... denn alles ist Vorherbestimmt. Elisabeth Schmitz

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machen aus guten Situationen ungute, weil sie die positiven Seiten manchmal nicht sehen. Ich habe eine gute Situation geschaffen. Die beiden haben getrauert, und beide waren in derselben Lage. Die zwei hätten sich gegenseitig trösten können.«

      »Das hast du gut gedacht«, meinte Martha, »aber mit Peter geht so etwas gar nicht. Er ist sehr eigenwillig und tut, was er für richtig hält. Ihr habt es ja gesehen.«

      Marie schnaubte: »Das ist ja ein widerlicher Kerl. So ein schlimmer ...« Martha unterbrach sie.

      »Nein, er ist im Grunde ganz weich. Er lebt für seine Arbeit. Deshalb haben wir uns auch auseinander gelebt. Ich war aber auch nicht besser und war auch lieber in der Nähstube als zu Hause.

      Peter hat mir nie etwas Böses getan. Ich konnte tun und lassen, was ich wollte. Bei unseren seltenen gemeinsamen Mahlzeiten fragte er mich immer um Rat, denn meine Meinung war ihm wichtig. Dass er Tina geschubst hat, das bereut er sicher heute sehr. Ich weiß das, aber er wird es niemals zeigen können.

      Wenn ich noch leben würde, dann wäre er schon längst bei mir in der Boutique gewesen und hätte mir alles erzählt. Und was ich ihm geraten hätte, das hätte er auch getan. Weißt du wie es ihm geht?«, fragte sie die Holle.

      »Ja, das weiß ich. Es geht ihm nicht so gut. Er vermisst dich ebenso, wie Tina Marie vermisst. Geht hin, ihr zwei und schaut es euch an. Ihr lasst mir doch keine Ruhe. Tina liegt im Klinikum Roderstadt, Privatstation, Nummer acht.«

      Schon waren die beiden Seelen in der Klinik. Tina lag mit rotgeweinten Augen im Bett und hatte ein scheußliches Nachthemd an. Sie rief nach Marie. Diese nahm ihre Hand und tätschelte sie.

      Sie hörte Tina sagen: »Sieh nur Marie, was die aus mir gemacht haben. Dieser verdammte Dr. Weber. Ich bin hier ganz allein. Keiner kann mir was zum Anziehen bringen, keiner kümmert sich um mich, und mein Fuß tut auch weh. Wenn du doch bloß hier wärst.« Marie schaute Tina erstaunt an.

      »Martha, sie kann mich sehen. Tina, siehst du mich?«

      »Nein«, sagte Martha, »sie kann dich nicht sehen.«

      »Aber sie spricht doch zu mir.« Martha schüttelte den Kopf.

      »Sie spricht zu der Orchidee. Und darin sieht sie dich.«

      Marie bekam auf einmal ein Leuchten im Gesicht, wovon alle Lichtwesen nur träumen konnten. Sie sah ihre Kinder, ihre Züchtung. Die mit den Augen. Oh wie wunderschön sie waren.

      »Tina, woher hast du die?« Sie zeigte Martha ihr Lebenswerk. »Sieh mal, die habe ich gezüchtet. Sind die nicht toll?«, fragte sie ihre Freundin. Martha musste zugeben, dass sie wirklich besonders schön waren.

      »Oh Martha, was können wir bloß machen? Wie können wir Tina helfen? So geht es nicht weiter.« Eine Schwester brachte Tina den Nachmittagskaffee und fragte, ob sie noch etwas bräuchte. Tina schüttelte nur den Kopf.

      »Schau mal Marie, es gibt Marmorkuchen. Den mochtest du doch auch immer so gerne.« Sie hielt den Teller mit dem Kuchen in Richtung der Orchidee. Marie versuchte, ob sie den Kuchen berühren konnte, aber es ging nicht. Sie setzte sich auf die Bettkante und schaute Tina beim Essen zu.

      Martha meinte, dass sie mal nach ihrem Mann sehen wolle und war auch schon weg. Was hatte Peter mit Tina gemacht? Das wollte sie nun rausfinden.

      Ach Tina, ich wusste doch, dass etwas nicht stimmt, dachte Marie. Niemals hätte ihre beste Freundin einen selbst gemachten Kranz so achtlos fort geworfen.

      Das Tablett wurde wieder abgeholt, und Tina war wieder alleine. Jedenfalls dachte sie das. Sie hob das Oberbett etwas an und schaute an sich herunter. So ein Nachthemd! Sie wollte nun noch mehr als vorher wieder nach Hause. Es klopfte an die Tür, und eine Schwester kam mit einer Tüte herein. Sie lächelte fröhlich und meinte, dass sie was eingekauft hätte und so sehr hoffen würde, dass es das Richtige wäre.

      Tina öffnete die Plastiktüte und holte zwei Nachthemde hervor, einen Jogginganzug und Unterwäsche. Dann war noch in einer kleineren Tüte Zahnbürste, Seife, Haarshampoo und Zahnpasta. Sie hätte ja lieber Schlafanzüge gehabt, aber besser als dieses Totenhemd war es allemal.

      An dem Jogginganzug hing ein rotes Schild.

      Sonderangebot. 29.90 Euro. Na ja, aber besser als nichts. Sie wollte auch nicht undankbar sein.

      »Wie viel Geld bekommen Sie nun von mir?«, frage Tina. Die Schwester winkte ab.

      »Ist alles schon bezahlt. Dr. Bergheim hat mir das Geld mitgegeben. Gefällt es Ihnen denn?«

      »Ja«, meinte Tina, »es ist ganz wunderbar. Können Sie mir helfen, dass ich dieses scheußliche Zeug ausbekomme?«

      »Ja, natürlich«. Sofort machte das Mädel sich daran, die Schleife des OP-Hemdes aufzumachen.

      »Woher wussten Sie denn meine Größe?«, fragte Tina. Die Schwester freute sich ganz offensichtlich.

      »Die hat mir Dr. Bergheim gesagt. Er meinte, das könnte wohl stimmen.« Alles passte perfekt. Tina lächelte.

      »Das haben Sie ganz toll eingekauft. Vielen herzlichen Dank. Und alles war so günstig!«

      Sie öffnete ihre Geldbörse und gab dem jungen Mädchen fünf Euro. Sie wollte sie zunächst nicht annehmen, aber Tina bestand darauf. Das war ihr die Sache ganz bestimmt wert.

      Wenn auch nicht alles ihrem Geschmack entsprach, so war es doch im Moment die schönste Kleidung der Welt. Ob sie ihm auch wohl gefallen würde?

      Lächelnd schaute Tina an die Decke. Marie rümpfte die Nase. Was hat die denn?, dachte sie. Noch immer lächelnd legte sich Tina in die Kissen zurück und schlief ein. Marie konnte gar nicht verstehen, dass sich ihre Freundin über diese Klamotten so sehr freuen konnte. Sie waren schrecklich! Nun ja, von einem Dr. Bergheim wusste sie ja auch nichts.

      Marie ging hinaus auf den Flur und schaute nach, wo denn wohl ihre Freundin abgeblieben war.

      Sie ging in den nächsten Flur und entdeckte dort eine Tür mit dem Schild »Dr. Weber. Chefarzt. Neurologie.«

      Ja, das musste er sein.

      Als Marie eintrat, da sah sie, dass Martha in einem sehr bequemen Sessel Platz genommen hatte. Ihr Lichtschatten spiegelte sich im Leder des Sessels wider.

      Sie war damit beschäftigt, ihr Foto anzustarren. Ihr Mann war offensichtlich nicht da.

      »Was tust du da?«, fragte Marie.

      »Sei still. Ich muss das Foto umkippen. Ich muss ihn dazu bringen, die ganze Geschichte zu erzählen. Was ist hier denn bloß passiert? Wenn er das Foto anfasst, wird er vielleicht was sagen.« Sie setzte ihre ganze Energie ein, aber es wollte nicht klappen.

      »Ich mache mit«, sagte Marie.

      »Bei drei versuchen wir es. Eins, zwei, drei.«

      Und tatsächlich fiel der schwere Fotorahmen mit ihrem Bild um. Es dauerte eine ganze Weile, bis Peter sein Zimmer wieder aufsuchte. Sofort sah er, dass das Bild umgefallen war.

      »Wer war denn an meinem Schreibtisch?« Er schaute nach, ob etwas angerührt wurde, aber alles war wie vorher. Er stellte das Bild wieder an seinen Platz.

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