Schweres Blut. Aho Juhani

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Schweres Blut - Aho Juhani

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von dir laufen ja schon mehr Sprößlinge, als für einen Mann genug wären, auf fremden Höfen umher, und erst auf deinen eigenen. Sie ahnen nicht, die Väter, wessen Söhne sie auf den Knien schaukeln. Sollte man ihm, dem guten Mann, hier auch die Freude machen? Das ist das Allerspaßigste und Tollste, wenn man nach einem Jahre in ein Gehöft kommt und einem da der eigene Junge zugeworfen wird, damit er einem am Barte zaust.

      Er lachte mit halb geöffnetem, lautlosem Munde, und sein Blut siedete. Er stieß mit dem Fuße die Tür auf und sah Marja, eine Milchbütte tragend, mit wiegenden Schritten in das Haus gehen. Die hat eine Haltung wie die beste Bojarentochter, ja, das hat sie!

      Marja seihte am Tischende die Milch durch, als Schemeikka in die Stube trat. Ihr Arm war im Bogen gehoben, wenn sie mit dem Schöpfer Milch in die Seihe fließen ließ. Es rauschte die Milch, rieselte dann, rauschte und rieselte wieder, während sich der Bogen des Armes hob und senkte.

      »Morgen, Wirtin.«

      »Ach, guten Morgen.«

      Marja wich seinem Blick nicht aus. Erwiderte ihn lang, wie trotzend. Sie war in ihrem Sonntagskleid, über den Schultern Schemeikkas Seidentuch und an der Brust die Spange.

      »Schläft der Wirt noch?« fragte Schemeikka.

      »Ob der noch schläft? Ist schon vor Sonnenaufgang hinaus und fängt laichende Brachsen. Ich soll dem Langschläfer sagen, wenn er aufsteht, daß er nicht weggelassen wird, bis der Wirt kommt .. und wenn er bis zum Abend auf sich warten ließe.«

      Schemeikka blieb stehen und verfolgte Marja mit den Augen, ein Lächeln auf den Lippen. Nachdem Marja die Milch durchgeseiht hatte, holte sie einen kleinen Holzkrug, füllte ihn und bat den Gast, ihn sich zu nehmen. Schemeikka lächelte nur. Marja fragte, ebenfalls lächelnd, ob er die Gabe des armen Gehöftes gering achte, weil er sie nicht möge.

      »Wirtin, du kennst wieder nicht karelische Sitten. Bei uns nimmt der Gast niemals selbst, die Wirtin reicht ihm alles in die Hand, was sie anbietet. Wie ein Wirbelwind so flink wird's ihm schon in der Tür entgegengebracht.«

      »Ich kann dir dies ja bringen!« und Marja ergriff das Gefäß und reichte es ihm. Schemeikka hob es an die Lippen.

      »Der Geber wartet bei uns, bis der Gast seinen Krug bis zum Boden geleert hat.«

      »Muß denn hier alles gemacht werden wie dort?« lachte Marja.

      »Ja, alles«, sagte Schemeikka ernst und blickte über den Rand des Gefäßes hinweg.

      »Wäre es nicht besser so, wie es im Lande Sitte ist?«

      »Nein«, sagte Schemeikka ebenso ernst und gemacht feierlich und reichte Marja den Krug. Marja wollte sich über die Späße des anderen totlachen, während sie den Krug auf den Tisch zurückstellte.

      »Jetzt hat der Mann das Maul voll Milch wie ein Kalb!«

      Schemeikka wischte sich den Bart nicht, leckte ihn nur ein wenig mit der Zunge ab und erwiderte immer in derselben Art:

      »Das war eine andere schöne karelische Sitte. Es gibt noch eine dritte, die allerschönste. Der muß den Bart des Gastes abwischen, der ihn beschmiert hat.«

      Mit einer raschen, aufzuckenden Bewegung streckte ihm Marja ihre Schürze hin, aber ebenso rasch griff Schemeikka sie hinten im Genick, während er ihr mit der anderen Hand ihr Kinn hob und einen langen Kuß auf ihre Lippen drückte. Marja spürte eine kräftige, lastende Brust und sah zwei dunkle, aufleuchtende Augen; Schemeikka fühlte einen weichen Busen und sah einen hinschwindenden, sich schließenden Blick.

      »Nicht«, sagte Marja matt, und wenn sie nicht frei geworden wäre, so würde sie hingesunken sein – und als sie zurückwich, war ihr der Fuß so schwer, wie einem, der im Traume flieht.

      Schemeikka ging langsam und ruhig hinaus und setzte sich auf die Treppe. Marja schritt vorbei.

      »Das darfst du nicht wieder tun.«

      »Nun, weshalb denn nicht?«

      »Wenn es jemand gesehen hätte?«

      »Deshalb nicht?«

      »Und auch sonst nicht. Das mußt du versprechen. Ich getraue mich sonst nicht das Essen auf den Tisch zu stellen.«

      Sie bat darum, als hätte sie es nicht aus eigener Kraft vermocht, mit fast flehenden Augen und Mienen.

      »Dann will ich's versprechen. Darf man dich aber ansehen?«

      »Ansehen meinetwegen.«

      »Ist nur gut, daß man nicht mit geschlossenen Augen dazusitzen braucht.« Marja lächelte verlegen zärtlich... Hatte er seinen Spott mit ihr?

      Nach dem Essen lag Schemeikka auf dem Hofe in der warmen Sonne auf dem Rücken, die Hände im Nacken. Marja spähte am Fenster der Stube, das Gesicht bleich und starr gegen die Scheibe gedrückt, mit wallendem Busen, und ihr Auge glitt über die gewölbte Brust und den sehnigen Bogen der Beine, wenn das eine Bein auf dem anderen ruhte.

      Die Schwalben schossen hoch über Schemeikkas Kopf durch die Luft, ein warmer Wind fächelte Brust und Hals.

      Sie will nicht mit mir sprechen, weicht mir aus. Habe ich sie zu sehr eingeschüchtert? Hätte ich sie vorsichtiger zutraulich machen sollen? Welches mag denn eigentlich das Locklied für dieses Vögelchen sein? Soll ich mich loben und rühmen: solch ein schlanker Bursch, ein weitbekannter Kaufmann, ein unvergleichlicher Jäger will dich haben! Oder soll ich sie selber rühmen, ihr ins Ohr flüstern: übermaßen schön bist du, ich habe nie deinesgleichen gesehen; du siehst doch, daß ich nicht anders konnte; als ich dich sah, mußte ich dich umarmen, mußte dich küssen. Die eine schmilzt bei klagender Musik, die andere läßt sich vom fröhlichen Lied betören. Aber was du auch singen magst, sing ohne auszusetzen das Schlaflied dem Weibe wie dem Kind, damit sie nicht vorher erwachen. Wenn du sie schon umstrickst, schweig nicht still, damit der Zauber nicht zergehe; wenn du einen Vers gesagt hast, wisse sogleich schon den zweiten, mit dem du fortfährst.

      Es erschien auf der Schwelle ihres Speichers die Wirtin, setzte sich mit einer Näherei hin, wandte nicht den Kopf, hob nicht den Blick. Schemeikka betrachtete sie da, und schon wußte er, welches seiner Locklieder er diesem Vogel singen mußte.

      Er stand auf, ging und setzte sich rittlings auf die Schwelle, mit dem einen Bein im Speicher, dem anderen draußen – und sagte plötzlich, überrumpelnd:

      »Solltest mir deine Sorgen mitteilen, junge Wirtin.«

      Marjas Stimme bebte etwas:

      »Meine Sorgen? Was für Sorgen?«

      »Alle, die du hast.«

      »Woher weißt du, was für welche ich habe und nicht habe, oder ob ich überhaupt Sorgen habe?«

      Schemeikka machte eine Pause in seinem Liede, dann rührte er wieder die Saiten, die, wie er fühlte, schon einen guten Klang gegeben hatten.

      »Du hast kein ergötzliches Leben hier in der Einöde.«

      Marja antwortete nicht, sie nähte.

      »Dein Mann alt und klotzig, deine Magd still und einfältig, im Winter kommt kein Fremder ins Haus,

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