Schweres Blut. Aho Juhani

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Schweres Blut - Aho Juhani

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silbernen Becher hin, sah die ganze Zeit nach ihr, als sie langsam ihre Lippen damit befeuchtete, sah nach ihr, als sie, wieder aufgefordert, von neuem kostete, sah noch hin, als er den Becher zurücknahm und austrank, was Marja darin gelassen hatte – und Marja blickte nach ihm, die Lippen an dem Becher, die Augen an Schemeikka, einer gleichsam den anderen betastend.

      »Das war gut, vielen Dank,« sagte Marja.

      Aber Schemeikka hörte trotzdem nicht auf, Marja anzusehen.

      »Es ist wahr, was du gesagt hast, Wirt.«

      »Was hat er gesagt?« fragte Marja.

      »Hat seine Liebste nicht umsonst gelobt. Aber gehörte sie mir, die dir gehört, dann schlänge ich sie in Seide. Wollen wir etwas Schmuckes für ihren Hals aussuchen, Wirt?«

      »Wollen wir, wollen wir,« ereiferte sich Juha, vergnügt, daß sie sich nicht zu sträuben schien, obwohl ihr sonst kein Geschenk gefiel.

      Schemeikka senkte schon die Hand in den Ranzen, und als er sie hervorhob, bauschte sich in seinen Fingerspitzen ein seidenes Tuch, rötlichgelb, geblümt, raschelte, flog auseinander und flatterte Marja ins Gesicht.

      »Ja, das ist was, das ist was!« bewunderte Juha.

      »Was das wohl kosten mag?« bebte Marjas Stimme, als ihre Hände das Tuch ausbreiteten.

      »Frag nicht nach dem Preis,« sagte Juha.

      »Darüber werden wir schon einig werden,« sagte Schemeikka.

      »Du willst es mir kaufen – dies?«

      Juha fragte sie, Schemeikka sah sie dabei an.

      »Er gibt es dir aus Liebe,« versicherte Schemeikka.

      »Gehört es auf den Kopf oder um den Hals?«

      »Um den Hals,« sagte Schemeikka, stand auf, nahm Marja das Tuch aus der Hand, warf es ihr über die Schultern, zog es im Rücken zurecht, glättete es auf der Brust, hieß sie es an den Zipfeln festhalten, damit es sitze, und drehte sie um und schob sie vor Juha.

      »Jetzt ist deine Liebste, wie sie sein muß!«

      »Ja gewiß, ja...«

      Und Juha summte und lachte, drehte sich hin und her, machte ein paar Schritte, hielt an, summte aber gleich wieder vor sich hin. Und Schemeikka summte in demselben Tone mit, Auge in Auge mit Marja darüber lachend.

      »Nun fehlt noch eine Spange.«

      »Gib auch eine Spange her, gib auch eine Spange, wenn du eine hast!« stimmte Juha bei.

      »Ich habe ja schon eine Spange,« sagte Marja.

      »Eine aus Messing – ja?« fragte Schemeikka.

      »Meinst du etwa eine goldene?«

      »Messing mag zum Linnen passen, Seide mußt mit Gold du fassen.«

      »Gold?« barmte Marja.

      Juha sah, daß es sie danach verlangte. Einmal verlangte doch auch Marja nach etwas! Und wenn es den Preis eines Pferdes kostete, sie soll haben, was sie sich wünscht.

      »Zeig deine Spangen, zeig!«

      Wieder taucht Schemeikka die Hand in den Ranzen, hebt ein Bündel hervor, das in seidenen Stoff eingeschlagen, mit vielen Bändern verknotet ist, öffnet es, löst es mit den langen, geschickten schlanken Fingern auseinander, indem er die Litzen mit den Lippen sammelt, – in seinen Händen enthüllt sich ein Kästchen voller Dinge, die in immer feinere Seide gewickelt sind, von vielerlei Gestalt, von vielerlei Größe, die legt er auf den Tisch in einen Haufen, packt sie wieder weg – silbern schimmern, golden glänzen sie – eins läßt er schließlich zurück, wickelt es auseinander, zwischen Daumen und Zeigefinger hängt ihm eine Brustspange von goldener Farbe, mit leuchtenden Perlen, mit einer Kette auf beiden Seiten – was Marja alles, den Atem anhaltend, betrachtet.

      »So, die wird passen!«

      »Nein, nein! so etwas nehme ich nicht!«

      »Nimm's nur – nimm's nur!«

      »Was für ein gräßliches Gold mag das kosten?«

      »Laß es kosten, was es will!« sagte Juha.

      »Du wirst doch nicht?«

      »Ob ich werde!«

      Und Juha lief in demselben Augenblick hinaus und über den Hof nach seinem Speicher.

      »Zeig doch,« sagte Marja und ergriff die Spange und versuchte sie unter ihrem Halse anzubringen.

      »Komm, laß sie mich festmachen,« sagte Schemeikka.

      »Weshalb dich?«

      »Das ist so Sitte bei uns: wer etwas gibt, der steckt es an.«

      »Gibst du sie mir etwa?«

      »Kannst ja warten, wie sie der Alte ansteckt – wenn du meinst, daß er es besser kann.«

      »Nein, das nicht – aber ich nehme doch von einem Wildfremden nichts geschenkt,« sagte Marja, wie in Angst.

      »Von einem Wildfremden? – meinst wohl, von einem deines eigenen Stammes?«

      »Was weiß ich, welchen Stammes ich bin!«

      »Aber ich weiß es und – sehe es.«

      »Was siehst du denn?«

      »Ich sehe, was ich sehe« – und etwas zurücktretend maß Schemeikka sie vom Kopf bis zu den Füßen – »eine schöne Tanne aus Karelien, eine Tanne mit stolzer Krone, wenn sie noch mit einer Blume geschmückt wird.«

      Schon befestigte Schemeikka seine Spange an Marjas Brust, schob die linke Hand unter das Tuch und lüftete es, stach die Nadel mit der anderen Hand von oben durch und von unten wieder hervor und ließ sie einschnappen – langsam ging es, aber schön wurde es, an den Schultern drehte er sie um, strich ihr über den Rücken, zog wieder glatt, weil es etwas schief geraten war. Marja ruhte wie mit dem Rücken an seiner Brust, hätte sich gern an ihn gedrückt, tat es aber nicht – ihre Brust hob sich, ihre Augen flammten vor Entzücken, Schüchternheit, Behagen und Scham.

      »Jetzt ist es gut – jetzt wird sie sitzen.«

      Schemeikka drehte sie wieder um, entfernte sich, näherte sich und machte einige Schritte um sie herum, indem er Juhas Bewegungen nachahmte:

      »Jetzt ist die Liebste, wie sie sein muß – so ist's – so ist's! gewiß – ja gewiß! und er summte dazu wie vorhin Juha, und Marja brach in ein schallendes Gelächter aus, und Schemeikka fiel ein.

      Plötzlich, schnell wie eine Katze, hatte Schemeikka mit beiden Händen Marjas Gelenke erfaßt.

      »Es ist noch eine andere Sitte in unserem Lande.«

      »Was für eine Sitte?«

      Marja will

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