ist aber auch saugemütlich in Ihrer Stuben!«

      »Es freut mich, daß es Ihnen gefällt. Also, auf eine gute Nacht«, hob Sepp Reisinger sein Glas.

      Der Enzian sorgte für einen guten Schlaf. Als Robert sich verabschiedete und auf sein Zimmer ging, da hatte Kathie längst Feierabend gemacht. Der Kunstmaler streckte sich in seinem Bett aus und löschte das Licht, nachdem er einen letzten Blick auf das Bild geworfen hatte. Dann schlief er mit einem seeligen Lächeln ein.

      »Ich wünsch’ dir eine gute Nacht«, flüsterte er, bevor er in den Schlaf hinüberglitt.

      *

      Katharina Lehmbacher trat vor das Hotel und atmete tief durch. Es war eine angenehm frische Nachtluft.

      Endlich Feierabend. Und endlich

Скачать книгу