Sitten, Strolche & Strategen. J. J. Juhnke

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Tages rehabilitiert uns die Geschichte automatisch, wenn es wieder zum Endkampf kommt. Ost gegen West, Morgenland gegen Abendland, Arm gegen Reich, Neuzeit gegen Mittelalter, oder wie es heißen könnte. Alleine der unkontrollierte Geburtenboom kann das Pulverfass zum Bersten bringen. Jede Million mehr von der Krönung der Schöpfung garantiert einen früheren Exodus. Das ist mal so klar, wie das Amen in der Kirche. Bis unsere drastischen Maßnahmen überhaupt verstanden werden ist die Welt längst über dem Zenit es noch aufhalten zu können. Sie sind darüber Optimist und ich Pessimist geworden, mein lieber Pahlke. Vielleicht verfügt der Optimist über eine Leichtsinnigkeit die ich nicht mehr besitze, weil sie mir vom Leben abgetrotzt wurde. Vielleicht liegt es in der Natur der Sache, dass der Optimist den Pessimisten ausgrenzt. Erstens, um sich weiter besser zu fühlen und zweitens, nicht zu hören was der Pessimist glaubt zu wissen. Nach dem Motto: Wer zu lange in den Abgrund sieht, wird selber zum Abgrund. Zuflucht Suchende sind berufsbedingte Optimisten, mit Blick auf das Jenseits. Viele leiten deshalb davon die Annahme ab, ihr Prediger wüsstet mehr als Normalsterbliche. Ich halte das für blanken Unfug. Sie können ein purpurnes Leben in den Katakomben des Vatikans, ihres Konkurrenzunternehmens, verbringen und enden doch als großer Trottel. Das sagt ihnen ein Pessimist als Realist, mein lieber Märchenonkel der Schlachtfelder. Sie und ihre, von der Kanzel wütenden Himmelsstürmer, kümmern sich hauptsächlich um Auserwählte, zu belohnende Kirchenläufer. Die schüchtert ihr, mit der Milch der frommen Denkungsart, bei jeder sich bietenden Gelegenheit, ein. Ich habe neulich im Fernsehen so einen modernen Revoluzzer sagen hören: die Angst sich zuzugeben, dass ist die Angst aus der Provinz! Ich sage passend dazu: auch die Angst hinter den Kirchenbänken. Die anderen, denen das Himmelreich, wegen unterlassener Dienstleistung, in der Sparte Anbetung und Schuldbekenntnis, verschlossen bleibt, seht ihr als minderwertiges Menschenmaterial an. Ohne Zukunft im Jenseits der großen Belohnungen. Dort trifft man nicht auf Kerle wie mich. Ein großer Graben zwischen Milch und Honig für Himmelsmenschen und Verdammnis und Fegefeuer für Höllen-menschen. Wissen sie Pahlke, es kommt mir so vor, als denkt ihre Herde der Schriften vom Lagerfeuer Anbeter, das sie gegenüber uns, die da glauben nicht so viel vom Jenseits zu verstehen, das Ass der Asse im Ärmel zu haben, um am Ende aller Tage am Ufer zu stehen, uns ertrinken zu sehen. Aber ich denke wir alle bleiben im selben Boot und rudern zusammen, selbst wenn es eine Galeere ist. Auch der Stein der Weisen versinkt im Wasser, wissen sie. Es wird sie wundern, mein lieber Pahlke, aber ich bekenne mich zum Evangelium Christi. Beim Thema Frauen halte ich mich besser an heidnische Vorstellungen. Puritanismus und Prüderie kommen aus dem Mittelalter, wie die Kirche auch. Wir alle brauchen mehr vom Geist Christi! Geben und vergeben sind die höchsten Aufgaben im Leben<, antwortete Pahlke trocken. >Und wer die Welt gewinnt, kann dabei seine Seele verlieren. Doch der Tod nimmt alles weg was du nicht bist. Das Wort Gott hat seine Bedeutung längst verloren. Ruiniert von Menschen die nicht mal annähernd verstehen was für eine Weite dieses Wort hat, es aber ständig benutzen, als wüssten sie wovon sie reden<. Der Oberst lächelte Pahlke an, als würde er sich gerade die dritten Zähne zurechtrücken. Dann sagte er: >Ich meine, wenn jemand im Dunstkreis des Heiligen Geistes aufgewachsen und verbogen ist, dann ist dieser arme Mensch, in der Regel, für sein Leben gezeichnet. Dann steht er im Sog der alten Phantasien von Geschichten Erfindern ferner Zeiten, als es noch keine Bücher gab. Womit ich nicht sagen will das es keine dieser historischen Figuren gegeben hat, sie und ihre Taten wurden nur größtenteils in die Handlung mit eingebaut. Nein, auch Jesus hat mit Sicherheit gelebt. Als Gottes Kind, wie du und ich uns auch bezeichnen könnten, wenn wir uns auf das Kraftfeld der Evolution beziehen wollen. Ich sage ganz bewusst nicht Schöpfer, weil das die Gegenwart von Leben gar allzu sehr vereinfacht. Da ist eine Kraft und da ist eine Intelligenz, so weit, so gut. Mehr lässt sich momentan nicht sagen, oder beweisen. Wenn ich schon die Klugscheißer höre, die davon faseln, dass wo wissen aufhört der Glaube beginnt und der sei stärker als bloßes wissen. Das kann bei vielen Menschen wohl aufs Gemüt wirken, aber es beweist noch gar nichts.

      Gut, anders funktioniert instrumentalisierte Religion kaum, wenn Fakten hinzugezogen würden. Unwissenheit, oder nennen wir es Verlorenheit, schürt eben Angst in den Menschen und dann beginnen sie sich ein Schutzschild zu erfinden. Unter dem man kriechen darf und etwas falsch, oder richtig machen kann. Etwas das das Denken für dich übernimmt. Macht man es richtig winkt als Belohnung das Himmelreich, macht man es falsch, erfand man dafür die Höllenqualen. Ach, wenn es nur so einfach wäre! Aber ich fürchte es wird sich irgendwann als deutlich wissenschaftlicher herausstellen. Tut mir leid, für all die vergeblich angezündeten Kerzen in den Kirchen und die viele sinnlose Zeit denen die Menschen zum Opfer gefallen sind, weil sie etwas anbeten, was nicht angebetet werden will. So nazistisch nicht sein wird!

      Auch die, Herr und Diener Ansichten der Kirche, kann ich für mich so nicht übernehmen. Nun gut, die lesen und interpretieren ja auch nur die Texte der Lagerfeuer Fantasten in ihrem Sinne. Normale, vertrieblicher Werbung für das zu vermarktende Produkt, sage ich mal. Viele Gedanken vom historischen Jesus sind gut, die von Immanuel Kant sind es aber auch. Darüber redetet niemand in den Kirchen. Das Alte Testament kann gut von den Römern geschrieben worden sein, so brutal mit der Menschheit von göttlicher Seite umgegangen wird. Da sind so mache Gedanken von Jesus schon schlauer, humaner will ich mal sagen. Schlau war auch Revoluzzer Lenin, als er meinte: die Religion ist das Opium fürs Volk! Menschenkenntnis hatte der Rote, keine Frage. Ich frage mich nur, warum Jesus nicht gewartet hat und in diesem Jahrhundert auf die Erde gekommen ist. Ich meine, wir hätten alles filmen und aufnehmen können und dann, als unumstößliche Wahrheit, in die Welt senden. Ich meine, auch seine Wunder wären klar ersichtlich gewesen. Ratzfatz hätten wir paradiesische Zustände zurückbekommen und es würde wieder so laufen, dass der Kommandostand nichts mehr zu bemängeln hätte. Die Menschheit kommt zur Besinnung, um wieder lieb zu sein. Tja, irgendwas ist total schiefgelaufen, sieht dem Herrgott gar nicht ähnlich, schaue ich mir die restliche Evolution so an. Ausgenommen seinen einzigen Fehlversuch: den Menschen! Ich meine, seine Krone der Schöpfung, ist nun mal aus der Art geschlagen und funktioniert nicht wie sie soll, auf der Spielwiese des Schöpfers. Deshalb ist doch damals sein Generalbevollmächtigte" zu uns herabgestiegen. Leider mit mäßigem Erfolg des Allmächtigen. Ich frage mich auch, wieso er denn nicht spätestens am 31. August 1939 den Countdown gestoppt hat. Die Dinge liefen doch, weiß Gott, nicht in seinem Sinne, sondern eher aus dem Ruder, vermute ich mal. Vermute, der Weltenbrand stand nicht auf dem Stundenzettel des Lehrmeisters. Obwohl, die Wege des Herren sind bekanntlich unergründlich, wie ihr uns weiß zu machen versucht. Vielleicht findet die Mannschaft, da oben, gefallen an unserem tun. Unsere ständigen Neuauflagen von Sodom und Gomorra. Also, ich behauptete denn mal, solange das göttliche Raumschiff uns nicht wirklich besuchen kommt, ist die nationalsozialistische Weltordnung die beste, aller denkbaren, Optionen. Das Militär hat seine Befugnisse und Mittel, das Volk hat seine soziale Ordnung und Sicherheit. Wo gibt es das sonst auf der Welt? Sogar die Kirchen haben uns in den dreißiger Jahren wohlwollend behandelt und gefördert, wie wir wohl noch wissen werden, mein Weggefährte, so vieler Jahre. Da gibt es sicher noch Dokumente und Fotos, falls Zweifel und Lücken, im Gedächtnis, aufkommen. Herr Oberst, das mit der nationalsozialistischen Weltordnung sollten sie nur im engsten Vertrauten Kreis behaupten, öffentlich würden sie, mindesten von den Medien, gefedert und geteert werden. Da geben sie sich gerne als Wahrheitsfanatiker, wenn es nicht drauf ankommt, weil nationalsozialistisches Gedankengut keine Chance mehr in diesem Land hat. Der Trend in Europa geht in Richtung keine Nationen und keine Grenzen mehr. Diese Kröte müssen sie schlucken. Was das Göttliche angeht, lassen sie es mich mit Wilhelm Reich versuchen, falls ich es noch zusammenbringe: "Als ich die grundlegenden Naturkräfte entdeckt habe, praktisch verfügbar gemacht habe und die Jahrhunderte lang Gott genannt wurden, habe ich Unrecht getan. So wurde Gott zu etwas irdischem, berührbaren und verstehbaren, innerhalb des menschlichen Herzens und Geistes. Es gibt keine naturwissenschaftlichen Entdeckungen die bei den Menschen so viel Angst und Wut, innerhalb ihrer Gefühle, ausgelöst hat". Haben wir wieder die Quadratur des Kreises geschafft, sie begabter Zauberwürfelspieler. Also gibt es den richtigen, den falschen, meinen und deinen Gott. Ist Gott Realität, Fiktion oder eine Wunschvorstellung? Sagen sie jetzt nichts falsches, bester Pahlke! Ich habe nur den einen Hausprediger und das sind nun mal Sie, alter Teufelsbraten. Ich denke der nächste Cognac wird sie ebenfalls überzeugen. Der fährt ihnen in die Seele, was ich, bei dem Preis, auch von ihm erwarte. Ich muss mich jetzt um die anderen Gäste kümmern, aber danke für den Text und gerne mal wieder.

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