Leni Behrendt Classic 59 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Classic 59 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Classic

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etwas ungehalten.

      Frau von Steinbrecht lächelte nur.

      »Leider irren Sie sich diesmal. Schwester Maria ist in der Tat stark beschäftigt. Sie sitzt in einem lauschigen Eckchen des Parkes, liest ein anscheinend sehr interessantes Buch und nascht Konfekt. Die kleine Genießerin versteht es vorzüglich, sich ihre Freizeit so behaglich wie nur irgend möglich zu gestalten.«

      »Freizeit? Am Vormittag? Da müssen Sie sich geirrt haben, gnädige Frau.«

      »O nein, Herr Professor. Das Madonnengesicht ist hier so einmalig, daß man sich gar nicht irren kann. Aber lassen Sie doch der guten Schwester Maria ihr Vergnügen. Geben Sie mir als Ersatz die Kleine hier mit, dann bin ich mehr als zufrieden.«

      Der durchdringende Blick des Professors, der im ganzen Haus so gefürchtet war, weil er den Menschen bis auf den Grund der Seele zu dringen schien, ruhte auf dem vornehmen Antlitz der Dame, die ihm mit liebenswürdigstem Lä­cheln standhielt.

      Forschend sah er die Oberschwester an, die ein Gesicht machte, als stände sie nur zufällig hier.

      Zuletzt wandte er sich Angelika zu, und es wurde ihm nur ganz vage bewußt, daß ihm plötzlich ganz warm ums Herz wurde.

      Schwester Angelika – dieses kleine Fräulein Tolpatsch –, war sie nicht ein ganz liebenswertes Mädchen?

      Und während er dieses mit großer Sympathie dachte, fand seine aus spontaner Verärgerung dahingeworfene Äußerung bereits nahrhaften Boden.

      Wie ein Lauffeuer eilte es durch die Anstalt, in der es fortan inoffiziell keine Schwester Angelika mehr geben würde, sondern nur noch das, was der Professor gesagt hatte:

      »Ein Fräulein Tolpatsch!«

      Erbarmungswürdig sah das Mädchen aus, als es immer noch mit hängenden Gliedern verharrte, wie eine Büßerin, die eine Todsünde begangen hatte.

      »Nun seien Sie wieder vergnügt, Schwester Angelika«, sagte Professor Nordershoff zu ihr, die den Blick jetzt langsam zu ihm erhob.

      So viel Jammer und Not, so viel stumm getragenes Leid sprach aus groß aufgeschlagenen Augen, daß der Arzt betroffen schwieg.

      »Stehen Sie hier nicht herum wie das Leiden Christi, sondern sehen Sie zu, daß der Fußboden wieder in Ordnung kommt«, sprach die strenge Stimme der Oberschwester in die Stille hinein. »Was wollten Sie überhaupt mit der Schüssel? Soviel ich weiß, sollten Sie den Lernschwestern die gebrauchte Wäsche zum Waschen herausgeben.«

      »Das habe ich bereits getan, Frau Oberin«, kam die Antwort fast demütig.

      »Und was wollten Sie dann mit der Schüssel, deren Inhalt Sie ausgerechnet dem Herrn Professor auf die Füße gießen mußten?«

      Schwester Angelika schwieg in tödlicher Verlegenheit und erweckte so den Anschein des bösen Gewissens.

      Und die Oberschwester, froh, sie eines solchen überführen zu können und somit ihre krasse Strafpredigt von vorhin vor dem Professor rechtfertigen zu können, ließ sich diese Chance nicht nehmen.

      »Es ist schon ein Elend mit diesem Mädchen«, sagte sie kummervoll. »Sie ist unwahrhaftig und verstockt, träge und ungeschickt.«

      »Nun, Frau Oberin, den Eindruck macht Schwester Angelika nun doch wirklich nicht«, schnitt er ihr recht unwillig das Wort ab. »Ich höre im Gegenteil von den Patienten immer nur Gutes. Frau von Steinbrecht scheint sie ganz besonders ins Herz geschlossen zu haben, und meine jahrelange Bekanntschaft mit der gnädigen Frau hat mich immer wieder feststellen lassen, daß man sich auf ihre Menschenkenntnis verlassen kann. Ist es nicht so, gnädige Frau?«

      »Es stimmt auffallend, mein Freund«, bestätigte Frau von Steinbrecht. »Deshalb muß an der kleinen Schwester schon etwas Besonderes sein, weil sie mir so angenehm werden konnte.

      Und nun werde ich auch verraten, warum sie jetzt schweigt. Nicht etwa aus Verstocktheit oder bösem Gewissen heraus, Frau Oberin, sondern um Schwester Maria nicht anzugeben.«

      Sie ließ sich nicht durch Schwester Angelikas verängstigten, beschwörenden Blick beirren, sondern fuhr fort: »Mit der Ausrede, zum Herrn Professor befohlen zu sein, drückte Schwester Maria ihrer Kollegin Angelika die Schüssel in die Hände, was dieses kleine gutmütige Schäfchen auch geduldig geschehen ließ, obgleich es zum Frühstück gehen wollte, das einzunehmen es noch keine Zeit gefunden hatte. Schwester Angelika nahm also zu ihrer eigenen Arbeitsfülle auch noch die Arbeit Schwester Marias auf sich, die es sich unterdessen im Park bei spannender Lektüre und Konfitüren gut sein läßt. Ich habe es selbst beobachtet.«

      Mit heimlichem Vergnügen sah die Sprecherin, wie die Oberschwester nach Luft schnappte, während der Professor den Kopf schüttelte, als könne er das alles nicht begreifen.

      »Haben Sie denn tatsächlich jetzt –«, er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, »– jetzt um halb zwölf Uhr noch immer kein Frühstück gegessen, Schwester Angelika?«

      »Nein.« Die arme Schwester Angelika wußte vor grenzenloser Verlegenheit nicht mehr, wohin sie schauen sollte, aber wie von einer heimlichen Macht gezwungen sah sie die Oberin an, deren Miene nichts Gutes verhieß, und hastig setzte sie hinzu: »Aber das schadet doch wirklich nichts.«

      Wieder traf sie der durchdringende Blick des Professors, der sie von neuem erzittern ließ, was dem Gestrengen nicht entging.

      »Schwester Angelika, warum haben Sie bloß so große Angst vor mir?« fragte er gütig. »Habe ich Ihnen denn schon etwas getan, das dieses rechtfertigen könnte?«

      »Nein, Herr Professor«, preßte sie scheu hervor.

      »Na also. Und nun ziehen Sie sich erst einmal um, denn wie ich sehe, haben Sie von dem nassen Segen auch gehörig etwas abgekriegt. Und dann frühstücken Sie endlich.«

      »Und dann, lieber Professor, sind Sie hoffentlich damit einverstanden, daß Schwester Angelika mir für den Rest des Tages zur Verfügung steht«, mischte sich Frau von Steinbrecht wieder ein.

      »Selbstverständlich, gnädige Frau«, stimmte er sofort zu.

      »Zuerst muß ich aber noch den Boden säubern«, wagte das Aschenputtelchen mit einem ängstlichen Blick auf die Oberschwester einzuwenden.

      Doch der Professor winkte ungeduldig ab.

      »Das kann eine der Putzfrauen erledigen. Bitte, Frau Oberin, geben Sie den Auftrag.«

      Diese verneigte sich mit einer Steifheit, die wahrhaftig Bände sprach.

      Schwester Angelika war somit entlassen und suchte ihr Heil in der Flucht. Dabei passierte es, daß sie über ihre eigenen Füße stolperte, sie konnte aber gerade noch verhindern, daß sie der Länge nach hinpurzelte.

      Während Frau von Steinbrecht und Professor Nordershoff der Enteilenden mit lachenden Augen nachschauten, strömten die der Oberschwester, die sich unbeobachtet glaubte, so viel Haß aus, daß die beiden sich betroffen ansahen.

      Der Chef des Hauses räusperte sich und rief dann die Oberschwester in die Wirklichkeit zurück: »Das wäre nun wohl auch überstanden. Jetzt werde ich mich wohl endlich ohne Zwischenfall umkleiden können.

      Und, was ich noch sagen wollte,

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