Leni Behrendt Classic 59 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Classic 59 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Classic

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Lächeln kaum unterdrücken konnte. »Es ist schön bei Ihnen, gnädige Frau.«

      »Na, da sind wir aber geteilter Ansicht. Ich kann es beim besten Willen hier nicht schön finden. Und wer weiß, ob die Ihre bestehen bleiben würde, wenn Sie statt meiner hier lägen.«

      »Oh, gnädige Frau, ich bin noch nie krank gewesen.«

      »Das klingt ja ganz nach Bedauern, Sie Schäfchen. Seien Sie froh, daß Sie das Kranksein nicht kennen. Und nun lesen Sie mir etwas vor, damit wir beide auf andere Gedanken kommen.«

      Gehorsam nahm die Schwester das Buch zur Hand, das auf dem Nachttisch lag.

      Dann war nur noch die weiche, ungemein melodische Stimme in dem Krankenzimmer, das noch vor kurzer Zeit so viel Schmerzen gesehen.

      Aufmerksam hing der Blick Frau Isabell von Stein­brechts an dem jungen süßen Antlitz der Leserin, das unter der steifen, strengen Haube so rührend wirkte, zumal es ein Zug von wehmütiger Trauer überschattete.

      Was mochte diesem armen Kind in seinem blutjungen Leben schon alles widerfahren sein, daß es so gar nichts von dem unbekümmerten Frohsinn an sich hatte, der sonst doch der Jugend anhaftete?

      Ein warmes Gefühl stieg in der kinderlosen Frau auf, der dieses junge Geschöpf in ihr Herz geschlossen hatte vom ersten Sehen an. Und der Wunsch, Näheres über sein Schicksal zu erfahren, stieg lebhaft in ihr auf.

      »Legen Sie das Buch fort, Schwester Angelika«, sagte sie gütig. »Das Zuhören strengt mich doch noch zu sehr an. Erzählen Sie mir lieber etwas von sich. Oder mögen Sie das nicht?«

      »Es wird in der Anstalt nicht gern gesehen, wenn wir Schwestern über unser Privatleben plaudern«, entgegnete Schwester Angelika tödlich verlegen.

      »Du meine Güte«, rief Frau von Steinbrecht halb bestürzt, halb lachend. »Das Atmen ist den Schwestern hoffentlich nicht auch noch verboten?«

      Schwester Angelika lächelte zaghaft. »Natürlich nicht, gnädige Frau. Und so streng sind die Vorschriften ja auch gar nicht. Es muß eben Ordnung herrschen.«

      »Ordnung, ja, das ist ungemein wichtig«, stimmte die Kranke ein wenig sarkastisch zu. »Und zu dieser Ordnung gehört in erster Linie das Wohlbefinden des Patienten. Ich sagte es vorhin schon einmal. Also, liebes Kind, nun erzählen Sie mal ein bißchen.«

      »Ach, gnädige Frau, ich wüßte gar nicht, was ich da erzählen sollte. Mein Leben ist wirklich sehr uninteressant.«

      »Das würde ich an Ihrer Stelle nicht so ohne weiteres behaupten. Denn irgend etwas ist in jedes Menschen Leben interessant. Wie alt sind Sie eigentlich?«

      »Achtzehn Jahre.«

      »Um Gott, Kind, in diesem blühenden Alter schon so verantwortungsvolle Pflichten! Haben Sie diese etwa freiwillig auf sich genommen?«

      »Nein«, kam es so verlegen über die roten Lippen, als gestehe das Mädchen ein Unrecht ein.

      »Und weshalb wurden Sie dann Schwester? Haben Ihre Angehörigen Sie etwa zu diesem schweren Beruf gezwungen?«

      Ein unendlich trauriges Lächeln huschte über das zarte Mädchengesicht.

      »Ich habe keine Angehörigen, gnädige Frau.«

      »So sind Sie Vollwaise?«

      »Ja, ich bin in diesem Haus geboren und ohne Unterbrechung geblieben. Mein Vater war hier als Assistenzarzt tätig und starb an einer Infektion kurz vor meiner Geburt, die dann meiner Mutter das Leben kostete. Da ich niemanden hatte, der sich meiner annahm, so wurde ich hier erzogen. Nach meiner Einsegnung wurde ich Lehrschwester und habe seit April das Examen hinter mir.«

      Das alles war ganz schlicht, fast sachlich gesagt, und barg doch so viel Tragik in sich, die Frau von Steinbrecht aufs tiefste erschütterte.

      Ganz weit öffnete sich das Herz der gütigen Frau.

      Fest schlossen sich ihre gepflegten Hände um die des Mädchens, die bereits viele Spuren harter Arbeit aufwiesen.

      »Armes Kind«, sagte sie leise. »Nun kann ich mir manches zusammenreimen, das mir bisher unerklärlich war.«

      Verwirrt fragend richteten sich die großen Augen des jungen Mädchens auf die Sprecherin, doch diese winkte warm lächelnd ab. »Nicht jetzt, vielleicht später einmal werde ich darüber mit Ihnen sprechen.«

      In diesem Moment klopfte es wieder, kurz und sehr ­energisch, und diesmal war es der Professor, der jetzt eintrat.

      Schwester Angelika sprang auf, wollte in ihrer Verlegenheit das Weinglas erfassen und davoneilen, doch der Arzt hinderte sie daran.

      »Erbarmen Sie sich, Schwester Angelika, und bleiben Sie da, wo Sie sind«, verlangte er lachend. »Sonst schütten Sie mir bestimmt den Wein über den Kittel. Geben Sie lieber her.«

      Damit nahm er ihr das Glas aus der Hand, stellte es auf den Nachttisch zurück und war so der Gefahr enthoben, die fleckenlose Weiße seines tadellosen Kittels einzubüßen.

      Aber ganz ohne ein Malheur ging es doch nicht ab. Denn die an ihm vorüberstrebende Schwester trat ihm noch gar herzhaft auf die Füße, bevor sie flüchtend davoneilte.

      »Na, sagte ich’s nicht?« seufzte der Professor nun ganz gottergeben und sah seine Patientin vorwurfsvoll an.

      Frau von Steinbrecht lachte herzlich. »Sie haben es ja förmlich heraufbeschworen.«

      »Nun werde ich auch noch ausgelacht«, beklagte er sich.

      »Na, na, Professor, Sie wissen doch: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen«, meinte die Patientin reichlich vergnügt. »Aber nun verraten Sie mir bloß, warum Sie der kleinen Schwester so ängstlich wehrten, als sie das Glas zur Hand nahm?«

      »Einfach gesagt, weil sie mir immer etwas vor die Füße wirft, so oft sie mir nur begegnet. Wenn sie das etwa auch bei den Patienten so machen sollte, dann kann es ja gut werden. Ich wundere mich, daß noch keine Klagen über sie eingelaufen sind.«

      Nun wurde Frau von Steinbrecht ernst.

      »So wird sie wahrscheinlich auch keinen Anlaß zur Klage geben. Ich habe jedenfalls noch nie die Beobachtung machen können, daß sie sich ungeschickt benimmt. Es ist, im Gegenteil, ihre ruhige, linde Art, die sie mir während meiner Schmerztage so lieb gemacht hat, daß ich sie mir zur persönlichen Pflege ausgebeten habe.«

      »Ja, dann stehe ich vor einem Rätsel«, meinte er, erstaunt, wie sehr sie sich für die junge Schwester einsetzte.

      »Das schnell gelöst sein dürfte, lieber Freund«, erklärte sie dem Mann, den sie schon lange kannte und schätzte und der, solange er der Krankenanstalt vorstand, in ihrem Hause verkehrte. »Es ist die Angst vor dem gestrengen Herrn und Gebieter, die das ohnehin schon verschüchterte Dingelchen so unsicher werden läßt.«

      »Wollen Sie mich als eine Art Schreckgespenst bezeichnen, verehrte Freundin? Das ist nicht gerade ein behaglicher Gedanke.«

      »Nicht doch, Professor, ich versuche nur eine Erklärung für das Verhalten der Schwester zu geben.«

      »Nun

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