Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten. A. F. Morland

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Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten - A. F. Morland

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schwabbeligen Servolenkung hatte der Mann am Steuer kein Gefühl für die Vorderräder, von denen das eine über die Felge rumpelte und den Wagen unwiderstehlich nach rechts hinüberzog.

      Die Scheinwerfer verschwanden hinter der Heckklappe des Ramcharger und hinter der mächtigen, mit stählernen Bügeln versehenen Stoßstange.

      Roberto bat die Gesetzeshüter im Stillen um Verzeihung, als er seinen Fuß erneut mit voller Wucht auf die Bremse rammte.

      Der Fahrer, der noch wie ein Wilder am Lenkrad kurbelte, erkannte die Gefahr zu spät. Der Anprall warf den schweren Ramcharger ein Stück nach vorn. Es krachte laut, und Roberto spürte den Anprall in seinem Rücken. Sein Kopf wurde gegen die Nackenstütze geschleudert. Glas klirrte, die Lichtflut hinter ihm erlosch, auch die Sirenen erstarben mit einem heiseren Röhren, als ein Kurzschluss die Stromversorgung des Radio Car lahmlegte.

      Roberto ließ die Bremse los und senkte den Fuß erneut aufs Gas, nachdem er zurückgeschaltet hatte. Träge kam der Dodge wieder auf Touren.

      Robertos Augen hingen am Außenspiegel. Er sah, wie der Streifenwagen von der Straße schlitterte und mit der Schnauze in den Graben sackte.

      Er atmete auf und gestattete sich ein leichtes Lächeln. Erst ein raues Stöhnen erinnerte ihn an seinen Fahrgast.

      „Was war das?“, keuchte Petrie verwirrt. Er rieb seinen schmerzenden Nacken und starrte Roberto aus fieberglänzenden Augen an.

      „Nichts weiter“, sagte Roberto kurz angebunden. „Du hast es gleich geschafft.“ Er deutete nach vorn, wo sich die blassen Lichtpunkte über einer schlafenden Stadt gegen den mondhellen Himmel abzeichneten. Als Roberto die Scheinwerfer ausschaltete, verschmolz er mit seiner Umgebung. Wie ein Chamäleon.

      15

      Art Freed erkannte einen neutralen Wagen der Metropolitan Police von Los Angeles, und unwillkürlich wandte er das Gesicht ab, als er an dem Fahrzeug vorbeirollte. Die beiden Detektive parkten vor einer Snackbar und tranken Kaffee aus Plastikbechern.

      Der Sunset Strip zeigte sich in seiner ganzen Pracht, die sich erst nach Einbruch der Dunkelheit voll entfaltete. Freed suchte jemand, als er jetzt langsam an den Kinos und hell erleuchteten Eingängen der Restaurants entlangfuhr.

      Es dauerte einige Zeit, bis er sie erkannte. Ihr Anblick machte ihn betroffen. Bis ihm einfiel, dass er sie seit mindestens zwei Jahren nicht mehr gesehen hatte. Damals war sie eins von den Girls gewesen, die, mit einer Kamera und einem offenherzigen Kleidchen ausgestattet, die Bars und Restaurants abklapperte und Gäste aus der Provinz fotografierte. So etwas ist ein gutes Geschäft. Gut genug, um von einem der Revierfürsten der Mafia kontrolliert zu werden.

      Sie hieß Carolyn Olsen und gehörte zu der Riesenschar hübscher Girls, die es immer noch Jahr für Jahr in die Filmmetropole Hollywood zog.

      Carolyn war einmal mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Ein Gast hatte sich von ihr fotografieren lassen, und er hatte ihr anschließend eine Menge Geld geboten, wenn sie bereit wäre, ihn auch in seinem Hotelapartment zu fotografieren.

      Carolyn, die glaubte, mit dem Mann fertig werden zu können, hatte die Einladung angenommen. Der Mann hatte mehr gewollt als abgelichtet zu werden, und sie hatte sich nicht allzu sehr geziert. Dafür hatte sie sich an seiner Brieftasche bedient.

      Art Fred hatte den Fall bearbeitet, weil der Gast aus einem anderen Bundesstaat stammte. Er hatte dafür gesorgt, dass die Anklage niedergeschlagen wurde, dafür hatte er in Carolyn einen neuen Spitzel gewonnen. Ein Girl, das von einem Mafioso gesteuert wurde und durch die Lokale am Strip zog. Das war ein Spitzel, wie ein Detektiv ihn sich nur wünschen konnte.

      Sie stand jetzt unter einem Baldachin vor einem schmalbrüstigen Haus und lächelte die Passanten mit grell geschminkten Lippen an. Einladend deutete sie auf die geöffnete Tür. Sie trug ein knappsitzendes Kostüm, das die Beine bis zum Ansatz sehen ließ. Ihre runden Brüste quollen aus dem stramm sitzenden Mieder.

      Hinter der Tür befand sich eine Oben-ohne-Bar. Die Neonschrift neben dem Eingang verhieß alle Freuden des Lebens.

      Art Freed lenkte den Wagen um die nächste Ecke. Eine freie Parklücke gab es hier nicht. Freed fluchte verhalten. Notgedrungen musste er bis zu einem Parkplatz weiterfahren. Er übergab das Plymouth einem Park Boy und bat ihn, den Wagen bereitzuhalten und ihn nicht zuparken zu lassen. Mit zwei Dollar Trinkgeld verlieh er seiner Bitte die nötige Überzeugungskraft.

      Er eilte zum Strip zurück und schob sich dann durch das Gewühl auf die ToplessBar zu. Er atmete auf, als er Carolyn sah, die immer noch unter dem Baldachin stand.

      Freed verlangsamte seinen Schritt. Carolyn hob den Kopf.

      „Werfen Sie einen Blick hinein, Sir! Schauen Sie den Girls zu! Kein Mindestverzehr, alle Drinks kosten dreifünfzig, einen Frankfurter gibt’s gratis. Worauf warten Sie noch? Die schönsten Girls werden Sie verwöhnen.“

      Freed war stehengeblieben wie jemand, der sich das Angebot überlegte. Er sah Carolyn an. Ihre Pupillen waren so weit geöffnet, dass von der Iris nur noch ein schmaler Rand zu sehen war. Kokain, vermutete Freed.

      „Hi, Carry“, sagte er.

      Das Girl, das gerade wieder von vorn beginnen wollte wie eine Schallplatte, zuckte zusammen. Das Lächeln in dem kalkweißen Gesicht geriet zur Grimasse.

      „Ich gehe jetzt rein, Carry, und wenn du hier abgelöst wirst, kommst du zu mir, okay?“

      „Okay, Art“, antwortete sie leise.

      Freed lächelte spröde, als er in das rötliche Dämmerlicht der Bar tauchte. Auf der langen Mahagonitheke tanzten vier nackte, ausgesprochen gutgewachsene Girls zu den harten Klängen eines Rock. Freed peilte eine Stelle am Ende der Bar an, wo es noch mehrere freie Hocker gab. Aus einer dunklen Nische trat ein fast nacktes Mädchen, in dessen blonden Haaren sich das rote Licht der verborgenen Lampen fing. Sie lächelte.

      „Hi, Fremder!“

      Freed machte ein abweisendes Gesicht. „Ich will mich erstmal umsehen“, sagte er.

      „Ich bringe Ihnen nur einen Drink. Was möchten Sie?“

      „Bourbon“, sagte er mechanisch, doch als ihm bewusst wurde, dass er seinen klaren Kopf noch brauchen würde, mochte er die Bestellung nicht rückgängig machen. Er konnte viel Eis hineintun.

      Er setzte sich auf einen freien Hocker. Das Girl vom Eingang brachte ihm den Bourbon und einen Frankfurter auf einem Pappteller. Freed gab ihr fünf Dollar, und sie ließ ihn tatsächlich in Ruhe.

      Carolyn kam schon nach zwei oder drei Minuten. Sie hatte den Büstenhalter abgelegt. Angestrengt mied sie seinen Blick.

      Freed bestellte ihr etwas zu trinken. Er achtete nicht darauf, was es war. Gleichmütig bezahlte er zehn Dollar. Er wollte keine Zeit verschwenden. Deshalb steuerte er sein Ziel direkt an.

      „Carry, ich brauche einen Namen“, sagte er. Er starrte auf die klackenden Absätze einer Tänzerin, die zwischen seinem und Carolyns Glas her tanzte.

      Carry nippte an ihrem Glas.

      „Wer hat in diesem Bezirk zurzeit das Sagen?“, erkundigte sich Freed. Er machte schon lange keine Kleinarbeit mehr. Er wusste, wer die großen Bosse waren, wie sie lebten, und was sie taten, aber

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