Corona Magazine #353: April 2020. Uwe Anton

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Corona Magazine #353: April 2020 - Uwe Anton Corona Magazine

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später erkrankten erste Menschen auf der Krim und in Sarai an der Wolga, die zum Reich des mittelalterlichen mongolischen Khanates der Goldenen Horde gehörten. Bereits 1346 erreichte die Pest Europa, als die Goldene Horde die von Genuesern besetzte Stadt Kaffa (das heute Feodossija auf der Krim) belagerte. Berichten zufolge spannten die Mongolen an der Pest verstorbene Krieger auf Katapulte und schleuderten sie in die Stadt, was zur schnelleren Ausbreitung beitrug. Über das weit verzweigte Handelsnetz der Genueser gelangte der Schwarze Tod schließlich nach Messina auf Sizilien und über den Landweg nach Frankreich, Venedig, Österreich, Deutschland, Norwegen, Schweden, England und Irland, das 1349 die ersten Todesfälle verzeichnete. Innerhalb kürzester Zeit waren ganz Europa sowie Teile Russlands und Afrikas betroffen. Yersinia pestis fuhr eine schreckliche Ernte ein. Ein Drittel der damaligen europäischen Bevölkerung, circa 25 Millionen Menschen, fand den Tod, davon allein 200.000 in den Jahren 1348 und 1349 in Norwegen.

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       Niemals besiegt

      Zwischen 1665 und 1714 trafen drei weitere Wellen Europa und forderten mehr als eine Million Todesopfer. Die dritte große Pest-Pandemie überraschte die Welt Ende des 19. Jahrhunderts. Ausgehend von Yunnan in China gelangte die Krankheit bis Hongkong. Hier konnte 1894 der Schweizer Arzt Alexandre Yersin den Erreger endlich identifizieren und die zweifelhafte Ehre in Anspruch nehmen, dass das Pest-Bakterium nach ihm benannt wurde. Obwohl die Übertragungswege von Yersinia pestis ebenfalls geklärt werden konnten, breitete sich die Pest wiederum in viele Teile der Welt bis in die Vereinigten Staaten von Amerika aus und verschlang rund zwölf Millionen Menschenleben. Bis heute ist die Pest nicht besiegt. Obwohl man die Krankheit gut mit Antibiotika behandeln kann, ist der Erreger nicht kleinzukriegen. Allein zwischen 1978 und 1992 meldete die WHO (World Health Organization) Ausbrüche in 21 Ländern, darunter die USA. Seit Mitte der 90er Jahre ist die Pest wieder auf dem Vormarsch. Auf Madagaskar hält sich das Bakterium besonders hartnäckig. Die WHO registriert seit 2008 immer wieder Ausbruchsherde, mit insgesamt 600 Todesfällen bis zum Ende des Jahres 2017.

      

       Die Spanische Grippe – Der schnelle Tod

      Nachdem in den Jahren 1910 und 1911 noch einmal 45.000 bis 60.000 Menschen an der Pest gestorben waren, schien Ruhe auf der Erde einzukehren. Erkrankungen wie die Cholera, Pocken oder Typhus führten zwar auch weiterhin zu tausenden Verlusten an Leben. Doch eine Pandemie, die sich über große Teile der Welt erstreckte, blieb aus, bis 1918 das Influenzavirus A/H1N1 die Welt zu verheeren begann. Grippewellen suchen die Menschheit wahrscheinlich bereits seit Jahrtausenden heim und haben im Lauf der Zeit bei vielen Menschen für Anpassungen des Immunsystems gesorgt. Dennoch sterben auch heute noch zwischen 250.000 und 645.000 Personen jährlich an den Atemwegserkrankungen, die durch eine Influenza-Infektion ausgelöst werden.

       Die Spanische Grippe in Amerika

      Gegen die Spanische Grippe, die ihren Namen daher hat, dass Spanien als neutrales Land in der späten Phase des ersten Weltkriegs die ersten Meldungen über die Seuche herausgab, erscheinen diese Zahlen aber dennoch geradezu harmlos. Dabei verlief die Pandemie, die innerhalb von zwei Jahren zwischen 25 und 50 Millionen Opfer kostete, zunächst wie jede andere Grippewelle auch. Sie begann wahrscheinlich im US-Bundesstaat Kansas und verbreitete sich über Truppenbewegungen nach Europa. Die erste Welle im Frühjahr 1918 verzeichnete zwar ein enormes Ansteckungspotential, im Verhältnis dazu aber relativ wenige Todesfälle. Der milde Verlauf wiegte die Welt in Sicherheit.

       Der Tod fährt mit

      Der Beginn der wesentlich tödlicheren zweiten Welle wird auf August 1918 datiert, als auf dem norwegischen Frachter Bergesfjord erste Fälle der Spanischen Grippe auftraten. Fast gleichzeitig meldeten Frankreich, Dakar, der Senegal, Sierra Leone in Westafrika und viele Militärlager in den USA unverhältnismäßig hohe Ansteckungsraten. In den Lagern grassierte die Spanische Grippe sogar so stark, dass drei von einhundert Soldaten starben. Militärärzte horchten erschreckt auf und forderten umfangreiche Quarantänemaßnahmen. Die Ansuchen wurden aber aufgrund der Kriegssituation abgeschmettert und die kranken Soldaten, auf engen Schiffen eingepfercht, nach Europa verfrachtet. Sechs von einhundert Männern überlebten die Tortur nicht.

      Doch auch in den Städten wütete die Krankheit wie nie zuvor. Allein in der Woche zwischen dem 17. und 23. Oktober 1918 registrierte man in den USA 21.000 an der Spanischen Grippe gestorbene Menschen, die sich erst wenige Tage zuvor infiziert hatten. In Europa, Südamerika, Asien, Afrika und auf den pazifischen Inseln starben Menschen in so großer Anzahl, dass in einigen Städten weder genug Särge noch Gräber zur Verfügung standen, eine erschreckende Parallele zu der Situation, wie wir sie heute in Madrid, New York und Städten in Norditalien erleben. In Indien, das in dieser Zeit zusätzlich unter den Strapazen einer Hungersnot litt, starben fünf von einhundert Erkrankten, was eine ungewöhnlich hohe Letalitätsrate darstellt. Doch auch Mexiko war mit rund 440.000 Toten stark betroffen. Das immer noch kriegsgebeutelte Europa kümmerte sich in einer Zeit, in der sowieso wöchentliche Listen mit tausenden gefallenen Soldaten veröffentlicht wurden, wenig um die Auswirkungen der Spanischen Grippe, was die Zählung der Leichen erheblich erschwerte.

      So geisterhaft, wie sie erschien, verschwand die Spanische Grippe wieder. Im Gegensatz zu anderen Grippe-Pandemien oder auch der aktuellen COVID-19-Welle starben an der Infektion übrigens überwiegend jüngere Menschen. Nach Schätzungen waren 99% aller Verstorbenen unter 65 Jahre alt. Dies sollte uns auch in heutiger Zeit ein warnendes Beispiel sein.

       Andere Grippewellen

      Obwohl das Influenzavirus 1933 isoliert werden konnte und die Virologen ihrem Feind damit zum ersten Mal sprichwörtlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden, hat sich bis heute nicht viel daran geändert, dass wir ihm, abgesehen von immer neuen Impfungen, mehr oder weniger hilflos begegnen. Das Virus erscheint äußerst anpassungsfähig und tritt in immer neuen Varianten auf. Die Asiatische Grippe kostete 1957 und 1958 zwischen einer und zwei Millionen Menschenleben, während die Hongkong-Grippe des Subtyps A/H3N2 1968 bis 1970 mehr als eine Million Tote forderte. Nur sieben Jahre später breitete sich der Typ A/H1N1 in Form der Russischen Grippe erneut aus und forderte 70.000 Seelen. 1995 und 1996 hatte die Bundesrepublik ca. 30.000 Tote zu beklagen, wobei 8,5 Millionen Menschen an einer Virusgrippe erkrankten. Die ab 2004 registrierten Varianten Vogelgrippe und Schweinegrippe wirkten sich mit insgesamt 19.000 Opfern zwar weniger vernichtend aus, ihr zoonotischer Charakter zeigt aber, wie anpassungsfähig und gefährlich das Virus mitsamt seiner zahlreichen Mutationen ist.

       HIV – aus den Köpfen, aus dem Sinn

      Als am 2. Oktober 1985 der Hollywood-Star Rock Hudson an AIDS verstarb, sprach plötzlich die ganze Welt über das erst zwei Jahre zuvor von den französischen Virologen Luc Montagnier und Françoise Barré-Sinoussi entdeckte Retrovirus. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Welt allmählich klar, dass sie einer neu- und besonders bösartigen Pandemie gegenüberstand, die bis heute über 36 Millionen Erkrankten das Leben nahm und in einigen afrikanischen Ländern wie Swasiland, Botswana oder Lesotho bis zu ein Viertel der 15- bis 49-Jährigen betrifft. Zwar ist weltweit ein Rückgang der Neuinfektionen und Sterbefälle zu verzeichnen, doch in einigen hochindustrialisierten Ländern wie Russland hat sich die Zahl der HIV-Infizierten innerhalb von fünf Jahren sogar verdoppelt.

      Auch das HIV-Virus ist äußerst hartnäckig. Eine Heilung, wie etwa bei einigen Hepatitis-Arten, ist bis heute nicht möglich. Das liegt unter anderem am Vermehrungszyklus, wozu das HIV-Virus Wirtszellen benötigt, die den CD4-Rezeptor (ein Glykoprotein an der Oberfläche

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