Leni Behrendt Classic 59 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Classic 59 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Classic

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»Die Arbeit geht vor, das müßten Sie doch endlich begriffen haben. Ich jedenfalls muß zum Professor, und eine andere Schwester ist momentan nicht frei.«

      Mit einer Sicherheit, die der kleinen Schwester imponierte, erhielt sie die nötigen Anweisungen, wurde ermahnt, ja alles gewissenhaft zu erledigen – und dann durfte sie sich trollen, während sich die schlaue Schwester Maria ins Fäustchen lachte.

      Es war ihr wieder einmal geglückt, sich eine Freizeit zu verschaffen, die sie so recht nach eigenem Willen auskosten wollte.

      Daß dieses Gespräch mit Schwester Angelika einen Zeugen hatte, nämlich Frau von Steinbrecht, das ahnten beide nicht.

      Schwester Angelika machte sich niedergeschlagen, mit knurrendem Magen, auf den Weg zu dem Patienten. Die gefüllte Schüssel mit heißem Wasser trug sie behutsam wie eine Kostbarkeit vor sich her.

      Und siehe da, schon waren wieder einmal tausend Teufelchen am Werk, um der geplagten kleinen Schwester einen argen Streich zu spielen.

      Denn just in diesem Moment kamen ihr der Professor mit seinem Ärztestab und der Oberschwester entgegen, alle weiß gekleidet von Kopf bis Fuß.

      Diesmal war es aber der Gestrenge selbst, der das Unheil heraufbeschwor.

      Mit abgewandtem Kopf zu den Herren sprechend, sah er die Schwe­ster nicht, die verzweifelte Anstrengungen machte, ihm auszuweichen, was bei der gefüllten Schüssel nicht ganz einfach war.

      Im Zickzack hin und her balancierend, ging es hin und her – und der Professor, als hätte sie magnetische Kräfte in sich, immer getreulich mit ihr.

      Und ehe noch jemand ihn warnen konnte, war es schon geschehen.

      Schon lag ihm die Schüssel vor den Füßen, und er fühlte das Wasser durch Hosenbeine und Schuhe gar lieblich warm an seinem Körper herniederrinnen.

      Nun, ein Mann ist ja in den meisten Fällen kein Lamm, und der Professor einer so großen Anstalt darf es schon gar nicht sein.

      Daher war es kein Wunder, daß ihm der Geduldsfaden riß und er die Übeltäterin mit einem Blick ansah, der in ihr das brennende Verlangen nach dem bewußten Mauseloch hervorrief.

      »Ja, zum Kuckuck, Sie, Fräulein Tolpatsch, sind Sie denn ganz und gar von Gott verlassen?« schalt er aufgebracht. »Daß Sie mir so allerlei vor die Füße werfen, daran bin ich allmählich gewöhnt, und es macht mir schon fast gar nichts mehr aus. Aber es geht ja wohl ein bißchen zu weit, mir ein Bad aufzuzwingen, während ich Visite machen will!«

      Schwester Angelika war vor Schreck wie benommen. Sein harter Ton, der ganz bestimmt berechtigt war, trieb ihr wieder einmal die Tränen in die Augen.

      Und dann sah sie die amüsierten Gesichter der Ärzte, was ihre Verwirrung begreiflicherweise noch vermehrte.

      Unfähig, sich zu rühren, stand sie mit hängendem

      Kopf und hängenden Armen da – absolut ein Bild des Jammers!

      Und dieses mußte den unwilligen Professor Nordershoff dann ja auch wohl besänftigt haben, denn es klang fast begütigend, als er sagte.

      »Nun sehen Sie sich in Zukunft endlich vor, Fräulein Tolpatsch, und beehren Sie mich nicht mehr mit Ihren sonderbaren Aufmerksamkeiten.«

      Und dann wandte er sich zu den Ärzten, mit jener vornehmen Gelassenheit, die ihn auch in kritischeren Situationen als dieser auszeichneten:

      »Gehen Sie nur immer voraus, meine Herren. Ich muß mich jetzt erst umziehen.«

      Rasch eilte er den Weg zurück, während die Ärzte weiterschritten.

      Und als nun der Gestrenge außer Hörweite war, brachen sie in das Lachen aus, das sie bisher mühsam unterdrückt hatten.

      Die Bezeichnung »Fräulein Tolpatsch« ging von dieser Minute an von Mund zu Mund.

      Und niemand nahm davon Kenntnis, daß genau eben dieses Fräulein Tolpatsch mit weiten Augen hinter dem Professor her sah, daß sich ihre junge Brust in heftigen Atemzügen hob – daß sie wie verzaubert schien.

      Aber sehr realistisch wurde sie aus der Verzauberung, deren sie sich selbst kaum bewußt war, herausgerissen.

      Die Oberschwester nämlich war zurückgeblieben, und die Worte, die nunmehr auf das Mädchen niederprasselten, konnte man schon mit Schmähungen bezeichnen, deren eine so würdige Dame eigentlich sich nicht hätte bedienen dürfen.

      Es hatte so den Anschein, als könne sie sich gar nicht genug tun, dieses kleine Jammerbündel vor sich in krassester Weise abzukanzeln.

      »Man muß sich ja schämen, daß man einen so unglaublichen Tolpatsch im Haus beschäftigt!« schalt sie mit gefährlich unterdrückter Stimme. Die Patienten durften nicht gestört werden, aber Nachdruck war nun einmal notwendig. »Zu nichts sind Sie nütze! Auf der Station haben Sie sich nach diesem skandalösen Vorfall unmöglich gemacht. In der Küche kann ich Sie auch nicht beschäftigen, da Sie mir das ganze Geschirr zerschlagen würden. Was wollen Sie denn eigentlich noch hier? Wollen Sie etwa das gnädige Fräulein spielen und uns immer weiter auf der Tasche liegen? Sie – Sie – Taugenichts – Sie!«

      In ihrer übereifrigen Erregung merkte sie nicht, daß unweit der Professor stand und alles mit anhörte.

      Auf dem Weg in sein Zimmer hatten ihm die schroffen Worte, mit denen er den kleinen Tolpatsch bedacht hatte, bereits leid getan.

      Er machte kehrt, um der Kleinen etwas Freundliches zu sagen, und dann ertappte er die Oberschwester bei ihrer Strafpredigt, die auch beherztere Leute als dieses scheue Dingelchen hätte in Grund und Boden schmettern müssen.

      Aufs höchste befremdet sah er auf die Dame, die er ganz gewiß noch nicht so kannte – so aller Würde bar.

      Und dieses Befremden stand auch in seinem harten Antlitz und lag auch in seiner Stimme, als er auf die Oberschwester zutrat, die erschrocken zusammenzuckte.

      »Na, so schlimm war das Vergehen der Kleinen nun auch wieder nicht, daß Sie sie hier so unerhört abkanzeln, Frau Oberin. Schließlich kann es jedem einmal passieren, daß er eine Schüssel fallenläßt.«

      »Das finde ich auch«, ließ sich eine lachende Stimme vernehmen, und herumfahrend, erblickte Professor Nordershoff Frau von Stein­brecht, die langsam näher kam.

      »Nanu, gnädige Frau, was machen Sie denn hier?« fragte er über­rascht.

      »Ich höre, sehe und staune«, antwortete sie gelassen.

      »Waren Sie etwa Zeuge des kleinen Intermezzos vorhin?«

      »Allerdings. Das – und noch mehr.«

      »Soso. Aber soviel ich weiß, sollten Sie jetzt im Park liegen und ruhen.«

      »Und vor Langeweile umkommen«, ergänzte sie trocken. »Um untätig den ganzen Tag herumzuliegen, dazu bin ich schon viel zu gesund.«

      »Das darf ich natürlich nicht dulden. So mag Ihnen Schwester Maria Gesellschaft leisten. Wir wollen sie gleich mit dem Ehrenamt betreuen.«

      »Bemühen Sie sich nur nicht, lieber Professor. Schwester

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