Mami Jubiläum 3 – Familienroman. Laura Martens

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Mami Jubiläum 3 – Familienroman - Laura Martens Mami Jubiläum

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musste ein furchtbarer Schock sein, wenn nebenan ein Mensch auf diese Weise starb.

      Inge Auerbach wusste aber auch, dass Birgit die kleine Annika sehr gern hatte.

      »Bei Dr. Allard ist Annika gut aufgehoben«, sagte Bambi, und damit tröstete sie sich auch, denn jedes kranke Kind hatte ihr tiefstes Mitgefühl. »Rufst du nachher mal an und fragst, wie es ihr geht, Mami?«

      Inge nickte. »Ruf jetzt Papi, Bambi. Ich höre Hannes kommen. Wir wollen essen.«

      Appetit hatte sie keinen mehr. Der war ihr vergangen.

      *

      Endlich war es ein Uhr! Birgit nahm sich keine Zeit für eine Mahlzeit. Sie fuhr mit ihrem kleinen Wagen zur Sternseeklinik.

      Sie hatte auch keine Möglichkeit, etwas für Annika zu besorgen, denn die Geschäfte hatten mittags geschlossen. Aber das konnte sie immer noch nachholen. Vorerst würde Annika sowieso noch nicht spielen können.

      Sie traf Dr. Fernand, der sie zum Zimmer begleitete.

      »Wie geht es Annika?«, war Birgits erste Frage.

      »Wir sind ganz zufrieden, aber mehr hätte sie nicht schlucken dürfen«, erklärte er. »Und Sie waren zum Glück auch noch früh genug zur Stelle. Es wird wohl gut zwei Wochen dauern, bis sie wieder aufgepäppelt ist.«

      Annika lag in ihrem Bett. Sie hielt einen Teddy im Arm.

      »War denn schon jemand bei ihr?«, fragte Birgit betroffen.

      »Den Teddy hat ihr Frau Allard gebracht«, sagte Dr. Fernand. »Es ist immer gut, wenn Kinder etwas im Arm haben, wenn sie erwachen. Sie fühlen sich dann nicht so allein.«

      Birgit setzte sich an den Bettrand und nahm das kleine Händchen.

      Lange Zeit saß sie so da und ließ den Blick zwischen dem Kind und dem Fenster, von dem aus man auf den Sternsee schauen konnte, hin und her schweifen.

      Dann erreichte ein zitternder Seufzer ihr Ohr.

      »Birgit«, sagte gleich darauf das heisere Stimmchen.

      »Ja, meine Kleine?« Birgit beugte sich rasch zu dem Kind hinab und legte ihre Lippen auf die runde Stirn.

      »Der Kakao war so bitter. Ich habe ihn in die Vase geschüttet«, sagte Annika, ohne die Augen zu öffnen.

      Ein eisiges Frösteln kroch Birgit über den Rücken. Wenn Annika dies nun nicht getan hätte, würde sie dann noch leben?

      Es wurde ihr ganz plötzlich klar, dass es sie entsetzlich getroffen hätte, wenn auch das Kind tot gewesen wäre.

      Nie zuvor war es ihr so bewusst gewesen, welchen festen Platz dieses kleine Mädchen in ihrem Herzen schon einnahm.

      Nun schlug Annika die Augen auf und blickte um sich.

      »Wo bin ich denn?«, fragte sie verwirrt.

      »In der Sternseeklinik«, erwiderte Birgit.

      »Bin ich denn krank geworden von dem Kakao?«, fragte die Kleine.

      »Ja«, antwortete Birgit mühsam.

      »Weil die Milch so eklig sauer war. Da wär’ Mutti vielleicht doch nicht böse gewesen, dass ich ihn nicht getrunken habe.«

      »Sicher nicht, Annika«, sagte Birgit gequält.

      »Wo ist Mutti denn? Ist Horst wieder da?«

      »Nein. Deine Mutti ist auch krank, Annika.«

      Was sollte sie sagen? Wie sollte man es dem Kind begreiflich machen, dass es keine Mutter mehr hatte?

      »Warum bin ich denn so müde, Birgit? Ich möchte schon wieder schlafen.«

      »Dann schlaf doch, Kleines.«

      »Was habe ich denn da im Arm?«, fragte Annika nun doch. »Oh, ist der Teddy lieb! Hast du mir den mitgebracht, Birgit? Ich habe mir immer einen Teddy gewünscht.«

      Ihre Stimme wurde immer leiser, und die Augen fielen ihr zu.

      Birgit war erleichtert, dass sie keine Antwort mehr zu geben brauchte.

      Dr. Allard kam herein.

      »Sie wird jetzt wieder schlafen«, erklärte er, nachdem er den Puls gefühlt hatte.

      »Sie wird noch viel schlafen, und das ist gut.«

      Aber sie wird erwachen und Fragen stellen, dachte Birgit.

      »Herr Doktor, würden Sie Annika bitte sagen, dass der Teddy von mir ist? Ich bezahle ihn gern. Heute Mittag konnte ich nichts besorgen, weil die Geschäfte geschlossen waren. Ich konnte meine Kundinnen nicht wegschicken. Vielleicht wäre Annika enttäuscht, dass ich ihr nichts mitgebracht habe.«

      »Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Wir haben immer Spielzeug hier.« Er machte eine kleine Pause. »Sie haben das Kind sehr gern, Frau Lohmann?«

      »Ja, das ist mir erst jetzt so richtig klar geworden. Sehen Sie, ich lebe allein. Annika kam manchmal zu mir. Sie war so zutraulich. Sie war so ganz anders als ihre Mutter, aber nun da ich weiß, wie krank Frau Nielsen war, verstehe ich ihr Verhalten besser. Sie hoffte wohl, wieder einen Mann zu finden, und erlebte nochmals eine Enttäuschung. Man kann einen Menschen nicht einfach verurteilen.«

      »Sie brauchen sich keine Vorwürfe zu machen«, sagte Dr. Allard. »Man kann einem andern Menschen auch keine Anteilnahme aufzwingen. Sie haben einen Beruf, der Sie beansprucht, der Sie ausfüllt. Es verdient Bewunderung, dass Sie sich auch noch Zeit für ein fremdes Kind nehmen.«

      »Müsste man nicht mehr tun?«, fragte Birgit. »Man lebt Wand an Wand. Da ist ein Mensch, der mit seinem Leben nicht fertig wird. Ich muss diesem Kind doch einfach helfen, Herr Doktor. Nicht nur, weil ich Annika gernhabe, sondern auch deshalb, weil ich nichts für ihre Mutter getan habe. Vielleicht wäre sie doch zu retten gewesen.«

      »Nein, das glaube ich nicht. Sie wäre einen schmerzvollen Tod gestorben. Bitte, belasten Sie sich nicht mit unnützen Gedanken, Frau Lohmann. Frau Auerbach hat mich übrigens vorhin angerufen. Sie wollen sich der Kleinen auch annehmen, und wie ich hörte, existiert da irgendwo auch ein Vater.«

      »Und wenn er nichts von ihr wissen will, steht sie allein«, sagte Birgit. »Ich verstehe nicht, wie sich ein Vater nicht um sein Kind kümmern kann, selbst wenn es in der Ehe Schwierigkeiten gab. Nein, das verstehe ich nicht.«

      Diese Gedanken bewegten sie auch noch, als sie heimfuhr.

      Im Treppenhaus traf sie den Inspektor an.

      »Ich war bei Annika. Es geht ihr besser«, sagte sie leise. »Haben Sie schon etwas herausgefunden? Annika schläft noch sehr viel.«

      »Es widerspricht vielleicht den Vorschriften«, bemerkte Inspektor Eisenmann verlegen, »aber da Sie sich so um das Kind kümmern, möchte ich Ihnen sagen, dass wir einige Briefe gefunden haben, die von Annikas Vater stammen. Wir werden uns bemühen, ihn möglichst schnell zu erreichen.«

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