Leni Behrendt Classic 59 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Classic 59 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Classic

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      »Aber, Herr Professor, mit solcher Lappalie brauchen Sie doch nicht Ihre kostbare Zeit zu vergeuden«, sagte die Oberschwester hastig. Ihr Liebling Schwester Maria sollte keine Strafpredigt von dem Professor bekommen. »Ich werde mit allem Nachdruck mit ihr sprechen.«

      »Ich möchte es selber tun«, entgegnete er betont und wandte sich fast gleichmütig von der Oberschwester ab, um Frau von Steinbrecht zuzulächeln. »Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag, gnädige Frau. Gegen Abend schaue ich wieder bei Ihnen herein.«

      *

      Kurz vor zwei Uhr erschien Schwester Maria, wie be­fohlen, bei dem Professor. Bescheiden verharrte sie an der Tür.

      »Die Frau Oberin hat mir gesagt, daß Sie mich haben rufen lassen, weil ich mich für etwas rechtfertigen soll, was wie eine Missetat aussieht«, sagte sie mit sanfter Stimme. Ihre Augen waren groß auf ihn gerichtet, und ihr Madonnengesicht drückte so viel Unschuld aus, als ob sie wirklich kein Wässerchen würde trüben können. Mit kluger Berechnung hatte sie ein paar Löckchen unter der steifen Schwesternhaube hervorgezupft, und der Spiegel hatte ihr verraten, daß ihr Anblick erfreulich war, ganz besonders für einen Mann.

      Es mußte gesagt werden, daß Professor Nordershoff sie unwillkürlich mit Wohlwollen betrachtete. Sie wirkte so reizend, daß sie eigentlich für jeden Patienten eine Art Medizin sein mußte. Aber er erinnerte sich daran, warum er sie hatte rufen lassen.

      »Treten Sie ruhig ein bißchen näher, Schwester Maria«, forderte er sie auf, »und dann erklären Sie mir bitte, weshalb Sie heute morgen eigenmächtig Schwester Angelika einen Auftrag gegeben haben, der eigentlich Ihnen zustand.«

      Sie machte ein paar graziöse Schritte vorwärts, blieb in angemessener Entfernung vor seinem Schreibtisch stehen.

      »Eigenmächtig? Wie entsetzlich, daß Sie es so sehen«, antwortete sie scheinbar völlig niedergedrückt. »Ich habe mich bereits selber geprüft und erkannt, daß dieser Eindruck durchaus erweckt werden könnte, besonders, wenn er von jemandem beurteilt wird, der die Hintergründe nicht kennt.«

      »Frau von Steinbrecht hat mir eine rein sachliche Beobachtung mitgeteilt, Schwester Maria. Vielleicht könnten Sie mir Ihre Hintergründe verraten?«

      »Ach, Herr Professor, es handelt sich doch um den Patienten auf Zimmer fünfzehn. Er scheint keine Angehörigen zu haben, denn ich habe noch nie bemerkt, daß er Besuch bekam. Die Nachtschwester war nicht dazu gekommen, ihn zu versorgen. Ich gebe zu, daß ich weiß, wie sehr dieser Patient unsere liebe kleine Schwester Angelika förmlich vergöttert. Da brachte ich es nicht übers Herz, zumal er ja schon ein bißchen vernachlässigt war, ihn zu enttäuschen, und nur deshalb bat ich Schwester Angelika, mir die Aufgabe abzunehmen.«

      Das war mit sanfter Stimme und so überzeugend gesagt, daß es dem Professor glaubwürdig klingen mußte. Aber so ganz deckte es sich nicht mit dem, was Frau von Steinbrecht ihm berichtet hatte.

      »Schön«, sagte er, »nehmen wir einmal an, daß es den Tatsachen entspricht. Aber wie kamen Sie danach dazu, sich in den Park zu setzen, in einem Buch zu lesen, soviel ich weiß, und Konfekt zu naschen? Schwester Angelika gegenüber hatten Sie behauptet, zu mir befohlen worden zu sein.«

      Überzeugende Überraschung malte sich auf Schwester Marias hübschem Gesicht. »Aber, Herr Professor, ich wollte unsere Angelika nicht in Verlegenheit bringen. Deshalb benutzte ich diese Ausrede. Und im Park? Ja, es stimmt, daß ich dort gewesen bin. Es waren für mich ja einige Minuten freie Zeit herausgekommen, die ich selber gar nicht angestrebt habe. Ich habe sie dazu genutzt, mich in ein Fachbuch zu vertiefen. Sie sagen doch auch immer, daß man nie genug dazulernen kann.«

      Wie gut sie sich aus der Affäre zu ziehen wußte!

      Professor Nordershoff konnte sie nach dieser Darstellung nicht einmal mehr tadeln. Er sagte nur noch gelassen: »Wie angenehm, daß Sie Konfekt bei diesem Studium naschen konnten.«

      Schwester Maria lächelte bestrickend liebenswürdig. »Der Sohn einer unserer Patientinnen, übrigens ein Rechtsanwalt, hat mir das Konfekt geschenkt, weil seine Mutter sehr zufrieden mit mir ist. Ich hoffe, daß ich diese Gabe annehmen durfte. Er ist auch immer sehr nett zu mir.« Verschämt senkte sie die Augenlider. »Mein Herz ist natürlich noch frei, Herr Professor.« Und dann, als ob es ihr gerade in diesem Moment einfiel: »Wenn Sie mich strafen wollen, bitte, ich fühle mich zwar nicht schuldig, aber ich würde niemals aufbegehren.«

      Instinktiv fühlte er, daß sie ihn einfach überfahren wollte, aber wie hätte er es widerlegen können?

      So blieb ihm nichts weiter übrig, als zu sagen: »Lassen wir die Sache auf sich beruhen, Schwester Maria. Aber in Zukunft würde ich es doch gutheißen, wenn Sie keine eigenmächtigen Entscheidungen treffen.«

      Sie machte einen grazilen Knicks. »Selbstverständlich, Herr Professor. Ich kenne meine Pflichten, und ich werde nicht versäumen, sie nach bestem Können zu erfüllen.«

      Damit war sie entlassen. Und während sie sich zum Gehen wandte, spielte ein triumphierendes Lächeln um ihren schön geschwungenen Mund.

      Diese Prüfung hatte sie bestanden, und wahrscheinlich hatte sie auch viel gewonnen. Oh, ihr würde es schon noch gelingen, den Professor zu erobern.

      Hatte er sie nicht ganz eigentümlich angesehen?

      Als sich die Tür hinter ihr schloß, machte sie ein paar übermütige Sprünge.

      Ihre Phantasie lief kühn in die Zukunft. Großartig muß es sein, Frau Professor Nordershoff zu sein!

      *

      Bereits am nächsten Tag schien es so, als ob Schwester Marias Rechnung aufgehen würde. Dabei war es nichts als reiner Zufall, daß Professor Nordershoff ausgerechnet ihr den Auftrag gab, Schwester Angelika zu ihm zu beordern.

      »Schwester Angelika, Sie möchten sofort zum Herrn Professor kommen – in sein Arbeitszimmer«, meldete Schwester Maria mit schadenfrohem Lächeln.

      Hach, jetzt würde Schwester Angelika abgekanzelt werden, und die war bestimmt nicht so schlau, sich zu verteidigen.

      Denn außer der Zeit ins »Allerheiligste« befohlen zu werden, bedeutete allemal nichts Gutes. Und seit gestern, da Maria die schwierige Sitzung bei dem Chef hatte durchstehen müssen, die sie – ihrer Meinung nach – der Petzerei des Tolpatsches verdankte, fühlte sie mehr als zuvor heißen Groll auf die Kollegin.

      Es hatte übrigens an diesem Tag auch für die anderen noch ein heiliges Donnerwetter gegeben.

      Mit der herrischen Stimme, die einem vor Angst die Gebeine klappern machte, wie eine Schwester sich auszudrücken pflegte, hatte Professor Nordershoff angekündigt, daß diejenigen, die ihre Arbeiten nicht selbst verrichteten, sondern sie gutmütigen Kolleginnen aufbürdeten, sofort entlassen würden.

      So böse hatte man den vergötterten Chef noch nie gesehen, und da seine Konsequenzen nur zu gut bekannt waren, so nahm man seine Worte so ernst, wie sie gesagt waren.

      Natürlich war ihnen bekannt, wer der Anlaß zu diesem Unwetter gewesen war, wer sie da mit ihrer Petzerei so in die Enge getrieben hatte.

      Und da der Mensch ja nur zu leicht geneigt ist, seine Schuld nie bei sich, sondern immer nur bei anderen zu suchen, so häufte sich der Groll auf die arme Schwester Angelika, die doch so schuldlos an dem allen war.

      »Schau

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