Der Moment, der alles änderte. Julia Thurm

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Der Moment, der alles änderte - Julia Thurm

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auch bloß, ich sei Analphabetin und könnte das Schild nicht lesen. Ich war zwar nicht sehr lernwillig, aber immerhin hatte ich lesen und schreiben gelernt.

      Sie fuhr fort: „Schön, dass du Zeit gefunden hast herzukommen. Ich hoffe, dass es dir bei uns gefällt. Trotzdem bist du hier nicht zum Spaß, sondern aus dem gleichen Grund wie alle anderen, deswegen bekommst du keine Sonderbehandlung. Es gibt einige Regeln, die du einhalten musst, wenn du keine Probleme möchtest. Fangen wir mit dem Äußerlichen an: Du wirst eine Schuluniform tragen, keinen Schmuck, kein Make-up oder sonstige Schminke und es werden die Schuhe angezogen, die du von uns bekommst. Ach ja, die Haare werden immer zusammengebunden.“

      Meine Augen wurden größer und meine Ohren konnten nicht glauben, was sie da hörten. „Was?!“, rief ich entsetzt. „Schicken Sie mich doch gleich in den Knast.“

      „Katie!“, ging Christin wütend dazwischen. „Du wirst tun, was man dir sagt.“ Ich schwieg beleidigt. „Entschuldigen Sie bitte das Fehlverhalten meiner Schwester“, wandte Christin sich an Ms Simpson.

      Diese entgegnete nur: „Kein Problem. Eine solche Reaktion habe ich schon öfter erlebt. Aber das sind noch längst nicht alle Regeln, Katie.“ In diesem Moment dachte ich, die Frau wolle mich einfach nur provozieren. „Kaugummikauen ist im gesamten Gebäude strengstens verboten, getrunken und gegessen wird nur in der Kantine. Das Konsumieren von Alkohol und Zigaretten ist natürlich ebenfalls untersagt. Der Unterricht beginnt um acht Uhr, du kannst den Schulbus um halb acht nehmen. Deine Uniform liegt schon bereit und deinen Stundenplan bekommst du morgen früh. Ich hoffe, die Regeln sind dir nun klar und du wirst dich daran halten.“

      „Ja, sicher“, erwiderte ich derart ironisch, als ob ich bereits wüsste, dass Ms Simpson und ich keine Freunde werden würden.

      „Gut“, gab die Rektorin etwas hämisch zurück. Anschließend verwickelte sie Christin in einen kleinen Small Talk.

      Währenddessen fiel mir ein, was ich schon am Anfang hatte fragen wollen. Doch ich hielt lieber still, bis die beiden ihr Gespräch beendeten. Ich hatte keine Lust, noch mehr Verhaltensregeln eingebläut zu bekommen. Ich und Regeln, das war ohnehin so eine Sache.

      Schließlich konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und fragte neugierig: „Wo sind eigentlich die Schüler und Lehrer?“ Lehrer hatte ich nämlich auch keinen einzigen gesehen. Könnte eigentlich so bleiben ...

      Christin und Ms Simpson starrten mich an, als ob beide sagen wollten: „Dazwischenreden ist sehr unhöflich.“

      Doch die Rektorin verzichtete auf die Rüge und erklärte: „Die gesamte Schule macht einmal im Jahr einen Ausflug. Wir nutzen diese Gelegenheit meistens, um neue Schüler willkommen zu heißen oder das gesamte Gebäude reinigen zu lassen.“

      Und wieder war „Wow!“ das einzige Wort, mit dem ich diese Schule und ihre Rektorin beschreiben konnte.

      Als ich schließlich meine Schuluniform bekam, traf mich fast der Schlag. Sie sah noch schlimmer aus, als ich sie mir vorgestellt hatte. War das ein seltsamer Tag. Zuerst hatte ich gesehen, wie mein Freund mit Amy rummachte. Dann wurde ich in eine Schule gesteckt, die eher an ein Gefängnis erinnerte, und zu guter Letzt sollte ich eine Schuluniform tragen, die nicht noch gruseliger aussehen könnte.

      Meine Schwester und ich verabschiedeten uns höflich von Ms Simpson und verließen das Gebäude, das von außen wesentlich kleiner wirkte, nachdem man sein Inneres gesehen hatte.

      Wir stiegen in den Wagen und fuhren nach Hause.

      *

      6

      Es war 6.30 Uhr am nächsten Morgen, als ich aufstand, mich in die Dusche bewegte und danach mit Spike Gassi ging. Als ich nach Hause kam, setzte ich mich an den Frühstückstisch und diskutierte mit meiner Schwester, wie viele Gründe es gab, um diese Schuluniform nicht tragen zu müssen. Es lief zunächst ziemlich gut für mich. Aber letztendlich saß ich eben doch am kürzeren Hebel.

      Und somit fand ich mich mit zusammengebundenen Haaren, ohne Make-up und schwarzen Nagellack, in einer weißen Bluse mit rot karierter Krawatte, einem roten Karorock, der bis zum Knie ging, weißen Kniestrümpfen und schwarzen Lackballerinas vor dem Spiegel wieder. Für einen Emo wie mich war das die reinste Hölle. Die Uniform passte nicht wirklich zu meinen schwarzen Haaren.

      Meine Schwester kam in mein Zimmer, um mich zu begutachten. „Gar nicht mal so schlecht. Steht dir“, sagte sie mit einem frechen Grinsen im Gesicht.

      „Nicht schlecht? Ich sehe aus wie eine Comicfigur!“

      „Wie eine süße Comicfigur, hahaha. Komm jetzt, dein Bus ist gleich da“, bemerkte Christin immer noch grinsend.

      Ich nahm meine Tasche und ging zusammen mit ihr die Treppe hinunter. Doch meine Schwester, misstrauisch wie sie war, kontrollierte natürlich, ob ich nicht doch etwas eingesteckt hatte wie Schminke oder Zigaretten. Obwohl ich gar nicht rauchte. Da fuhr auch schon der Schulbus vor.

      „Ich wünsch dir viel Spaß und tu, was man dir sagt. Das ist deine letzte Chance. Versau sie dir nicht“, mahnte Christin mich zum Abschied.

      „Du kennst mich. Ich kann mich nicht an Regeln halten. Also verspreche ich es dir erst gar nicht.“

      „In diesem Fall musst du es aber versuchen, okay?“, bat sie mich noch einmal inständig.

      Ich nickte ergeben, dann lief ich aus dem Haus und bestieg den Schulbus, der fast voll war. Alle starrten mich an, als käme ich von einem fremden Planeten. Aber wenigstens konnten sie nichts Negatives über meine Klamotten sagen, schließlich trugen wir alle die gleichen. Außer dass die Jungs eine rote Karohose anhatten und andere Schuhe trugen. Ich marschierte bis ganz nach hinten durch und setzte mich in eine leere Reihe, um dummen Fragen aus dem Weg zu gehen. Bevor wir das Schulgebäude überhaupt betreten durften, wurden wir erst einmal von der Security kontrolliert.

      Als ich durchsucht wurde, sah mich die Person komisch an und fragte: „Bist du neu hier?“

      „Ja, ich bin neu. Ist mein erster Schultag.“

      „Wenn das so ist, ich bin Steve.“ Er war ungefähr 1,90 Meter groß, ziemlich muskulös und Afroamerikaner.

      „Hey, ich bin Katie“, erwiderte ich ein wenig verwirrt.

      Durch die Kontrolle hatte ich es geschafft, damit war die erste Hürde des Tages überwunden. Doch als ich inmitten des Flurs stand, merkte ich, dass ich nicht mehr wusste, wo es zum Rektoratszimmer ging. Das Gebäude wirkte, wenn viele Leute geschäftig darin herumwuselten, gar nicht mehr so groß und wesentlich unübersichtlicher.

      Als ich mich hilflos umsah, legte plötzlich jemand eine Hand auf meine Schulter und ich erkannte Steve hinter mir. „Die Rektorin hat gesagt, ich solle dich zu ihr bringen.“

      „Danke, aber den Weg hätte ich sicher irgendwie allein gefunden“, entgegnete ich schnippisch, obwohl das glatt gelogen war.

      „Ganz schön vorlaut. Komm einfach mit.“ In diesem Moment machte mir Steve allerdings ein wenig Angst, also folgte ich ihm widerspruchslos.

      Als wir das Rektorenzimmer betraten, begrüßte Ms Simpson mich freundlich. „Sehr schön, du hast dich bis jetzt an alle Regeln gehalten. Steve hast du ja bereits kennengelernt. So,

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