Sitten, Strolche & Strategen. J. J. Juhnke

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an etwas gegen Partisanen, Deserteure und andere Landplagen, zu unternehmen, wie er behauptet. Lieber wäre er bei den restlichen Fallschirmjägern geblieben, als Ausbilder zum Beispiel. Aber seine Verwundungen, durch Kugeln die er sich in der Luft eingefangen hatte, verhinderten eine zuverlässige Tauglichkeit dafür, sowie das Fehlen von Flugzeugen und Benzin. Er sagte mal dazu: >Die ganze Zeit, in denen es keine Flugzeuge mehr gab, aus denen ich hätte springen können, dachte ich, es sei gar nicht mehr nötig. Die neuen Wunderwaffen sind wichtiger, als das bereit stellen von Flugzeugen. Vor allem kriegsentscheidend! Das habe ich dem Goebbels abgekauft. Dabei hätte ich stutzig werden müssen, als die Siege in Frontbegradigungen umbenannt wurden<. Das war im Frühjahr 1944. Am Boden qualifizierte er sich, bei seinem Vorgesetzten, derartig, dass er ihn später gerne in den Zolldienst der BRD holte. Allerdings waren seine Vorgehensweisen grenzwertig und nicht mehr in die Zeit passend. Eine Führungsposition wären nicht in Frage gekommen. Im Hafenbereich, an der Front, war er bei den üblichen Verdächtigen gefürchtet und seine Fangquote war überdurchschnittlich gut, sodass man über manches hinwegsehen wollte. Dabei interessiert er sich nicht für Hafenarbeiter die Unterhosen und Jacken mit Taschen trugen, oder Schuhe mit doppeltem Boden. Die winkte er prinzipiell durch. Von den letzten Gefechten und Verwundungen ein wahrlich weiter Weg. Vorbei an Leichenberge und anderen schrecklichen Geschehnissen, mit Spekulationen und Behauptungen die er Tatsachen nannte. Die Opferbereitschaft für die falschen Signale hatten viele ins Verderben geführt. Aber wenigstens hatte er, am Rande der Wirtschaftswunderjahre, für manches eine Genussfähigkeit entwickelt, dem er sich jetzt gefahrlos widmen konnten. Aber die alten Ideale waren in ihm zu tief gepflanzt, um sie abzulegen, wie etwa einen Anzug der aus der Mode gekommen war. Seine Zoll Uniform bewahrte ihn zwar davor die letzte sichtbare Autorität zu verlieren, war aber mit der alten nicht messbar. Die Neue konnte als gut bürgerlich gelten und autorisierte lediglich Kontrollfunktionen innerhalb des Zollgrenzbezirks der Häfen. Es fehlte wohl die Strahlkraft der Vorkriegsjahre, verbunden mit enormen Maß an Respekt, in der Bevölkerungen. Jetzt bestand der Dienstbetrieb aus Formularen und zu begründende Verdachtsmomente. Schnelle Eingreiftruppen, zur tiefgreifenden Erfassung und Beseitigung aller illegalen Bewegungen müssten die Qualität unserer Partisanenbekämpfung haben dürfen, war Vaters Herzenswunsch. Jüngere Kollegen ließen sich gerne, in passender geselliger Runde, von Vater die aktuelle Weltlage erklären, denn das bekamen sie in Funk und Fernsehen völlig anders analysiert. Sein, von den Kriegsverletzungen, vernarbter Körper verschafften ihm Respekt, einen Sonderstatus und mehr Freiheit in der Auslegung seiner dienstlichen Belange. Mein Vater glich in zweierlei Weise dem damals bekannten Schauspieler Louis de Funes. Sein Gesicht und in seiner Wesensart, seinem Temperament. Besonders treffend, wenn der Franzose in Uniform agierte. Allerdings hatte der kleine Komiker nicht das Gardemaß von 1,85, wie mein Vater. Sonst hätte de Funes meinen Vater unbemerkt, wenigstens kurzzeitig, im Dienst ersetzen können, meinte ein Kollege vom Zoll. Ab 1968 begann mein Führungsoffizier, im weiteren Verlauf "FO" genannt, immer mehr von sich und seiner Vergangenheit, mir gegenüber, preis zu geben. Auch gab er bekannt, dass es gut und von Vorteil sei sich in der Welt umzusehen. Nicht unbedingt so wie er, im größten Reisebüro der Geschichte.

      >Junge, die meisten von uns waren damals kulturelle Stümper. Tage in Paris konnten dich überrollen wie eine Welle. Die Schar hübscher Französinnen war überwältigend. Tolle Frisuren, verführerisch geschminkt, mit makellosen Figuren. Sommerkleider und Seidenstrümpfe blieben damals nicht im Schrank. Ich hatte zwar etwas Berlin Erfahrung, aber Paris besaß besonderen Flair im Sommer 1940. Selbst als besetze Stadt. Viele Kameraden traf das unvorbereitet und sie waren leider unfähig etwas damit anzufangen. Im Cognac trinken erschöpfen sich nicht die Verlockungen von Paris. Mancher fuhr später in den Tod nach Russland, ohne viel mit Paris und dieser "Belle Epoque" angefangen zu haben. Es war oft die letzte Gelegenheit. Es hieß damals nicht umsonst: Sarg, oder Sieg! Der Himmel war wolkenlos, die Sonne schien prächtig, Mohn- und Kornblumen blühten und die Blumenwiesen leuchteten, als wir Paris erreichten. In dieser Stadt lernte ich auch was charmant sein bedeutet. Junge, das kriegst du nicht mehr aus dem Kopf. Jedenfalls ist Paris mehr als eine Stadt unter vielen. Weit entfernt wird es zum Sehnsuchtsort. Ich kann nicht vergessen wie mir Madeleine eines Nachts erklärte: Plaisir heiße Genuss und Desir heiße Sehnsucht. Dann hatte sie noch diesen Satz gelernt: "Nur Komiker stolpern absichtlich über einen Stein". Das war ein Zungenbrecher für sie. Jeden Tag sang sie mir das in ihrer süßen französischen Aussprache vor. Die Kleine war so ein Ilse Werner Modell, mit einer Taille wie eine junge Wespe. Also ein seltenes Exemplar, für das du erst nach Paris kommen musst. Tja, Paris, das war schon ein anderes Kaliber, als wenn du in der Provinz, in Halsabschneider Spelunken, am versauern warst. Keine Einladungen, keine Ballsäule und keine Frauenröcke. Es lief mit uns alles so selbstverständlich. Seitdem passe ich besser auf wo die Steine liegen. Denn, wenn man die Liebe so schnell wie möglich erleben muss, sieht man nicht so genau hin. Ein Tripper ist aber keine große Sache, Junge. Das war es allemal wert. J´attendrai (Rina Kelly) hieß unser Lied. Ich trug dieses Stück Erinnerung von Ort zu Ort, von Land zu Land, mit mir mit. Für ein paar kurze Minuten hast du dich von dem ganzen Schlamassel verabschiedet. Bis eines Tages, bei einem Überraschungsangriff, sich keine Zeit mehr fand die Schallplatte vor den Barbaren zu retten<. Auch zum Thema Rauschmittel gab es von meinem F.O. klare Ansage: >Junge, denke an Reichsmarschall Göring, den fetten Goldfasan, oder aktuell an die Surfbrett GI´s in Vietnam. Das geht nie gut aus. Irgendwann fängt man sich eine Kugel, eine Krankheit, oder fällt dem Wahnsinn zum Opfer. Besser du kippst dir einen hinter die Binde. Das ist effektiver und gesund<. Ich fühlte mich nicht angesprochen. Auch erinnere ich mich an folgende Standardmonologe:>Junge, diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden. Diejenigen, die entscheiden, haben wir nicht gewählt. Was meinst du warum sie den alten Knochen Adenauer ausgegraben haben um ihre Zwing-Herrschaft zu installieren. Dankbar ließ der sich die Marionetten Fäden anschweißen. Der hatte noch ein paar offene Rechnungen mit Großdeutschland zu begleichen. Diese Besatzungspolitiker sind alles käufliche Mimen der eigentlichen Machthaber, der Internationalen Fabrikanten und der Hochfinanz. Außer dieser Helmut Schmidt wahrscheinlich. Aber ist das ein Wunder? Der Mann war Offizier der großdeutschen Wehrmacht. Irgendwann werden sie ihn kaltstellen. Die wollen unsere große Nation für immer als souveräne Macht aus dem Wege haben. Das ewige Versailler Modell. Junge, du hättest dir Deutschland 1929 ansehen sollen, schlimm, ganz schlimm. Viele von uns haben dann getan was getan werden musste. Junge, das Gros der Menschheit ist und bleibt total bekloppt. Wenn man jeden, so machen lässt wie er tickt, begegnet man grenzenlosen Despoten. Aristokratisch gelenkte Demokratie, nach altem Muster der hellenischen Stadtstaaten, ist das höchste des machbaren. Die beste Auslese der Bevölkerung wird herrschen und der Rest wird arbeiten und gehorchen. Die Mehrheit macht nur Blödsinn, lässt man sie gewähren. Darum ist das einzige Recht, dass der gewöhnliche Mensch beanspruchen kann, dass Recht auf eine qualifizierte Führung.

      Keinesfalls darf ein qualifizierter Führer nicht beim Militär gewesen sein. Den Stallgeruch wirklicher Macht sollte er mitbringen. Auch kann eine absolvierte Rädelsführer Karriere, einem kompetenten Staatenlenker, von Nutzen sein. Auch weiß man nicht ob der Führer an die Macht gekommen wäre, hätte er nicht die antisemitischen Vorbehalte in der deutschen Bevölkerung genutzt. Die hat er ja nicht neu erfunden.

      Junge, der Mensch ist als Fehlkonstruktion der Evolution zu bewerten. Trotz, oder wegen, seiner geistigen Möglichkeiten charakterlich nur dürftig veranlagt. Schon gar nicht die vergreisen Brüder hinter Kirchenmauern. Eigentlich ohne Rentenansprüche, den sinnvoll gearbeitet haben die nie. Die können nur froh sein, dass es die Kirchensteuer gibt und andere Zapfstellen. Zu gerne würde ich das Gesicht eines gerade Verstorbenen sehen, wenn er da oben begreift was für einem Humbug er hier unten aufgesessen ist. Aber das werde ich dann ja selber sehen. Kein Vergleich zur Welt der Tiere, aber vielleicht ist das zu hoch gegriffen. Schließlich fehlt dem Tier das böswillig arglistige täuschen. Unsere Schäferhunde, beim Zoll, sind charakterlich einwandfreier als jeder Mensch. Das meine ich jetzt nicht, weil sie schussfest sind. Sie sind immer für dich da und werden ihr Bestes geben. Ein Irrwitz das von einem Menschen erwarten zu wollen<.

      Manchmal denke ich das Vater ein guter Diktator geworden wäre. Verstand weshalb er Duschi, Lexa, Rex und Blondi in seiner Nähe beließ. Die wohnten praktisch bei uns und auf der Domäne. Noch heute haben ich folgendes Bild vor

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