Schweres Blut. Aho Juhani
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Читать онлайн книгу Schweres Blut - Aho Juhani страница 6
»Aus dem Russischen?«
Der Quast hörte auf zu klatschen.
»Aus euerem Stamm. Dorther war auch die Mutter, wie sie sagte, aber genaueres weiß man nicht; wohl ein leibeignes Mädchen, aus ihrem Kirchspiel entflohen; dort sollen ja die Bauern mit ihren Mägden machen, was sie wollen: weiß nicht, obs so ist.«
»Peitsch mir auch noch etwas die Fußsohlen!«
»Aber einerlei, von wem sie stammt,« hörte Marja ihren Mann fortfahren – dieselbe Geschichte, die er immer seinen Gästen erzählt, wenn er sich nur etwas die Nase begossen hat, der Tölpel. – »Sie ist darum nicht schlechter als die Mädchen hierherum. Meine Mutter hätte mir eine von den Reichen aufgehalst, und die hätte ich vielleicht auch bekommen; immer kommt gern eine in ein fertiges Gehöft ...«
»Daß er den Mund nicht hält!« fuhr Marja bei sich dazwischen.
»Daher ihrer Schwiegermutter Haß auf sie, daß ich sie genommen habe. Manchmal ist die Alte bei ihren Besuchen so böse, daß ich sie mitten in der Woche heimbefördern muß. Aber eine gute Zucht hat sie ihr seinerzeit beigebracht und sie zu den Arbeiten angelernt. Jetzt erbost sie sich auch darüber: ›Wenn ich gewußt hätte, daß ich mir aus dem Bettelmensch eine Schwiegertochter erzog, dann hätte ich sie nicht beschieden, wie man eine Nadel ins Öhr fädelt.‹ Aber was wollte ich gleich sagen? Leg dich auf den Leib, dann streiche ich dir auch über die andere Seite.«
»Es ist genug,« sagte Schemeikka. »Ihr sagtet eben, ihr hättet euch nicht an die Reichen gekehrt, obwohl sie zu haben gewesen wären.«
»Ja gewiß!« – Schemeikka stieg von der Schwitzbank und setzte sich weiter unten nieder. Juha sprach oben weiter, während er sich jetzt selbst mit dem Quast peitschte – »ja gewiß, aber sie ließen mich alle kalt, habe sie nicht von vorn und nicht von hinten angesehen, diese war mir ins Blut gegangen. Es zog mich nur zu der Marja.«
»Wie es den jungen Specht in den Baum zieht?« hörte man Schemeikka summen.
»Ei, was sie gut und nett sein kann, wenn sie will, lieb und munter, wie solch ein Quast im Sommer.«
Schemeikka ließ ein kurzes unanständiges Lachen ertönen. Marja hätte mit einem Holzscheit gegen die Tür schlagen mögen.
»Aber sie kann auch böse sein – ist sie dort im Vorstübchen? Sieh mal nach!«
Marja konnte gerade noch hinter die Tür schlüpfen, als Schemeikka sie ein wenig öffnete.
»Scheint nicht mehr da zu sein.«
»Dann sorg du mir jetzt für ein bißchen Dampf!«
»Soll ich dich auch klatschen?«
»Streck du nur deine Klauen aus. Wo war ich denn gerade?«
»Daß die Frau auch böse sein kann.«
»Ach ja, doch das kümmert mich nicht. Sie ist ein wenig leicht erregt, bald ganz traurig, bald lacht sie vor sich hin, singt sich eins und zwitschert wie ein Vöglein auf dem Baum. Ist wie das Wild im Walde, ruht sich nicht am Tage, kann nächtelang nicht schlafen, aber dann wieder kommt sie nicht aus dem Bett, und wenn sie aufsteht, geht sie wie ein Gespensterseher umher.«
Jetzt wusch sich Juha ab, schwieg einige Zeit, fuhr aber dann fort:
»Diese Badestube haben wir zusammen gebaut. Ich hatte hier damals eine Schwende, an deren Rand habe ich sie gezimmert. Ich habe hier manchen Sommer geschwendet und Fische gefangen. Aus dem Elternhof habe ich niemand zur Hilfe gehabt als Marja. ›Nimm die russische Bettelhexe mit, dort ist sie ja näher bei ihrer Heimat‹, haben sie gesagt. Einmal sind wir im Sommer zusammen aus meinem Dorfe über die großen Seen hierher gerudert. Damals habe ich noch nichts verlauten lassen, obwohl ich's schon mit mir herumtrug, daß ich sie mir noch einmal zur Frau heranziehen würde. Ich haute die Balken glatt, Marja zupfte Moos und drückte es in die Fugen. Auch das Haus haben wir zusammen gebaut im Laufe von mehreren Sommern. Wenn sie will, versteht sie auch mit der Axt umzugehen. Obwohl sie damals schon erwachsen war, habe ich sie nicht mit dem Finger angerührt. Waren wie Bruder und Schwester bis zur Trauung und auch noch etwas danach. – Gieß mir einen Eimervoll über den Rücken, Bester! Brrr ... gut, gut...«
»Habt ihr Kinder?« fragte Schemeikka danach.
Es war Juha, als sei er aus etwas erwacht. Was war das eigentlich? Wer war denn der dort, zu dem er von Marja gesprochen hatte? Was mochte er alles gesprochen haben?
»Nein,« antwortete er kurz und sagte dann nichts weiter.
Aber Marja empfand Ärger und Scham. Solch ein Narr, solch ein Töffel! Was braucht er sich und mich denn vor dem Fremden lächerlich zu machen! Wenn er auch von sich redete, brauchte er denn von mir anzufangen?
Als sie hörte, daß sich die Männer abspülten, huschte sie hinter die Wand des Vorstübchens. Sie war kaum hinaus, als Schemeikka kam und, ohne sie zu bemerken, langsam auf den Hof zuschritt, während seine rotbraune Haut in der kühlen Abendluft dampfte – lang, schlank, wohlgebaut – und Marja kam nicht mit den Augen von ihm los, bis sich Juha gebeugt, mit langem Rücken, kurzen Beinen aus der Tür hervorschob und, mehr als sonst hinkend, hinter jenem her eilte. Er holte den jungen Mann ein, bevor sie auf dem Hofe waren. Sie schritten nebeneinander dahin, ein Elch der eine, der andere ein Zugstier ... Und als sie sie anschaute, entfuhr Marja, während sie sich zum Bad entkleidete, ein ausgelassenes, schallendes Lachen; sie wußte selbst nicht, weshalb sie lachen mußte, aber sie mußte es auch noch in der Badestube, als sie sich mit dem Quast peitschte, daß es auf der Haut biß.
Als sie herauskam und zum Hof hinanging, saß Juha nackt – mit dem Hemd in den Armen – auf der Haustürtreppe. Er schmunzelte Marja von dort zu.
»Hast du auch schon gebadet? Hättest du gerufen, dann hätte ich dir für Dampf gesorgt.«
Hätte Marja tun können, was ihr gelüstete, so hätte sie nach ihm geschlagen.
»Solltest das Hemd anzieben und dich nicht nackt da herumrekeln!« zischelte sie im Vorbeigehen.
»Na, wart doch, bis wir uns abgekühlt haben!«
Aber auf dem Flur wandte sich Marja um und sagte freundlicher:
»Hier ist auch das Essen für dich und den Gast fertig!«
Als Marja in die Stube kam, saß Schemeikka da, mit einer silbernen Flasche und einem kleinen silbernen Becher auf der Tischecke und mit dem geöffneten Ranzen vor sich auf dem Fußboden. Er hatte reine Wäsche angezogen, weißes Unterzeug, ein Hemd wie aus Seide, am Hals und auf den Achseln rot und hellblau gestickt, zart wie ein Frauenhemd.
»Will nicht auch die Frau kosten, was der Gast anzubieten hat?« fragte er.
»Was ist es denn? Branntwein?«
Juha trat gerade ein in sackleinenem Hemd, mit behaarten nackten Beinen.
»Das ist kein Branntwein,« sagte er, – ist wohl auch welcher darunter, aber das hat noch einen anderen, wunderbaren Geschmack; weiß nicht, was es ist. Schmeckt wohl auch einem Weibermund?«
»Ich