Animus. Astrid Schwikardi

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Animus - Astrid Schwikardi Köln-Krimi

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ging zurück zum Schreibtisch und setzte sich. „Ich überlege die ganze Zeit, ob ich hingehen soll.“

      „Interessiert dich denn nicht, was aus den Leuten geworden ist?“

      „Natürlich, aber manchmal geht man nicht im Guten auseinander.“

      Mark nickte. „Verstehe.“

      „Es ist nicht so, dass …“ Peter stockte mitten im Satz und schien nach den passenden Worten zu suchen. Danach setzte er ein zweites Mal an: „Es geht nicht um irgendwelche Typen, auf die ich nicht kann.“

      Mark schaute seinen Kollegen eindringlich an und grinste. „Es geht also um eine Frau.“

      „Um die Frau“, ergänzte Peter.

      „Ihr habt euch gestritten?“

      „Nicht direkt.“

      „Sondern?“

      Peter rümpfte seine Nase und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich sag dir eins, krieg ich raus, dass du irgendjemandem etwas erzählst, dann verbrenn ich dich eigenhändig im Krematorium.“

      „Jetzt erzähl schon.“

      Mit einem drohenden Gesichtsausdruck sah Peter ihn an und fing an zu erzählen. „Kathleen kam in der zwölf zu uns. Oh Mann, ich habe mich sofort in ihre langen roten Haare verknallt. In ihre aufmüpfige Art. Und in ihr freches Lachen.“ Er lächelte bei seinen Worten und fuhr fort: „Meinen ganzen Mut musste ich zusammennehmen, um sie zum Kino einzuladen. Aber sie sagte sofort ja, ohne zu überlegen. Als wenn sie auf meine Einladung gewartet hätte.“

      „Die große Liebe also.“

      „Ja, das war sie.“

      „Was ist passiert?“

      Peter zuckte nachdenklich mit den Schultern und trank einen Schluck von seinem Kaffee.

      „Bis zum Schluss hat sie behauptet, dass es nicht an mir läge. Kathleens Vater war ein hohes Tier der Regierung. Von daher waren unsere Tage von vornherein gezählt.“

      „Sie verließ das Gymnasium?“

      „Von heute auf morgen. Ohne ein Wort.“

      „Und du hast nie wieder etwas von ihr gehört?“

      Peter presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.

      „Das ist bitter. Aber ihre Freundinnen müssen doch was gewusst haben.“

      „Nicht viel. Nur, dass Kathleens Vater sie auf irgendein teures Internat in der Schweiz verfrachtet hat.“

      „Und jetzt vermutest du, dass sie zum Nachtreffen kommt?“

      Peter hob die Schultern. „Ihr Name stand zumindest im Verteiler.“

      „Dann frag sie doch, ob sie kommt.“

      Peters Augen weiteten sich. „Bist du verrückt? Damit mach ich mich lächerlich.“

      Die Bürotür wurde aufgerissen und ihr Kollege Stefan Rauhaus stürmte herein. Niemanden bei der Kölner Kriminalpolizei kannte Mark so gut und vor allem so lange wie Stefan. Immerhin seit seiner aktiven Sandkastenzeit. Wobei ihre aufflammende Freundschaft in erster Linie aus Kopfeinschlagen mit Schaufeln bestanden hatte, sofern man ihren Müttern Glauben schenken durfte. Ihre eigentliche Freundschaft hatte noch Jahre auf sich warten lassen und war auf dem Gymnasium besiegelt worden. Stefan hatte ihn vor einer Sechs bewahrt, nachdem Mark während des Unterrichts eine Explosion verursacht hatte und dabei der halbe Chemieraum abgebrannt war.

      Seit diesem Vorfall waren sie unzertrennlich, weshalb man sie im Morddezernat auch Winnetou und Old Shatterhand der Neuzeit nannte. Sie waren grundverschieden, was wiederum das Geheimnis ihrer hervorragenden Zusammenarbeit war. Stefan hatte breite Schultern, dunkle Haare und eine sportliche Figur. Mit der kurz geschorenen Naturkrause und den blauen Augen erinnerte er an den amerikanischen Schauspieler Channing Tatum.

      „Egal, was ihr zu bequatschen habt. Es muss warten“, riss Stefan sie aus ihrem Gespräch.

      Neugierig sah Mark ihn an. „Was ist los?“

      „Zwei Kollegen von der Schutzpolizei haben vor ein paar Minuten Verstärkung angefordert, nachdem eine Fußgängerin behauptet hat, dass eine Leiche auf dem Fühlinger See treibt. Anscheinend hat sich die Frau nicht geirrt. Kommt, wir müssen los!“, sagte Stefan, vollführte eine Kopfbewegung in Richtung Tür und eilte ohne ein weiteres Wort der Erklärung hinaus auf den Flur.

      Mark ergriff seine Jacke und sah Peter an, der weiterhin äußerst nachdenklich wirkte. „Wir reden später in Ruhe bei einem Kölsch, in Ordnung?“

      Sein Kollege schien mit seinen Gedanken woanders zu sein. Aufmunternd schlug Mark ihm auf die Schulter und wartete, bis er sich seine Regenjacke übergestreift hatte. Danach machten sie sich auf den Weg zum Fühlinger See.

       Kapitel 4

      Das knapp einhundert Hektar große Naherholungsgebiet Fühlinger See lag westlich vom Rhein und war ein siebenfach unterteilter, künstlich angelegter See am nördlichen Stadtrand von Köln. Sportattraktivitäten wie Surfen, Inlineskaten und Tauchen, aber auch Baden im speziell abgegrenzten Badebereich lockten an heißen Sommerwochenenden bis zu achtzigtausend Menschen an. Seit Mitte der 1980er Jahre wurde das Gelände für Triathlon-Wettkämpfe genutzt, nachdem die ersten Europameisterschaften über die Langdistanz ausgerichtet worden waren.

      Am Blackfoot Beach reckten hinter einer Absperrung zahlreiche Schaulustige ihre Köpfe in die Höhe und erhofften sich so einen Blick auf die nackte Frauenleiche. Mithilfe eines Rettungsbootes war sie vor über einer Stunde aus dem See gezogen worden. Immer wieder leuchteten die Blitzlichter von Smartphones auf. Die Polizeibeamten hatten alle Mühe, die Tote vor den neugierigen Blicken der Menschen abzuschirmen.

      „Bitte meine Herrschaften, hier gibt es nichts zu sehen. Verlassen Sie bitte den Uferbereich“, befahl der Polizeibeamte Walter Gries und warf den Leuten einen Blick zu, der seine ganze Empörung über die menschliche Sensationslust zum Ausdruck brachte. Walter Gries hatte Mark eingearbeitet, nachdem er sein Studium an der Hochschule der Landespolizei erfolgreich absolviert hatte. Walter, der nur noch wenige Jahre von der wohlverdienten Pension entfernt war, war zu einer Art Vaterersatz geworden. Vor allem in der Zeit nach dem Mord an Marks Schwester Patricia und nach dem Kontaktabbruch zu seinen Eltern. Walters Gesichtsausdruck erhellte sich, als er seine drei Kollegen erblickte, die sich mühsam durch den Menschenauflauf kämpften.

      „Da seid ihr ja endlich. Ich werde noch wahnsinnig bei den ganzen Idioten.“

      Aus verquollenen Augen beobachtete Walter eine Gruppe Jugendlicher, die sofort auf ihre Handys drückten, sobald sich eine Lücke auftat. Walters Tränensäcke wirkten dicker als sonst, doch vermutlich lag das an den schlechten Lichtverhältnissen.

      „Und dem da drüben polier ich gleich seine Visage“, blaffte Walter.

      Mark folgte seinem Blick und verzog den Mund, als er im Gedränge einen stadtbekannten Zeitungsreporter erkannte. Für Marks Geschmack war der Kerl in letzter Zeit

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