Corona Magazine #353: April 2020. Uwe Anton
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HIV heute in Deutschland
In Deutschland spielen HIV und AIDS in der öffentlichen Wahrnehmung leider kaum mehr eine Rolle. Waren vor einigen Jahren noch zahlreiche Plakate und Werbespots zu sehen, die vornehmlich bei jungen Menschen um den Gebrauch von Kondomen warben, sind die Mahnungen heute fast vollständig aus der Medienlandschaft verschwunden. Doch das Robert-Koch-Institut ging noch Ende 2018 davon aus, dass in Deutschland fast 88.000 Menschen mit einer HIV-Infektion leben, wovon geschätzt 10.600 nichts davon ahnen, dass sie eine tickende Zeitbombe in sich tragen.
Ebola, oder wie ein Film die Menschen das Fürchten lehrte
Mitte der 70er Jahre gingen furchterregende Bilder einer Epidemie im Sudan und in Zaire um die Welt. Menschen mit schweren hämorrhagischen Fiebersymptomen, Blutungen aus Mund und Nase, geplagt von Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, Erbrechen und Durchfall waren zu sehen. Die Presse berichtete erstmalig über ein neuartiges Virus, das seinen Ursprung offenbar am Fluss Ebola hatte und später nach diesem benannt wurde. Abgesehen von den fürchterlichen Symptomen, war die hohe Sterberate der Infizierten noch sehr viel beängstigender als bei der Pest oder Spanischen Grippe. Im Sudan starben 151 von 284 Erkrankten. In Zaire zeigte das Ebolavirus eine noch grässlichere Fratze. 284 von 318 erfassten Patienten verloren innerhalb kürzester Zeit ihr Leben. Damit lag die Fallsterblichkeit bei 88%. Das Ebolavirus, das eine Gattung aus der Familie der Foloviridae ist, gehört also nicht umsonst zu den tödlichsten und aggressivsten der Welt und wird vom Center for Disease Control and Prevention (CDC) vollkommen zu Recht als Kampfstoff der Kategorie A geführt.
Schlimmer als jeder Film
Der nächste größere Ebola-Ausbruch in Gabun, der Demokratischen Republik Kongo und Südafrika verlief etwa zeitgleich mit dem Erscheinen des Pandemie-Thrillers Outbreak – Lautlose Killer in den Jahren 1994, 1995 und 1996. Der Film von Wolfgang Petersen mit Dustin Hoffmann, Morgan Freeman, Rene Russo und Donald Sutherland in den Hauptrollen ist zwar nicht vollends realistisch, zeigt aber doch sehr eindrücklich eben jene Bilder von Infizierten, die bereits 1976 die Zuschauer der Nachrichten erschüttert hatten. So drang das Ebola-Virus, das im Film allerdings nicht ausdrücklich so genannt wird und in puncto Übertragungswege und Inkubationszeit nicht mit dem realen Vorbild übereinstimmt, in die Popkultur der 90er Jahre vor. Von nun hatte jeder Mensch, der den Film gesehen hatte, eine Ahnung davon, welche Auswirkungen eine Ebola-Pandemie weltweit haben könnte.
Der Kritiker Denis Hoffmann schrieb passend auf Zelluloid.de: »Man könnte meinen, Petersen hätte sich mit der Natur verbündet. Fast pünktlich zum Kinostart häufen sich die realen Schlagzeilen über die Ebola-Epidemie in Zaire. Dadurch erhält der Film einen zusätzlichen Beklemmungsfaktor, den er aber eigentlich gar nicht gebraucht hätte.« Wie prophetisch diese Aussage klingt, zeigt sich, wenn man sich erneut die Sterbefallrate anschaut, die während der 90er-Jahre-Ausbrüche stets sehr hoch zwischen 50% und 81% lag.
rvSV-ZEBOV – ein Ausweg?
Seit einigen Jahren versucht man den fünf Ebola-Virusspezies Bundibugyo Ebolavirus, Reston Ebolavirus, Sudan Ebolavirus, Tai Forest Ebolavirus und Zaire Ebolavirus mittels eines Impfstoffs auf die fadenförmige oder auch bazillusförmige sprichwörtliche Pelle zu rücken. Seit 2014 liefen Tests verschiedener Impfstoffe an Menschen. Besonders vielversprechend zeigt sich der Wirkstoff rVSV-ZEBOV, der laut WHO als erster wirksam und abschließend sicher getestet werden konnte. Als im Sommer 2018 eine neue Ebola-Epidemie die Demokratische Republik Kongo zu überrollen drohte, startete die dortige Regierung erfolgreich eine Impfkampagne. Bis November 2018 erhielten mehr als 28.000 Menschen den Wirkstoff, und auch klinische Studien zeigten höchst erfreuliche Ergebnisse. Das ändert natürlich leider nichts daran, dass bis heute kein wirksames Virostatikum existiert und man im Grunde genommen bei Betroffenen nur die Symptome lindern kann. Doch wenn rVSV-ZEBOV erst einmal flächendeckend eingesetzt wird, kann man dem Ebola-Monster vielleicht irgendwann seinen Schrecken nehmen.
SARS-CoV, MERS-CoV, SARS-COV-2 – Verlangsamen ist alles
Seit 2002 beschäftigt die Menschheit nun eine Virusgruppe, die den Namen Coronaviridae (Corona = deutsch: Krone) trägt und ursprünglich bei Wirbeltieren wie Vögeln, Fischen oder Säugetieren auftrat. Das SARS-assoziierte Coronavirus, das 2002/2003 die erste bekannte Pandemie mit der Erkrankung SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome = schweres akutes Atemwegssyndrom) auslöste, verfügt über eines der umfangreichsten Genome unter den sogenannten RNA-Viren (Viren, deren Erbmaterial aus Ribonukleinsäure besteht). Intensive Untersuchungen führten zu dem Ergebnis, dass das Virus seinen Ursprung wahrscheinlich in einem in Fledermäusen vorkommenden Vorfahren hatte. Dieses Virus entwickelte sich zum humanpathogenen SARS-CoV weiter und verbreitete sich 2002 und 2003 über die Welt. Im Jahr 2003 gelang es schließlich auch, das noch unbekannte Coronavirus zu isolieren. Bis dahin waren allerdings über 700 Menschen gestorben.
MERS-CoV
2012 sorgte ein weiterer Vertreter der Corona-Familie, MERS-CoV (Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus) für Aufsehen. Wiederum von Fledermäusen ausgehend, überträgt sich das Virus auf Dromedare und von dort aus sporadisch auf den Menschen. Mensch-zu-Mensch-Ansteckungen sind höchstwahrscheinlich sehr selten, was zu einer relativ geringen Infektionsrate führt. Dennoch erkrankten auf der Arabischen Halbinsel immerhin rund 2.500 Personen, wovon mehr als 850 starben, was einer Fallsterblichkeit von sehr besorgniserregenden 34% entspricht.
Covid-19 – es hat gerade erst begonnen
Damit endet dieser Artikel dort, wo er begann, mit der COVID-19-Pandemie, die seit Ende November 2019 die Welt in Atem hält.
Das Virus SARS-CoV-2 stellt eine so neuartige Variante dar, dass bislang noch immer diskutiert wird, welche Tiergruppen als Ursprung des zoonotischen Erregers gelten können. Hoch im Kurs steht die Hufeisennasen-Fledermaus, bei der man bereits das verwandte SARS-CoV-1-Virus nachgewiesen hatte. Doch kurze Zeit später fand man im Malaiischen Schuppentier Coronaviren mit einer genetischen Übereinstimmung zu SARS-CoV-2 von 90% und sogar 99% in einer bestimmten Region, die dem Virus die Bindung an die für ihn so wichtigen ACE-Rezeptoren (hilft bei der Regulierung des Volumenhaushaltes des menschlichen Körpers und reguliert den Blutdruck) ermöglicht. Die Gefährlichkeit dieses neuen Erregers wird deutlich, wenn man sich die Infektionskurve genauer anschaut. Am 07. März 2020 meldete die WHO über 100.000 Infizierte weltweit sowie 3.486 Tote. Wie eingangs berichtet, liegt die Infektionsrate fast genau einen Monat später 10-mal höher, die Sterberate sogar 20-mal. Es sollte klar sein, dass COVID-19 noch lange nicht besiegt sein wird, und es ist fraglich, ob ein Impfstoff tatsächlich auf Dauer den gewünschten Erfolg bringt oder ob sich das Virus als ähnlich anpassungsfähig wie das Influenza-Virus erweisen wird. Der Kampf hat gerade erst begonnen, und es liegt in unserer Hand, ihn nicht zu verlieren.
Pandemie im SciFi- und Horrorfilm
von Thorsten Walch
Das Thema ist in aller Munde, hat uns alle im Griff. Sein Name lautet »Pandemie«. Noch bis vor relativ kurzer Zeit konnte sich kaum jemand vorstellen, dass der Begriff eine Relevanz über Bücher, Filme, Comics oder auch Computerspiele des vorwiegend phantastischen Genres