Der Fluch des Bierzauberers. Günther Thömmes

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Der Fluch des Bierzauberers - Günther Thömmes

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entlassen und ihn gleich darauf ermorden lassen.«

      »Auch Wallenstein weilt nicht mehr unter den Lebenden?«

      Knoll zählte kurz durch: Wallenstein, Tilly, von Pappenheim – alle drei tot, die Mörder von Magdeburg, gefallen oder ermordet. Ein Gefühl tiefer Befriedigung machte sich in seiner Seele breit. »Zu siegen verstehst Du, oh Hannibal, den Sieg zu nutzen verstehst Du nicht«, schlug er leise murmelnd eine historische Brücke vom alten Karthago bis zu den Generälen der Habsburger Kaiser. Dann lauter: »Wie ging es weiter?«

      »Und im letzten Jahr haben die Schweden dann bei Nördlingen endgültig den Marsch geblasen bekommen und sind mit eingezogenem Schwanz aus Süddeutschland abgehauen.« Nun war es an Oetz und von Esch, etwas Befriedigung zu zeigen.

      »Nachdem seit diesem Jahr aber die Franzosen im Krieg mit dabei sind, geht es wieder retour. Das größte Übel ist meiner Meinung nach mittlerweile der Kardinal Richelieu. Der ist im Hintergrund ein stiller Teilhaber aller Koalitionen gegen Habsburg.«

      Von Esch setzte hinzu: »Ein Meister des kalten Krieges ist er. Und der verdeckten Intrigen. Wenn das so weitergeht, dann wird es eine richtige Feindschaft zwischen unseren Völkern geben, dem deutschen und dem französischen. Bislang tragen das nur die Armeen aus; das Volk leidet unter allen Heeren gleich.«

      Oetz seufzte. »Man hätte den Krieg jetzt gut beenden können, ohne Sieger. Jedoch, irgendwer will immer weiterkämpfen. Solange der Krieg den Krieg ernährte, ging das noch halbwegs. Wenn wir uns indes jetzt das Land anschauen …«

      Er schüttelte bekümmert den Kopf. Das brauchte er Knoll nicht zu erzählen. Der hatte es am eigenen Leib erfahren. Doch Knoll war noch nicht am Ende mit seinem Wissensdurst.

      »Und wer ist sonst noch gestorben während der Zeit?«

      »Friedrich V. von der Pfalz, die hundsföttige Hundsnase, die elende, die den ganzen Krieg hier überhaupt erst mit angezettelt hat, schmort auch schon seit drei Jahren in der Hölle!«

      Da fiel Knoll noch eine andere Hauptfigur dieses unseligen Krieges ein: »Was ist mit dem Kaiser?«

      »Der erfreut sich bester Gesundheit, ist aber durch den Krieg weich geworden«, wusste Oetz bestens Bescheid. »Er hat nach Nördlingen den Prager Frieden geschlossen, um zumindest ein bisschen Ruhe ins Reich zu bringen.«

      »Was sagt der Prager Frieden denn aus?«

      Allein das Wort ›Frieden‹ klang zu verlockend.

      »Der Kaiser hat Frieden mit den deutschen Reichsständen geschlossen, mit der Reformation.«

      »Aber, dann ist der Krieg ja vorbei!« Knoll glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Nun verstand er auch, warum die Bitburger so aufgeschlossen waren in Glaubensdingen. Es gab einen neuen Religionsfrieden.

      »Ihr vergesst die Schweden und die Franzosen«, dämpfte Oetz sogleich die Erwartungen. »Die kämpfen nach wie vor gegen unseren Kaiser. Und zwar auf deutschem Boden. Und es gibt noch zehntausende ehemaliger Söldner, überwiegend Krüppel und Invaliden, die das Land heimsuchen. Da wird einiges auf uns zu kommen. Wir müssen weiterhin wachsam sein und unsere Stadt verteidigen.«

      Das Gespräch steuerte seinem Ende entgegen.

      »Nun, ich bin dankbar für die Neuigkeiten, die Ihr mir präsentiert habt. Jetzt bin ich sicher, dass das Leben weitergeht, jeder Krieg ein Ende findet und die Sonne sich weiterhin brav um unsere Erde dreht.«

      »Bei Letzterem wäre ich nicht mehr so sicher!« Von Esch hatte sich bereits zum Abschiedsgruß erhoben, bleckte die Zähne zu einem Grinsen und fügte noch im Gehen an: »Da gibt es einen Mann in Italien, einen sogenannten Sterndeuter namens Galilei. Der behauptet nämlich, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt.« Er lachte schelmisch.

      »Es soll mittlerweile viele Menschen geben, die das auch glauben. Und um dem erst einmal einen Riegel vorzuschieben, hat die Heilige Inquisition Galilei verurteilt und unter Hausarrest gestellt. Er hat schon widerrufen. Also, passt auf mit Behauptungen, die Ihr nicht beweisen könnt.« Wieder lachte er. »Gehabt Euch wohl.«

      Knoll und Magdalena waren allein mit dem Stadtrichter Oetz.

      8.

      Der Stadtrichter wusste anscheinend genau, worüber Knoll und Magdalena sich sorgten und redete dementsprechend nicht lange, sondern kam gleich zum entscheidenden Punkt: »Möchtet Ihr in unserer Stadt bleiben?«

      Die beiden nickten.

      »Auch wir haben viele Tote und Weggegangene zu beklagen. Überall gibt es Mangel an guten Arbeitskräften. Ihr scheint ein guter und gebildeter Mann zu sein. Und Ihr«, er wandte sich an Magdalena, »eine tapfere und starke Frau.«

      »Wir werden hart arbeiten, Ihnen keine Schande machen und der Stadt nicht zur Last fallen«, beeilte sich Knoll zu erklären.

      »Das weiß ich doch!« Oetz schüttelte verständnisvoll den Kopf. »Aber eines solltet Ihr wissen: Es wird immer wieder Scharmützel um die Stadt geben, und Soldaten werden uns so lange Ärger bereiten, bis dieser gottverfluchte Krieg anständig beendet ist. Und wenn es Ärger gibt, dann stehen wir alle zusammen. Egal ob Katholiken oder Protestanten, wer innerhalb der Stadtmauern ist, kämpft auf unserer Seite. Wenn ich Euch die Bürgerrechte verleihe, dann ist es auch Eure Stadt. Versteht Ihr das?«

      »Genauso selbstverständlich, wie ich Magdeburg verteidigt hätte, wenn es möglich gewesen wäre.«

      »Und um die Hand- und Spanndienste, die jeder Bürger zum Erhalt unserer Stadtbefestigung leisten muss, werdet Ihr ebenfalls nicht herumkommen.«

      Knoll nickte zustimmend.

      »Die gute Nachricht jedoch lautet: In Zeiten wie diesen sind Neubürger für die ersten zehn Jahre von allen Steuern und Abgaben befreit.« Oetz grinste breit. »Ein Privileg, dessen ansonsten nur ich als Stadtrichter, unsere Schöffen und unser städtischer Kuhhirte teilhaftig werden.« Er legte Knoll väterlich die Hand auf die Schulter.

      »Indes, Ihr müsst Euch den Lebensunterhalt verdienen. Mit Arbeit. Ehrlicher Arbeit.«

      Der Stadtrichter nahm eine Liste vom Tisch mit der Bemerkung: »Das ist die Herdpfennigsliste. Da stehen alle drin, die zur Zahlung des Herdpfennigs verpflichtet sind, also auch alle Handwerker.« Dann las er laut vor.

      »Wir haben zurzeit folgende Berufe ansässig bei uns in Bitburg: Türwärter, Gerichtsschreiber, Stadtschreiber, Stadtbote, Stadtschöffe, Stadtpförtner, Küster, Landwirt, Schankwirt, Krämer, Schmied, Schlosser, Schuhmacher, Schneider, Leinenweber, Wollweber, Zimmermann, Fassbinder, Schreiner, Brauer, Bäcker, Metzger, Barbier, Tagelöhner.«

      Er hielt inne und fragte Knoll: »Könnt Ihr Euch irgendein Handwerk vorstellen, welches hier nicht erwähnt ist und uns von Nutzen sein könnte?«

      Knoll erkannte bewundernd, dass Oetz von Anfang an schon weitergedacht und die Liste nicht zufällig auf dem Tisch gelegen hatte. »Nun, was ich kann, das ist Bier brauen und Fässer binden. Und beides nicht schlecht.«

      »Hört, Knoll, ein zweites Brauhaus wird es nicht geben, die Ernte wirft schon nicht genug gutes Getreide ab für eines. Zumindest solange der Krieg andauert, schlagt Euch das aus dem Kopf.«

      »Und die Fassbinderei?«

      »Wir

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