Tod an der Interstate. Robert Lee Walker
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»Moment, was ist denn?« Diese leise Antwort aus dem Hintergrund klang ziemlich stur.
»Wirst du dann schon erfahren. Komm schon.«
»Danke für Ihre Mühe«, sagte Brendup. »Wie heißen Sie eigentlich? Die Namen ihrer Kollegen haben sie mir ja schon genannt.«
»Oh, sorry, natürlich. Mein Name ist Billy Somerville.«
»Wissen Sie denn, wo Mr William DeWayne zu finden ist?«
»Ich glaube, der ist zurück zu seiner Firma oder so. Der war heute früh nur kurz hier, hat uns von dem Peter erzählt und ist dann wieder verschwunden.«
Brendup wollte gerade zur nächsten Frage ansetzen, als der Kollege, dessen langes, schwarzes Haar mit einem Gummiband zu einem Pferdeschwanz zusammengehalten wurde, aus dem hinteren Trakt durch die Tür trat. Schlecht gelaunt wollte er wissen, was es denn so dringendes gäbe. Brendup wandte sich ihm zu: »Lieutenant Brendup vom APD«, sagte er, »es geht um Ihren Anstreicherkollegen Peter Spade. Ich hab da mal ein paar Fragen zu dem gestrigen Abend.«
»Ach so.« Jetzt klang Justin Krings nicht mehr ganz so mürrisch. »Wenn’s denn sein muss.«
Brendup erfuhr, dass die vier seit einer Woche hier gemeinsam auf der Baustelle arbeiteten. Sie stammten aus unterschiedlichen Handwerksbetrieben. Peter Spade kannten die beiden Installateure nicht, so dass sie nicht einmal dessen Nachnamen wussten, weil sie sich immer nur beim Vornamen anredeten. William DeWayne kannten sie bereits von einer früheren Baustelle. Billy Somerville hatte gestern mit dem Schweißgerät eine bereits gestrichene Wand mit Rußflecken versehen. Peter Spade hatte die Flecken aus Gefälligkeit nochmal überstrichen, wofür Billy Somerville sich mit einem Bier bedanken wollte. Dafür hatte er die Kollegen zu einer Runde ins Victoria’s um die Ecke eingeladen. Dabei hatten sie gestern kräftig zugelangt. Wie Peter Spade die Bar verlassen hatte, hatten sie gar nicht so richtig mitbekommen. Erst beim Bezahlen fiel ihnen auf, dass Spade die Zeche für sich und DeWayne bereits gezahlt hatte. Billy Somerville konnte sich nun gar nicht mehr für die Gefälligkeit revanchieren. Warum sich Peter Spade so benommen hatte, konnten die beiden nicht sagen.
Auf die Frage Brendups nach der Kleidung, die Spade am gestrigen Tag trug, erfuhr er, dass Peter Spade nichts Ungewöhnliches trug. Jeans von oben bis unten, also Jacke und Hose, wobei die Jacke einige Sticker von Rockbands enthielt.
»Aber der Peter ist schon ein komischer Kauz gewesen«, sagte Billy Somerville.
»Wie kommen Sie darauf?«
»Na ja, er war immer sehr ruhig. Das hatten wir hier auf der Baustelle schon festgestellt. Stierte immer nur die Wände an beim Frühstück und sagte keinen Ton.«
»Und dann ging es gestern Abend so weiter«, ergänzte Justin Krings.
»William DeWayne war wohl anders?«
»Ja klar. Der macht alles mit, auch gestern Abend. Da hat der vielleicht Witze erzählt. Mann, wie der so was alles behalten kann.«
»Aber nachher wurde er doch auch ziemlich still«, sagte Billy Somerville. »Wahrscheinlich waren es doch zu viele Biere.«
»Der Bourbon war’s«, sagte Justin Krings. »Wir hätten beim Bier bleiben und nicht wieder einen Whiskey kippen sollen. Der hat uns doch allen das Genick gebrochen.«
»Na schön, so soll’s gehen. Können Sie mir bitte noch ihre beiden Adressen und vielleicht die Handynummer geben? Nur für den Fall, dass ich noch eine Frage haben sollte?«
»Gerne doch, kein Problem.«
Billy Somerville und Justin Krings diktierten Brendup die Daten ins Notizbuch, dann verabschiedete er sich von beiden und spazierte zum Auto zurück. Auf dem Weg dorthin überlegte er, was er als Nächstes anstellen sollte. Insgesamt war ihm die Angelegenheit nicht schlüssig genug. Er musste einfach nochmal mit William DeWayne sprechen. Den Weg zum Revier aber wollte er sich sparen. Deshalb griff er zum Handy und wählte die Nummer von David Hodges.
»Ja?«, hörte er an der anderen Seite.
»David, ich bin noch nicht ganz durch. Ich habe jetzt mit dem Inhaber der Bar und mit zwei seiner gestrigen Begleiter gesprochen. Mir …«, er wurde von David Hodges unterbrochen.
»Mit zwei seiner Begleiter? Waren die denn im Rudel unterwegs?«
»Kann man so sagen, die sind gestern zu viert im Lokal eingeritten, haben aber alle zu unterschiedlichen Zeiten das Lokal wieder verlassen. Einen habe ich noch nicht erwischt. Den wollte ich jetzt gleich interviewen, bevor ich ins Revier zurückfahre.«
»Na ja, dann sieh zu, dass du die Sache hinter dich bringst. Was denkst du, wann wirst du im Büro sein?«
»Schwer zu sagen. Wenn ich den dritten Mann schnell finde, kann ich in ’ner Stunde wieder bei euch sein. Ihr habt wohl Sehnsucht nach mir?« Brendup Augenfältchen verdichteten sich bei dieser Frage.
»Pah, sieh zu, dass du fertig wirst.«
Das war alles, was er noch in einem grummelnden Tonfall von der anderen Seite hörte, bevor es in der Leitung still wurde.
Noch saß er hinter dem Lenkrad seines Fahrzeugs am Straßenrand, als er kurzentschlossen eine weitere Nummer wählte. Diesmal war es die Nummer von Aaron Cooper. Er erfuhr, dass William DeWayne bei »Innovative Home Contruction Inc.« auf deren Betriebsgelände sein müsse. Dort würden einige Umkleideräume renoviert. Welche genau, könne er zwar nicht sagen, aber der Wachmann dort sollte eigentlich Bescheid wissen. Mit dieser Auskunft war Brendup zufrieden. Wieder hatte er sich einen Weg gespart. Außerdem war das Bauunternehmen gar nicht weit, vielleicht fünf Minuten, entfernt.
Kapitel 8
Saul Brendup ließ den Wagen auf dem staubigen Parkplatz stehen. Auf dem zwar großen, aber etwas unübersichtlichen Firmengelände mochte er nicht mit dem eigenen Auto um die Hausecken kurven. Gehen unterstützt außerdem den Kalorienverbrauch, dachte er. An der Rezeption erfuhr er, dass die Renovierung der Umkleideräume in der Abfertigung stattfand. Dort würde er bestimmt den von ihm gesuchten Handwerker finden. Der Weg dorthin wurde ihm gewiesen. Am Eingang der Abfertigung fragte er einen Mitarbeiter im Blaumann nach Handwerkern, speziell nach den Anstreichern.
»Die sind da drin. Links rum, den Gang entlang und dann gleich hinter der Zwischentür«, bekam er zur Antwort.
»Vielen Dank.«
Als er die Tür zum Gang öffnete, erreichte ihn bereits der Geruch von frischer Farbe, mit dem Öffnen der Zwischentür wurde dieser noch stärker.
In einem Raum rechts des Ganges waren zwei Anstreicher mit dem Weißen der Wände beschäftigt. Auf dem Fensterbrett stand ein Radiorekorder älteren Baujahrs. Es wurde gerade der Wetterbericht für die nächsten Tage durchgegeben, goldener Spätsommer mit leicht erhöhten Temperaturen. Die Umkleideschränke waren in der Mitte des Raumes alle aneinander gerückt und mit einer durchsichtigen, reichlich mit Farbspritzern versehenen Folie, abgedeckt.
»Mr William DeWayne?«, fragte Brendup mit lauter Stimme in den Raum hinein und blieb in der offenen Tür stehen. Wenn einer von den beiden Anstreichern William DeWayne wäre, dann würde sich dieser schon melden. So kam es.
»Ja?«,