Sitten, Strolche & Strategen. J. J. Juhnke
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Düsentrieb Rehm
Friedhelm "Düsentrieb" Rehm erinnerte mich in Erscheinung und Wesen an den bekannten Schauspieler Gustav Knuth. Karriere als Gebrauchsfälscher, in der Zeit vom braunen Spuck, hat Friedhelm Rehm nur gemacht, weil sich ein Jugendfreund an ihn erinnerte. Rehm habe ihm schon früh in der gemeinsamen Schulzeit entscheidende Hilfe zukommen lassen. So war es ganz natürlich das er später nach ihm fahnden lassen hat. Als Talent, wie sie gesucht wurden. Dem unpolitischen Rehm berauschte das Angebot an Möglichkeiten sich künstlerisch zu entfalten. Enorme Ressourcen standen zur Verfügung die jeweils gestellte Aufgabe zu erfüllen. Zwischen stempeln gehen und einer "Sonderabteilung geheime Reichssache" gab es nicht wirklich eine Wahl. >Nicht bei klarem Menschenverstand<, wie er in geselliger Runde versicherte.
>Blond, wie Hitler, schlank, wie Göring und mit einem Adlerblick, wie Himmler<, scherzte gerne der Mann mit den begnadeten Händen, warum er bei der Spezialeinheit gelandet war. Im Grunde sind es wohl eher seine Fälscher Qualitäten gewesen. Die Dinge liefen anders und dann aus dem Ruder. >Das passiert in der Weltgeschichte immer wieder<, beteuerte unser Düsentrieb immer wieder. Aber seine Arbeit an den geheimen Reichssachen wäre spitze gewesen und niemals wieder hätte er diese Möglichkeiten gehabt und so viel dabei gelernt. >Wenn bloß weniger Krieg gewesen wäre, dann wäre es vielleicht noch gut ausgegangen<, so der begabte Mann für Darstellung von Illusionen. Weil sein Schaffen immer als kriegswichtig galt brauchte er nicht mal zum Endkampf eine Waffe in die Hand nehmen. Aber wahrscheinlich war er auch früher für einen Schützengraben, oder Häuserkampf, nicht zu gebrauchen gewesen. Heute sagt er: >Manchmal denke ich das ich noch gar nicht so alt bin. Und dann höre ich mich aufstehen! Rehm und Vater hatten ein gemeinsames Hobby und verbrachten deshalb manche extra Stunde miteinander. Beide konnten lange vor ihren Bienenständen hocken, mit Zigarren im Mund und den Tieren beim ein- und ausfliegen zusehen. Ein Teil der Bienenvölker stand auf der Domäne, deshalb konnte es vorkommen das Vater die Nacht auf der Domäne blieb. Vielleicht aber auch weil Rosi Motzke, das ewig dralle BDM Fräulein von der Dorfapotheke, noch etwas repariert haben wollte, mit Hilfe seiner Rohrzange.
Der dicke Rehm lebe ein Dorf entfernt und besaß unter den Kameraden den Status eines Zauberers, eines Künstlers und genialen Fälschers. Ein Rehm, ein Original, eine Kopie, so hießen die Qualitätsstufen in dem kleinen Kreis eingeweihter Bewunderer des Meisters. Unser Düsentrieb, den viele Kameraden auch "den Spiegel" nannten, weil er Kopien Spiegel genau anfertigen konnte, fuhr noch immer, trotz bester Auftragslage, seinen klapprigen 50er Jahre Lieferwagen weiter. Wir nannten ihr wirklich sehr, sehr gerne Düsentrieb. Er meinte mal: >Je länger der Spuk vorbei ist, desto größer die Nachfrage nach seinen Symbolen<. Tja, und heute kann man sagen, ein echter Rehm steht in mancher amerikanischen Veteranen Sammlung. Sei es als Büste des Führers, als Bild, oder als Buch von ihm, mit persönlicher Widmung an einen bedeutenden Wehrmachtsgeneral und viele andere NS Artikel aus dem reichhaltigen Programm. Eingeweihte behaupten ferner, er könne das Kreuz Jesu wieder herbeischaffen, aber da überfielen selbst ihm Skrupel. Obwohl Skeptiker dazu sagen: Es sei wie immer, nur eine Frage des Geldes. Zum Düsentrieb ging ein Gewährsmann, wenn jemand etwas nicht bei Karstadt, Horten, Merkur, oder sonst wo bekommen konnte, aber es nun mal unbedingt brauchte. Vater meinte jedenfalls, Düsentrieb müsste sich locker, bei der Auftragslage, einen Luxus Lieferwagen leisten können. Offiziell war er Unternehmer in Sachen Schrotthandel, Holzhandel, Imkerei und Käsehandel. In diesen Berufsfeldern klapperte er die Dörfer ab. Er galt als Einsiedler. Mit großem Grundbesitz auf dem ein Haus, Schuppen und eine alte Wellblechhalle standen. Alles etwas verwahrlost und gemäht wurde selten, sodass der Schrottplatz im Sommer unter Büschen und Gräsern versank. Überall lag Gestrüpp herum und wucherte Unkraut. Obstbäume, deren Früchte niemand erntete, Laubbäume in grünem Kleid, oder längst abgestorben. Manchmal findet sich dann im Sommer, im hohen Gras zwischen den Autowracks, eine Düsentrieb Produktionsreihe von antiken Messing Führerköpfen. Zur Glaubwürdigkeitsverbesserung der Witterung ausgesetzt. Jedes Stück bekam sichtbar einen individuellen Lebenslauf verpasst. Da war Rehm in seinem Element. >Vertraue keiner Kopie, die du nicht selber angefertigt hast<, so der Meister. Auf dem Schrottplatz sammelten sich immer mehr alte und verunfallte Mercedes Modelle. Einmal zeigt mir mein Bruder einen 300er Sportwagen. Das Flügeltürmodell. Der war total in Ordnung. Trotzdem soll Rehm ihn spottbillig erworben haben. In der Kiste verweste längere Zeit ein Selbstmörder und der Wagen muss