Toni der Hüttenwirt 258 – Heimatroman. Friederike von Buchner
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Die Sonne versank hinter den Bergen von Waldkogel. Der Himmel erstrahlte im letzten Hauch des Abendrots. Die Hüttengäste gingen schlafen, um am nächsten Morgen ausgeruht zu sein für ihre Gipfeltouren.
Toni räumte die Tische ab.
Nur Monika Krauser saß noch auf der Terrasse. Die junge Zahnärztin schaute in Gedanken versunken über das Tal.
Toni trat zu ihr. »Bist du noch munter? Jeden Tag machst du eine lange Wanderung und dir ist die Anstrengung nicht anzumerken. Bewundernswert!«
Monika lächelte.
»Ich bin gut durchtrainiert. Daheim in München laufe ich jeden Morgen vor der Arbeit mindestens zehn Kilometer. Ich brauche Bewegung und die Herausforderung. Ist Anna noch in der Küche? Ich wollte sie nach einem Tee fragen.«
»Anna ist bei den Kindern. Sie haben etwas auf dem Herzen, denken wir, denn sie waren heute Abend auf eine seltsame Weise still. Das ist immer ein Alarmzeichen. Wahrscheinlich machen wir uns zu viele Gedanken. Du weißt, dass wir Franziska und Sebastian adoptiert haben?«
»Ja, Alois hat es mir erzählt. Keine Sorge, ich lasse es mir gegenüber den Kindern nicht anmerken, dass ich es weiß.«
»Ja, das stimmt, sie wollen nicht darauf angesprochen werden«, sagte Toni. »Alois ist in der Küche. Er hat gerade frischen Tee aufgebrüht. Ich bringe dir welchen.«
Monika ging mit Toni in die Berghütte.
Der alte Alois kam mit einem Becher Tee aus der Küche und setzte sich an den Kamin.
»Toni, hole dir auch einen Tee und mache eine Pause!«, sagte er.
Toni nickte. Er holte für sich und Monika zwei Becher Kräutertee. Sie setzten sich auf die Schaukelstühle vor dem Kamin.
Nach einer Weile sagte Monika: »Es ist wunderschön hier bei euch. Wie lange kann man eigentlich bleiben?«
Toni schaute sie erstaunt an.
»Wie meinst du das? Du kannst so lange die Kammer haben, wie du willst.«
»Das ist sehr gut. Ich bin am Überlegen, ob ich für den Rest des Sommers in Waldkogel bleibe.«
»Mei, das ist ja ein Kompliment für uns«, freute sich Toni. »Warten in München nicht deine Patienten?«
Monika errötete leicht.
»Schon, aber meine Gedanken gehen immer mehr in die Richtung, zu kündigen und eine lange Pause einzulegen.«
»Gefällt dir es dort nicht, wo du bist?«, fragte der alte Alois.
»Doch, sehr sogar!«, sagte Monika. «Ich behandle hauptsächlich die Kinder, die in die Zahnarztpraxis kommen. Das macht mir viel Freude. Aber…«, Monika seufzte aus tiefstem Herzen. »Am besten erzähle ich von Anfang an. Dass ich dort angefangen habe, kam so: Doktor Jürgen Haber hatte schon während des Studiums ein Auge auf mich geworfen. Noch am Tag meines Examens engagierte er mich für seine Praxis. Dann kam eins zum anderen, wir wurden ein Liebespaar. Er sieht gut aus und ist sehr erfolgreich. Jürgen stammt aus bester Familie. Er ist liebevoll und verwöhnt mich. Allerdings sagte er immer, dass eine Partnerschaft ohne Trauschein für ihn die beste Lebensform sei. Trotzdem ist er kein Hallodri. Er war mir treu und ist sehr anhänglich. Die ganze Zeit wünschte ich mir im Stillen, seine Frau zu sein und Kinder mit ihm zu haben. Das behielt ich aber für mich. Und jetzt hat er mir plötzlich einen Antrag gemacht. Nein, eigentlich trifft es das nicht. Er sagte, er habe alles organisiert. Ich mache es kurz. Flug nach Las Vegas, Heirat, eine Woche Urlaub und dann zurück. Danach Vergrößerung der Praxis und Familie. Er stellte mich einfach vor vollendete Tatsachen, er hatte alles schon gebucht.«
Toni und Alois sahen Monika verwundert an.
»Schaut nicht so! So war es. Ach ja, einen Verlobungsring hielt er mir unter die Nase. Quasi im Nachhinein. Es traf mich völlig unvorbereitet und es war alles andere als romantisch. Der Herr Doktor hatte es so beschlossen und erwartete, dass ich zu allem Ja und Amen sage. Ach, es würde nicht einmal eine reguläre kirchliche Trauung sein. Ich dachte, ich kippe vom Stuhl. Das war also der Augenblick, den ich im Stillen ersehnt hatte. Aber statt Freude zu empfinden, war nur Leere in mir. Ich wusste, dass Jürgen ein zupackender Typ ist. Wenn er sich für etwas entschieden hat, dann zieht er es durch. Jetzt bin ich ziemlich durcheinander. Meine Tante riet mir, in die Berge zu fahren und zur Ruhe zu kommen. Jürgen habe ich gesagt, dass ich Bedenkzeit brauche.«
Toni und der alte Alois nickten.
»Wenn man heiratet, sollte das für ein ganzes Leben sein«, sagte Toni. »Also ist es gut, sich vorher zu befragen, ob es diese Liebe ist.«
»Richtig!«, pflichtete ihm Monika bei. »Genauso ist es. Es muss eine Entscheidung des Herzens sein, nicht wahr?«
»Nur eine Entscheidung des Herzens«, sagte Toni. »Und du fühlst nix?«
»Nein, es ist verrückt. Auf einmal fallen mir all die Unterschiede ein. Ich frage mich, wo die Gemeinsamkeiten sind, außer bei unserem Beruf? Er ist nicht sportlich. Okay, er toleriert meine Sportbegeisterung. Aber mit ihm zu joggen, ist ausgeschlossen. Ach, es ist nicht schlimm, dass er so unsportlich ich. Damit könnte ich leben. Aber ich fühle nichts. Alles ist leer in mir. Ich habe kein Herzklopfen. Wenn ich an eine Zukunft mit ihm denke, dann kann ich mir ein Familienleben einfach nicht vorstellen, besser gesagt, nicht mehr vorstellen.« Monika seufzte wieder. »Wie kann das plötzlich so kommen? Ich hatte ihn wirklich gern.«
Alois und Toni wechselten Blicke.
»Du warst sicher in ihn verliebt. Aber verliebt zu sein und wahrhaftig zu lieben, da gibt es einen riesigen Unterschied, Monika. Damit will ich dir nicht zu nahe treten. Für mich ist das nur die Erklärung dafür, warum dein Herz keine Freudensprünge machte, als er sagte, er wolle dich heiraten.«
Monika lehnte sich auf dem Schaukelstuhl zurück. Sie schlug die Beine übereinander und schlürfte ihren Tee.
Toni und der alte Alois schwiegen. Das Madl muss eine schwere Entscheidung treffen, dachte Toni. Dabei ist die Entscheidung längst gefallen. Ihr Herz klopft nicht schneller. Es wäre gut, wenn sie darauf hören würde. Er stand auf und legte Holz ins Feuer. Die Flammen züngelten auf und fraßen sich durch die Rinde. Es knisterte.
Monika lächelte.
»Es knistert. Das ist schön. Man sagt auch, dass es zwischen zwei Menschen knistert, die sich lieben.«
»Ja, so sollte es sein.«
»Bei uns hat es nie geknistert«, sagte Monika, mehr zu sich selbst.
Toni hatte es gehört und lächelte sie an.
»Dann war deine Verliebtheit eine Wunschvorstellung?«
Monika zuckte mit den Achseln.
»Das will ich herausfinden. Ich habe mir überlegt, ich werde kündigen. Ich will ausprobieren, wie es ist, wenn wir nicht mehr zusammen arbeiten. Werde ich ihn vermissen?«
Toni legte die Stirn in Falten.
»Und wie ist es jetzt? Vermisst du ihn? Sehnst du dich nach ihm?«
Monika schaute ins Feuer.
»Wenn ich