Toni der Hüttenwirt 253 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Toni der Hüttenwirt 253 – Heimatroman - Friederike von Buchner страница 5

Toni der Hüttenwirt 253 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt

Скачать книгу

      Dann flossen die Tränen. Es war alles zu viel.

      »Sie können hier nicht sitzen bleiben«, sprach der Mann sie an. »Hier fallen die Leute über sie. Außerdem sind sie verletzt. Dort drüben ist eine Apotheke. Kommen Sie, ich helfe Ihnen!«

      Sandra reagierte nicht. Stattdessen brach ein neuer Strom von Tränen los.

      Durch den Tränenschleier bekam sie mit, wie der Mann vor ihr in die Hocke ging.

      »Ich weiß, solche Hautabschürfungen brennen wie Feuer. Und Schmutz ist auch in der Wunde. Lassen Sie sich helfen, bitte!«

      Sandra schüttelte den Kopf.

      »Gehen Sie! Lassen Sie mich allein! Kümmern Sie sich nicht um mich!«, schluchzte sie.

      »Das geht schon mal gar nicht«, sagte er. »Dann mache ich mich wegen unterlassener Hilfeleistung schuldig.«

      Er stand auf, fasste sie an den Schultern und stellte sie auf die Füße.

      »Sie stehen unter Schock. Tut Ihnen sonst noch etwas weh? Arme? Beine? Rücken? Schmerzt Sie ein Körperteil besonders?«

      Sandra schüttelte den Kopf. Es war ihr peinlich. Sie wurde rot.

      »Hören Sie, das hat nichts mit Ihnen zu tun. Es ist heute einfach nicht mein Tag. Alles geht schief, einfach alles. Gehen Sie, bitte!«

      »So leicht werden sie mich nicht los. Auf der anderen Straßenseite ist ein Café. Dorthin bringe ich Sie jetzt.«

      Sandra gab den Widerstand auf. Der Fremde nahm Sandras unverletzte Hand und zog sie mit sich fort. Im Straßencafé suchte er einen der hinteren Tische mit Sonnenschirm aus. Dort drückte er Sandra sanft, aber bestimmt auf einen Stuhl und zwar so, dass sie mit dem Rücken zu den Gästen saß.

      »Bedienung!«, rief er laut. »Bitte kommen Sie! Das ist ein Notfall.«

      Als die Bedienung kam, bestellte er zwei Tassen Kaffee und einen Schnaps für Sandra. Die Bedienung sah Sandras Hand und holte gleich Verbandszeug.

      Willenlos ließ sich Sandra von dem fremden Mann die Hand verbinden.

      »Trinken Sie den Apfelschnaps, damit Sie wieder Farbe ins Gesicht bekommen«, sagte er.

      Sandra kam der Aufforderung nach.

      »Sie sehen jetzt schon besser aus. Möchten Sie Kuchen?«

      Sandra schüttelte den Kopf. Statt einer Antwort füllten sich ihre Augen wieder mit Tränen.

      »Können Sie bitte gehen?«, schluchzte sie. »Ich ertrage es nicht, dass sich jemand um mich kümmert. Ihre Freundlichkeit und Ihre Hilfsbereitschaft machen alles nur noch schlimmer. Es ist alles so schrecklich. Meine Welt liegt in Scherben.«

      »Ah, deshalb hatten Sie einen schlechten Tag? Sie haben ein Erdbeben erlebt. Danach wurde alles von Tornados und Hurrikans verwüstet und jetzt rollt auch noch ein Tsunami an. An solchen Tagen wünscht man sich auf einen anderen Planeten, am besten, in eine andere Galaxie.«

      »Genauso ist es«, sagte Sandra leise.

      »Okay, dann tun wir so, als sei ich ein Außerirdischer, der zur Ihrer Rettung herbeigeeilt ist. Mein Name ist Thorsten Lehner. Übrigens, auf meinem Heimatplaneten duzen wir uns alle. Ich bin Thorsten.«

      Er reichte ihr seine Hand über den Tisch. Sandra ergriff sie nur mit den Fingerspitzen, wegen des Mullverbands.

      »Sandra Kessler«, sagte sie und seufzte. »Okay, einfach Sandra!«

      »Freut mich, dir begegnet zu sein, auch wenn die Umstände recht ungewöhnlich waren«, sagte er. »Aber es ist wohl Schicksal. Normalerweise nehme ich einen anderen Weg. Doch ich freue mich über das Zusammentreffen.«

      »Mach auch noch Witze«, zischte Sandra. »Eins sage ich dir gleich, damit du es weißt: Jeder Versuch, mit mir zu flirten, ist vergeblich. Wie du so treffend geraten hast, habe ich ein Erdbeben, Hurrikans und Tornados durchlebt und jetzt kämpfe ich gegen die Wassermassen eines Tsunami. Danke, dass du mich auf diese Insel gerettet hast. Wenn ich den Kaffee ausgetrunken habe, werde ich verschwinden.«

      »Wohin? Welchen Planeten in welcher Galaxie steuerst du an?«

      »Ich habe mich noch nicht entschieden«, sagte Sandra leise.

      Sie ließ den Kopf hängen, Tränen liefen ihr die Wangen herab.

      Thorstens Herz war voller Mitleid. Und mehr! Er betrachtete Sandra. Welch wunderbare junge Frau! Trotz der Tränenspuren sah sie sehr attraktiv aus.

      »Wir kennen uns nicht. Rein statistisch betrachtet, die Wahrscheinlichkeit ist einfach zu gering, werden wir uns nie wiedersehen. Und ich bin ein guter Zuhörer. Also, wenn du willst, erzähle mir von deinem schlimmen Tag. Mir scheint, deine Welt liegt in Trümmern.«

      »Ja, so ist es«, seufzte Sandra.

      Sie dachte nach und sah ihr Gegenüber kritisch an. Er machte einen soliden Eindruck.

      »Kann ich dich etwas fragen?«

      »Sicher!«

      »Es ist etwas sehr Theoretisches und betrifft das Verhalten von Männern. Ich habe keinen Bruder, den ich fragen könnte, und meinen Vater will ich nicht fragen. Außerdem ist es vielleicht besser, jemand um seine Meinung zu fragen, der nichts von mir weiß.«

      Er nickte.

      Sandra nahm ihren ganzen Mut zusammen.

      »Okay, ich will wissen, wieso es möglich sein kann, dass ein Mann eine Frau liebt, sie heiraten will und gleichzeitig eine Geliebte hat?«

      »Wow, das ist eine schwere Frage. Ich kann sie nur theoretisch beantworten. Als ich jemanden geliebt habe, dachte ich nur an Anja. Mir wäre nie in den Sinn gekommen, mich nach einer anderen Frau umzusehen oder gar heimlich eine zweite Beziehung zu haben. Ich denke, wenn ein Mann so etwas tut, stimmt es nicht mit der Liebe.«

      Sandra kniff die Augen zusammen. Sie ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen.

      »Du hast in der Vergangenheitsform gesprochen«, sagte sie leise.

      »Richtig! Ich war bis vor einem Jahr mit jemand zusammen. Anja hieß sie. Wir steckten schon in den Hochzeitsvorbereitungen, als ich dahinterkam, dass sie mich betrog. Und wie ist es bei dir?«

      Sandra zuckte nur mit den Schultern.

      »Welchen Schluss hast du gezogen, aus der Enttäuschung mit Anja?«

      »Nachdem ich mich wochenlang in Selbstmitleid ergangen und meinen Liebeskummer gepflegt hatte, wurde mir klar, dass es wohl auf ihrer Seite nicht die große Liebe war. Es war bitter, aber jetzt bin ich dankbar, dass ich sie ertappt habe. Es wäre schlimmer gewesen, wenn ich erst nach der Hochzeit dahintergekommen wäre. Und du? Bist du betrogen worden?«

      Sandra nickte und kämpfte mit den Tränen. Schnell trank sie einen Schluck Kaffee und verschluckte sich dabei. Thorsten sprang auf und klopfte ihr auf den Rücken.

      »Danke!«,

Скачать книгу