Sitten, Strolche & Strategen. J. J. Juhnke

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Häuserkämpfe und Flammenwerfern. Der Oberst hatte seinen zuverlässigen Mann, in Österreich, aus den Augen verloren. Im Sonderlager für Schutzstaffel Angehörige machte man dem Albino ein Angebot das er, in seiner unübersichtlichen Situation, kaum ablehnen konnte. Auch kam eine Überstellung an die Russen einem Todesurteil gleich. Schon klar, dass die Franzosen scharf darauf waren Doppel- Runen Träger in die Fremdenlegion zu bekommen, auch für eine spätere Verwendung in Indochina. Soldaten vom Afrikafeldzug und der Ostfront waren begehrt. Besser als die eigenen Leute zu verheizen. So wurde er auch in den Kessel von Dien Bien Phu geworfen. Ohne seine erworbenen Erfahrungen von den europäischen Fronten hätte er kaum überlebt und der Rest war pures Glück, erzählte er uns dann. Der Albino sagte mal im Kreis der wilden 13: >Die Schlitzaugen hatte ich schon in Frankreich vor der Flinte und dann wieder in Asien. Ich ging mit geringen Erwartungen dort hin und kam enttäuscht zurück. Aber natürlich<, bestätigte der Oberst: >Auch mit unseren Elite Kämpfern kann man eine Kesselschlacht, wie Dien Bien Phu, nur gewinnen, wenn man bereit ist die gesamte Führung unter Wehrmachtkommando zu stellen. Tausende, aus Gefangenschaft in die Fremdenlegion gepresste Soldaten, wurden durch Fehleinschätzung der strategischen Lage verheizt. Da hätte der Führer nur feststellen können: Die Planung war französisch! Der Albino wurde im Herrenhaus einquartiert und blieb uns eine ganze Zeit erhalten. Einmal holte er eine alte Blechschachtel heraus, zeigte uns Wehrmacht Orden und französische Orden. Erzählte, für welche Taten, er welchen bekommen habe. In den unmöglichsten Situationen textete er uns. Zum Beispiel bei der Heuernte meint er mal: >Jungs, hört mir zu, denn ihr werdet einmal die Zeiten verstehen müssen! Die Welt, aus der eure Väter und ich stammen, ist vernichtet. Sie existiert nur noch, weil sie so ersatzlos gestrichen wurde. Eure Generation wird es sein, die wieder in globale Verteilungskämpfe gerät. Leider sieht man die Kugel selten kommen, die einen tötet. Zumal wir diese Kämpfe bis jetzt verloren haben. Gewiss werdet ihr auch in Blut baden. Wieder ausgelöst durch Verteilungskämpfe, Religions- und Rassenkonflikte. So heißen diese Seuchen. Da würde ich drauf wetten<. Oder er erzählte uns von den Zeiten der Tanzsäle, als das noch Orte der Romantik waren, wie er meinte. Als die alten Zeiten noch neu waren. Dann schien er fast normal zu sein. Aber dann haute er wieder solche Sprüche raus: < Als Mann von Treue und Idealen kannst Du nur wählen, jage ich diesen Panzer sofort in die Luft, oder warte ich noch auf die zwei anderen dahinten? Das Risiko ist höher, aber dann sind 3 Panzer vernichtet<. Von Rehm wusste ich, dass Stuka den Indochina Albino zum Ehemaligentreffen, irgendwo im Harz, mitnahm. Lametta Treffen, nannte Rudi das. Stundenlang hätte man andächtig dem langjährigen Soldaten zugehört, erzählte er uns. Um das Haus war viel Garten und manche nannten es Park. Mit Bäumen, sonnigen Rasenstücken, Ziersträuchern und Ruhebänken. Am Ende befand sich ein freier Platz, als Feuerstelle für entsprechende Anlässe, wie an Ostern. Als Ersatz, für die problematisch gewordene Sonnenwendfeier. Dahinter begann das Sonnenblumenfeld, was den Männern viel mehr symbolisierte, als man mit bloßem Auge zu erkennen vermochte. Die Gleichgesinnten und ihre Gäste hielten sich überwiegend im Kaminzimmer auf, mit Durchgang zum Rauchsalon. Obwohl natürlich überall geraucht wurde. Als Blickfang diente das Führerbild, über dem Kamin. Seine Anwesenheit hatte eine, über allem, schwebende Gegenwart. Zusätzlich stand eine Bronzebüste (eine echte) auf einem Marmorsockel. Er war im selben Raum mit ihnen und durchwehte ihre Köpfe immer noch. Unter dem Gemälde stand trotzig geschrieben: ein Volk, ein Reich, ein Führer! Egal, wo ich mich im Zimmer befand, sein Blick ruhte immer auf mir. Oft haben die Männer unter diesem Bild gesungen:

      Auch ich war einst ein feiner Csárdás Kavalier,

      hab kommandiert Zigeuner, gerade so wie ihr!

      Hab mir die süßen Geigen singen lassen,

      die Dukaten springen lassen, gerade so wie ihr!

      Nach all den Jahren existiert ihre Erinnerung hauptsächlich im Glanz einer Märchenwelt. Robert, der Ostpreuße, wünschte sich die lange Gasse in Danzig zum Neptun Brunnen zu gehen und durch die Rominter Heide zu reiten. Am Kamin hielt er sein Glas in die Höhe und brachten immer denselben Spruch über die Lippen: >Mein Herz ist aus goldenem Bernstein von der kurischen Nehrung und meine Seele stammt aus dunklen masurischen Wäldern. Und der Görlitzer wollte noch einmal ins Riesengebirge, nach Stonesdorf zum Schloss, da wo sie den Likör gebrannt haben. Dann rauf zur Schneekoppe und ein letztes Mal dem Rübezahl begegnen. So hängen die Heimatvertriebenen ihren Träumen hinterher. Vielen blieb er bis zum Lebensende unerfüllt. Aber wer weiß schon was sie dort erwartet hätte. Vielleicht war es besser so. An solchen Abenden wartete ich darauf das der Oberst in den Rauchsalon, zu den vielen sympathischen Bildern, bat. Mit dem Ortswechsel änderte sich auch die erzählten Geschichten. Die bald von Zigarrenrauch durchzogenen privateren Erlebnisse kamen meiner Interessenlage entgegen. Nie werde ich die Ölgemäldegalerie vergessen. Dort hingen Schinken an den Wänden, allesamt slawische, italienische, mit Sicherheit fremdländische Mädchen abbildend. Prachtexemplare ausgewählter Schönheiten allesamt mit Schlafzimmeraugen und zum Verweilen einladend. Eine Sammlung von Töchtern besonderer Sorten, denen der Oberst auf diese Weise seine Vorliebe zollte. Portraits von zigeunerhaft wirkenden Südländerinnen mit straffen Busen im Dekolleté, als Tänzerin mit einer Rose im Mund, mit Gitarre, am Meer, beim Karten legen, sogar Brustbilder mit halbnacktem Busen hingen fest an der Wand. Das waren Bilder verzaubernder Verführbarkeit, die die Herren, zu gegebener Stunde, wohl zu inspirieren vermochten. Als Kitsch, Folklore oder Kunst, lag allgegenwärtig ihr Sex in der Luft. Spätestens, nach der Sache beim Kessel von Demjansk (7000 Tote Waffen SS Männer und danach hielt die US Armee in Österreich nicht ihr Versprechen und übergab viele Überlebende in den sicheren Tod, an die Sowjets) konnte der Oberst nicht mehr zum Freund der westlichen Schutzmacht werden. >Es gibt Ereignisse an die man sich immer erinnern wird,< sprach der Oberst.> Die erste Uniform, die erste Schlacht, die erste Frau und das erste Ehrenwort eines amerikanischen Offiziers.< Dann polterte der Oberst gerne los: >Alle, die weg sehen, während anderen die Scheiße bis zum Halse steht. Sau Kerle, die es sich im Gelde wohlergehen lassen. Einen Daumen im Arsch, den anderen im Mund. Den Himmel anbeten, dass es so bleiben möge. Diese Fürsten, die sich anmaßen, dem Willen Gottes zu entsprechen. Wenn das wahr ist, wünsche ich keinem, denen im Himmel zu begegnen. Ja, auch beim Thema Kirche polterte der Oberst, gerne auf feuchten Feiern, Breitseiten von Monologen in Richtung seiner besonderen Freunde ab. Wie das bei Lieblingsthemen passieren kann. Ich erinnere mich an Wortgefechte mit Prediger Pahlke, dem trinkfesten, ehemaligen Feldgeistlichen und aktiven Christen. Wenn man unter aktiven Christen die Kirchenläufer verstehen kann. Es war wieder einmal am 20. April auf einem kleinen Empfang in den Herrenzimmern. Es war ein nasskalter Tag gewesen und abends gab es fettes Essen und steifen Grog. Als Ordonanz durfte ich alles den pegelfesten Gewohnheitstrinkern anrichten. Ab einem mittleren Pegel standen erwartungsgemäß der Oberst und der Prediger beieinander. Hoch motiviert ein paar Wahrheiten "raus zu hauen". >Hör mal zu, Pfaffe<, so begann der Oberst stets ein Gefecht der Monologe. >So von Prediger zu Prediger: In der Suggestion von Massen kennen wir uns aus. Kirchen arbeiten mit Märchen und Mythen von tausend und einem Lagerfeuer. Rituale, Suggestion und Okkultismus, da hat sich die Menschheit immer gerne hinter versteckt und anderen das Denken überlassen. Nur zwei Schwindler mehr, die die Menschheit in Schach hält. Aber einer muss es ja tun, sonst droht schlimmeres. Und ich lasse, heute am 20. April, den Führer auferstehen, wie einen Mann, der wirklich gelebt hat. >Ja, da sind wir gar nichts so verschieden<, entgegnete Pahlke. >Herr Hitler muss ein sehr guter Hypnotiseur gewesen sein, wenn man sich die jubelnden Massen ansieht. Sind Millionen Mitläufer deshalb unschuldig, weil sie vom schreienden Wanderprediger hypnotisiert worden waren? Wir haben wir es doch beide erlebt, mein geschätzter Oberst. Wie man es nimmt, mein lieber Pahlke. Der Pope in Rom ist nicht weniger erfolgreich und das schon seit über tausend Jahren. Hat sicher nicht weniger Leichen auf dem Kerbholz. Das Grundproblem auf dieser Welt ist doch das die wirklich Guten die wirklich Bösen immer böse sein lassen. Weil diese Feiglinge an das Gute in diesen Wölfen appellieren und dann zwangsläufig, auf die eine oder andere Art, zu Opfern mutieren. So wird es irgendwann die Amerikaner erwischen. Nicht heute, oder morgen. Aber eines Tages wird sich eine Diktatur durchsetzen. Die Wölfe endgültig die Kontrolle über die Lämmer übernehmen. Die Diktatur ist weltweit das große Zukunftsmodell. Dann wird dem Christentum mit seiner "auch die andere Wange hinhalten Einstellung" genüge getan sein. Frei

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