... denn alles ist Vorherbestimmt. Elisabeth Schmitz

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу ... denn alles ist Vorherbestimmt - Elisabeth Schmitz страница 12

... denn alles ist Vorherbestimmt - Elisabeth Schmitz

Скачать книгу

trockene Kräuter, die sie einsammelte, noch einmal betrachtete und dann wegwarf.

      Und dann war da ein Foto von ihr und Marie. Arm in Arm saßen die beiden auf einer Wiese unter einem Apfelbaum. Sie hatten dort ein Picknick gemacht. Tina konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.

      »Marie, sieh doch nur, ich brauche dich nun. Ich bin so alleine. Warum musste das denn bloß passieren? Wenn ich dich doch nur noch hätte! Sieh nur, ich liege hier in einem Totenhemd. Hinten ist es offen. Mit langweiligen blauen Blüten, immer dieselben Blüten.

      Und der Slip! Ein Netzhöschen! Ich will zu dir, Marie. Bitte hole mich doch. Bitte Marie. Oder besorge mir Klamotten. Ich mag einfach nicht mehr. Dieser blöde Kerl ist an allem schuld. Gib mir doch ein Zeichen, meine Marie. Zeige mir, dass du bei mir bist.«

      Tina schnäuzte sich die Nase wischte sich die Augen. So unglücklich wie heute war sie noch nie.

      Es klopfte an der Tür. Tina schaute erstaunt, als sie sich öffnete. Eine Krankenschwester stand dort mit Blumen. Sie waren in Papier eingewickelt, aber Tina erkannte es sofort. Meine Firma, dachte sie. Die schicken mir Blumen. Woher wissen die es nur?

      Die Schwester holte eine Vase und verließ das Zimmer. Marie packte die Orchideen aus. Sie nahm den kleinen Umschlag und las »Zimmer 8« auf der Vorderseite. Dann öffnete sie ihn und schmiss ihn umgehend in die Ecke des Zimmers. So ein Schuft! Schickte der ihr Maries Kinder!

      So nannte sie ihre Züchtungen immer, weil sie ihnen ja das Leben geschenkt hatte. Diese hier waren besonders schön, weil sie neben der roten Lippe zwei Augen hatten. Marie war so stolz auf sie. Nein, diese Blumen wollte sie nicht. Sie wollte sie gerade in den Mülleimer werfen, als sie innehielt.

      Sie hatte um ein Zeichen gebeten, und just in diesem Moment wurden ihr die Kinder von Marie gebracht. Die sind gar nicht von ihm, die sind von Marie. Er ist nur der Vermittler. Liebevoll stellte sie die schönen Blüten ins Wasser.

      Allein der Gedanke daran, dass Marie sie einmal in ihren Händen gehabt hatte, ließen die Blüten nun noch wertvoller erscheinen. Wieder kamen ihr die Tränen.

      »Wie sehr ich dich vermisse, meine Marie. Wo bist du denn nur?« So viel geweint wie in der letzten Zeit hatte sie in ihrem ganzen Leben nicht. Buddhas Worte konnten auch nicht trösten.

       7.

      

      

      

      

      Marie saß auf einer großen Sonnenblume und schaukelte dort hin und her. Martha hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Sie dachte viel an Tina, konnte sie aber nicht sehen. Andere Personen, wie zum Beispiel ihr Mütterlein, sah sie. Sie freute sich immer, wenn sie die alte Frau wieder lachen hörte. Das war auch gut so, aber wo war Tina?

      Marie war schon ein paar Mal in ihrer Wohnung gewesen, aber da war sie nicht. Es sah so aus, als ob sie verreist wäre. Aber alle ihre Sachen waren noch da. Sie spürte, dass etwas nicht stimmen konnte.

      Tina rief sie. Warum konnte sie nicht zu ihr durchkommen. Wo war Martha denn bloß? Sie ging ganz tief in sich und rief Martha zu sich. Da, ein Blatt wirbelte durch die Luft, und Martha stand vor ihr.

      »Was ist los?«, fragte sie.

      »Martha, es stimmt etwas nicht. Ich weiß, dass mit Tina was nicht stimmt.« Ihre Freundin schaute sie lieb an.

      »Marie, wir können auf der Erde nichts mehr tun. Wir sehen nur das Gute, das weißt du doch. Bestimmt geht es Marie gut. Vielleicht hat sie einen Mann kennen gelernt und ist ein paar Tage bei ihm. Es gibt viele Gründe. Es muss nichts passiert sein, und du weißt das auch.« Ja, Martha hatte recht.

      »Wollen wir noch mal zu unseren Gräbern?«, fragte sie nun. »Marie, wir waren doch schon oft da. Es ist alles in Ordnung. Lass uns zu den Wolken hinauf fliegen und uns treiben lassen.«

      »Bitte Martha. Mit dir ist es besser. Ich habe so ein mulmiges Gefühl wegen Tina. Da ist es gut, du bist bei mir. Tust du es für mich?«

      »Okay, denn man los.« Schnipp, und schon waren sie da. Wie wunderschön die Blumen blühten. Auf beiden Gräbern.

      »Siehst du, alles ist wunderbar. Das würde so nicht aussehen, wenn was nicht stimmen würde.« Marie starrte auf eine Stelle hinter dem Kreuz mit ihrem Namen. Dort lag ein vertrockneter Kranz aus Wildblumen. Der kam von ihrer Kräuterhexe, das sah sie sofort.

      »Ich wusste, dass da was nicht stimmt. Niemals hätte Tina den Kranz so dahin geschmissen. Nie!«

      Sie hatte ihn liebevoll für sie gebunden, wie sie es früher schon getan hatte. Und wenn er vertrocknet wäre, hätte sie einen neuen gebunden und diesen verbrannt, das wusste Marie ganz genau.

      »Ich will wissen, was da los ist. Komm, wir gehen zur Holle.«

      Dort angekommen sah ihnen die alte Frau staunend entgegen. »Wieso schneit ihr so hier herein? Ich hoffe, ihr habt für euer Verhalten einen guten Grund.« Die Holle ahnte nichts Gutes. Sie wusste, dass es in Maries irdischem Umfeld nicht gut bestellt war. Aber das konnte Marie nicht wissen, denn sie konnte ja nur das Gute sehen.

      Marie erzählte der gütigen Frau von ihrem Fund und dass sie Tina sehen wolle. Sie würde keine Ruhe geben.

      »Wo ist meine Freundin? Sie ruft nach mir, das spüre ich. Ich will sie sehen! Du sagst, es soll uns hier gut gehen. Das tat es auch. Bis jetzt. Nun ist alles anders, und ich habe keine Ruhe mehr.«

      »Marie, auch wenn du deine Freundin sehen könntest, und auch wenn du sehen würdest, dass sie Kummer hat, so könntest du ihr doch nicht helfen. Du würdest nur leiden. Und das wollen wir hier vermeiden. Was man nicht ändern kann, das muss man annehmen. Auch ich kann nichts ändern, denn das machen die Menschen selber. Ich kann ihnen nur einen Weg weisen. Gehen müssen sie den alleine. Ein guter Rat von mir ist, dass du es einfach sein lässt.«

      Marie protestierte lautstark.

      »Nein, nein, nein! Ich lasse es nicht sein. Ich will Tina sehen. Ich gehe hier nicht weg. Du hast gesagt, es soll mir hier gut gehen.

      So! Dann sorge du bitte auch dafür. Ich will nur eines: Ich will zu Tina. Ich gehe hier wirklich nicht mehr weg.«

      »Was tu ich nur mit dir?«, meinte die Holle kopfschüttelnd.

      »Wenn ich es nicht will, dann wirst du nicht gehen, und ich kann dich auch vergessen lassen. Aber du bist ein so liebes Kind, dass ich das nicht kann, und ich werde dich zu deiner Freundin bringen. Wenn ich aber sehe, dass du zu sehr leidest, dann hole ich dich da wieder weg. Ist das für dich so in Ordnung?« Ja, das war es.

      »Bevor wir gehen, erzähle ich dir, was Tina passiert ist. Nimm deine Freundin Martha mit. Allein kommst du damit sicherlich nicht klar.«

      Die Holle holte Martha herbei und erzählte den beiden von dem Unfall, den Tina erlitten hatte.

      Sie ließ nichts aus und erzählte, dass sie versucht hatte, die beiden, Peter und Tina miteinander bekannt zu machen auf dem Friedhof. Aber dass so etwas dabei herauskam, das hätte sie nicht gedacht.

      »Aber

Скачать книгу