Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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zu. Mit keiner Miene gab Kathie zu verstehen, daß sie längst wußte, worum es bei diesem Besuch eigentlich ging.

      »Dein Bruder wird beschuldigt, Autos gestohlen und ins Ausland verschoben zu haben«, sagte der Beamte mit ernster Stimme.

      Er erzählte, was das Madel eigentlich schon von Wolfgang erfahren hatte. Katharina Lehmbacher hörte zu, ohne sich von der Stelle zu rühren. Erst als die Kaffeemaschine blubbernd anzeigte, daß der Brühvorgang beendet war, regte sie sich. Sie drehte sich um und öffnete eine Tür des Küchenschranks.

      »Magst’ auch einen Kaffee?«

      Max Trenker verneinte. Irgendwie kam Kathie ihm merkwürdig vor. Sie tat, als ginge sie das alles gar nichts an. Oder hielt sie die Sache für einen dummen Scherz?

      »Madel, das ist kein Spaß«, sagte er. »Ich muß dich jetzt offiziell fragen: War dein Bruder gestern abend, oder in der Nacht, hier bei dir? Weißt du, wo er sich jetzt aufhält?«

      Sie schüttelte zaghaft den Kopf.

      »Ich muß dich net erst darauf aufmerksam machen, daß es strafbar ist, einem entflohenen Straftäter zu helfen«, mahnte der Beamte.

      »Ich weiß nix«, erwiderte Katharina Lehmbacher beinahe trotzig. »Und überhaupt – habt ihr denn Beweise? Hat jemand gesehen, daß der Wolfgang ein Auto gestohlen hat?«

      »Das net. Aber er hat in einem gestohlenen Fahrzeug gesessen und wollte es über die Grenze schmuggeln. Das ist doch Beweis genug.«

      Max Trenker schlug sein Dienstbuch zu, in das er einige Notizen eingetragen hatte und stand auf.

      »Du bleibst also dabei, daß du net weißt, wo dein Bruder sich jetzt aufhält«, stellte er fest. »Gut, es kann sein, daß ich dich noch einmal zu einer weiteren Befragung, vorladen muß. Sollte dein Bruder sich bei dir melden, dann versuch’ ihn dazu zu bringen, daß er sich stellt. Sonst verschlimmert er die ganze Angelegenheit nur noch. Es ist zu seinem besten, glaub’ mir, Madel.«

      Er setzte seine Mütze wieder auf und griff nach dem Türgriff.

      »Pfüat dich, Kathie«, sagte er im Gehen. »Wenn irgend was ist, wenn du Hilfe brauchst, oder mit jemandem reden möchst’ – mein Bruder und ich, wir sind immer für dich da. Ich möcht’, daß du das weißt.«

      »Dank’ dir, Max«, nickte Kathie und schloß die Tür.

      *

      Das Madel hörte noch den Beamten die Treppe hinunter gehen, als es auch schon zusammenbrach. Laut aufschluchzend sank Kathie auf einen Stuhl und weinte hemmungslos. Es dauert länger als eine Viertelstunde, bis sie sich etwas beruhigte und wieder einen klaren Gedanken fassen konnte.

      Wie gerne hätte sie Max die Wahrheit gesagt, ihm gestanden, was sie wußte. Statt dessen hatte sie gelogen. Ausgerechnet sie, die Lügen mehr haßte, als alles andere auf der Welt. Strafbar hatte sie sich gemacht, indem sie dem Polizisten verschwieg, daß ihr Bruder in der Nacht hier gewesen war.

      Kathie trocknete sich die Tränen. Wenigstens in einem Punkt hatte sie nicht gelogen. Sie wußte wirklich nicht, wo Wolfgang sich zur Zeit aufhielt, außer, daß er sich irgendwo in den Bergen versteckte.

      Dennoch war alles schlimm genug, und die hatte keinen Menschen, dem sie sich anvertrauen konnte. Selbst Pfarrer Trenker konnte sie nichts sagen, der würde ihr auch nur raten, seinen Bruder darüber informieren, und Max würde sofort eine Großfahndung einleiten.

      Und Robert Demant? Kathie lachte auf, aber es war kein frohes Lachen, sondern verzweifelt und voller Trauer. Er würde sie verachten, wenn er die Wahrheit erfuhr. Ihr Bruder ein Verbrecher, und sie war nicht besser, weil sie ihn deckte.

      Dabei hatte es so schön begonnen. Schon lange wußte Katharina Lehmbacher, daß sie den Maler liebte, und sie glaubte, daß er diese Liebe erwiderte. Es waren wunderbare Augenblicke, wenn sie zusammen waren. Für morgen hatten sie einen Ausflug verabredet, doch daraus würde nun nichts mehr werden.

      Überhaupt – es war ihr unmöglich, ihm noch einmal unter die Augen zu treten. Die Wahrheit konnte sie ihm nicht sagen, unter gar keinen Umständen, und anlügen wollte sie ihn nicht. Ihn ganz bestimmt nicht, auch nicht um ihres Bruders willen!

      Also war es das beste, ihn nicht wiederzusehen. Sie würde sich krank melden. In der Lage zu arbeiten, war sie in diesem Zustand ohnehin nicht, und gleichzeitig bot sich ihr die Chance, so lange zu Hause zu bleiben, bis Robert abgereist war.

      So schwer es ihr auch fallen würde, diese Idee erschien ihr die beste. So schlug sie zwei Fliegen mit einer Klappe. Ewig konnte der Maler ja nicht im Hotel wohnen bleiben.

      Die junge Frau richtete sich wieder auf. Der Kaffeeduft durchzog die kleine Küche und weckte Kathies Lebensgeister. Sie stand auf und schenkte sich eine Tasse ein. Sie wollte noch einen Moment warten, bis sie ihre Nerven wieder unter Kontrolle hatte. Dann mußte sie im Hotel anrufen und Bescheid sagen, daß sie die nächsten Tage nicht zum Dienst kommen konnte. Anschließend würde sie Dr. Wiesinger bitten, sie nach seiner Sprechstunde zu besuchen. Ihm konnte sie vielleicht erklären, warum sie sich krank und elend fühlte, wenn sie ihm auch nicht die ganze Wahrheit sagen wollte.

      Lieber Gott, betete sie stumm, bitte, laß alles wieder gut werden und beschütz’ meinen Bruder. Er ist kein schlechter Kerl, nur manchmal ein bissel leichtsinnig…

      Und wieder rannen ihr Tränen übers Gesicht.

      *

      »Was ist los? Hast keinen Hunger?«

      Pfarrer Trenker sah seinen Bruder erstaunt an, der am Tisch in der Küche des Pfarrhauses saß und lustlos mit der Gabel auf seinem Teller herumfuhrwerkte. So kannte der Geistliche den Max gar nicht, der immer mit einem riesigen Appetit gesegnet war. Und schließlich gab’s gesottenen Tafelspitz in Meerrettichsauce, mit Roten Beten, die Sophie Tappert selber eingelegt hatte. Eine von Max’ Leib- und Magenspeisen. Auch die Haushälterin betrachtete den jungen Mann eingehend.

      »Stimmt was net mit der Ochsenbrust?« fragte sie. »Oder ist die Sauce net scharf genug?«

      Max schaute auf.

      »Wie? Nein, nein«, beeilte er sich zu versichern. »Es schmeckt prima, wie immer. Es ist nur…«

      »Na los, heraus mit der Sprache«, forderte sein Bruder ihn zum Reden auf. »Man sieht’s dir doch an der Nasenspitze an, daß dich etwas beschäftigt.«

      Max legte die Gabel aus der Hand.

      »Es geht um die Kathie«, begann er. »Katharina Lehmbacher, die Bedienung aus dem ›Löwen‹ und um ihren Bruder.«

      Dann erzählte er von dem Fernschreiben und der Befragung.

      »Ihr Bruder soll also einer der Autodiebe sein…«

      Pfarrer Trenker schüttelte fassungslos den Koopf.

      »Ja, irgendwie steckt er jedenfalls da mit drin«, sagte Max.

      »Der Wagen, mit dem er über die Grenze wollte, gehört einem Mann aus Engelsbach. Wolfgang Lehmbacher wohnt auch dort. Ich weiß net was, aber irgend etwas hat er damit zu tun. Was mir allerdings Kopfzerbrechen macht, ist die Kathie. Ich werd’ das Gefühl net los, daß sie mich belogen hat, als ich sie fragte, ob ihr Bruder sich bei ihr

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