Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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sie, bevor er die Augen schloß.

      Die junge Frau räumte die Lebensmittel zusammen und stellte sie zurecht. Dann kochte sie eine große Thermoskanne Kaffee und packte alles in einen Rucksack, der sich in der Abstellkammer fand. Dort lagen auch die alten Kleider, von denen Wolfgang gesprochen hatte. Kathie nahm sie und legte sie zu den anderen Sachen.

      Dann setzte sie sich in einen Sessel und schaute lange Zeit ihren schlafenden Bruder an. Sie selber fand keine Ruhe, viel zu aufgewühlt war sie, als daß sie auch nur eine Minute hätte schlafen können.

      Ach, Wolfgang, dachte sie, wann wirst du endlich gescheit? Seit dem Tod der Eltern war es mit ihm nur noch bergab gegangen. Einfach das Studium geschmissen, zig Arbeitsstellen wieder aufgegeben und nie etwas Rechtes getan. Und immer wieder der Schwester auf der Tasche gelegen.

      Jetzt hatte es beinahe so ausgesehen, als würde er endlich einen Glücksgriff getan haben, doch der erwies sich als Griff in einen Riesentopf, der bis an den Rand mit Pech gefüllt war. Sie hatte es auch nicht so recht glauben mögen, als er in der Küche gesessen war und ihr das Geld vorzählte.

      Aber, daß es so schlimm kommen würde, hätte sie niemals geahnt.

      Kurz vor vier Uhr weckte sie ihn. Schlaftrunken schreckte Wolfgang hoch, besann sich aber sogleich, wo er war, und zog sich um, während Kathie frischen Kaffee für ihn kochte und ihm zwei belegte Brote machte.

      Wolfgang aß und trank im Stehen. Dann schnallte er den Rucksack um und umarmte seine Schwester.

      »Dank’ dir, für alles! Ich mach’s wieder gut«, versprach er. »Und wenn die Polizei kommt – du hast mich net gesehen!«

      »Wohin willst’ denn eigentlich? Kann ich dich irgendwie erreichen?«

      »Besser net«, schüttelte er den Kopf. »Auch wenn du’s net willst – unabsichtlich könnt’st mich doch verraten. So, und jetzt muß ich los, bevor die Sonne richtig aufgeht.«

      »Paß auf dich auf«, konnte Katharina gerade noch sagen, dann war er auch schon durch die Tür gehuscht.

      Angstvoll stand sie ein paar Minuten da, dann sank sie in sich zusammen und schleppte sich in ihr Schlafzimmer. Aufschluchzend ließ sie sich auf das Bett fallen. Ihr Körper zuckte, als sie sich endlich in den Schlaf weinte.

      *

      Maximilian Trenker las interessiert das Fernschreiben, das eben in seinem Büro angekommen war. Darin wurde ein gewisser Wolfgang Lehmbacher als möglicher Autodieb und Schieber gesucht. Eine Personenbeschreibung stand ebenfalls in der Mitteilung, sowie der Hinweis, daß der Gesuchte aus dem Polizeigewahrsam an der deutsch-polnischen Grenze geflohen sei.

      Der Gendarm schüttelte den Kopf. Das war ja ein dolles Ding! Aber er hatte noch nicht zu Ende gelesen. Im letzten Absatz stand, daß Wolfgang Lehmbacher aus Engelsbach stammte und eine Schwester hatte, die in St. Johann wohnhaft sei. Hauptwachtmeister Trenker wurde angewiesen, die Schwester des Flüchtigen in der Angelegenheit zu vernehmen und über den möglichen Aufenthaltsort ihres Bruders zu befragen.

      Max ließ das Blatt sinken. Darum also wurde er benachrichtigt, weil der Lehmbacher hier eine Schwester hatte. Der Beamte wußte sofort, wer sie war. Die Saaltochter aus dem Hotel »Zum Löwen«, Katharina Lehmbacher.

      Der Mann war in der Nacht zu gestern geflüchtet, überlegte Max. Da war es durchaus denkbar, daß er sich bis hierher durchgeschlagen hatte, um bei der Schwester Zuflucht und Hilfe zu suchen. Komisch, dachte er, die Kathie war doch so ein patentes Madel, daß die solch einen mißratenen Bruder hatte!

      Es war kurz nach acht. Max Trenker hatte gerade erst seinen Dienst begonnen, als der Fernschreiber losratterte. Er hätte gerne noch etwas gewartet, bevor er der Kathie einen Besuch abstattete, aber das war unmöglich. Sollte der Bruder wirklich bei ihr sein, bestand Fluchtgefahr.

      Seufzend setzte er seine Dienstmütze auf und schloß das Büro hinter sich zu. Wenig später hielt der Polizeiwagen vor dem Haus, in dem Katharina Lehmbacher wohnte. Max Trenker stieg aus und klingelte. Das Läuten war so laut, daß es im ganzen Haus gehört werden mußte.

      Der Beamte wartete ab. Ein, zwei Minuten, dann klingelte er noch einmal. Diesmal länger. Die Klingel gab ein ohrenbetäubendes Geräusch von sich. Nach einer weiteren Minute, Max wollte gerade noch einmal den Klingelknopf drücken, wurde die Tür geöffnet, und eine kleine weißhaarige Frau steckte ihren Kopf heraus.

      »Was machen S’ denn für einen Lärm?« schimpfte sie und deutete mit dem Zeigefinge nach oben. »Die Frau Lehmbacher schläft bestimmt noch. Die hat doch Spätschicht gehabt. Sie kommt meist net vor Mitternacht nach Hause. Die braucht doch ihren Schlaf.«

      Max Trenker tippte sich an den Mützenschirm.

      »Grüß Gott, Frau Strohlinger«, sagte er. »Entschuldigen S’ die Störung, aber ich müßt’ die Frau Lehmbacher sprechen.«

      Die alte Dame zuckte mit der Schulter.

      »Wie ich g’sagt hab’, sie wird noch schlafen. Warten S’, ich geh’ nachschau’n.«

      Im selben Moment wurde die Tür oben geöffnet, und Kathie sah die Treppe hinunter.

      »Guten Morgen, was gibt’s denn?«

      Von dort oben konnte sie nur ihre Vermieterin sehen, den Beamten, der daußen vor der Tür stand, hingegen nicht.

      »Die Polizei, Kathi. Der Herr Trenker möcht’ dich sprechen.«

      Geahnt hatte sie es schon und war gefaßter, als sie zunächst vermutet hatte, als sie den Gedanken durchspielte, die Polizei könne sie befragen wollen. Sie war von dem energischen Läuten wachgeworden, und eigentlich gab es niemanden – außer Wolfgang –, der so früh bei ihr klingelte. Es mußte also die Polizei sein.

      Schnell war sie aufgestanden und hatte ihre Sachen glatt gestrichen. In der Nacht, als ihr Bruder das Haus verlassen hatte, war sie ins Bett gefallen, ohne sich zu entkleiden.

      »Kommen S’ herauf«, rief sie und fuhr sich noch einmal durch die Haare.

      Max Trenker kam die Treppe herauf.

      »Grüß Gott, Kathie«, sagte er und gab ihr die Hand.

      Im Wirtshaus duzte er sie auch, und wenn die Angelegenheit hier auch amtlich war, blieb er doch dabei. So war der Besuch net ganz so offiziell.

      »Pfüat dich, Max. Magst dich setzen?« bot sie ihm einen Platz in der Küche an. »Was führt dich denn hierher?«

      Der Beamte setzte sich auf einen Stuhl. Kathie ging zur Kaffeemaschine und füllte Wasser und Kaffeepulver ein.

      »Tja, also, ich hab’ da ein paar Fragen an dich«, erklärte Max seinen Besuch. »Es handelt sich um deinen Bruder.«

      Kathie tat überrascht und drehte sich um.

      »Wolfgang?« rief sie. »Was ist mit ihm? Hatte er einen Unfall?«

      »Nein, nein. Es ist etwas anderes.«

      Sie griff sich ans Herz.

      »Hat er gar etwas ausgefressen? Geh’, Max, das glaub’ ich net. Doch net der Wolfgang!«

      Der

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