Rom kämpft um den Rhein. Walter Krüger

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Rom kämpft um den Rhein - Walter Krüger Rom kämpft um den Rhein

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bestimmten Zeitpunkt an Gallier. Unabhängig von ihrer tatsächlichen ethnischen Abstammung. Damit war der Begriff Germanen links des Rheins ausgemerzt und galt nur noch für die Völker rechts des Rheins. Als politische Lösung mag dies durchgehen, aber wenn sich daraus Nachteile für die ethnische Zuordnung ganzer Volksgruppen ergäben, wäre sie fragwürdig. So oft die Nachwelt sich Caesars Grenzziehung sowohl politisch als auch ethnisch zu eigen machen versuchte, gab es große Konflikte, so große, dass die ganze betroffene Region Jahrhunderte lang unter schlimmen Kriegen litt.

       Die linksrheinischen Germanen

      Nachdem ich Caesars ideologisierten Germanenbegriff und dessen räumliche Einordnung beleuchtet habe, muss die Annäherung an die Realität gesucht werden. Was heißt das? Es gab tatsächlich Germanen links des Rheins. Und es gab noch eine andere, ihnen verwandte Gruppe - die Sweben. Auch sie lebten beiderseits des Rheins. Allerdings südlich des Mittelrheins bis zum Reinknie vor dem Jura.

      „Die Treverer aber klagten, hundert Abteilungen der Sueben lagerten am Rheinufer und versuchten, den Fluss zu überschreiten;… er (Caesar) glaubte, rasch handeln zu müssen, damit sich nicht der frische Zuzug der Sueben mit den bisherigen Scharen des Ariovist verbinde und… “(liber I, 37)

      Diese Notiz sagt dem Leser, dass Caesars Gegner im Elsass Sweben waren. Ariovist führte sie an. Alle im Oberrheintal ansässigen Stämme der Tri-boker, Nemeter und Vangionen waren swebisch, beiderseits des Rheins.

      Bald nach dieser Aussage spricht Caesar wieder von Germanen, als er gegen Ariovist zieht. „…die erzählten, die Germanen seien riesengroß, unglaublich tapfer und kriegsgeübt…“ (liber I, 39, 1)

      Bekannt waren Caesar die Germanen und Sweben schon vor seiner Zeit als Statthalter der Provinz Gallia Transalpina. In seinen Texten vermischt er sie häufig. Als Konsul des Jahres 59 v.Chr. hatte er bereits einen persönlichen Kontakt mit Ariovist hergestellt oder durch Gesandte herstellen lassen. Vom Senat ließ er ihn als König anerkennen und als Freund Roms betiteln. Das spricht für einen hohen Bekanntheitsgrad dieses Mannes selbst in Rom. Der Königstitel konnte sich nicht allgemein auf die Germanen beziehen. Ariovist konnte nur der König eines Stammes gewesen sein. Der Name dieses Stammes war: Sweben.

      Doch in der Schlacht mit Ariovist bei Mühlhausen spricht Caesar stets von Germanen, nicht von Sweben. Ich nehme an, dass er auch diesen Teil seiner Niederschrift in seinem Buch zu einem späteren Zeitpunkt des Krieges überarbeitet hat, um aus Sweben Germanen zu machen. Außerdem ging es ihm darum, die Anwesenheit von Germanen auf dem linken Ufer zu vertuschen; sie wurden auf das rechte Ufer verlagert. Das könnte nach dem Vernichtungsfeldzug gegen die Eburonen geschehen sein, als er glaubte, die linksrheinischen Germanen ausgerottet zu haben. Caesar nennt das Heer Ariovists deshalb germanisch.

      „Nunmehr führten die Germanen ihre Streitkräfte notgedrungen aus dem Lager, stellten sie nach Stämmen in gleichen Abständen auf, die Haruden, Markomannen, Triboker, Vangionen, Nemeter, Sedusier, Sueben, und umgaben…“ (liber I, 51, 2)

      Die Frage ist, ob die Bezeichnung Germanen für das Heer Ariovists angebracht oder ob sie eine Erfindung Caesars war. Der König der Sweben muss eine herausragende Persönlichkeit gewesen sein, dass sich so viele Stämme an seine Seite stellten. Ob er sich als Swebe zugleich als Germane bezeichnete? Daran kann gezweifelt werden, wenn man die Äußerungen der Treverer über die herannahenden Abteilungen der Sweben heranzieht. Es waren andere Sweben gemeint, als die Ariovists. Und weiter im Buch kommt Caesar immer wieder auf die Sweben zu sprechen, die weit hinter dem Rhein lebten und die er als ein riesiges Volk mit einhundert Gauen bezeichnet. Der Swebenknoten am Kopf der Moorleiche von Osterby gibt uns ein Bild davon, dass Angehörige dieses Volkes sich bewusst von anderen Großstämmen absetzten. Es gelingt auch Caesar nicht, die Germanen und Sweben in einen Topf zu werfen. Die Unterschiede brechen immer wieder im Text durch.

      Das Oberrheintal gehörte nach Ariovists Niederlage und der Besetzung der keltischen Stammesländer der Sequaner und Haeduer nicht mehr zum unmittelbaren Interessengebiet Caesars. Sein Augenmerk richtete sich auf die Belger. „…, alle Belger, die wir als den dritten Teil Galliens bezeichneten, unternähmen eine Verschwörung gegen das römische Volk… “(liber II, 1,2)

      Kelten lebten, als Caesar kam, nur zwischen der Garonne, Rhone im Süden und der Seine und Marne im Norden. Ihren Lebensraum nennt er ganz richtig „das eigentliche Gallien“, das Keltenland. Nur hier decken sich Volksbezeichnung und Gebiet. Die Belger sind die nördlichen Nachbarn der Kelten. „Sie alle unterscheiden sich in Sprache, Einrichtungen und Gesetzen.“ (liber I, 1,2)

      Ist das nicht eindeutig genug? Zwischen der Seine, ihrem Nebenfluss Marne und dem Rhein lebten keine Kelten. Gallien endete dort, wo das Gebiet der Belger begann. „…fürchteten sie, nach der Unterwerfung ganz Galliens könne unser Heer auch zu ihnen kommen;… “(liber II, 1,3)

      Erst wenn Caesar die Kelten in ihren Stammesländern, in ganz Gallien, unterworfen habe, könne er auch in ihr Land kommen. Noch gehörte das Land der Belger nicht zu Gallien. Der dritte Teil Galliens zu werden, stand den Belgern erst noch bevor. Sie würden sich niemals als ein solches Teil betrachtet und bezeichnet haben. Ihre Rüstung sprach dagegen.

      …; zweitens würden sie von einigen Galliern aufgehetzt, und zwar zum Teil von solchen, die keine Germanen länger in Gallien dulden wollten, doch empört waren… “(liber I, 1,3)

      Die Belger wurden von Galliern aufgehetzt! Ist das noch immer nicht eindeutig? Belger waren keine Gallier, keine Kelten. Fast nebenbei erfährt man, dass es in seinem erdachten Gallien, das bis an den Rhein reichen wird, Germanen gibt - die dort aber nach Meinung einiger Kelten - nicht länger geduldet werden könnten. Ehe Caesar noch den Feldzug gegen die Belger beginnt, erwähnt er schon die Vertreibung der Germanen. Damit bestätigt er wiederholt die Anwesenheit von Germanen links des Rheins. Dieser Fakt macht ihn fast krank. Warum? Im erdachten Gallien, das sich links des Rheins ausbreiten sollte, würden nach dem Willen Roms nur dort lebende Stämme Platz finden. Bei den nicht-keltischen Belgern geht diese Überlegung auf. Aber nicht bei den Germanen, denn die lebten auf beiden Seiten des Rheins. Das war Caesar wohl bekannt. Würde er sie als Germanen in seine neue Provinz einfügen, bekäme er Konflikte mit deren Stammesbrüdern auf der anderen Rheinseite. Und das würde dem Senat auffallen und seine Missbilligung finden. Germanen links des Rheins könnten nur geduldet werden, wenn alle Germanen, also auch rechts des Flusses, unter römische Herrschaft gerieten. Caesar, ein kluger Politiker, erkannte die Unmöglichkeit eines solchen Vorhabens. Sein Nachfolger Augustus hat es versucht, weil es Caesar nicht gelungen war, die linksrheinischen Germanen zu vertreiben oder auszurotten. Er scheiterte im Teutoburger Wald. Die Folge war die teuerste Grenzanlage der Republik neben der chinesischen Mauer, der Limes. Am Ende scheiterte Rom an diesem Konflikt mit den Germanen links des Rheins.

      Hätte Caesar seine Eroberungen nicht am Rhein, sondern an den Grenzen der linksrheinischen Germanen enden lassen, wären unzählige Kriege vermieden worden. Aber er sah es als sein Werk an, die erdachte Provinz bis an den Rhein vorzutreiben. Und da standen ihm tatsächlich Germanen im Wege. Aber zurück zu den Belgern.

      „Die meisten Belger stammten von den Germanen ab, seien vor langer Zeit über den Rhein gekommen …; sie hätten die dort ansässigen Gallier vertrieben und,… “(liber II, 4, 2)

      Die Belger waren germanischen Blutes und mit ihren nördlichen und östlichen Nachbarn verwandt. Das waren „; die Condruser, Eburonen, Caeroser, Paemanen, die gemeinschaftlich Germanen heißen, … “(liber II, 4).

      Nun hat Caesar ausgesprochen, was der Wirklichkeit entsprach. Neben den Belgern gab es links des Rheins echte Germanen. Sie bezeichneten sich sogar als solche. Wir haben es links des Rheins mit zwei größeren Volksgruppen zu tun, den Belgern und Germanen; zwei nicht-keltische Völker. Das Problem war, dass die eine, die

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