Tod an der Interstate. Robert Lee Walker

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Tod an der Interstate - Robert Lee Walker

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      »Höchstens einmal im Monat kam er betrunken nach Hause. Wenn er trank, dann reichte das oft für die nächsten vier Wochen.«

      »Wie verhielt er sich dann, wenn er nach Hause kam?«

      »Er war dann aggressiver und gereizter. Unsere beiden Söhne, der Simon ist neun und Lucas dreizehn, hatten auch darunter zu leiden.«

      »Was heißt, sie hatten darunter zu leiden?«

      »Na ja, wenn er mal frühzeitig so nach Hause kam und sie bekamen etwas davon mit, dann beschimpfte er sie und wollte sie manchmal verprügeln, wegen Nichtigkeiten. Nicht gemachte Hausaufgaben oder so. Dabei kümmerte er sich sonst gar nicht um sie. Das ließ er alles auf meinen Schultern liegen.«

      Den Polizisten fiel sofort auf, dass sie noch keine Trauermimik trug, obwohl sie bereits heute früh aus dem Bett geholt und über den Tod informiert worden war.

      »Sie sind wohl nicht glücklich darüber, wie sich ihr Mann zu seinen schlechten Zeiten gab?«, fragte Brendup. »Es ist selten, dass eine Ehefrau einen Tag nach dem Tode ihres Mannes schlecht über ihn spricht.«

      Sie blickte ihn an, als hätte sie es nie für möglich gehalten, dass ein Mensch überhaupt solch eine Meinung von ihr haben könnte.

      »Na hören Sie mal. Sie hatten mich doch nach meinem Mann gefragt. Ich spreche nicht so über meinen Mann. Ich sage Ihnen nur, wie es ist, beziehungsweise war. Er war nicht mehr der Mann, den ich geheiratet hatte.«

      »Sie müssen sich nicht unnötig aufregen«, sagte David Hod­ges und griff damit in seiner ruhigen Art beschwichtigend in den kleinen Disput ein. »Wir können Ihre Verbitterung verstehen.«

      Barbara Spade, die glatte lange Haare mit einem geraden Pony auf der Stirn trug, wandte sich wieder ihrem ersten Gesprächspartner zu und entspannte sich etwas.

      »Hatten sie finanzielle Probleme in den letzten Jahren?«, fragte David Hodges.

      »Nein, die hatten wir nicht. Die Wohnung ist schon seit drei Jahren bezahlt. Glücklicherweise konnten wir sie nach der Aufgabe von Peters Firma halten. Rechtlich hatten wir vorgesorgt, wenn sie verstehen.«

      »Ja, das setzt einen erfahrenen Unternehmer voraus.«

      »Der war Peter ja auch. Er war ein erfahrener und tüchtiger Geschäftsmann. Erst mit den großen Außenständen vor vierzehn Jahren nahm das Schicksal seinen Lauf.«

      »Und Sie hatten die Wohnung und den Wohlstand noch in gewisser Weise halten können?« David Hodges breitete dabei die Arme aus und zeigte damit in die Runde.

      »Ja, der Aaron hatte ihn doch damals aufgefangen.«

      »Aaron?«

      »Aaron Cooper, er war die letzten Jahre Peters Chef.«

      »Verstehe. War er auch mehr als ein Chef?«

      »Die kannten sich schon als Kollegen. Freundschaft wäre sicherlich zu viel gesagt. Sie waren sich beide nicht unsympathisch. Ich würde Aaron und seine Frau als befreundetes Ehepaar bezeichnen. Gelegentlich haben wir mit unseren Familien gemeinsam etwas unternommen.«

      »Ihr Mann hatte also bei Aaron Cooper eine Arbeit bekommen?«

      »Ja. Sie wurde auch ganz gut bezahlt. Peter war schließlich erfahren und selbst erfahrener, professioneller Anstreicher. So was lässt sich eine andere Firma gerne etwas kosten. Wir waren zufrieden damit, abgesehen davon, dass es immer etwas mehr sein könnte.«

      »Ja, das ist verständlich. Ihr Mann war aber trotzdem nicht zufrieden?«

      »Ich nehme an, ihm fehlte die komplette Unabhängigkeit. Trotz der Freiheiten, die er bei Aaron genoss. Ich konnte ihn nie verstehen. Vielleicht ist deshalb mein Mitleid in Verbitterung umgeschlagen. Ich muss Ihnen keine große Trauer vorspielen. Sicher, ich bin auch traurig, aber er hat sich in all den letzten Monaten nicht gut benommen. Da liegt die Verbitterung näher als die Trauer. Tut mir leid, aber ich weiß auch nicht.«

      Barbara Spade kaute auf ihrer Unterlippe herum.

      »Dann schildern Sie doch mal bitte, wie das gestern war. Wie lief der gestrige Abend ab?«

      »Sie meinen bestimmt mit dem Peter, oder? Was ich getan habe, spielt wohl eher keine Rolle?«

      »Richtig. Wann kam ihr Mann von der Arbeit?«

      »Gar nicht.«

      »Gar nicht?«

      »Nein. Gestern sollte wohl wieder einer seiner Tage sein. Obwohl es mich schon gewundert hatte, denn eigentlich ist Donnerstag immer sein Tag gewesen und gestern hatten wir erst Montag. Aber lange hab ich darüber auch nicht nachgedacht. An solchen Tagen ging er gleich nach der Arbeit in die Kneipe. Ich hatte Essen vorbereitet. Als er nicht kam, rief ich in der Firma an. Die sagten mir, er wäre schon im Feierabend. Damit wusste ich dann Bescheid.«

      »Gegen welche Uhrzeit war das?«

      »Das war etwa sieben Uhr. Ich hab dann mit den Jungs alleine gegessen und bin anschließend in die Stadt gefahren, um mich mit Bekannten zu treffen.«

      »Gesorgt haben Sie sich da noch nicht, oder?«

      »Nein, warum sollte ich?«

      »Vielleicht der Kinder wegen?«

      »Die kommen auch schon gut alleine klar. Außerdem ging ich davon aus, dass Peter auf dem Heimweg war.«

      »Nun gut.«

      »Wenn er heute nicht auf Arbeit erschienen wäre«, setzte Barbara Spade nach, »dann wäre es eine Aufmerksamkeit Wert gewesen. Die Arbeit hat er in all den Jahren nicht verpasst. Ich glaube, er war nicht einmal krankgemeldet während der ganzen Zeit.«

      »Das ist schon bemerkenswert.«

      »Ja, in dieser Hinsicht war Peter ein bemerkenswerter Mann.« Mit einem starren Blick schaute Barbara Spade auf den Ascher, der auf dem Tisch stand. Brendup fragte sich, ob man einen Ascher als Deko in einem Nichtraucherhaushalt benötigte. Denn nach dem für Raucherwohnungen üblichen Gestank roch es in dieser Wohnung nicht. Es wäre ungewöhnlich, den Geruch selbst bei häufigem Lüften aus den Möbeln zu bekommen.

      »Eine Frage noch zum Schluss, Ms Spade«, sagte David Hodges. Brendup wollte sie nicht noch mal reizen und hielt lieber seinen Mund. »Halten Sie es für möglich, dass ihr Mann Selbstmord beging und sich auf die Gleise stürzte?«

      Als hätte sie zum ersten Mal gesehen, dass Schmetterlinge fliegen können, blickte sie den Captain an.

      »Nein, das ist ausgeschlossen. Das glaube ich nicht.«

      »Warum nicht?«

      »Er hat zwar auf sein Angestelltendasein geschimpft und darüber, dass er mit einer eigenen Firma alles anders und besser machen würde, aber das war doch nur so ein Geschwätz von ihm. In Wirklichkeit wusste er genau, dass es nicht gerade schlecht ist, an jedem Monatsende ein festes Gehalt zu bekommen. Da hätte er nicht von lassen können, glaube ich, das wäre auf jeden Fall kein Grund für Selbstmord gewesen.«

      »Nun

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