Der Moment, der alles änderte. Julia Thurm

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Der Moment, der alles änderte - Julia Thurm

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gute Köchin, sie war jedes Mal überfordert mit der Situation und wirkte nach jedem Essen, das sie gekocht hatte, als wäre sie einen Marathon mitgelaufen.

      „Könntest du mir einen Gefallen tun?“, fragte sie mich schwer atmend.

      „Was denn?“, gab ich neugierig zurück.

      „Könntest du auf den Dachboden gehen und mir den alten Mixer holen? Mit dem neuen komm ich nicht zurecht ...“

      „Muss das sein? Du kommst doch sowieso mit keinem Küchengerät klar“, erwiderte ich schadenfroh.

      „Sei so nett, okay?“, bat sie mich noch einmal, beinahe schon zu freundlich.

      Genervt seufzte ich und machte mich auf den Weg zum Dachboden. Dort oben war sehr lange keiner mehr gewesen, sodass es nun so staubig war wie in den alten unheimlichen Schlössern aus irgendwelchen Horrorfilmen. Aber ich überwand mich, ging die Treppe hoch und öffnete die Dachbodentür. Wir hatten ziemlich viel Zeug da oben rumstehen, also musste ich den Mixer erst mal suchen und das dauerte. Plötzlich fiel eine Kiste hinter mir um, die Spike, der mir auf den Dachboden gefolgt war, umgeworfen hatte.

      „Musst du eigentlich immer irgendetwas umwerfen?“, murmelte ich genervt.

      Als ich die Kiste aufhob, entdeckte ich einige Fotos, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Sie zeigten meine Eltern auf diversen Partys und Galas. Diese Feiern hatten wahrscheinlich etwas mit dem Beruf meines Vaters zu tun, von dem ich nicht wusste, was er gearbeitet hatte. Ein Bild war besonders interessant. Es zeigte meine Eltern mit einem mir völlig fremden Mann. Ich kannte die meisten Freunde von Mum und Dad, da sie früher oft zu Besuch gewesen waren, doch diesen Mann hatte ich noch nie gesehen. Er war lediglich auf diesem einen Foto abgebildet. Als ich es umdrehte, klebte auf der Rückseite eine Kette, die mit Tesa befestigt worden war. Ich legte das Bild zur Seite und packte die anderen zurück in die Kiste.

      Nach einer Weile hatte ich den Mixer gefunden, nahm ihn sowie das Foto und ging mit Spike wieder nach unten. Dabei grübelte ich unentwegt. Wer war dieser fremde Mann? Und was war das für eine Kette?

      Als ich geradewegs in die Küche laufen wollte, kam mir meine Schwester auf halber Strecke entgegen. Schnell versteckte ich das Foto hinter meinem Rücken.

      „Na endlich, ich dachte schon, dass du dich da oben verlaufen hättest. Ich habe schon überlegt, ob ich nicht einen Suchtrupp losschicken soll“, scherzte Christin.

      „Haha, das nächste Mal kannst du selbst gehen, wenn ich dir zu lange brauche“, verteidigte ich mich und drückte ihr den Mixer in die Hände.

      Sie verzog genervt das Gesicht, bevor sie die Treppe wieder hinuntereilte und ich mich in mein Zimmer begab. Ich schloss die Tür hinter mir und setzte mich auf mein Bett, während ich immer noch fieberhaft überlegte, ob ich diesen seltsamen Mann vielleicht nicht doch schon einmal gesehen hatte. Aber Fehlanzeige, ich kannte ihn definitiv nicht. Erneut drehte ich das Foto um und entfernte die Kette. Wie lange sie da wohl schon klebte?

      Die Kette war aus Leder, der runde silberne Anhänger hatte ein Loch in der Mitte. Als ich ihn mir genauer ansah, entdeckte ich, dass auf der Oberfläche etwas eingraviert worden war.

      CHPFFRBSLNY.

      „Was soll das denn heißen?“, raunte ich grübelnd.

      Nachdem ich mir eine Weile den Kopf zerbrochen hatte und zu keinem Ergebnis gekommen war, beschloss ich, die Sache zunächst ruhen zu lassen. Seufzend legte ich Foto und Halskette in eine Schublade meines Nachttischchens, verließ mein Zimmer und ging in die Küche zu meiner Schwester.

      „Mal schauen, wie sie sich anstellt“, dachte ich grinsend.

      *

      4

      Als es draußen noch dunkel war, wachte ich auf. Sofort fielen mir das Foto und die Halskette ein. Unruhig und grübelnd wälzte ich mich im Bett hin und her, bevor ich verschlafen einen Blick auf den Wecker warf: Es war erst vier Uhr. Ich öffnete die erste Schublade meines kleinen Nachtschränkchens und holte meinen Fund vom Vortag heraus.

      Wieder stellte ich mir die gleichen Fragen: Wer war dieser Mann auf dem Foto? Wieso hing die Kette daran und was sollte CHPFFRBSLNY bedeuten? War das ein Code für ein geheimes Schließfach oder die Abkürzung eines Namens oder einer Firma, die die Kette hergestellt hatte? „Das wäre aber ein ziemlich langer Name“, dachte ich ironisch.

      Immer wieder wälzte ich die gleichen Fragen in meinem Kopf hin und her, doch nach einer Weile schlief ich über diesen Gedanken erneut ein.

      Als ich ein paar Stunden später, etwa um neun Uhr, auf dem Bauch liegend erwachte, fiel mein Blick sofort auf die offen stehende Schublade. Dann der kurze, aber wirkungsvolle Schock: Das Foto und die Kette waren verschwunden!

      Als ich hektisch aufstehen wollte, um danach zu suchen, bemerkte ich, dass ich Kette und Foto unter mir begraben und seelenruhig darauf geschlafen hatte. „Puh, und ich dachte schon ...“, entfuhr es mir erleichtert. Vorsichtig legte ich meine Fundstücke zurück in die Schublade, zog mich an und ging in die Küche, um zu frühstücken.

      Meine Schwester schien ebenfalls gerade erst aufgestanden zu sein. „Morgen, na, gut geschlafen?“, begrüßte sie mich gut gelaunt.

      „Ja, ganz okay, und du?“, brummelte ich ihr entgegen.

      „Sehr gut sogar“, strahlte sie. Schon seltsam, dass meine Schwester um neun Uhr morgens so gute Laune hatte. Nun kam auch Spike und begrüßte mich mit viel Hundegesabber und freudigem Schwanzwedeln. Als ich mir einen Schokotoast machte und die Milch aus dem Kühlschrank holte, roch es plötzlich ziemlich seltsam.

      „Igitt! Was ist das denn?“, fragte ich Christin geschockt.

      Meine Schwester lief zum Kühlschrank. „Ach, das ist der Fruchtcocktail, den ich gestern gemixt habe.“

      „Was ist denn da alles drin?“ Angewidert rümpfte ich die Nase.

      „Alles Mögliche“, antwortete Christin ausweichend.

      „Ja, so riecht es und sieht es aus“, meinte ich, als ob ich die Antwort meiner Schwester schon erwartet hätte. Ich schüttelte den Kopf, nahm die Milch und schüttete sie in ein Glas.

      Da legte meine Schwester plötzlich etwas Papierenes auf den Tisch, das ich nur aus den Augenwinkeln wahrnahm. „Was ist das?“, fragte ich neugierig.

      „Eine Broschüre deiner neuen Schule.“

      „Was?!“ Völlig überrumpelt starrte ich auf den Prospekt. Die New Yorker Friedensschule, eine Schule für Problemkinder, stand ganz oben.

      „Ich hab schon angerufen und ab morgen besuchst du dort den Unterricht“, teilte mir Christin mit.

      „Was, ab morgen schon? Was soll das überhaupt? Ich bin doch kein Problemkind!“, widersprach ich.

      „Keine Diskussion! Außerdem hätte dich keine andere Schule mehr aufgenommen. Du weißt selbst am besten, was du angestellt hast, dass ich dich nun auf so eine Schule schicke.“

      „Vergiss es, da geh ich nicht hin!“

      Doch

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