Maria Rosenblatt. Corinna T. Sievers

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Maria Rosenblatt - Corinna T. Sievers

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auch die Handrücken von wundersamer Glätte, nur die Schwere ihrer Hüften wollte sich nicht erschließen.

      Sie begrüßte Maria, erzählte von ihrem Urlaub, die Seychellen, ein Paradies, aber arm, ein Elend unter der Bevölkerung, das einem das Vergnügen verderben könne. Sie musterte Maria, während sie sprach, setzte im Geiste die Nadel, auf die Stirn, zwischen die Brauen, in das Unterlid, drehte sich um, hantierte, hatte die Spritze in der Hand.

      Ein Stich, ein Brennen, Botulinumtoxin, eines der stärksten bekannten Gifte, dringt unter Marias Haut und an die motorischen Endplatten ihrer Nerven. Maria durch einen schmalen Spalt zwischen ihren Lippen: »Wir verzeichnen hierzulande jährlich ein bis zwei Tote durch Botulinum infolge von Atemlähmung«, die Ärztin: »Vollkommen ausgeschlossen.« Maria: Sie kenne doch wohl die Polizeistatistik, allerdings seien die Todesfälle im Rahmen einer Lebensmittelvergiftung aufgetreten, in der ästhetischen Medizin habe es bislang keine Zwischenfälle gegeben.

      Die Ärztin besänftigt, der nächste Stich, Maria schloss die Augen, bis es vorüber war.

      Es blute noch ein wenig, aber das gehe gleich vorüber, die Ärztin half Maria auf, bis zum nächsten Mal in vier Monaten. Vor der Tür wartete die nächste Mittvierzigerin, als sich Maria an ihr vorbeizwängte, senkte die andere den Kopf.

      Die Arzthelferin an der Rezeption hielt die Rechnung in die Höhe: Das mache eintausendzweihundertfünfzig Franken, mit Kinderstimme: Die Preise seien angepasst worden. Maria bezahlte bar, anderes wurde nicht akzeptiert, es wäre interessant, die Kollegen von der Steuerfahndung vorbeizuschicken, andererseits: Frauen hatten es schwer genug im Leben, sie würde ihre Geschlechtsgenossin verschonen.

      Sie vereinbarte einen Kontrolltermin, die Assistentin piepste: »Falls zum Beispiel ein Augenlid zu hängen beginnt«, Maria in Gedanken: Was weißt du über mein Alter, Kind?

      Am Ausgang hing ein Spiegel, die Einstiche leuchteten, unterhalb des linken Mundwinkels hatte sich ein Hämatom gebildet.

      Auf der Straße sah sie schon von weitem den Bußgeldbescheid, rosarot unter dem Scheibenwischer, sie ließ ihn, wo er war, öffnete die Tür, fiel in den Sitz, startete. Der Strafzettel zerriss, hinterließ eine schmierige Spur auf der Scheibe, der Schnee fiel in dicken Flocken.

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