Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten. A. F. Morland

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Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten - A. F. Morland

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Vorgärten. Hinter einigen schimmerte Licht.

      Nicht in dem Haus, dass diesem hier genau gegenüberlag. In einer Scheibe spiegelte sich das Licht der Straßenlaterne, die ein Stück die Straße hinunter brannte. Tony glaubte einmal, eine schwache Bewegung hinter einem Fenster des Erdgeschosses zu erkennen, und rasch wandte er sich ab.

      Er wollte nichts wissen. Er durfte nichts wissen.

      11

      Angelo Agostini, der Todesengel, hatte die schwache Bewegung ebenfalls gesehen.

      Er presste das Gewehr des Mannes aus Chicago an seine Schulter und legte sein Auge an die Gummimanschette des Zielfernrohrs.

      Es war beinahe erschreckend. Die Spezialbeschichtung der Optik ließ die Scheiben der Mansarde und des Küchenfensters drüben beinahe verschwinden.

      Freed schien herüberzusehen, das strenge Gesicht wirkte leer wie ein unbeschriebenes Stück Papier. Agostinis Zeigefinger berührte den Abzug des Gewehrs.

      „Peng!“, machte der Mörder, und ließ die Waffe sinken. Er sah zu Gene de Luca hinüber, der sich nicht um Angelo kümmerte, sondern mit ruhigen, präzisen Bewegungen das Nachtsichtgerät gebrauchsfertig machte.

      Die Sicherheit dieses Mannes und die Verachtung, die er mit seiner Haltung dem Todesengel gegenüber sichtbar werden ließ, begann den Mörder zu irritieren.

      „He“, sagte er.

      De Luca ließ sich nicht stören. Er verschwand in der dunkelsten Ecke des Zimmers. Angelo konnte schwach den dunkelrot glotzenden Fleck erkennen, als de Luca das Nachtsichtgerät aufhob. Agostini wusste, dass der andere ihn jetzt durch die Optik des Geräts genauso erkennen konnte, als ob er im hellen Sonnenlicht säße.

      „Stell das Ding weg!“, befahl er scharf.

      De Luca rührte sich nicht.

      „Ich habe dir etwas gesagt! Vergiss nicht, wer hier die Befehle gibt!“

      „Ich werde sie befolgen ...“ drang die dumpfe Stimme des Chicagoers an Agostinis Ohr.

      „Na also!“

      „Wenn sie mit dem Job zu tun haben“, schränkte de Luca ein. „Und dann lasse ich mir von dir auch nur sagen, wen ich umlegen soll. Und nicht wie und wann ich es tun soll.“

      Gut, dass es so dunkel war, dachte Agostini, denn sonst hätte der andere sehen können, wie sein Gesicht blass vor Wut wurde. Oder konnte er es durch den Apparat da sehen? Agostini senkte die Lider halb über die Augen. Er stellte das Gewehr vorsichtig neben dem Fenster an die Wand.

      „Stell jetzt das Ding weg“, wiederholte er seinen Befehl. Immer noch spürte er, wie das gläserne Auge auf ihn gerichtet war.

      „Lassen wir die Kinderspiele“, schlug de Luca vor. „Du bist hier ein großer Mann, ich bin einer in Chi. Du hast keinen Grund, sauer auf mich zu sein. Ich bin hier, weil mich jemand dafür bezahlt.“

      „Sicher“, stimmte Agostini halbwegs versöhnt zu. Natürlich war jetzt nicht der geeignete Moment, sich in kleinlichen Eifersüchteleien zu verlieren. Doch die nächste Bemerkung des Chicagoers heizte seinen Zorn wieder an.

      „Bestimmt hätte dein Boss mich nicht anrollen lassen, wenn er dir mehr zutraute ...“ De Luca lachte leise. Das Lachen stieg aus tiefer Kehle und klang abgrundtief böse. „Don Alfredo zieht dir die Haut in Streifen vom Rücken, wenn du jetzt den Job schmeißt. Ich schätze, er hat ’ne Menge Tricks aufgeboten, um diese Falle hier aufzubauen. Vergiss nicht – der Junge, auf den wir hier warten, soll ein ganz ausgeschlafener Bursche sein.“

      „Pah!“, machte Agostini verächtlich. „Den kannst du ruhig mir überlassen! Kümmere du dich um den G-man.“

      „Ich tue, was man von mir verlangt“, sagte der Chicagoer zweideutig. Er wollte noch eine Stichelei loswerden, doch er wurde unterbrochen.

      Ein leiser Summton wurde hörbar, und Agostini drehte sich um. Er kauerte unter dem Fensterbrett, schaltete das Funkgerät auf Senden und sagte: „Hier Gemini, kommen.“

      „Lasse jetzt diesen Code-Quatsch!“, schnarrte eine Stimme aus dem kleinen Lautsprecher. Die Stimme gehörte Carlos Terruzzi, dem zweiten Mann nach Don Alfredo. Agostini verachtete Terruzzi. Der jüngere Caporegime war ein Studierter, ein Mann, der das Geschäft des Verbrechens mit wissenschaftlichen und kaufmännischen Methoden zu betreiben versuchte.

      „Wir haben unsere Positionen bezogen“, berichtete Agostini wichtig. „Wir sind bereit“, fügte er dann überflüssigerweise hinzu. Er hatte das Gefühl, sich vor de Luca aufspielen zu müssen.

      „Das will ich auch hoffen“, schnappte Terruzzi. „Die Arizona-Sache ist nämlich schiefgegangen.“ Agostini gelang es nur mit Mühe, seine Schadenfreude zu verbergen. Was konnte ein so aufgeblasener texanischer Revolvermann gegen den Sohn von Ernesto Tardelli ausrichten, wenn bisher alle an diesem Kerl gescheitert waren, sogar er, der Todesengel! Dieser Roberto Tardelli war mit dem Teufel im Bunde, daran gab es für Angelo Agostini keinen Zweifel. Aber die Bosse haben sich etwas ausgedacht, um den Kerl jetzt endgültig zu schnappen. Sie hatten miteinander palavert, und sogar New York, so hatte Agostini es läuten hören, sollte sich eingemischt haben. Die Männer in der Commissione, dem großen Rat der Mafia, hatten Don Alfredo den texanischen Henker aufs Auge gedrückt.

      Und auch der hatte versagt. Agostini konnte nicht wissen, dass man den Killer aus Dallas mit einer ganz bestimmten Information gesalzen hatte.

      „Er wird also irgendwann bei euch antraben“, sagte Terruzzi.

      „Wir sind bereit“, wiederholte der Todesengel großspurig.

      Terruzzis Stimme verriet einige Skepsis, als er fortfuhr: „Vor einer Stunde hat man ihn zuletzt gesehen. Fünfhundert Meilen östlich von hier.“

      „Dann haben wir ja noch Zeit.“

      „Ja. Vielleicht zwei Tage. Oder zwei Stunden. Denk daran, du bist verantwortlich.“

      „Na klar!“ Angelo warf sich in die Brust. Er wollte sich vor dem Kerl aus Chicago keine Blöße geben. Terruzzi konnte viel reden, wenn der Tag lang war. Wenn es nach dem Unterführer ginge, würde man Roberto Tardelli mit Computern und Paragraphen hetzen.

      „Ich bleibe am Gerät“, schloss der Caporegime. „Schläft nicht ein.“ Es knackte, und das Gerät verstummte.

      De Luca meldete sich erneut. „Es geht mich zwar nichts an, Amigo, aber es interessiert mich doch weshalb seid ihr so sicher, dass dieser Tardelli ausgerechnet bei einem G-man aufkreuzen wird?“

      „Er macht nur verrückte Sachen“, erklärte Agostini. „Er ist eben so.“

      Er begriff es ja selbst nicht, aber er ahnte, dass die Rechnung des Don und der anderen aufgehen würde. Ja, dieser Roberto Tardelli war schon ein verrückter Hund.

      12

      Roberto Tardelli flößte dem verletzten Killer den Rest aus der Wasserflasche ein.

      G-man Arthur Freed. Erinnerungen blitzten im Hirn des jungen Mannes auf. Erinnerungen an den Tag, an dem alles begann.

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