... denn alles ist Vorherbestimmt. Elisabeth Schmitz

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... denn alles ist Vorherbestimmt - Elisabeth Schmitz

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      Tina erwiderte knapp, dass sie nicht malen, sondern zeichnen würde. Es seien Zeichnungen von Wildpflanzen. Sie habe sich die Bilder von den Heilkräutern aus dem Internet gezogen auf ihrem Handy, und nun würde sie sie nachzeichnen.

      Er nahm ein Blatt, musterte die Bilder von Löwenzahn, Giersch und Brennnesseln und nickte anerkennend.

      »Das ist wirklich gut. Sie zeichnen hervorragend. Anscheinend kennen Sie sich mit diesen Pflanzen aus. Wissen Sie auch die Heilwirkung dieser Gewächse? Ich habe schon viel darüber gehört und gelesen, aber ich weiß dennoch nichts darüber. Ich arbeite nach der herkömmlichen Schulmedizin. Ich weiß, dass man Brennnesseltee trinken kann, aber wofür dieser gut ist, weiß ich nicht.« Er sagte dieses, weil er einfach irgendetwas sagen musste.

      Tina nahm ihm das Blatt aus der Hand. Eigentlich wollte sie sich mit dem Kerl nicht mehr unterhalten, aber bei diesem Thema konnte sie den Mund einfach nicht halten.

      »Schauen Sie mal.« Sie deutete mit dem Bleistift auf die Brennnessel.

      »Das ist eine sehr wertvolle Pflanze. Nehmen Sie sich doch einen Stuhl, dann erzähle ich Ihnen etwas darüber.«

      Peter nahm sich einen Sessel und setzte sich neben das Bett, sodass er die Zeichnung betrachten konnte. Tina fuhr das Kopfteil ihres Bettes hoch und fing zu erzählen an.

      Ganz sacht bewegte sich der Vorhang vor dem Fenster. So, als ob ein Windhauch durch das Zimmer huschte. Zwei Lichtwesen verließen fröhlich das Klinikum. Hier sei deren Anwesenheit nicht mehr erforderlich, meinte Marie. Tina wäre nun in ihrem Element, das wisse sie genau. Die beiden Leuchtwesen begaben sich zu ihrem Lieblingsplatz auf dem Felsvorsprung, wo sie einen Blick in einen herrlichen Wald hatten.

      »Die Brennnessel hat eine große Heilwirkung«, sagte Tina.

      »Sie wird auch Donnernessel oder Hanfnessel genannt. Denn einerseits waren die Menschen früher in dem Glauben, die Brennnessel schütze gegen Gewitter und anderseits wurde sie für die Herstellung von Hanfseilen oder auch Nesselstoffen verwendet. Die Blätter, die Samen und die Wurzeln sind reich an Kieselsäure, Magnesium, Eisen, Vitaminen und vielem anderen.

      Sie ist blutbildend, stoffwechselanregend, blutdrucksenkend und stärkend. Aber es gibt noch viele weitere Eigenschaften dieser interessanten Pflanze. Früher hängte man Brennnesselbüschel an die Türen des Stalls, um das Vieh zu schützen. Ein Gemüse aus Brennnesseln wurde damals am Gründonnerstag gegessen. Es sollte vor Geldmangel schützen, aber sie wurden das ganze Jahr gegessen, um Krankheiten fern zu halten.

      Sie wachsen gerne in der Nähe der Menschen. Sicherlich weiß die Brennnessel, dass sie für uns so wertvoll ist, aber leider nimmt die Menschheit diese wertvolle Pflanze gar nicht mehr in Anspruch. Wenn unsere Erdenbürger sich doch nur ein wenig damit befassen würden, dann wüssten sie, dass die Brennnessel sich mit den Giften im Körper anlegt, die sich in den Blutbahnen befinden. Ob als Tee oder Badezusatz, die Nessel spült alles Schlechte aus dem Körper. Und wissen Sie was?« Tina lehnte sich weit zu ihm rüber.

      »Man kann mit der Brennnessel sogar Stoff färben.«

      »Nein«, meinte Peter, den ihr Enthusiasmus erheiterte.

      »Doch! Ja, ich weiß, es ist kaum zu glauben. Ich habe das allerdings noch nicht gemacht, aber wohl schon mit Holunder. Und nun sag ich Ihnen noch was! Der Holunder ist auch sehr interessant. Ich kann Ihnen stundenlang etwas über diese wichtige Pflanze erzählen. Soll ich?«

      Peter schaute auf die Uhr. So lange war er schon hier? Die Zeit war ihm nur so davongerannt. Nun wurde es höchste Zeit, dass er sich verabschieden würde.

      »Es interessiert mich wirklich sehr. Sie können diese Wildpflanzen dem Menschen nahe bringen.

      Ich habe das alles nicht gewusst, aber ich muss schon bald wieder aufstehen, und morgen ist ein harter Tag. Zunächst Patientenvisite und dann Sprechstunde, dann der Papierkram und so weiter.

      Aber ich würde gerne morgen Abend wiederkommen. Sie haben dann ja Ihre Operation hinter sich, und die Heilung kann beginnen. Ich werde mich sofort nach Ihrer OP nach Ihnen erkundigen, ob alles gutgegangen ist, und morgen Abend nach Feierabend schau ich wieder rein. Zunächst wünsche ich Ihnen alles Gute für den morgigen Tag.« Sie lächelte.

      »Ja, danke schön. Mal sehen, wie es mir dann geht. Vielleicht kann ich unsere Heilkräuterstudien ja fortsetzen.«

      Peter ging zur Tür, und Tina winkte ihm lächelnd hinterher.

      »Bis morgen.«

      Der kann ja sogar freundlich sein, dachte Tina und nahm den Jogginganzug in die Hand. Wie weich der war! Sofort fiel ihr Dr. Bergheim ein. Wie nett von ihm, dass er an mich gedacht hatte. Morgen sehe ich ihn schon wieder. Dieser Gedanke vertrieb ihr ein wenig die Angst vor dem kommenden Tag. Warum musste alles so kommen?

      Sie knipste das Licht aus und dachte daran, dass sie, wenn sie wieder fit wäre, Holunderblüten und -beeren zeichnen würde. Und die würde sie dann diesem Arzt erklären. Sie hatte den Namen vergessen, aber der war ja auch nicht wichtig.

      Als Peter nach Hause kam, stand noch ein fast volles Glas Rotwein auf dem Tisch. Er nahm es und schüttete es weg. Zufrieden ging er unter die Dusche und dann ins Bett. Zum ersten Mal seit Marthas Tod tat es nicht mehr so weh, ohne sie zu sein. Vielleicht heilt ja die Zeit wirklich alle Wunden.

      Es war ein gutes Gefühl, dieser Frau den Jogginganzug von Martha zu bringen. Sie war ja wirklich nicht schuld an diesem Dilemma und morgen Abend würde er ihr noch zwei Schlafanzüge bringen. Hoffentlich ist das nicht zu aufdringlich, dachte er, und er wollte vorher noch Andreas fragen. In solchen Frauenangelegenheiten kannte der sich besser aus. Mit diesem Gedanken schlief er zufrieden ein.

      Am nächsten Morgen wurde der Fuß von Tina nachgeschaut. Dr. Bergheim war sehr zufrieden und meinte, dass gleich noch ein Anästhesist käme, der ihr ein paar Fragen stellen würde. Tja, und dann könne es losgehen. Auf dem Stuhl sah er den grünen Jogginganzug liegen.

      »Oh«, sagte er, »hatten Sie gestern Besuch?« Er zeigte auf den Stuhl.

      »Ach ja, ich möchte mich noch bei Ihnen bedanken.«

      Andy winkte ab. Er meinte, dass das ja wohl die Pflicht seines Freundes wäre.

      Und dann klopfte es an der Tür, und Peter Weber trat ein. Die beiden Männer begrüßten sich freundlich und Andy fragte, ob sein Freund denn nun nicht die Visite durchführen müsse.

      »Ja«, sagte Peter

      »Ich bin dabei. Mein Team steht vor der Tür. Ich wollte Frau Braune nur diese Buntstifte bringen. Wenn Sie mir was über Löwenzahn erzählen, dann sollen die doch auch gelb sein, oder?«

      »Doch nicht Löwenzahn. Es ist der Holunder«, sagte Tina.

      Peter nickte und gab Tina die Stifte, und Dr. Bergheim stand der Mund offen.

      »Was war das denn gerade?«, fragte er, aber Peter begab sich eilig wieder zu seiner Truppe.

      Und nun kam auch schon der Anästhesiearzt.

      Dr. Bergheim nickte ihm zu und sagte, wie immer mit seinem charmanten Lächeln zu Tina: »Bis gleich, Engel.«

      So ein toller Mann. Wenn der sie doch nur einmal in den Arm nehmen würde. Tina lächelte ebenfalls, und nun

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