Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten. A. F. Morland

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Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten - A. F. Morland

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Fenstern sah er einen jungen Mann und eine blonde Frau, die Kisten auspackten. Die neuen Mieter, dachte er abwesend, und vergaß sie sofort wieder. Immer wieder fragte er sich: warum?

      Doris’ Beine gaben nach, und sie sank auf einen Stuhl.

      „Du, Doris“, sagte er schwer, und ihm war bewusst, wie sehr er sie jetzt traf. „Es ist besser, wenn ich allein bleibe, bis ...“

      „Nein!“ Ihr Schrei war gellend und schrill.

      Freed grub seine Finger hart in ihre Schulter, bis der Schrei erstarb.

      „Es muss sein. Du musst Vertrauen haben. Geh zu deiner Schwester.“ Er beugte sich vor, als er das Scheinwerferpaar näherkommen sah. Eine geschlossene Limousine hielt vor dem Haus. Die Scheinwerfer erloschen, doch niemand stieg aus. „Draußen warten Harvey und Jerome. Sie werden dich zu deiner Schwester bringen.“

      „Nein!“

      „Doch. Komm, wir packen das Nötigste. Ich hole dich, sobald alles vorbei ist.“

      Doris klammerte sich an Freed fest. Er trug sie ins Obergeschoss und schob sie ins Bad. Während sie sich ein wenig zurechtmachte, rief er Doris’ Schwester an, die in Santa Barbara lebte, und sagte ihr, was es zu sagen gab. Dann packte er einen kleinen Koffer für Doris.

      Doris reagierte steif wie eine Puppe, als er sie nach unten führte. Er hielt sie fest und küsste sie hart, ehe er die Tür öffnete und sie hinausschob. Er vermochte den Panzer, den sie um sich herum aufgebaut hatte, nicht mehr zu durchbrechen. Doris wirkte wie eine Tote.

      Die G-men Harvey Neff und Jerome Haskins wussten Bescheid. Art und Doris waren seit Jahren mit ihnen und ihren Frauen befreundet.

      Freed sah dem davonrollenden Wagen nach, und er ballte in ohnmächtigem Zorn die Hände zu Fäusten. Er fragte sich, ob sein Leben und das seiner Frau und seines Kindes jemals wieder wie vorher sein würde.

      Die Stille im Haus kam ihm bedrückend vor. Ronny, dachte er, und hieb die Faust gegen die Wand. Warum vergreifen sie sich an einem Kind? Wenn sie auf ihn, Art Freed, geschossen hätten, hätte er es verstehen können. Doch was wollte dieser verfluchte Alfredo Plancata mit der Entführung erreichen? Für Freed stand fest, dass Don Alfredo hinter dem Kidnapping stand. In dieser verfluchten Stadt passierte keine Schweinerei, die der Don nicht angeordnet oder wenigstens zu verantworten hätte.

      Aber wenn er, Art Freed, nicht nach Washington ging, würde ein anderer den Job machen.

      Die Entführung schien keinen Sinn zu haben.

      Doch der G-man kannte die Mitglieder der Ehrenwerten Gesellschaft und ihr Verhalten zu gut. Er wusste genau, dass alles, was sie taten oder unterließen, einen Grund hatte.

      Aber welchen, zum Teufel?

      Freed stellte sich in die dunkle Küche. Stumm starrte er aus dem Fenster.

      Drüben sah er das junge Pärchen geschäftig herumeilen. Überall standen Kisten.

      Freed konnte jedoch nicht die beiden größten Kisten sehen, die von den Möbelpackern unter der Treppe abgestellt worden waren.

      Aus diesen Kisten kletterten jetzt zwei Männer ...

      10

      Tony und Louise Giarusso folgten ganz klaren Anweisungen, als sie sich wie Leute aufführten, die ihr neues Heim bezogen. Zu diesen Anweisungen gehörte es, dass sie sich um zwei bestimmte Kisten nicht zu kümmern hatten und auch nicht darum, was die beiden Männer, die aus den Kisten kletterten, im Obergeschoß zu suchen hatten.

      Die Giarussos hatten bis vor zwei Monaten eine kleine Imbissstube in Inglewood, ganz in der Nähe der Rennbahn, betrieben. Das Lokal hatte am Anfang einen guten Gewinn abgeworfen, bis eines Abends eine Horde Rocker den Laden heimsuchte und die gesamte Einrichtung zertrümmerte. Der Versicherungsschutz reichte nicht aus, um den Schaden zu ersetzen. Da die Giarussos noch recht neu im Geschäft waren und die zerstörte Einrichtung noch nicht abbezahlt war, gab es keine Bank, die bereit gewesen wäre, den jungen Leuten mit einem Kredit unter die Arme zu greifen. Tony und Louise waren am Ende.

      Da musste es ihnen wie eine glückliche Fügung vorgekommen sein, als ein massiger Mann mit freundlichem Gehabe auftauchte und Hilfe anbot. Tony und Louise griffen zu, und seitdem hatten sie zwar Ruhe vor den Rockern, aber keine Ruhe vor den Kredithaien. Wenn sie einmal die Wucherzinsen nicht aufbringen konnten, wurden sie gestundet zu neuen Bedingungen. Der Schuldenberg wuchs und wuchs.

      Bis vor zwei Wochen ein anderer Mann auftauchte. Ein düsterer Kerl mit vernarbten Gesicht und schwarzem Haar mit tiefen Geheimratsecken. Dieser Mann, der sich Angelo nannte, wies den Giarussos einen Weg, wie sie ihre Schulden loswerden konnten. Sie brauchten nur in ein Haus am östlichen Wilshire Boulevard zu ziehen und sich um nichts und niemanden zu kümmern. Wenn alles vorbei sein würde, sollten sie sogar ein neues Lokal bekommen. Der Mann, der sich Angelo nannte, hatte es Tony gezeigt. Es handelte sich um eine schicke Pizzeria in einer guten Gegend. Die Vorverträge waren bei einem Notar geschlossen worden. Alles schien in Ordnung zu sein.

      Nichts war in Ordnung.

      Tony Giarusso wusste es, seit ein paar verschlossen wirkende Kerle die beiden Kisten in Inglewood auf den Möbelwagen gewuchtet hatten.

      Tony versuchte nicht hinzusehen, als die Deckel jetzt in die Höhe gestoßen wurden. Er half Louise, den Kühlschrank in eine andere Ecke zu schieben.

      Er hörte einen leisen Ruf, und seine Kopfhaut zog sich zusammen. Der Kerl meinte ihn.

      Tony hatte begriffen, dass er für jemand anderen, der in dieser hübschen Straße eigentlich nichts zu suchen hatte, die legale Deckung darstellen sollte.

      Er ging in die Diele. Das breite Fenster zur Straße stand offen. Die zwei Männer drückten sich in den Schatten unter der Treppe. Tony erkannte den Mann, der sich Angelo genannt hatte. Hinter Angelo stand ein dürrer Bursche mit hagerem Gesicht und steinharten Augen.

      „Wir gehen jetzt nach oben“, sagte Angelo. Angelo, das war niemand anderes als Angelo Agostini, der Todesengel, der Mann, der seit Ernesto Tardellis Tod das Liquidationskommando der südkalifornischen Mafia anführte. Der Schweigsame hinter ihm war Gene de Luca aus Chicago, ein Techniker des Todes.

      De Luca bückte sich und holte ein Präzisionsgewehr und ein olivfarbenes Gehäuse mit einem dunkelroten, großen, gewölbten Glas aus der Kiste. Tony Giarusso durchzuckte es wie ein Blitz. Er hatte so ein Ding schon mal gesehen, und zwar in seiner Ausbildungszeit bei der Navy.

      Der Hagere hielt ein Nachtsichtgerät in der Armbeuge.

      „Die Mansarden sind für deine Frau tabu“, sagte Agostini mit flacher, ausdrucksloser Stimme. Ohne Tony aus den Augen zu lassen, fischte er verschiedene Gegenstände aus seiner Kiste – ein kompakt gebautes Funkgerät, einen flachen, mit Kunstleder überzogenen Koffer, in dem vermutlich eine Bügel-MP steckte, mehrere Bündel, über deren Inhalt Tony sich lieber keine Gedanken machte. „Lasse die Fenster auf, Tony“, fuhr der Todesengel fort. „Alles soll ganz normal aussehen. Junge, du machst dein Glück.“

      „Aber ...“

      „Ich habe jetzt keine Zeit, um Gedanken auszutauschen, mein Junge.“

      Der Hagere glitt lautlos um den Treppenabsatz herum und verschwand wie ein Schatten im Obergeschoss. Angelo folgte

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