Sitten, Strolche & Strategen. J. J. Juhnke
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In Angies Welt kam es zu Verwerfungen im Leben der Personen die ihre Nähe dann doch für ein Glück zu zweit suchten. Wohl weil sich mancher in einer dunklen Sackgasse glaubte und sein Herz die einmalige Chance erkannte mit ihr auf der Sonnenseite vom Highway einzubiegen. Tunnelblick der Liebe nenne ich das einfach nur. Denn wer das tut, muss fest daran glauben, dass eine neue Liebe ein neues Leben bedeutet. So war Angie für einen Mann des Geistes, in den besten Jahren, wie man so sagt, auch eine schicksalhafte Begegnung. Wie das so ist verließ dieses Gerücht irgendwann das Uni Gelände und flog in die Ohren seiner Frau. Wenn ich an diesem Morgen geahnt hätte was mir Angie noch alles bieten würde, ich wäre ruhiger und zufriedener gewesen, mich auf das außerordentliche mit ihr vorbereitet. Was ich zufälliger und glücklicher Weise auch tun konnte, aber das ist eine andere Geschichte. Das Lied Angie (Rolling Stones) erinnert mich heute noch an ihre Liebe. An eine Zeit aus erster Qualität, die sich mit gar nichts vergleichen lässt. Es ist die Denke aus der Provinz, dass man meint man könne etwas nicht teilen, was man lieber allein besitzen will. Daran ist manch guter Mann, manch gute Frau zerschellt, sagten mir Augenzeugen, wie z.B. Bootsmann. Sie sind unfähig das beste von einer Sehnsucht für den Moment zu besitzen, oder wenigstens zu genießen. Es soll und muss der ganze Kuchen sein, bis jedes Verlangen ausgelutscht ist und in einer Ehe verendet, so Mandy. Sie suchen zwar die Erfüllung im kleinen Tod bei einem geeigneten Mädchen, aber vor allem wollen sie den großen Tod, in einer Liebesheirat, finden, so Candy. Candy und Mandy lernte ich etwas später in einer unvergessenen Nacht, bei einer Feier der Innung in der gelben Villa, näher und tiefer kennen, aber das ist schon wieder ein anderes Buch. Entscheiden heißt verzichten, sage ich!
MUSIK
An dieser Stelle muss ich, als älteres Semester und um meine Glaubwürdigkeit zu erhalten, den jüngeren Lesern (in der Hoffnung es gibt sie) erklären, warum ich mich an die Musiktitel erinnere und weshalb ich sie an den geschichtlich dazu gehörigen Stellen extra nenne. Damals, vor dem Internet und der Welle der Digitalisierung, gab es auch schon populäre Musik. Auf großen und kleinen schwarzen Scheiben per Plattenspieler, oder von Spulen auf Tonbandgeräten. Genaueres will ich hier nicht erklären, wozu auch, die Zeiten sind lange her. Aber was man wissen sollte ist, dass ein Lied, welches in den wenigen Radiostationen die es gab öfter gespielt wurde, eine viel längere Halbwertzeit bei den Hörern hatte, als es heute der Fall ist.
Einen Hit nannte man so ein ewig gehörtes Lied schon damals. Dafür gibt es heute hunderttausend Lieder mehr, die monatlich von der Unterhaltungsindustrie auf den Markt, mit seinen vielfältigen Kanälen, gestreut werden. Dafür hat kaum noch einer das Zeug zum Klassiker, wie es die Beatles, die Rolling Stones, die Beach Boys und vieler anderer Musiker damals hervor brauchten. Wir hatten zu jener Zeit viel weniger Auswahl, aber eine andere, tiefere Beziehung zu machen Song seiner Zeit. Ich sag mal: wir haben in unserer Lieblingsmusik mehr gelebt, sie haftete uns förmlich an. Vor allem später in den Siebzigern, was seine besonderen Gründe hatte. Die Zeiten waren einfach anders und somit die Musiker auch. Ich versuche nur zu erklären warum ich, hier und da, darüber berichte, welche Songs, zu welchen Geschehnissen, gerade liefen.
Es ist mir und meiner Generation wichtig gewesen, denke ich sagen zu können. Vielleicht weil es endlich Musik für uns gab, in denen explizit unsere Gefühle transportiert wurden. Manche sind für mich "Evergreens" geworden und das ist ein passendes Wort um diese unsterblichen Meisterstücke zu zertifizieren.
Mein Führungsoffizier
Als ich 10 Jahre alt war spielte ich gerne mit den Tetzke Brüdern aus unserer Straße. Nennen wir sie Hansi und Wölfchen. Irgendwann im Sommer verfügte das Wölfchen über besonders gute Barmittel für Eis, Cola und andere Begehrlichkeiten. Das ging eine Weile gut, dann wurde der Diebstahl entdeckt und ihre Mutter machte den Schuldigen ausfindig. Es muss mein schlechter Einfluss gewesen sein, denn die beiden bekamen eine unbegrenzte Kontaktsperre zu mir auferlegt. Es ging mit dem spendablen Freund bald nur noch bergauf. Erst das Wirtschaftsgymnasium und im Alter von 25 Jahren fuhr er bereits einen Jaguar, über die Straßen unseres Dorfes. Aber unverhofft fuhr Wölfchen bald ins Gefängnis, wegen Betrug und Unterschlagung. Ich hatten in jenen Jahren nichts mehr mit ihm zu tun und kam als Anstifter nicht mehr in Frage. Wie auch immer, die Mutter ist längst tot und zwei Freunde blieben mir verloren. Gento und Brando haben die beiden ersetzt. So hat Mutter Tetzke erheblich auf meinen Lebensweg Einfluss genommen. Vielleicht könnte ich ihr dankbar sein. So dankbar, wie dem Vater von Hermann Barkhorn. Der hat seinen Sohn, zwecks Verabreichung einer Tracht Prügel, gerne um das Haus gejagt. Zeigte er mir doch bildhaft, dass es durchaus schlimmere Väter gab. Immerhin schaffte es Hermann später sich weiteren Existenzkämpfen zu entziehen, indem er Beamter wurde. Er heißt zwar Routine kann tödlich sein, aber für Hermann war es genau das Richtige. >Vater, warst du eigentlich ein Nazi? frage ich irgendwann auf meinem Weg aus der Kindheit. >Was heißt warst du, mein Junge? Glaubst du ein Patriot verliert seine tiefsten Überzeugungen durch die Anwesenheit von Besatzungstruppen? Junge, denke nur an unseren Namen: National-sozialistische, Deutsche Arbeiter Partei. Kein Vergleich zu diesen klerikalen Geschäftemacher Marionetten, die unter CDU/CSU firmiert. Wir kümmerten uns um die Grenzen zwischen Schaffenden und Raffenden. Wer schafft ist deshalb noch lange nicht Nationalsozialist. Denn zum nationalen und sozialen gehört das die Arbeit nicht der Allgemeinheit schaden darf. Ein unsozial handelnder schadet aber der Allgemeinheit. Nur der gehört zu uns, der im Auge behält, ob es seinem Volke nutzt, oder schadet. Nur der ist völkisch! Und völkisch denken ist eine Weltanschauung! Doch das mit den Juden hätte man lassen müssen, das war Quatsch. Wir waren doch nicht das Osmanische Reich. Zwischen Burgunder und Hunnen lagen auch Welten<. Vereinzelt werde ich nun von den Lebenserfahrungen und Weisheiten, welche mein Vater, mit Beginn meiner Tauglichkeit als Junker Schüler, mir zukommen ließ, berichten. Er machte mir klar wie privilegiert ich durch sein Wissen sei, um zielstrebig die richtigen Schritte im Leben zu unternehmen. Dann wird mir mancher Irrweg und sinnloses Engagement durch fehlende Naivität erspart bleiben. Schlangengruben Verkäufer werden mir nichts anhaben können. Bei ersten Männergesprächen teilte er mir mit, dass er sich nicht nur als mein Vater verstand, sondern auch eine Art Führungsoffizier für mich sei. Natürlich nicht wie die Rattenfänger Gestalten aus dem Reich des Bösen, sondern die Variante des vereidigten, nationalsozialistischen Führungsoffiziers, der seiner weltanschaulichen Überzeugung treu ist. Ich harkte nach und wollte bei der Gelegenheit endlich genauer wissen, was er denn überhaupt